Acht „Luftlanderettungszentren, leicht (LLRZ, le)“ hatte das Beschaffungsamt der Bundeswehr im Februar dieses Jahres aus dem Sondervermögen beauftragt und bereits gestern konnte das erste System inklusive der medizinischen Geräteausstattung, deutlich früher als geplant, an die Truppe übergeben werden.
Diese mobilen, zeltbasierten Sanitätseinrichtungen ermöglichen auch im Einsatz eine notfallchirurgische Erstversorgung nach deutschem Standard. Dazu verfügt das LLRZ, le unter anderem über eine Ambulanz, einen Notfalleingriffsraum, ähnlich einem OP, und intensivmedizinische Pflegekapazitäten, untergebracht in insgesamt neun Zelten. Das System kann per Hubschrauber oder Transportflugzeug in ein Einsatzgebiet gebracht werden und ist in nur wenigen Stunden einsatzbereit.
Die Schnellen Einsatzkräfte des Sanitätsdienstes aus Leer wurden nun als erster Truppenteil mit dem LLRZ, le ausgestattet. „Mit der heutigen Übergabe können wir einen wesentlichen Schritt zur Sicherstellung einer hochwertigen und zeitgemäßen sanitätsdienstlichen Versorgung von verwundeten Kameradinnen und Kameraden gehen“, stellte der stellvertretende Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generalstabsarzt Dr. Norbert Weller, anlässlich der Übergabe Ende Dezember 2023 fest.
Mit den neuen leichten Luftlanderettungszentren werden die seit 2003 in der Nutzung befindlichen Systeme regeneriert, also erneuert. Die neue Sanitätsausstattung sorgt für verbesserte Behandlungsmöglichkeiten der Soldatinnen und Soldaten.
„Wir sind glücklich und zufrieden noch in 2023 das erste von acht Systemen der 25 Millionen Euro Vorlage an die Truppe ausliefern zu können“, betonte der zuständige Projektleiter im Beschaffungsamt, Oberfeldapotheker René S., gestern in Leer. „Gerade in der aktuellen weltpolitischen Lage ist es wichtig, dass die Truppe schnell das Material erhält, was sie für die Aufträge und Einsätze braucht.“
Das zweite System wird voraussichtlich schon im Januar 2024 an den Sanitätsdienst der Bundeswehr geliefert, die übrigen sechs LLRZ, le sollen bis zum Jahresende 2024 folgen.
Die Sportschule der Bundeswehr – Basis des Deutschen Teams
Die Sportschule der Bundeswehr, wie sie heute existiert, erfuhr im Jahre 1974 die Grundsteinlegung auf dem Gelände der ehemaligen Wehrkreis- Reit- und Fahrschule in Warendorf. Sie wird dafür genutzt Soldaten in unterschiedlichen Lehrgangstypen die Vermittlung von Sport für die Umsetzung in der Truppe beizubringen. Teil der Sportschule ist die Gruppe Sporttherapie. Die Sporttherapie betreut verwundete, erkrankte und verunfallte Soldaten. Ziel ist es, durch die Vermittlung von gesundheitssportlichen Aspekten in Theorie und Praxis den rehabilitativen Werdegang dieser Soldaten zu unterstützen.
Das Konzept der Sporttherapie
Die Sporttherapie besteht aus 11 Dienstposten, die für die Betreuung der Soldaten, die Planung, Organisation und Durchführung der unterschiedlichen Maßnahmen zuständig sind. Der Einstieg in das Programm geschieht dabei durch eine 2 wöchige Maßnahme, in der den Teilnehmern in verschiedene Sportarten und Unterrichten gesundheitliches Verhalten und Bewegen vermittelt wird. Die Teilnehmer bringen starke körperliche Einschränkungen von Amputation bis Querschnittslähmung, sowie verschiedenste psychische und mentale Erkrankungen wie bspw. PTBS mit. Zudem können bereits Jahre der Therapie hinter ihnen liegen.
Ergänzend zu den Lehrgängen besitzt die Sporttherapie ein Portfolio von ,,Sport Sonderveranstaltungen“, diese bezeichnen Sportveranstaltungen im internationalen Rahmen ausgerichtet für die Zielgruppe verwundeter, verunfallter oder erkrankter Soldaten. Die Teilnahme an solch einer Veranstaltung markiert einen großen persönlichen Fortschritt der Therapie eines Soldaten und sollte als ein weiterer Zwischenschritt der Rehabilitation betrachtet werden.
Die Invictus Games – eine Sport Sonderveranstaltung
Die Invictus Games sind eine solche Sport Sonderveranstaltung. 2014 erstmal in London durchgeführt, werden die Spiele dieses Jahr mit Düsseldorf das erste Mal in Deutschland ausgerichtet. Die Invictus Games sind eine Sportveranstaltung mit wechselnden Veranstaltungsorten auf der ganzen Welt, ausgerichtet durch das jeweilige Gastgeberland und die Invictus Games Foundation. An den Spielen nehmen Athleten aus mittlerweile 22 Nationen teil. Die Spiele werden vor einem ,,paralympischen Gedanken“ für verunfallte, erkrankte und verwundete Soldaten ausgerichtet. Dabei treten Soldaten mit körperlichen Beeinträchtigungen und oder psychische Erkrankungen gegeneinander an. Eine Woche lang werden in 20 unterschiedlichen Sportarten und Disziplinen die Wettkämpfe ausgetragen. Dabei werden Wettkämpfe in Mannschaftssportarten wie Sitzvolleyball, Rollstuhlrugby und Rollstuhlbasketball, sowie in Individualsportarten wie Leichtathletik, Schwimmen, Bogenschießen, Indoor-Rowing, Gewichtheben und Tischtennis ausgetragen.
Das Deutsche Team
Das deutsche Team der diesjährigen Invictus Games besteht aus ca. 40 Athleten. Das Team setzt sich aus aktiven Soldaten, Veteranen und erstmals Angehörigen von Blaulichtorganisationen zusammen. Das deutsche Team wird in allen Sportarten bis auf das Gewichtheben mit mehreren Athleten vertreten sein. Es wird ein eigenes Sitzvolleyball Team stellen sowie ein Rollstuhlbasketball Team zusammen mit niederländischen Athleten.
Das Training
Die Altersspanne der deutschen Athleten reicht von ca. 30 bis 60 Jahren. Dabei sind Frauen wie Männer im Team vertreten, wobei der Anteil der männlichen Athleten überwiegt. Alle Athleten werden im Programm der Sporttherapie an der Sportschule der Bundeswehr in Warendorf betreut. Dort findet ebenfalls die Vorbereitung auf die Wettkämpfe in Trainingslagern statt. Hierbei trainiert das gesamte Team in mehrwöchigen Trainingslagern alle Sportarten in denen deutsche Athleten antreten werden. Ergänzend dazu gibt es auch sportartspezifische Trainingslager, in denen nochmal deutlich tiefer in die technische und taktische Weiterentwicklung der Athleten eingetaucht wird.
Die Betreuer
Betreut werden die Athleten dabei vom Team der Sporttherapie sowie externen Unterstützern. Dabei wird für die unterschiedlichen Sportarten auf ehemalige Spitzensportler als Trainer zurückgegriffen, um die bestmögliche Vorbereitung der Athleten zu ermöglichen. Insgesamt wird somit ein Betreuerteam von ca. 25 Personen, die sich zum einen um die Athleten, aber auch um die Angehörigen der Athleten kümmern werden, mit nach Düsseldorf kommen.
Sein auch Sie dabei und feuern unser Team und alle anderen Sportler an!
Düsseldorf vom 09. bis 16. September 2023.
Invictus Games – A home for respect!
Text: Oberleutnant Daniel Bogut, Sportsschule der Bundeswehr
Bis zu 500 ungeschützte, geländegängige Verwundetentransportfahrzeuge
kann die Bundeswehr in den kommenden 15 Jahren beschaffen. Eine
entsprechende Rahmenvereinbarung hat das Bundesamt für Ausrüstung,
Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) am
22.07.2021 mit der Firma Iveco Magirus AG geschlossen.
In einer ersten Tranche sind 294 Fahrzeuge inklusive
Sanitätsausstattungen und Zubehör beauftragt. Die ersten
Serienfahrzeuge sollen Mitte 2022 an die Bundeswehr ausgeliefert
werden und der Truppe nach erfolgreicher Nachweisführung beginnend ab
dem ersten Quartal 2023 zur Verfügung stehen. Bis Ende 2027 soll der
Zulauf der nun beauftragten ersten Tranche abgeschlossen sein.
„Die Bundeswehr erhält ein hochgeländegängiges
Krankentransportfahrzeug mit einer modernen Sanitätsausstattung. Es
ist bestens ausgestattet, um die notfallmedizinische Erstversorgung
sowie den Transport verwundeter Soldaten sicherzustellen und darüber
hinaus einen wichtigen Beitrag in der zivilen Rettungskette zu
leisten.“, so der zuständige Projektleiter im BAAINBw, Jens Eckert.
Die Fahrzeuge stellen den Transport eines liegenden Patienten nach
den Grundsätzen des qualifizierten Verwundetentransportes im
Grundbetrieb wie auch in den Einsatzgebieten der Bundeswehr sicher.
Darüber hinaus erfüllen die Fahrzeuge die gesetzlichen Auflagen an
Unfallbereitschaften und sind somit ein wichtiger Bestandteil des
Einsatzspektrums der Flugunfallbereitschaften.
Zur Erfüllung der vielfältigen Aufgaben, auch abseits befestigter
Straßen und Wege, verfügen die allradgetriebenen Fahrzeuge mit hoher
Bodenfreiheit, einer hohen Watfähigkeit sowie der Ausstattung mit
Längs- und Quersperren über eine hohe Mobilität. Zur Sicherstellung
der uneingeschränkten notfallmedizinischen Versorgung verfügen die
Fahrzeuge über einen Kofferaufbau, der durch den wesentlichen
Unterauftragnehmer, Firma BINZ Ambulance- und Umwelttechnik GmbH, mit
einem dem aktuellen Stand der Technik entsprechenden
sanitätsdienstlichen Ausbau sowie mit den entsprechenden
Sanitätsgeräten ausgestattet wird.
Ergänzend zum zivilen BOS (Behörden und Organisationen mit
Sicherheitsaufgaben) Funk werden die Fahrzeuge mit Schnittstellen zur
Aufnahme einer umfangreichen militärischen Funk- und
Führungsausstattung vorbereitet. Hierdurch ist es zukünftig möglich,
die Fähigkeiten der Fahrzeuge einsatz- und missionsspezifisch durch
Ausstattung mit militärischen Geräten für Truppen- und Bündelfunk,
Satellitenkommunikation, einer Schutzausstattung (Jammer) sowie eines
Führungssystems zu erweitern.
Mit dem Projekt „Ungeschützter Verwundetentransport geländegängig
(UVT gl)“ werden die in den 1980er Jahren beschafften und seit
einigen Jahren aufgrund stetig steigender Obsoleszenzen nur noch mit
Einschränkungen nutzbaren LKW 2t tmil gl („Zwotonner“) in den
Varianten KrKw (Krankenkraftwagen) und BAT (Beweglicher Arzttrupp)
ersetzt.
Die Bundeswehr bekommt weitere Sanitätsfahrzeuge. Der Vertrag über die Herstellung und Lieferung von 80 mittleren geschützten Sanitätsfahrzeugen wurde kürzlich im Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr unterschrieben. Das Fahrzeug auf Basis des Eagle 6×6 soll im Sanitätsdienst der Bundeswehr und in der Marine eingesetzt werden.
Das geschützte, allradangetriebene Radfahrzeug dient vor allem der mobilen, sanitätsdienstlichen Erstversorgung. Egal ob vor Ort oder zwischen verschiedenen Behandlungseinrichtungen, der Eagle wird als Bindeglied im sogenannten qualifizierten Verwundetentransport eingesetzt. Die Fahrzeuge werden ab 2021 in der Truppe erwartet.
Den Fuhrpark sinnvoll erweitert
„Das neue Fahrzeug ergänzt die leichten und schweren geschützten Sanitätsfahrzeuge Eagle IV BAT und GTK Boxer. Es ermöglicht zukünftig ein neues Niveau in der bodengebundenen sanitätsdienstlichen Versorgung“, weiß Oberstleutnant Klaus Krickl vom Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr. Und es erfüllt alle aktuellen Anforderungen: Schutz, Mobilität, sanitätsdienstliche Funktionalität und Transportkapazität – bei einem zulässigen Gesamtgewicht von maximal 20 Tonnen.
Viel Platz für medizinisches Fachpersonal und die Patienten
In dem Sanitätsfahrzeug können bis zu zwei liegende Personen aller medizinischen Schweregrade transportiert werden. Der Innenraum bietet dem Fachpersonal ausreichenden Platz für die rettungsmedizinische Überwachung und den Erhalt der Vitalfunktionen. Je nach Auftrag wird das Fahrzeug mit unterschiedlich medizinisch geschultem Personal besetzt. Während zwei Notfallsanitäter in der Einsatzvariante „Rettungstrupp“ alleine die Versorgung der Verwundeten übernehmen, ist in der Variante „Beweglicher Arzttrupp“ ein Notarzt mit an Bord.
Bestmöglicher Schutz für die Insassen
Das Sanitätsfahrzeug sichert und erweitert die Fähigkeit der bodengestützten sanitätsdienstlichen Unterstützung in der Bundeswehr. Der Eagle stellt nicht nur die hochmoderne sanitätsdienstliche Versorgung der Patienten sicher. Die Insassen können sich auch auf den bestmöglichen Schutz verlassen. Die Panzerung schützt gegen Minen und improvisierte Sprengfallen, sogenannte IED.
Drei Achsen für höchste Mobilität
Bei der Planung lag der Fokus auf einer sehr hohen operativen sowie taktischen Mobilität. Gleichzeitig sollen die zu behandelnden Personen besonders schonend transportiert werden. Dies ist speziell bei Fahrten im Gelände eine besondere Herausforderung. Möglich wird dies durch eine besondere Fahrwerkskonstruktion mit einem verlängerten Fahrgestell mit dritter Achse.
Wieder eine Fähigkeitslücke geschlossen
Der erfolgreiche Vertragsschluss im Rahmen der Projektrealisierung schließt eine weitere Fähigkeitslücke. Die gemeinsam erarbeiteten Erfahrungen im Vertrags- und Projektmanagement können auch in zukünftigen Projekten erfolgreich übernommen und angewendet werden.
Autor: Wolfgang Schmittinger, BAAINBw U4.2, Bildquelle: Kai Weber, GDELS