Pressemitteilung – Dänemark und Deutschland erhalten modernste Versionen des LEOPARD 2

Krauss-Maffei Wegmann (KMW) hat die modernsten Leopard 2 Versionen an Dänemark und Deutschland übergeben. Frank Haun, Vorsitzender der Geschäftsführung von KMW, überreichte dem Botschafter des Königreichs Dänemark, Friis Arne Petersen, und dem Parlamentarischen Staatssekretär bei der Bundesministerin der Verteidigung, Dr. Peter Tauber, die symbolischen Schlüssel der beiden ersten Fahrzeugsysteme.

Beide Nationen erhalten vergleichbare Varianten des Leopard 2 A7 Kampfpanzers. Schutz, Mobilität, Feuerkraft und Führbarkeit wurden signifikant erhöht. Zu den wesentlichen Merkmalen gehören ein noch höheres Schutzniveau, eine leistungsstarke Stromversorgung, neue ABC- und Klimaanlagen sowie die Integration von C4 I Systemen, um den Anforderungen einer modernen vernetzten Operation gerecht zu werden. Die Modernisierung des Antriebstranges und eine weitere Optimierung der Waffenstabilisierung bei Fahrt verstärken Agilität und Kampfkraft der Fahrzeuge.

Die Dänische Armee wird bis 2022 insgesamt 44 Leopard 2 A7 erhalten. Der deutschen Bundeswehr werden 104 Leopard 2 A7V bis 2023 zulaufen.

KMW modernisiert 101 deutsche Leopard 2 Kampfpanzer

Krauss-Maffei Wegmann (KMW) hat einen Auftrag zur Modernisierung von 101 Leopard 2 A6 erhalten. Der betreffende Vertrag wurde am 28. März 2019 im Ausrüstungsamt der Bundeswehr (BAAINBw) unterzeichnet. Das Auftragsvolumen liegt bei über 300 Millionen Euro. Unter anderem werden Bedienkonzept, Zielsystem und Feuerleitrechner sowie das Fahrgestell auf den Rüststand Leopard 2 A7V gebracht. Mit diesem Schritt wird die Variantenvielfalt der Kampfpanzer der Bundeswehr weiter reduziert und damit auch die logistische Versorgung der Systeme vereinfacht. Zudem müssen Panzerbesatzungen nicht mehr zusätzlich an unterschiedlichen Leopard-Varianten ausgebildet werden, um die Systeme bedienen zu können. Bis 2026 werden alle 101 Fahrzeuge ausgeliefert sein.

Krauss-Maffei Wegmann, ein Unternehmen der deutsch-französischen Wehrtechnikgruppe KNDS, ist Marktführer in Europa für hochgeschützte Rad- und Kettenfahrzeuge. An Standorten in Deutschland, Brasilien, Griechenland, Großbritannien, Mexiko, Singapur, und den USA entwickeln, fertigen und betreuen mehr als 4.000 Mitarbeiter ein umfassendes Produktportfolio. Dies reicht von luftverladbaren und hochgeschützten Radfahrzeugen (MUNGO, AMPV*, DINGO, GFF4 und BOXER*) über Aufklärungs-, Flugabwehr- und Artilleriesysteme (FENNEK, GEPARD, Remote Controlled Howitzer 155, Panzerhaubitze 2000, DONAR* und AGM) bis hin zu Kampfpanzern (LEOPARD 1 und 2), Schützenpanzern (PUMA*) und Brückenlegesystemen. Dazu zählen auch Führungs- und Informationssysteme sowie fernbedienbare Lafetten mit Aufklärungs- und Beobachtungseinrichtungen. Zudem besitzt KMW weitreichende Systemkompetenzen auf den Gebieten ziviler und militärischer Simulation.

Auf die Einsatzsysteme von KMW verlassen sich weltweit die Streitkräfte von über 50 Nationen.

Quelle: 

Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG
Krauss-Maffei-Str. 11
D-80997 München

Bedarfsfall BwFPS – Das 555-Tage-Projekt

Bedarfsfall BwFPS – das ist die Übernahme der Logistik an BwFuhrparkService (BwFPS)-Fahrzeugen, -Gerät und Anhängern durch die Bundeswehr, wenn die zivile Industrie diese Arbeiten nicht mehr durchführen kann. Normalerweise sind alle Geräte, die durch die BwFPS GmbH an die Bundeswehr vermietet werden, im „Full Service“ – die gesamten logistischen Aufgaben werden direkt durch die BwFPS GmbH gesteuertund durch Vertragspartner im In- und Ausland durchgeführt. Aber was ist in Krisen- und Kriegsgebieten oder im Fall der Landes- und Bündnisverteidigung, wenn der Rückgriff auf Vertragspartner nicht gegeben ist? Dann muss die Bundeswehr die Logistik wieder eigenständig durchführen können. Dieser sogenannte Bedarfsfall wurde als Rückfallposition bei der Gründung der BwFPS im Vertrag niedergeschrieben, aber nicht umgesetzt.

Das änderte sich schlagartig mit der Ausplanung der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) 2019. Bei den Planungen der Landmobilität stellte das BMVg frühzeitig fest, dass jedes vierte Fahrzeug oder mitgeführte Gerät vom Dienstleister BwFPS GmbH stammt. Daraufhin wurde die Projektleitung BwFPS im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) beauftragt, die Rückfallposition auszuplanen und umzusetzen.

Damit begannen die Herausforderungen: Es gab keinerlei logistische Erfahrung im Umgang mit den Fahrzeugen, hier im Schwerpunkt mit Lastkraftwagen. Auf eine logistische Einsatzuntersuchung wurde nach der Einführung verzichtet, da das zunächst nicht notwendig erschien. Nach den Fahrzeugplanungen der VJTF-Truppenteile wurden vorrangig die Lkw hümS (Lastkraftwagen handelsüblich mit Sonderausstattung) für den Einsatz ausgeplant. Aufgrund der kurzen Zeitvorgaben (Beginn der Planungen Oktober 2016 und Abschluss aller Maßnahmen bis Mitte 2018) konnten nur die zahlenmäßig größten Lkw hümS Berücksichtigung finden.

Folgende Fahrzeuge wurden ausgeplant:

  • Mercedes-Benz „Axor“
  • „Atego“ U5000/U5023
  • „Greenliner“ G280/G300
  • Iveco „Trakker“
  • Scania Sattelzugmaschine
  • die Anhänger von Schmitz-Cargobull und Fliegl.

Zuerst wurde durch das Logistikkommando der Bundeswehr die Instandhaltungsstufe 3 und 24 Stunden Verweildauer innerhalb des logistischen Prozesses festgelegt. Mit dieser Vorgabe wurden die Lkw hümS und Anhänger an das Ausbildungszentrum Technik Landsysteme (AusbZ TLS) in Aachen gesteuert und eine Einsatzuntersuchung durchgeführt. Das Ergebnis mündete ineinen Bericht, der im Schwerpunkt festlegte, dass die Tätigkeiten innerhalb der 24 Stunden in der Instandhaltungsstufe 3 durchzuführen sind und die dazu benötigten Werkzeuge und Sonderwerkzeuge, Mess- und Prüfmittel, Ersatzteile und einen Vorschlag für die Ausbildung der Instandhaltung beinhaltete. Die Untersuchung dauerte fünf Monate und wurde nur durch die schnelle und zügige Zuarbeit der BwFPS ermöglicht. Hier sind vor allem die schnelle Bereitstellung der Werkstatthandbücher und die speziellen Mess- und Prüfgeräte hervorzuheben.

Eine sofortige, unkomplizierte Investition von rund 100 000 Euro wurde getätigt. Ein Projektleiter im BAAINBw hätte hier Wochen oder gar Monate benötigt, diese Investition aufgrund der Rahmenbedingungen des jährlichen Haushalts zu stemmen. Im Sommer 2017 sollten die ersten Lehrgänge an den BwFPS-Fahrzeugen (LKW hümS) starten. Eine Durchführung ist aber nur mit der Bereitstellung der notwendigen Werkzeuge, Sonderwerkzeuge und so weiter möglich. Das gesamte Ausbildungsequipment hatte einen Wert von rund einer Million Euro. Die BwFPS zögerte nicht und löste die Bestellung aus, damit das Ziel „Ausbildungsbeginn nach der Lehrgangspause 2017“ am AusbZ TLS gehalten werden konnte.

Ein Projektleiter im BAAINBw hätte diese Summe mindestens zwei Jahre zuvor im Haushalt anmelden müssen. Damals war das Projekt im BAAINBw jedoch noch gänzlich unbekannt.
Wir befinden uns mittlerweile im Juni 2017:
Das Ausbildungsmaterial ist bereitgestellt worden und die Ausbilder bereiten sich auf die Ausbildung vor. Zwischenzeitlich wurden sie bei den Firmen Mercedes-Benz, Scania und Iveco geschult. Auch diese Kosten wurden durch die BwFPS vorfinanziert. Gleichzeitig wurden die Planungen für die Leistungsbeschreibung der Werkstattausstattung mobile Instandhaltung Bedarfsfall BwFPS (WSA mobIH Bed BwFPS) begonnen.

Lagercontainer mit Ladekran

Hierzu dienten zwei ausgesonderte Container, in denen das notwendige Equipment zur Instandhaltung der Fahrzeuge und Geräte montiert wurde.
Die Planungen auf der Basis von nur zwei Containern ging glücklicherweise auf, trotz integrierter eigener Stromversorgung, Druckluft und Kran. Die Leistungsbeschreibung für die WSA mobIH Bed BwFPS wurde innerhalb von einer Woche im August 2017 durch zwei Stabsoffiziere schriftlich fixiert und der BwFPS zur Ausschreibung an die Vertragspartner zur Verfügung gestellt. Natürlich wurden notwendige Vorarbeiten durch die logistische Einsatzprüfung geleistet.

Zudem wurde auf dem seit fünf Jahre laufenden Projekt der Erneuerung der Werkstattwagen 1 und 2 seitens der Bundeswehr aufgebaut. Große Mitzeichnungsgänge der Leistungsbeschreibung WSA mobIH Bed BwFPS konnten ausbleiben, weil die Bevollmächtigten der TSK/OrgBereiche regelmäßig über den Fortschritt informiert oder direkt in die Entscheidungsprozesse mit eingebunden wurden.

Die Ausschreibung ist sehr zügig durch die BwFPS erfolgt und bereits im Dezember 2017 konnte der Vertrag mit der Firma zur Herstellung von zehn Systemen der WSA mobIH Bed BwFPS, bestehend aus jeweils zwei Containern, gezeichnet werden. Noch im selben Monat wurde die Startbesprechung zum Projekt mit der Herstellerfirma durchgeführt und im Februar 2018 die finale Containerlösung abgezeichnet. Ende April 2018 konnte bei der Leistungsschau der BwFPS am Stammsitz in Troisdorf der Prototyp zum ersten Mal einem breiteren Publikum vorgestellt werden. Alle Beteiligten waren anwesend und konnten neben den Fahrzeugen und Geräten der BwFPS auch den Prototyp der WSA mobIH Bed BwFPS kennenlernen. Die hier geäußerte, zum Teil auch berechtigte Kritik wurde aufgenommen, zusammengefasst und mit der Herstellerfirma besprochen.
Mitte Juli wurde die erste und Ende August 2018 die letzte WSA mobIH Bed BwFPS mit einer feierlichen Zeremonie an das Logistikbataillon 172 übergeben. Nur zwei Tage nach dieser Übergabe wurden die Systeme für den Transport nach Norwegen zu „Trident Juncture“ 2018 für den Schiffstransport vorbereitet und versandt.
Derzeit läuft noch das Projekt der „24 Stunden“- Bereitstellung der Ersatzteile. Ein erster Erfolg ist die Bereitstellung der Container „Baugruppe Rad“. In zwei Containern, die bei der unterstützenden Einheit implementiert wurden, sind alle gängigen Räder eingelagert. Der Abruf wird über SASPF mit dem entsprechenden IH-Auftrag möglich. Weiterhin ist die Ausschreibung für die Container „Ersatzteile“ noch in vollem Gange. Wegen der hohen Vielfalt der Fahrzeuge und Anhänger werden für die unterstützenden Einheiten jeweils vier Container mit 650 verschiedenen Ersatzteilen (insgesamt 2550) bereitgestellt. Damit ist eine schnelle Verfügbarkeit gewährleistet.

Die BwFPS war zeitlich und personell sehr stark in die Prozesse eingebunden. Erst nach Auslieferung des gesamten Equipments, hierzu gehörten auch noch die Bereitstellung der allgemeinen Mess- und Prüfmittel für die Schirrmeister, Hauptuntersuchungs-Adapter für die Prüforganisation der Bundeswehr sowie die Anpassung der Ausbildungsausstattung des AusbZ TLS, konnten die monatlichen Mietpreise festgelegt werden. Ebenfalls erst Ende des Jahres 2018 wurde die Gesamtrechnung seitens der Bundeswehr beglichen. Der Schwerpunkt bei allen Beteiligten lag bei einer zeitgerechten Bereitstellung. Dieses Projekt war ein Novum in der Bundeswehr.

Wie der Titel schon andeutet, wurde dieses aufwändige Projekt innerhalb von nur 555 Tagen (von der Beauftragung der Projektleiter BwFPS im BAAINBw bis zur Auslieferung der ersten WSA mobIH Bed BwFPS) vollumfänglich umgesetzt.

Dies wurde nur möglich, weil allen Beteiligten das Ziel bekannt war und die Investitionssumme durch die BwFPS vorerst getragen wurde. Mit mehr Freiheiten für die Projektleitung im BAAINBw könnte die materielle Ausstattung der Bundeswehr wesentlich schneller, effektiver und effizienter durchgeführt werden. Es muss nicht immer ein Projekt aus dem Bereich „komplexe Dienstleistungen“ der Taktgeber sein.

Einer kleinen schlagkräftigen Mannschaft aus Soldaten und Mitarbeitern der BwFPS haben wir den schnellen Erfolg zu verdanken. Kurze Wege, kompetente Ansprechpartner und regelmäßige Besprechungen – ohne Mangelverwaltung – haben diesem Projekt den Erfolg gesichert.

Autor:

Oberstleutnant Sirko Bednarski
BAAINBw E3.2
Projektleitung BwFPS


Einen weiteren Artikel zu diesem Thema aus der Sicht des Ausbildungszentrums Technik Landsysteme (AusbZ TSL) finden sie hier.

CHS Container Group – Firmenprofil

Die CHS Container Group mit Hauptsitz in Bremen steht für mobile Ideen rund um den Container. Mit unseren mobilen und innovativen Lösungen bedienen wir ein weites Einsatzspektrum in den Bereichen Logistik, Unterbringung, Verpflegung, Führung und Überwachung, Instandsetzung und Schutz.
Im handelsüblichen Segment bieten wir neue und gebrauchte Seefracht- und Kühlcontainer sowie Raumelemente und modulare Gebäude an. Sonder- und Spezialcontainer werden nach Kundenwunsch individuell entwickelt, konstruiert und gefertigt. Hierfür steht ein erfahrendes interdisziplinäres Team aus Ingenieuren, Projektleitern und ehemaligen Offizieren der Bundeswehr zur Verfügung.

Zu unseren Kunden zählen namhafte Unternehmen der zivilen und wehrtechnischen Industrie sowie aus den Bereichen öffentlichen Auftraggeber, Forschungsinstitute und Universitäten.
Die CHS Container Group ist langjähriger und geschätzter Lieferant der Bundeswehr, für andere Armeen sowie für deutsche und internationale Systemhäuser. Gern unterstützen wir unsere Kunden weltweit – auch mit Servicedienstleistungen oder mit Schulungen an unseren Produkten.

Kompetenzbereiche (Auszug):

  • Verkauf und Vermietung von Seefracht- und Kühlcontainern (Reefer)
  • Verkauf und Vermietung von Raumelementen, Sanitärcontainern und Containergebäuden
  • Individuelle Transport- und Lagerbehälter z.B. für Lenkflugkörper, Sonderwerkzeuge, Hochwertersatzteile, AUV’s und sonstiger Komponenten (Systemlogistik)
  • Mess- und Laborcontainer für Wehrtechnische Dienststellen
  • Mobile Werkstätten
  • Schiffsoberdeckcontainer
  • Feldlager und Funktionsräume
  • Sanitätscontainer und San.-Versorgungsmodule
  • Geschützte Container gemäß STANAG 2280
  • Systemintegration
  • Wartung und Instandsetzung
  • Technisch-, Logistische Betreuung unserer Produkte

Ansprechpartner CHS Container Group:
Herr Tony Gutmann
Key Account Manager Wehrtechnik und öAG

+49 421 64396 316
tony.gutmann@chs-spezialcontainer.de

CHS Spezialcontainer – Shelter and Engineering GmbH
Tillmannstraße 11 – 28239 Bremen

DREHTAINER GmbH – Firmenprofil

Logo der Firma DREHTAINER GmbH

Seit nunmehr über 35 Jahren hat sich DREHTAINER die Entwicklung und Fertigung von Spezialcontainern sowie geschützten modularen Gebäuden für Streitkräfte weltweit zur Aufgabe gemacht. Im Mittelpunkt all unserer Arbeiten steht dabei seit jeher der Aspekt des Schutzes. Er steht zum einen für Schutz von militärischen Einrichtungen gegen verschiedene Bedrohungslagen, aber auch sinnbildlich für die verantwortungsvolle Umsetzung geltender Normen.
Neben modularen Lösungen zur geschützten Unterbringung der in Feldlagern weltweit eingesetzten Kräfte gehören mobile Container (z.B. der geschützte Verwundetentransportcontainer GVTC oder das mobile, geschützte Fernmeldeaufklärungssystem MoGeFa) ebenso zum Portfolio, wie anspruchsvolle, geschützt und geschirmt ausgeführte Gefechtsstandssysteme.

Vor allem bei der Entwicklung von Gefechtsstandslösungen stellt die Kombination von Mobilität und Modularität mit den speziellen Anforderungen an Schutz und HF-Schirmdämpfung eine besondere Herausforderung dar. Beispiele für entsprechende Systeme sind unter anderem das GSCS (Ground Support Container System Eurofighter) oder die Container für den Gefechtsstand der Mission Counter Daesh sowie die F-35-Gefechtsstandssysteme für die Niederlande (MSAPF) und Großbritannien (DSAPF).

Weitere Informationen finden Sie hier.

Quelle:

DREHTAINER GmbH
Spezial Container- & Fahrzeugbau
Alte Grenze 1
19246 Valluhn, Businesspark A24, GERMANY

„Überlegungen zu einem zukünftigen Gefechtssystem“

Die Kameradschaft Rhein/Lahn, konnte mit Herrn Wiss.Dir.a.D. Rolf Hilmes einen ausgewiesenen Panzerexperten zu diesem Thema gewinnen, der am 25. Oktober den Zuhörern im Soldatenheim in Koblenz Horchheim mit seinem Vortrag einen interessanten Einblick in seine Gedanken gewährte. Eine rundum gelungene Veranstaltung, so der Tenor der Zuhörer an diesem Abend.

 

1. Allgemeines.

Zum Beginn der Entwicklung eines zukünftigen Gefechtssystems müssen u.a. im Rahmen einer „Missions-Analyse“ inkl. einer korrespondierenden „Bedrohungs- Analyse“ die wichtigsten Eckdaten für die Rahmenbedingungen und die daraus resultierenden Forderungen an ein zukünftiges Gefechtssystem erarbeitet werden. Im Rahmen des erweiterten Aufgabenspektrums sind in Zukunft Einsatzspektren zu erwarten, die in der gesamten Bandbreite sowohl symmetrische Gefechte gegen einen mechanisierten Gegner – wie auch asymmetrische Gefechte (vorwiegend in urbanen Regionen) – umfassen:

Für das hoch-intensive Gefecht gegen einen gleichartigen Gegner – ist als „ultima ratio“ – ein duellfähiges Kampffahrzeug (vergleichbar dem heutigen Kampfpanzer) – erforderlich. Die Erfahrungen haben jedoch gezeigt, dass ein derartiges Kampffahrzeug in urb ops nur suboptimal geeignet ist:

Sowohl bezüglich des Bewaffnungskonzeptes wie auch des Sichtkonzeptes ist ein duellfähiges Waffensystem für Einsätze in urbanen Regionen wenig geeignet.

Auch bezüglich des Bedrohungsspektrums ergeben sich bei symmetrischen und asymmetrischen Gefechten deutliche Unterschiede:

An dieser Stelle sei insbesondere auf die extrem gefährliche Bedrohung von Waffensystemen im urbanen Einsatz durch Brandkampfmittel hingewiesen:

Auch sei auf den in Zukunft zu erwartenden „Cyber-War“ hingewiesen. Es ist zu erwarten, dass der Gegner im Rahmen des elektronischen Kampfes (EW; Cyber War) durch geeignete Störmaßnahmen den Funk- und Informationsraum zeitweilig „dicht“ macht – auch GPS-Signale können gestört oder verfälscht werden.

Hier bestehen erhebliche Zweifel, ob die Truppe auf derartige Störungen vorbereitet ist. Bei gegnerischen Störaktionen werden der Funkverkehr und alle Informationen aus dem Führungs- und Informationssystem (zumindest zeitweilig) ausfallen.

2. Konzeptionelle Überlegungen.

Wie bereits erwähnt, ist ein duellfähiges System aufgrund des Bewaffnungs- und des Sichtkonzeptes nicht optimal für Einsätze in einem urbanen Umfeld geeignet. Auch bezüglich des Schutzkonzeptes ergeben sich suboptimale Verhältnisse, da die meisten Flächen eines Kampfpanzers („Restflächen“) nur unzureichend geschützt sind:

Aus dem Bild ist erkennbar, dass die meisten Flächenanteile (rot) eines KPz nur über einen relativ geringen Schutz verfügen und z.B. einem Beschuss mit einer Panzerabwehr-Handwaffe nicht stand halten.

In urbanen Regionen ist jedoch mit einem Waffeneinsatz aus Gebäuden (d.h. aus Kellerfenstern bis hin zum Einsatz von Dächern) zu rechnen – damit unterliegen insbesondere die schwächer gepanzerten Partien eines KPz in derartigen Einsätzen einer hochgradigen Bedrohung.

Aus den Darstellungen ist erkennbar, dass ein Kampffahrzeug, welches für Einsätze in urbanen Regionen geeignet sein soll, über einen sphärischen Schutz – d.h. über einen allseitigen Schutz verfügen muss. Darin sind auch der Boden und die Dachflächen eingeschlossen:

Das Niveau des sphärischen Schutzes muss – und kann nicht dem Schutzgrad eines duellfähigen Fahrzeugs an dessen bestgeschützten Flächen (Flächengewicht: ca. 3 – 3,5 to/m2) entsprechen. Aber der sphärische Schutz muss mindestens dem Beschuss aus Panzerabwehr-Handwaffen standhalten. Gegenüber der Panzerfaust – granate PG-7V lässt sich heute ein solcher Schutz durch Sonderpanzerungen (Aufbaudicke: ca. 300 – 400 mm; Flächengewicht: ca. 350 – 450 kg/m2) in prakti- kabler Weise darstellen. Noch geringere Flächengewichte würden sich bei Einsatz einer Reaktiv-Panzerung ergeben.

Aus dem eben gesagten ist erkennbar, dass sich bei den Forderungen an ein duell- fähiges System und ein Gefechtssystem für asymmetrische Einsätze in urbanen Regionen erhebliche Unterschiede bezüglich:

  • des Bewaffnungskonzeptes
  • des Schutzkonzeptes
  • des Sichtkonzeptes
    bestehen.

Die Realisierung aller Forderungen in einem einzigen Fahrzeug („Universalsystem“) würde zu:

  • zu einem sehr großen Fahrzeug,
  • einem nicht mehr praktikablen Gefechtsgewicht (70 – 80 ++……to),
  • zu einer nicht akzeptablen Komplexität –sowohl in technischer Hinsicht (logistischer Aufwand!!) – wie auch bezüglich des Anforderungsprofils an die Besatzung,
  • zu extrem hohen Kosten (Entwicklung / Beschaffung/ und insbesondere: Nutzung) führen.

Es wird daher vorgeschlagen, dass das zukünftige Gefechtssystem aus mindestens zwei Kampffahrzeugen besteht:

  • einem duellfähigen Fahrzeug,
  • einem Kampf-Unterstützungspanzer für den Einsatz in urbanen Regionen.

Interessanterweise wird dieser Ansatz – u.a. aufgrund schlimmer Erfahrungen in Groszny – bereits seit Jahren in Russland verfolgt: Hier existiert auf dem Fahrgestell des KPz T-90 ein Unterstützungspanzer (BMPT) mit einem Bewaffnungs- und Schutzkonzept, welche auf den Einsatz in urbanen Regionen optimiert sind:

Bei weiterführenden Überlegungen zu einem zukünftigen Gefechtssystem wird erkennbar, dass es sinnvoll erscheint, für die vielfältigen, in Zukunft zu erwartenden Aufgaben, noch ein weiteres Unterstützungselement einzuführen. Durch diesen Führungs-Unterstützungspanzer könnten z.B.:

  • die aufkommende Daten- und Informationsflut („Big Data“) für die den Führer der betreffenden Teileinheit oder Einheit selektiert und zu priorisiert werden,
  • Aufklärungs- und Abwehrmittel für Drohnenangriffe appliziert werden.
  • die Mitnahme und die Steuerung/Überwachung von Robotik-Elementen (UGV oder UAV) erfolgen.

Für diese Aufgaben benötigt dieses Unterstützungsfahrzeug einen möglichst großen Nutzraum. Hier würde sich somit ein frontgetriebenes Kettenfahrzeug anbieten.
Damit liegt die Bildung einer Fahrzeugfamilie unter Nutzung eines „common chassis“ nahe. D. h. für ein zukünftiges Gefechtssystem wird für die waffentragenden Varianten ein heckgetriebenes Fahrgestell und für das Führungs- Unterstützungsfahrzeug(e) (ggf. auch weitere Varianten) ein frontgetriebenes Fahrgestell vorgeschlagen. Dabei kann bei dem Triebwerk (in L-Anordnung) und dem Fahrwerk (bidirektional) eine möglichst große logistische Gleichheit angestrebt werden:

Die weitere, mögliche Aufteilung auf Einzelfahrzeug könnte im Rahmen einer Fahrzeugfamilie nach folgendem Schema erfolgen:

Frühere Überlegungen zur Realisierung einer einzigen Variante (z.B. Hecktriebler), hat bei dem Vorhaben „Neue gepanzerte Plattformen; NGP“ gravierende Probleme erkennen lassen. Da z.B. für die Varianten SPz, PzH oder TransportPz zwingend ein Fronttriebler benötigt wird.
Interessanterweise wird der oben beschriebene Ansatz (Front- und Hecktriebler in einer Familie) – seit einigen Jahren in Russland mit der ARMATA-Familie verfolgt und umgesetzt (T-14 und T-15).

Damit sollen die konzeptionellen Betrachtungen und Vorschläge für ein zukünftiges Gefechtssystem abgeschlossen werden.

Fazit:
Es wird vorgeschlagen, im Rahmen eines zukünftigen Gefechtssystems

  • ein duellfähiges Kampfsystem
  • ein Kampf-Unterstützungssystem für den Einsatz in urbanen Regionen
  • ein (oder mehrere) weitere (Führungs-)Unterstützungssysteme für weitere Aufgaben

zu realisieren.

3. Technologie-Betrachtungen.

Nach Festlegung des Aufgabenspektrums aufgrund der Missions- und Bedrohungs- analyse und Überlegungen zu ersten Grob-Konzepten sind in der Folge umfassende und sorgfältige Überlegungen über die auszuwählenden Technologien durchzu – führen. Hierbei ist abzuschätzen, welche Technologien zum Zeitpunkt der geplanten Einführung der Systeme eine entsprechende Reife erreicht haben werden; hierzu können die sog. Technology Readiness Level (TRL) eine gewisse Hilfestellung geben:

 

Die Auswahl der relevanten Technologien für die Kampfwertkriterien Feuerkraft, Beweglichkeit, Schutz-/Überlebensfähigkeit und Führbarkeit ist eine absolute Gratwanderung und erfordert viel technisches Verständnis und Fingerspitzengefühl.

Die Wahl von disruptiven und revolutionären Technologien („game changer“) beinhaltet die Möglichkeiten:

  • neue Funktionalitäten und neue Einsatzmöglichkeiten,
  • neue Wirkprinzipien und Wirkmittel,
  • ggf. deutlich höhere Leistungen

bei einem zukünftigen Gefechtssystem darzustellen. Zugleich beinhaltet dieser Weg ein deutlich höheres Entwicklungsrisiko und erfordert einen deutlich höheren Mittelaufwand. Die Gefahr ist groß, dass am Ende – trotz erheblicher Anstrengungen – keine truppentaugliche, bzw. einsatztaugliche Lösung erreicht werden kann. Beispiele hierfür gibt es genug:

  • Kampfpanzer 70,
  • Panzerschnellbrücke PSB 2,
  • Entwicklung einer elektromagnetischen Kanone, bzw. eines „All Electric Vehicles,
  • PzH CRUSADER (USA; flüssige Treibladung);
  • Future Combat System FCS; (USA; Gewinnen von Gefechten durch Überlegen heit im Informationsraum, minimaler Schutz bei Einsatz von abstandsaktiven Schutzsystemen; Abstandsfähigkeit usw..),
  • Ground Combat Vehicle GCV; (USA; Hybride Antriebe, übertriebene Schutzforderungen)

Bei dem anderen Weg werden eher konservative und bekannte Technologien betrachtet und eine evolutionäre Weiterentwicklung angestrebt. Damit sind die Entwicklungsrisiken, bzw. auch der technische, zeitliche und finanzielle Aufwand überschaubar. Hier besteht die Gefahr, dass mögliche technologische Potenziale nicht ausgeschöpft werden und am Ende nur eine begrenzte Verbesserung bei den Funktionalitäten und Leistungen erreicht werden können.

Es gilt, bei dieser Thematik den „goldenen Mittelweg“ zu finden – eine absolute Gratwanderung….

a) Beispiele für Technologien für feuerkraftbestimmende Baugruppen:
a1) revolutionäre Technologien:

  • Hyper velocity – Missiles,
  • Non Line of Sight – Flugkörper
  • Laserwaffen 5 – 20 kW (als ergänzende Wirkmittel, z B. zur Drohnen-Abwehr),
  • High Power Microwaves (HPM) (als ergänzende Wirkmittel, z B. zur Drohnen- Abwehr),
  • SWIR-Sensoren.

a2) evolutionäre Technologien:

  • Hochleistungs-Pulverkanonen im Kaliberbereich von 130 – 140 mm,

b) Beispiele für Technologien für beweglichkeitsbestimmende Baugruppen:
b1) revolutionäre Technologien:

  • Diesel-elektrischer Antrieb; hybrid-Antriebe,
  • aktive Fahrwerke,

b2) evolutionäre Technologien:

  • Weiterentwicklung von Hochleistungs-Dieselmotoren,
  • Schwungradgeneratoren
  • semi-aktive Fahrwerke,
  • Weiterentwicklung von hydropneumatischen Fahrwerken.

c) Beispiele für Technologien für überlebensfähigkeitsbestimmende Baugruppen:
c1) revolutionäre Technologien:

  • elektrische Panzerung,
  • cyber protection (Härtung); counter jamming,

c2) evolutionäre Technologien

  • werkstoffseitige Optimierungen (Nano-Technologie; neuartige Legierungen, neuartige Werkstoffkombinationen (z.B. Keramik mit eingelagerter Faser-Matrix),
  • abstandsaktive Schutzsysteme,
  • sniper – Abwehr.

Erhebliche Entwicklungsaufwendungen werden in Zukunft zur Realisierung von Robotik-Elementen unternommen werden. Robotik-Elemente werden dabei vorwiegend zur Entlastung des Soldaten und zur Reduzierung von Bedrohungssituationen (bei „dirty-dull-dangerous“ – Situationen (D3-Lagen) und für Nachschubaufgaben eingesetzt werden:

  • Minen-/IED-suchen / Minen-/IED-räumen,
  • ABC-Geländeerkundung,
  • für Aufklärungsaufgaben, Überwachungs-/Sicherungsaufgaben, Gewässererkundung,
  • zur Bergung / Transport von Verwundeten
  • evtl. als Täuschziele /Attrappen,
  • ggf. auch für Kampfaufgaben / Verteidigung.

Bei der Technologieauswahl haben sich folgende Grundsätze bewährt:

  • Man sollte keine neuen Technologien nur um der Technologie willen einführen!
  • Man sollte keine neuen Technologien einführen, deren taktische Relevanz ver- nachlässigbar klein ist!
  • Man sollte sich hüten, eine „innovative Technologie“ VOR einer Serienreife zu loben! – Stichwort: „Hype“;
  • Hohe Systemleistungen sind wünschenswert – aber relevant ist nur, was die Besatzung in Gefechtssituationen tatsächlich umsetzen kann!

Neue Technologien müssen zwingend:

  • panzertauglich und
  • systemverträglich sowie
  • einsatztauglich sein!

Hierzu bedarf es eingehender und umfassender Untersuchungen!

4. Schlussbemerkungen.

In dem Vortrag konnten nur einige, ausgewählte Aspekte angesprochen werden, die bei der Entwicklung eines zukünftigen Gefechtssystems relevant sind. Und diese Themen konnten auch nur sehr oberflächlich behandelt werden.

In der Realität erweist sich die Entwicklung und Auslegung eines zukünftigen Gefechtssystems als eine extrem anspruchsvolle und schwierige Aufgabe. Für eine erfolgreiche Waffensystementwicklung sind somit eine profunde Expertise und solide Erfahrungen bei dem Programmpersonal des Auftraggebers und des Auftragnehmers zwingende Voraussetzungen. Wie die Erfahrungen der Vergangenheit gezeigt haben, muss bei einer Waffensystementwicklung eine Vielzahl von günstigen Randbedingungen (militärisch, technisch, wirtschaftlich, politisch, organisatorisch usw.) vorliegen, damit nach einer langen Entwicklungszeit das Projekt am Ende zu einem erfolgreichen Abschluss geführt werden kann.

Und ein bisschen Glück gehört auch dazu.

 

Quelle: (Text und Bilder)

Rolf Hilmes
Wiss.Dir.a.D. / Dipl.Ing  / Hptm d.R.

 

Krauss-Maffei Wegmann unterstützt ungarische Heeres-Modernisierung

Das NATO- und EU-Land Ungarn modernisiert seine Landstreitkräfte und sucht dabei auch in Bezug auf seine Ausrüstung den europäischen Schulterschluss.

Im Zuge dieses Modernisierungsprozesses hat Ungarn am 19. Dezember 2018 mit dem deutschen Wehrtechnik-Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann (KMW) einen Vertrag zur Lieferung von 44 neugefertigten Kampfpanzern Leopard 2 A7+ und 24 neugefertigten Panzerhaubitzen PzH 2000 unterzeichnet.

Darüber hinaus beschafft Ungarn 12 gebrauchte Kampfpanzer Leopard 2 A4 aus den Beständen von KMW zu Ausbildungszwecken. Das Projekt bildet einen weiteren Schritt zu mehr Interoperabilität zwischen den europäischen Armeen. Ungarns Verteidigungsminister Tibor Benkö hob besonders hervor, dass der Vertrag die gute und weitreichende Zusammenarbeit zwischen dem deutschen und dem ungarischen Heer stärken werde.

 

Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG, ein Unternehmen der deutsch-französischen Wehrtechnikgruppe KNDS, ist Marktführer in Europa für hochgeschützte Rad- und Kettenfahrzeuge. An Standorten in Deutschland, Brasilien, Griechenland, Großbritannien, Mexiko, Singapur und den USA entwickeln, fertigen und betreuen mehr als 4.000 Mitarbeiter ein umfassendes Produktportfolio. Dies reicht von luftverladbaren und hochgeschützten Radfahrzeugen (MUNGO, AMPV*, DINGO, GFF4 und BOXER*) über Aufklärungs-, Flugabwehr- und Artilleriesysteme (FENNEK, GEPARD, Remote Controlled Howitzer 155, Panzerhaubitze 2000, DONAR* und AGM) bis hin zu Kampfpanzern (LEOPARD 1 und 2), Schützenpanzern (PUMA*) und Brückenlegesystemen. Dazu zählen auch Führungs- und Informationssysteme sowie fernbedienbare Lafetten mit Aufklärungs- und Beobachtungseinrichtungen. Zudem besitzt KMW weitreichende Systemkompetenzen auf den Gebieten ziviler und militärischer Simulation.

Auf die Einsatzsysteme von KMW verlassen sich weltweit die Streitkräfte von über 50 Nationen.

Quelle: (Text und Bild)

Krauss-Maffei Wegmann GmbH & Co. KG
Krauss-Maffei-Str. 11
D-80997 München

Perspektiven Wehrtechnik 2019

„Perspektiven Wehrtechnik 2019“ am 22. und 23. Januar 2019 im Maritim Hotel Bonn markiert den Startpunkt für das neue Veranstaltungsjahr und wird sich mit den aus den drei Dokumenten „Weißbuch 2016“, „Konzeption der Bundeswehr“ und „Fähigkeitsprofil der Bundeswehr“ hervorgehenden Fragen zu Richtung, Realisierungsart und notwendigen Mitteln auseinandersetzen.

Mit den eingeleiteten Trendwenden für Finanzen, Personal und Material sind die ersten Schritte getan. Wie zeichnet sich nun der weitere Weg unter Betrachtung verfügbarer Ressourcen und anderer Rahmenbedingungen ab? Wie wird das neue Fähigkeitsprofil der Bundeswehr umgesetzt? Welche Herausforderungen ergeben sich für Forschung, Entwicklung und Beschaffung und damit auch für die wehrtechnischen Unternehmen? Wie wird Führungspersonal rekrutiert und gehalten?

Wir würden uns freuen, gemeinsam Ihnen und Vertretern Ihres Hauses diese Fragestellungen auf unserer Jahresauftaktveranstaltung zu diskutieren.

Weitere Informationen können Sie folgenden Verlinkungen entnehmen:

Programm und Teilnahmebedingungen

Datum: Dienstag 22. Januar 2019 – Mittwoch 23. Januar 2019
Anmeldung bis: Montag 21. Januar 2019

Ort: Bonn
Adresse: Maritim Hotel Bonn, Kurt-Georg-Kiesinger-Allee 1, 53175 Bonn

Zur Anmeldung von „Perspektiven Wehrtechnik 2019“ für Teilnehmer »

 

Quelle:

DEUTSCHEN GESELLSCHAFT FÜR WEHRTECHNIK e.V. (DWT)

www.dwt-sgw.de

Werkstattausstattung mobile Instandhaltung – Bedarfsfall Bundeswehrfuhrparkservice

Wieso eine WSA?
Wenn im Rahmen von Auslandseinsätzen oder der Landes- und Bündnisverteidigung ein zuverlässiger Rückgriff auf Instandhaltung (IH) durch Dritte nicht gegeben ist, müssen die IHAufträge durch militärische (mil.) Kräfte bearbeitet werden. Im Hinblick auf VJTF 2019 wird dieser sogenannte Bedarfsfall angenommen. Dies bedeutet, dass neben den eigenbewirtschafteten Systemen auch ca. 1700 handelsübliche Fahrzeuge mit Sonderausstattung (hümS) – bei mil. Einrichtungen instand zu halten sind. Die Vorbereitungen, um dieser neuen logistischen Aufgabe zu begegnen, wurden im Informationsheft Blauer Bund e.V. Nr.49 (Ausgabe Oktober 2017) beleuchtet. Neben der Vermittlung des notwendigen Know-hows durch Lehrgänge am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme (AusbZTLS) in Aachen werden auch die richtigen Handwerkzeuge benötigt. Diese Handwerkzeuge stellt die BwFuhrparkService GmbH (BwFPS) als Werkzeugsonderausstattung (WSA) zur Vorbereitung und Durchführung des Bedarfsfalls ebenso als Mietobjekt zur Verfügung wie die Fahrzeuge selbst.

Herleitung WSA-Inhalt
Die Projektleitung (PL) BwFPS im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) beauftragte im Frühjahr 2017 das AusbZTLS mit der Durchführung von technischlogistischen Einsatzprüfungen an den für VJTF 2019 festgelegten hümS-Fzg. Im Einzelnen handelt es sich um Fahrzeuge der Hersteller Mercedes (G280, G300, Atego, Axor, U5000 und U5023), Iveco (Trakker) und Scania (Sattelzugmaschine) sowie Anhänger der Hersteller Schmitz-Cargobull (Containerträger 12,5t) und Fliegl (Tiefbett 24t). Im Ergebnis standen Mitte 2017 die abzudeckenden IH-Tätigkeiten fest, aus denen der Bereich Technik/Logistik des AusbZTLS die benötigten Werkzeuge ableitete.
Nach erfolgter Ausschreibung durch die BwFPS als Auftraggeber erfolgte die Vergabe des Auftrags im Dezember 2017 an eine im Spezialcontainerbau erfahrene Firma. Im April 2018 konnte die Projektleitung während einer Informationsveranstaltung gemeinsam mit der BwFPS in Troisdorf das erste Stück der Serie einem breiteren Publikum präsentieren. Die Auslieferung an die Truppe erfolgte ab Juli 2018. Dort werden die WSA bereits zur
Inübunghaltung genutzt und teilweise auch zur VJTF-Zertifizierungsübung „Trident Juncture“ im Herbst 2018 nach Norwegen verschifft.

Hülle
Neben den Überlegungen zu den über 1800 Einzelteilen war über deren Verpackung zu entscheiden. Die  bisherige in der Bundeswehr (Bw) übliche Bereitstellung von Werkzeugen in Holzkisten bringt nicht nur einige Nachteile beim Umschlag und internationalem Transport mit sich, sondern steht auch dem Konzept der „Trennung von Funktionalität und Mobilität“ durch lange Verladezeiten entgegen.
Somit entschied die Projektleitung eine Lösung in 20-ft-Containerhüllen zu realisieren. Jede WSA wird in 2 Containern untergebracht, die sich aufteilen in den Werkstatt- und den Lagercontainer. Beide Containerhüllen
sind isoliert und klimatisiert sowie mit einer Lüftungs- und Luftentfeuchtungsanlage ausgestattet. Die maximale
Luftfeuchtigkeit kann so (bei  geschlossenen Türen) auf maximal 65 % begrenzt werden, um Korrosionsschäden an den Teilen der WSA vorzubeugen.
Die typischen Portaltüren der Container blieben erhalten und wurden durch eine Tür-in-Tür-Lösung ergänzt. Zusätzlich befindet sich jeweils in der rechten Längsseite eine Personaltür. Eine Besonderheit sind die Treppen an den Seitentüren, die sich in den Containerboden einschieben lassen und somit nicht nur sofort nutzbar sind,
sondern auch immer waagerechte Trittflächen bieten.

Strom und Druckluft
Damit die in den VJTF-Verbänden ausgeplante Instandsetzungsgruppe (InstGrp) ihre Aufträge autark erfüllen
kann, verfügt der Lagercontainer zudem über einen Technikraum, in dem ein Stromerzeugeraggregat (SEA) mit einer max. Leistung von 15 kW bei einem sehr moderaten Betriebsgeräusch untergebracht ist. Oberhalb des SEA befindet sich ein Kompressor mit einem Vorratsbehältervolumen von 90 Litern, der über eine druckseitige Lieferleistung von >270 l/min bei 6 bar verfügt. Dies erlaubt mehrere, in der WSA enthaltenen,  druckluftbetriebe Werkzeuge wie Schlagschrauber, Ratschen und Kartuschenpressen zeitgleich zu nutzen.

Werkstattcontainer
Die WSA ist auf eine InstGrp mit 6 Personen ausgelegt, die 3-4 Arbeitsplätze parallel betreiben können. Diese Zahlen sind Grundlage für die Ausstattung mit Rollbrettern, Handlampen, Ölwannen etc.
Der Werkstattcontainer beinhaltet hauptsächlich querschnittliche Werkzeuge (s. Bild 4), deren Umfang den Erfordernissen der Instandhaltung moderner Fahrzeuge entspricht. Der bekannte Ring-Maul-Schlüssel ist natürlich vertreten, reicht heute aber nicht mehr aus. Die vielen Zusatzsysteme moderner Nutzfahrzeuge verengen die Bauräume, so dass die Mechatroniker der Instandsetzungsgruppen auch Ratschen-Ringschlüssel und Stecknuss-Systeme mit 3/8“-Antrieb für platzsparendes Arbeiten benötigen.
In neuen Fahrzeuggenerationen setzen die Entwicklungsabteilungen vermehrt auf neue Schraubenkonzepte, so dass auch Stecknüsse für Vielzahn-, Torx- und Ribe-Standard die WSA komplettieren.
Viele Handwerkzeuge sind in Schäumen modular untergebracht. Damit kann in Verbindung mit tragbaren Werkzeugboxen, jeder Mechatroniker seine Werkzeugausstattung an seine Aufträge und Arbeitsweise anpassen.
Jeweils zwei Werkzeugboxen lassen sich mit Rollwagen und Ablageplatte zu einem Werkstattwagen kombinieren.

Lagercontainer
Die aktuelle Technik der Nutzfahrzeuge (NFz), mit der hümS-Fzg ausgestattet sind, erfordert zudem eine  Vielzahl von Sonderwerkzeugen (SdWz). Für Modelle desselben Herstellers lassen sich oft mehrere  Sonderwerkzeuge, je nach Fahrwerks- und Motorenfamilie, für mehrere Typen nutzen. Mit steigender Herstelleranzahl steigt somit auch der Umfang der mitzuführenden herstellerspezifischen Sonderwerkzeuge.

Lagercontainer mit Ladekran

Diese finden zum Großteil im Lagercontainer ihren Platz, der auch große und schwere Gegenstände der querschnittlichen Anteile beherbergt, wie beispielsweise Rangierwagenheber, Getriebeheber und Radheber. Für die Instandsetzung an Bremsen ist eine pneumatisch betriebene Bremsbelagnietmaschine enthalten. Es ist bei
großen Herstellern immer noch üblich, die Bremsbeläge ohne die schweren Träger zu liefern. In diesem Fall vereinfacht es die Ersatzteillogistik, weil die Rücklieferung der ausgebauten Träger mit verschlissenen Belägen als Austauschteil entfällt. Mit der ebenfalls vorhandenen Bremsenabdrehmaschine können die frisch aufgenieteten Beläge an den Bremstrommeldurchmesser angepasst sowie gebrauchte Beläge bearbeitet werden.
Die WSA soll sowohl abgesetzt als auch auf LKW und Anhänger aufgesetzt nutzbar sein. Um Ausfallzeitendes Personals durch Arbeitsunfälle beim Aus- und Einladen schwerer Gegenstände gering zu halten und ergonomisches Arbeiten zu fördern, verfügt der Lagercontainer über einen Ladekran mit elektro-hydraulischem Antrieb. Mit dem Strom des eigenen SEA ist auch hier eine autarke Arbeitsweise möglich. Der Kran kann bis zu einer Auslegerlänge von 5 m teleskopiert werden und in diesem Zustand noch eine Last von ca. 0,5 t heben. Je nach Bedarf kann der Kran zum Aus- und Einladen von verlastetem Material oder als Hilfskran bei Instandhaltungsarbeiten genutzt werden.
Eine weitere Arbeitserleichterung stellt der rollbare, hydraulische Hubtisch dar. Mit seiner Hilfe können schwere Komponenten an Fahrwerken, Bremsen und Abgasanlagen rückenschonend demontiert werden.

Diagnose
Den mechanischen Arbeiten geht in der Regel ein virtueller, aber grundlegender Arbeitsschritt voraus: Die Diagnose. Die für diese Tätigkeiten nötige Hardware mit den dazugehörigen Software-Modulen sind Bestandteil der WSA. Die Schirrmeister erhalten ein querschnittliches, herstellerungebundenes Diagnosegerät, dessen Fähigkeiten ausreichen, um den Fehlerspeicher von Schadfahrzeugen auszulesen und die Instandhaltungsebene
festzulegen, zu der das Fahrzeug abgeschoben werden soll. Kleinere Arbeiten und das Zurücksetzten von Service-Intervallanzeigen, beispielsweise nach dem Wechsel bzw. Reinigen von Filtern, können damit direkt vor Ort durchgeführt werden.

Für die Mechatroniker der InstGrp sind die Diagnosegeräte der jeweiligen Hersteller, mit den auf die zu  unterstützenden hümS-Fzg abgestimmten Software-Modulen, enthalten. Diese Geräte können tiefer in die  DatenprotokolleDatenprotokolle der vielen im Fahrzeug verbauten Steuergeräte eindringen und ermöglichen es auch diese auszutauschen bzw. Updates an deren Software vorzunehmen. Eine Herausforderung ist hierbei die  Update-Politik der Fahrzeughersteller, die keine unbegrenzte Nutzung der Diagnosegeräte vorsehen.
Vielmehr benötigen die meisten Diagnosegeräte eine regelmäßige online Anbindung zum Hersteller. Unterbleibt diese, wird in der Regel der Funktionsumfang der Geräte stark eingeschränkt.
Ersatzteile und weitere Container Das Lastenheft gab zusätzlich die Mitnahme von Ersatzteilen (ET) in einem kleinen Handvorrat vor. Scheibenwischerblätter, Reifenventilkappen und Radmuttern lassen sich recht einfach verstauen. Wenn man jedoch das Volumen von Außenspiegeln vergangener LKW-Generationen mit den vollverkleideten Gehäusen (mit ihren bis zu 3 Spiegelgläsern) samt Verpackung aktueller Modelle vergleicht, stellt sich schnell heraus, dass die Mitnahme solcher Ersatzteile nur sehr eingeschränkt sein kann. Um eine rasche Versorgung dennoch sicher zu stellen, erhält die unterstützende Nachschub-Einheit der Instandhaltungseinrichtung einen Satz Ersatzteile, der ebenfalls in 20-ft- Containerhüllen untergebracht sein
wird. Die unterstützenden Nachschubeinheiten erhalten auch einen Satz Radbaugruppen in 20-ft-Containerhüllen.
Die Typenvielfalt und die Tatsache, dass einige Modelle an Vorder- und Hinterachse unterschiedliche Profile und  traglasten benötigen, macht zwei 20-ft-Containerhüllen erforderlich, damit von jedem Fzg ein Rädersatz
untergebracht werden kann. Alle Räder können einzeln entnommen werden.Herausforderungen Der Auftragnehmer ist eine erfahrene Firma im Bereich des Spezialcontainerbaus und brachte in der Umsetzung des  Konzeptes gute Detaillösungen ein. Zusätzlich wurde im Auftrag der Projektleitung der Prozess der Einrüstung des Prototypen durch Personal des AusbZTLS begleitet. Konkurrierende Anforderungen bezüglich Schwerpunktlage, Gewichtsbilanz der Container, thematische Zusammensortierung der Werkzeuge sowie Zugriffshäufigkeit und –dauer mussten häufig gegeneinander abgewogen werden. Durch verlängerte Lieferzeitenbei einigen SdWz-Teilen seitens der Fahrzeughersteller kam es zu Verzögerungen, so dass in der  Einrüstungsphase teilweise mit Platzhaltern gearbeitet werden musste. Aufgrund der am Anfang beschriebenensehr kurzen Zeitspanne für die Realisierung konnte eine Erprobung im üblichen Umfang nicht  durchgeführt werden. Stattdessen flossen die Erfahrungen von Lehrgangsteilnehmern des AusbZTLS, die in Vorbereitungslehrgängen für VTJF 2019 ein Vorserienmodell der WSA nutzen konnten, in die Entwicklung ein.
Es ist von der Projektleitung und des AusbZTLS beabsichtigt im Nachgang zu VTJF 2019 die während der  Nutzungsphase auf den Übungen bzw. während des Einsatzes gesammelten Erfahrungen auszuwerten, um zweckmäßige Nachrüstungen für die weitere Nutzung zu initiieren.

Fazit
Letztendlich konnte eine Werkzeugausstattung realisiert werden, die den Anforderungen der Instandhaltung moderner Nutzfahrzeuge gerecht wird. Deutschland wird im Jahr 2023 erneut die Rolle der Lead-Nation bei  VJTF übernehmen. Dazu gilt es die bis dahin gesammelten Erfahrungen umzusetzen und die WSA anzupassen.
Innerhalb kürzester Zeit konnte auf diesem Weg, durch Bündelung der Kompetenzen AusbZTLS, BwFPS und  BAAINBw, ein Projekt realisiert werden, für das im Rüstungsprozess nach CPM mehrere Jahre benötigt würde. Dieser Umstand und die einfachere Anpassbarkeit der Mietobjekte an geänderte Anforderungen sind die großen Vorteile dieser Realisierungsmöglichkeit.
Gleichzeitig werden aber auch viele Fragen zur Integration in die logistischen Abläufe der Bundeswehr und zur Materialbewirtschaftung in SASPF aufgeworfen. Der vertraglich festgelegte Erhalt der Mobilität im Bedarfsfall  dachte diesen Realisierungsweg als Einzelfall möglich. Bisher fehlt die vertragliche Grundlage für weitere solche Vorgänge.
Ganz gleich welches Verfahren genutzt wird, in Zeiten einer sich schnell entwickelnden Technik, die in immer kürzeren Intervallen neue Standards und Schnittstellen hervorbringt, müssen Wege gefunden werden, damit die Instandhaltungskräfte der Bundeswehr mit der Technik schritthalten können.

Autor:

Hauptmann Thorben Borgwardt, AusbZTLS