Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) beschafft neue Soldatenfunkgeräte für die Bundeswehr. Nach der parlamentarischen Billigung wurde heute ein Rahmenvertrag mit der Arbeitsgemeinschaft Elbit, vertreten durch die Firma Elbit Systems Deutschland, geschlossen. Die Beauftragung umfasst die Lieferung von Handfunkgeräten und Fahrzeugfunkgeräten sowie die Möglichkeit der Bestellung weiterer Funkgeräte, einschließlich der damit zusammenhängenden Dienstleitungen und des für den Betrieb erforderlichen Zubehörs. Die ersten Geräte sollen bereits im ersten Quartal 2023 an die Bundeswehr ausgeliefert werden. Im Programm D-LBO (Digitalisierung Landbasierter Operationen) werden damit zunächst Integrationsmaßnahmen durchgeführt, bevor die Geräte dann an die Truppenteile ausgegeben werden können.
Diese Beauftragung stellt einen weiteren Schritt zur Realisierung des digitalen Truppenfunks innerhalb des Programms D-LBO dar. Die neuen Soldatenfunkgeräte werden anteilig die Handfunkgeräte der SEM Gerätefamilie und darüber hinaus auch die UHF Funkgeräte im System Infanterist der Zukunft ablösen.
Die D-LBO Soldatenfunkgeräte nutzen zur Übertragung eine Mobile Adhoc Networking Wellenform, mit der Sprache, Positionsinformationen und IP-Daten parallel übertragen werden und mit der der Kommunikationsbedarf eines abgesessenen Infanteriezuges, einschließlich der Gruppenkommunikation, abgedeckt werden kann. Bis Ende 2026 soll die Lieferung der festbeauftragten Geräte abgeschlossen sein.
Die Beauftragung umfasst die Lieferung von Handfunkgeräten und Fahrzeugfunkgeräten sowie die Möglichkeit der Bestellung weiterer Funkgeräte – Foto: Elbit Systems Deutschland
Autor: PIZ Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr
Welchen Einfluss hat der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine und die damit verbundene „Zeitenwende“, auf die Bundeswehr und die Logistikbranche? Dieser Leitfrage widmete sich die Informationsveranstaltung des blauen Bundes (bB) in der Lucius-D.-Clay-Kaserne in Osterholz-Scharmbeck. Rund 200 Besucher aller TSK/OrgBer aus Logistik und Rüstung sowie Vertretern der zivilen Logistik und Wehrindustrie wurden vom Präsidenten des bB, GenMaj Gerald Funke, zur Veranstaltung begrüßt.
Der Präsident des Blauer Bund e.V., GenMaj Gerald Funke, begrüßt die Teilnehmenden der Informationveranstaltung in Garlstedt.
Rund 200 Besucher nutzten die Informationsveranstaltung des Blauer Bund e.V. um sich weiterzubilden und zu informieren.
Zuvor wurde jedoch in der Mitgliederversammlung des bB ein Blick auf das zurückliegende Jahr im Verein geworfen und über die Pläne für die Zukunft berichtet.
Der Präsident: „Mit rund 1.150 Mitgliedern konnten wir unsere Mitgliederzahl halten. Das bewerte ich in der heutigen Zeit als Erfolg.“
GenMaj Funke führte diesen Umstand auf die ansprechenden Vereinspublikationen, den attraktiven Webauftritt und die Informationsveranstaltung -als Zugpferd- zurück. Auch die Mitarbeit des bB innerhalb des „Beirat für Reservistenangelegenheiten“ sehe er als wichtig an, um im Sinne der Reservisten im Verein mitgestalten zu können.
Im kommenden Jahr wird sich der bB mit einem eigenen Auftritt auf einem Social Media Kanal befassen und möchte sich Vorschläge für ein Corporate Design unterbreiten lassen und dann umsetzen. Die Zeichen stehen auf Moderne, denn junge Mitglieder sollen verstärkt im Verein eingebunden werden.
„Durch welche Maßnahmen können junge Mitglieder in Vereinsangebote eingebunden werden? Was ist attraktiv? Wie gelingt die Mitarbeit der Jungen?“
Die Informationsveranstaltung
Die folgenden elf Einzelvorträge mit dem Leitthema „Zeitenwende, auch in Logistik/ Rüstung/ Nutzung?!“ waren geprägt von erfreulicher Offenheit und höchst aktuell. An der Vielzahl der gestellten Fragen konnte man das große Interesse des Publikums an den Inhalten ablesen.
Den Aufschlag machte GenLt a.D. Hans-Werner Wiermann, ehem. deutscher militärischer Vertreter bei NATO und EU, zur Neuausrichtung der NATO.
GenLt a.D. Hans-Werner Wiermann, ehem. deutscher militärischer Vertreter bei NATO und EU, zur Neuausrichtung der NATO.
Er führte aus, dass sich das Bündnis in einem außerordentlich dynamischen Umfeld befinde. Er leitete historisch den Weg zur NATO 3.0 nach dem Konflikt auf der Krim 2014 her, der Internationales Krisenmanagement (IKM) und Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) gleichrangig stellte. Weiter verwies er auf den Gipfel in Madrid im Juni 2022, der die Aufstockung der Präsenz an der Ostflanke und den Beitritt Schwedens und Finnlands zur Folge hatte. Das derzeitige strategische Konzept der NATO setze auf Abschreckung, auch nuklear.
Abschreckung muss Funktionieren! Kämpfen können, um nicht kämpfen zu müssen!
Sollte in einem Konflikt die USA anderweitig gebunden sein, seien die Augen in Europa auf Deutschland gerichtet. Es ergäben sich im Bündnis folgende Notwendigkeiten: Die verfügbare Vorwarnzeit müsse optimal genutzt werden. Internationale Verbände müssten durch häufiges, gemeinsames Üben befähigt werden. Die NATO müsse bis zur taktischen Ebene zu Multi Domain Operationen befähigt sein und die Digitalisierung vorantreiben. Die Handlungslinie sei: 1) Krise ist festgestellt, dann vorgesehene Manöverelemente in schnelle Einsatzbereitschaft versetzen. 2) Kräfte in einsatznahen Verfügungsraum verlegen. 3) Eskalationsmanagement betreiben.
Im Anschluss erläuterte BrigGen Holger Draber, Unterabteilungsleiter Planung II im BMVg, die aktuellen Aspekte der Fähigkeitsentwicklung.
BrigGen Holger Draber, Unterabteilungsleiter Planung II im BMVg, zu den aktuellen Aspekten der Fähigkeitsentwicklung.
Er zeigte auf, welchen Beitrag Deutschland am NATO Force Model 2025, der Verstärkung der Ostflanke, hat. Um dieser Entwicklung Rechnung zu tragen, müsse das Fähigkeitsprofil 2022 derzeit angepasst werden. Mit dem nun bereitgestellten Sondervermögen solle im Schwerpunkt die Führungsfähigkeit, die Mobilität und die Ausstattung mit Munition gestärkt werden. Nach dem Aufzeigen von Beispielen stellte er heraus, dass diese Haushaltsmittel schnell umgesetzt werden sollen, auch unter Abstrichen bei den Fähigkeiten.
Danach befasste sich Vizeadmiral Carsten Stawitzki, Abteilungsleiter Ausrüstung im BMVg, mit der Zeitenwende in Rüstung und Nutzung.
Vizeadmiral Carsten Stawitzki, Abteilungsleiter Ausrüstung im BMVg, zur Zeitenwende in Rüstung und Nutzung.
Zur Leitfrage „Zeitenwende“ sprach er auch über das erforderliche gemeinsame neue Mindset. „Für mich heißt Zeitenwende: Nichts wird mehr so sein wie es vorher war!“
Man müsse bei der Ausrüstung vom Einsatz her denken. Was braucht der „nackte“ Soldat als erstes? Kampfbekleidung, Waffe, Nachtsichtgerät, bewegliche Unterbringung, Transportfahrzeuge und so fort.
Der Abteilungsleiter Ausrüstung erläuterte die „quick wins“ an schnell umsetzbaren Projekten, die dieser Logik folgen, zeigte daneben aber auch die Stärkung der Dienstleister BwFPS und HIL GmbH auf.
Abschließend erläuterte er die materielle Unterstützung der Ukraine mit Fahrzeugen und Artilleriesystemen aus Beständen der Bundeswehr und deren Auswirkungen auf unsere Streitkräfte.
Aktuelles aus der TSH, BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres
BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH.
Der Aachener Kommandeur erläuterte sein Bestreben die TSH an die Erfordernisse anzupassen, die für die Verlagerung hin zur Aufgabe LV/BV nötig sind. Die TSH brauche dazu mehr Flexibilität bei der Deckung des Ausbildungsbedarfes. Ein Anstieg an internationaler Zusammenarbeit sei zu verzeichnen, einschließlich der Ausbildung ukrainischer Kräfte.
„Ich möchte mehr Kooperation; mit der HIL GmbH, den Niederlanden und auch mit Großbritannien.“
Alle Anstrengungen richteten sich nach den Ausbildungsbedarfen für die „Division 2025“.
Aktuelles aus der LogSBw, BrigGen Boris Nannt, Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr
BrigGen Boris Nannt, Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr berichtete über Aktuelles aus der LogSBw.
Der Gastgeber berichtete über das bereits länger andauernde Projekt „Modernes Lernen“. Dafür ist ein Steuerungsboard eingerichtet, das mit 12 Mitgliedern durchgängig die Belange der Methodik und Didaktik vorantreibt. Modernes Lernen stehe dabei auf den Säulen kompetenzorientierte Ausbildung, Digitalisierung und Wissensmanagement. Eine Kultur der Akzeptanz dieser Instrumente sei für den Erfolg wesentlich.
Aus dem Logistischen Übungszentrum gab es zu berichten, dass die „Zentrale Ausbildung Logistik“ inzwischen grundsätzlich gemeinsam von einem Versorgungsbataillon des Heeres und einem Logistikbataillon der SKB besucht wird. Also zwei wesentliche Elemente der logistischen Kette gemeinsam üben.
Invictus Games, BrigGen a.D. Michael Bartscher
BrigGen a.D. Michael Bartscher warb für die Invictus Games 2023 in Düsseldorf.
Am Ende des ersten Tages konfrontierte BrigGen Bartscher die Zuhörer mit den Einsatzrealitäten unserer Soldaten, welche Verletzung an Leib und Seele einschließen können. Auch er war durch einen Anschlag in Afghanistan betroffen. Solchen Veteranen eine Perspektive und auch Selbstvertrauen zurückzugeben ist auch eine Aufgabe der Invictus Games. Durch Harry, Prince of Wales, ins Leben gerufen, ist dies eine sportliche Großveranstaltung für Soldaten mit Handicap und deren Begleitung. Denn jeder Sportler darf Familienangehörige oder Freunde zu den Games mitbringen. Besonders die Videoeinspielungen vergangener Jahre aus Sydney und Den Haag machten Lust auf einen Besuch in Düsseldorf 2023.
Gesellschaftsabend
Netzwerk festigen und erweitern ist ein wichtiges Ziel des Gesellschaftsabends, das mühelos erreichbar war. Die Sammlung für das Soldatenhilfswerk ergab die Summe von 1.430 Euro, die vom bB auf 2.000 Euro aufgestockt wurde. Drei Mitglieder wurden für ihre 25-jährige Treue zum bB geehrt.
Rollenverständnis JSEC (Joint Support and Enabling Command), BrigGen Thomas Seifert, DCOS OPS JSEC
Rollenverständnis JSEC (Joint Support and Enabling Command), BrigGen Thomas Seifert, DCOS OPS JSEC
Der Gast aus Ulm machte zu Beginn des zweiten Tages deutlich, wie die Aufgabe des JSEC zur Unterstützt aller Missionen des SACEUR (deu.: Oberbefehlshaber der NATO für Europa) zu verstehen sei. Die Aufgaben seien Enablement, Reinforcement by Forces and Sustainment Flow, übersetzt etwa: Die Fähigkeit, Truppen schnell verlegen, nachhaltig verstärken und gesichert versorgen zu können.
Mit rund 470 Dienstposten betreibt das JSEC diese Managementaufgabe, die von der Industrie bis zur verbrauchenden Truppe reicht. Eine große Herausforderung sei das Steuern von Truppenbewegungen in Zeit und Raum, ohne eigene Logistiktruppen unterstellt zu haben.
„We are asking, not tasking“
Das Kommando erstelle Pläne und schaffe ein RSN (Reinforcement and Sustainment Network), welches gewährleiste, dass Kräfte nicht mehrfach eingeplant werden und in allen Abschnitten des Prozesses effektiv und effizient gehandelt wird. Und dies, obwohl die Verantwortung für die Logistik nationale Aufgabe bleibt und die NATO lediglich eine koordinierende Rolle hat.
Zeitenwende aus Sicht der Industrie, Dr. Hans Christian Azpodien, Hauptgeschäftsführer Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie
Dr. Hans Christian Azpodien, Hauptgeschäftsführer Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, zu Zeitenwende aus Sicht der Industrie.
Das Sprachrohr der SVI (Sicherheits- und Verteidigungsindustrie) beleuchtete die Thematik mit Hilfe von 10 Thesen. In diesen stellte er vor, dass die SVI marktverfügbare Produkte schnell zur Verfügung stellen kann, jedoch abweichende deutsche Forderungen zu häufig hinderlich seien. Er betonte, dass die SVI Planbarkeit benötige und zum Erhalt von Schlüsseltechnologien die politische Leitung eigene Vorgaben mit Leben füllen müsste und auch verbindliche Bestellungen essentiell seien. Im Zusammenhang mit dem Streben als nachhaltige Industrie zu gelten, brachte er den passenden Slogan zur Kenntnis.
„Sicherheit ist die Mutter aller Nachhaltigkeit!“
Nächster Vortragender war GenLt Michael Vetter, Abteilungsleiter CIR im BMVg, zur Bedrohung im Cyber- und Informationsraum.
GenLt Michael Vetter, Abteilungsleiter CIR im BMVg, zu Bedrohung im Cyber- und Informationsraum und den Auswirkungen auf die Logistik.
Er berichtete über die ca. 3 Mio. Angriffe auf die Bundeswehr aus dem Cyber- und Informationsraum im Halbjahr. Erklärte ein neues Phänomen namens „Hacktivismus“, bei dem nichtstaatliche Akteure Aktionen im Cyberraum zu Gunsten oder Schaden eines Konfliktbeteiligten starten, die nicht mit staatlichem Handeln, das in gleiche Richtung wirken soll, abgestimmt sind. Als Beispiel führte er die Gruppe „Anonymous“ mit einem Hack gegen Gazprom Deutschland an, der in der Wirkung eher gut gemeint, als gut gemacht war, da die Gesamtbetrachtung fehlte.
Er stellte heraus, dass wegen der notwendigen stärkeren Digitalisierung in allen Lebensbereichen die Möglichkeiten zu Cyber-Angriffen zunähmen. Davon sind die Streitkräfte, vom Zulieferer aus der Industrie bis zum Verbraucher in der Truppe, stark betroffen.
Schutz gegen diese Bedrohung sei essenziell, die Akteure in der Cybersicherheit jedoch vielfältig. Es benötige ausgefeilte Koordination, Prozesse, und Strukturen. Übungen gegen Cyberbedrohung seien ebenfalls notwendig.
Nach Vorstellung des BMVg sei es das Ziel, im Nationalen Cyberabwehrzentrum neben den Ressorts BMI und AA auch die Länder und Betreiber von kritischer Infrastruktur (wie z.B. Netzanbieter für Kommunikation) einzubinden.
Den Einfluss des Sondervermögens auf die Projekte zur Führungsfähigkeit bewerte er positiv.
„Viele Ampeln von Projekten der Führungsfähigkeit springen auf grün.“
LV/BV aus Sicht der Basislogistik, Oberst Kai Häußermann, Kommandeur der mobilen Logistiktruppen (mobLogTr)
Oberst Kai Häußermann, Kommandeur der mobilen Logistiktruppen (mobLogTr), zu LV/BV aus Sicht der Basislogistik.
Oberst Häußermann erläuterte die Strukturmerkmale der mobLogTr mit ihren umfangreichen Aufgaben, aber noch bestehenden Einschränkungen bei der Kaltstartfähigkeit. Die ausstehende Entscheidung zur Strukturanpassung sei schnell erforderlich, um die Kaltstartfähigkeit zu verbessern. Weitere Voraussetzung seien gemeinsame Feldeinsatzübungen mit der Einsatzlogistik. Aus vergangenen Übungen dieser Art könne man als Handlungsfelder u.a. die Führungsfähigkeit/Führungsmittel, die feldmäßige Lagerung von Munition und die Bedrohung aus der Luft durch Drohnen ausmachen.
LV/BV aus Sicht der Einsatzlogistik Heer, Oberstlt Sven Heidel, Kommandeur Versorgungsbataillon 131
Der Kommandeur VersBtl 131 bildete den Abschluss der Informationsveranstaltung und berichtete aus Sicht der Truppe über die Übungstätigkeiten zur Vorbereitung des Auftrages NRF 2022-2024. Er lobte, dass die Integration der multinationalen Partner (4 Kompanien aus BEL, NOR, NDL) sehr gut gelungen sei. Die Übung Wettiner Heide sei der Lackmustest gewesen und mit der Zertifizierung auch bestanden worden. Die Information zum aktuellen Planungsstand über das Zielbild Heer und die dazu ausgeplante Struktur der Einsatzlogistik Heer schlossen seinen Vortag ab.
Am Ende der Veranstaltung bedankte sich der Vizepräsident im bB Oberst a.D. Thomas Mönnikhoff bei allen Mitwirkenden und warb bereits jetzt für die Informationsveranstaltung im November 2023 in Aachen/Eschweiler. Die Informationsveranstaltung des bB ist nach zwei Jahren Abstinenz erfolgreich zurück auf dem Podium!
Text: Oberstleutnant Roman Schlosser, Redakteur im blauer Bund e.V.
Bilder: Bundeswehr/Petra Reiter oder laut Bildbeschriftung
Die „Innovation Challenge Logistik – Innovation? Rollt!“ ist ein Ideenwettbewerb des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr (CIHBw) in Kooperation mit der Logistiktruppe der Bundeswehr. Schirmherr ist der stellvertretende Kommandeur des Logistikkommandos Brigadegeneral Robert Wilhelm. Gemeinsam mit den Angehörigen des Logistikbataillon 161, des Logistikbataillon 461 sowie der Logistikschule der Bundeswehr werden innovative Ideen und digitale Lösungen für die Logistik von morgen gesucht.
„Die Energie im Raum ist spürbar“ kommentiert ein Innovationsexperte der MVP Factory aus Berlin die Stimmung im Cyber Innovation Hub der Bundeswehr. 27 Soldat:innen pitchen gerade acht Prototypen im Rahmen des Demo-Days der Innovation Challenge Logistik. Die Challenge-Jury ist zusammengesetzt aus Logistikexperten der Bundeswehr und Akteuren aus dem zivilen Start-Up Ökosystem. Der Demo-Day ist ein wichtiger Meilenstein für Ideen aus der Truppe hin zu möglichen Innovationsvorhaben mit dem Cyber Innovation Hub der Bundeswehr.
Präsentation von acht ausgewählten Projekten beim Demo-Day in Berlin. Die Stimmung ist gelöst, die Energie spürbar. Foto: CIHBw
Der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr: Aus der Truppe für die Truppe, mit der Truppe
Der Cyber Innovation Hub der Bundeswehr ist die erste „Digital Innovation Unit“ eines deutschen Bundesministeriums und die erste militärische Innovationseinheit in Europa. Als Scharnier zwischen Start-Ups und der Bundeswehr ist es das Ziel des CIHBw ein agiles Digital-Mindset in die Bundeswehr zu tragen. Dabei agiert der CIHBw als Katalysator mit eigenen Ressourcen, als Freiraum für innovative Gedanken und als Matchmaker zwischen den Akteuren. Ziel des „Do-Tanks“ der Bundeswehr ist es den Kulturwandel der Bundeswehr aktiv zu gestalten. Dazu wird neben der Zusammenarbeit mit der Start-Up-Welt auch auf einen „Defence Intrapreneurship“ Ansatz gesetzt. Defence Intrapreneurship ist eine neuartige Methode des Innovationsmanagements bei den Streitkräften, die Soldat:innen dazu befähigt und dabei unterstützt, ihre Ideen eigeninitiativ voranzutreiben.
Innovation? Rollt! – Die Innovation Challenge Logistik
Innovatiln Rollt! Plakat zu den ausgewählten Projekten zum Demo-Day. Foto: CIHBw
Die Innovation Challenge Logistik – Innovation? Rollt! ist ein Ideenwettbewerb des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr in Kooperation mit der Logistiktruppe der Bundeswehr. Schirmherr ist der stellvertretende Kommandeur des Logistikkommandos Brigadegeneral Robert Wilhelm. Mit der Bearbeitung innovativer Projekte durch einem „bottom-up“-Ansatz, trägt die Innovation Challenge zum Kulturwandel in der Truppe bei – hin zu einer agilen, innovativen und digital-ready Organisation. Seit dem Frühjahr 2022 waren die Profis aus der Truppe aufgerufen, ihre Projekte einzureichen. Gesucht wurden Herausforderungen und Lösungsideen mit einem hohen digitalen Anteil. Innerhalb weniger Wochen wurden 86 Ideen aus sieben Verbänden eingereicht. Acht Projekte schafften es in die nähere Auswahl. Die 27 Ideengeberinnen und -geber wurden eingeladen, innerhalb einer Coaching-Woche im CIHBw in Berlin gemeinsam mit IT-, Design- und Marketing-Experten aus ihren „Kaffee-Ecken-Ideen“ erste Prototypen zu entwickeln. Die Bandbreite der Projekte reichte von der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung, über die Digitalisierung von Prozessen bis hin zu datengetriebener Optimierung.
Innovation ist kein Zufall
Brigadegeneral Wilhelm leitete den Demo-Day mit einer Keynote ein: „Die digitale Transformation in der Logistik der Bundeswehr steht erst am Anfang.“ Er betonte: „Wir brauchen neue Waffensysteme, neue Technik wie zum Beispiel einen neuen schweren Transporthubschrauber. Aber es sind oft kleine Dinge, die den Dienstalltag erleichtern. Pragmatische Lösungen, die aus der Truppe kommen und für die man nicht 100 Milliarden braucht, um sie umsetzen.“ Dass Geld allein nicht ausreiche, unterstrich auch Sven Weizenegger, der seit Mitte 2020 den CIHBw leitet, er betonte die Bedeutung von Methodik und Praxisbezug: „Innovation ist kein Zufall. Wir gehen methodisch vor. Denn vielleicht eine von 100 Ideen ist umsetzbar. Die entwickeln wir hier.“ Dabei liege der Fokus immer auf Praxisbezug und Umsetzbarkeit: „Aus der Truppe, für die Truppe, mit der Truppe: Es gibt kein Projekt ohne Soldatin oder Soldaten. Wir lösen nur echte Probleme. Und die Truppe sagt uns, ob Lösungen funktionieren.“
Der Schirmherr Brigadegeneral Robert Wilhelm und der Leiter des CIHBw Sven Weizenegger mit einer Auswahl der Ideengeber der Challange beim Demo-Day. Foto: CIHBw
Startup-Ideen der Soldat:innen
Die Innovationsidee zum NATO-Parkplatz YARDED stammt aus dem Logistikbataillon 163 RSOM in Delmenhorst. Das erst im September 2020 aufgestellte Bataillon wird im Bündnisfall der NATO unterstellt und koordiniert Aufnahme (Reception) und Zusammenführung von Einsatzkräften und Material (Staging) sowie den Weitertransport (Onward Movement) in einem Einsatzraum. Eine fordernde Aufgabe: Laut NATO-Vorgabe müssen pro Tag 500 Fahrzeuge und 2.500 Tonnen Material pro so genannter Marshalling Area umgeschlagen werden – auf einem fünf Hektar großen Gebiet mit verschiedenen Bereichen und einem Team von nur sechs Soldatinnen und Soldaten. Bisher muss das ohne digitale Unterstützung erfolgen.
Oberleutnant Anna Thumer aus der Einsatzzentrale RSOM des Bataillons erklärt: „Natürlich gibt es zivile Lösungen zum Parking- und Containermanagement. Anwendungen wie sie beispielsweise in Containerhäfen eingesetzt werden, sind auf unseren Bereich jedoch nicht übertragbar. Ein Tracking, in dem jeder alles weiß, wäre ein Sicherheitsrisiko. Außerdem ist unser Material nicht sortenrein. Vom Kampfpanzer bis zum Kühlcontainer kann alles dabei sein.“ Die Idee von Thumer und ihres Kameraden Oberleutnant zur See, Eric Lindner, soll dabei helfen, Material- und Fahrzeugströme effizient zu planen und steuern, ohne die Auftragserfüllung durch Sicherheitsrisiken in der Datenübermittlung zu gefährden.
Die Innovationsidee „KUB Container Monitoring“ stammt aus dem Logistikbataillon 461 in Walldürn. Kern der Idee ist das Tracking von Containern. „Dabei liegt der Fokus aber nicht auf dem Ort, an dem sich die Container befinden, sondern auf dem Tracking der Daten, die Rückschlüsse auf den Zustand des Containerinhalts zulassen“, weiß Oberstleutnant Peter Bienert. Das ist wichtig um Material jederzeit in der geforderten Qualität zur Verfügung zu stellen. Die Lösung besteht aus einem smarten Device mit Sensoren für u.a. Luftfeuchtigkeit, Temperatur, Zutrittskontrolle und Nachweisführung. Im Rahmen des Coaching Workshops im Cyber Innovation Hub der Bundeswehr wurde schon ein erster funktionsfähiger Prototyp entwickelt.
Das Zentrum Kraftfahrwesen der Bundeswehr (ZKfWBw) ist zentraler Dienstleister der Bundeswehr und trägt entscheidend zum sicheren Kraftfahrbetrieb im Grundbetrieb, in Übungen und den Einsätzen bei. Die Regelung des Kraftfahrbetriebes, gut ausgebildete Kraftfahrerinnen bzw. Kraftfahrer (KfBw) und betriebssichere militärische Fahrzeuge sind hierfür wesentliche Voraussetzungen. Für den Erhalt dieser verantwortungsreichen Rolle, im Kern die Sicherstellung erforderlicher Leistungen und Beiträge zur Bereitstellung einsatzbereiter Kräfte im gesamten Aufgabenspektrum der Bundeswehr, ist eine wirksame Weiterentwicklung unabdingbar. Das Kraftfahrwesen wird dabei zukünftig besonders beeinflusst sein durch:
die Realisierung und Fortschreibung des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr,
eine zunehmende Automatisierung der Fahrzeugtechnik, die auf absehbare Zeit gleichwohl weiterhin den militärisch qualifizierten KfBw erfordert,
zusätzliche Kompetenzen, wie die Bedienung/Führung von Fahrzeugdrohnen und neue automatisierte Fahrfunktionen,
Kompetenzerhalt und -verbreiterung bezüglich unterschiedlicher technischer Rüstzustände,
zunehmende Digitalisierung des Behörden- sowie des Ausbildungs- und Organisationsbetriebes, gepaart mit tendenziell steigender ressortübergreifender Zusammenarbeit der Bundesbehörden,
internationale Rüstungskooperationen, multinationale Verbände und vertiefte Integration.
Abb. 1: Einflussfaktoren
Qualifizierung der Kraftfahrerinnen bzw. Kraftfahrer
Das ZKfWBw ist für die Kraftfahrgrundausbildung (KfGA) aller Bedarfsträger der Bundeswehr verantwortlich. Die lehrgangsgebundene Individualausbildung erfolgt heute in 20 Kraftfahrausbildungszentren, die über das gesamte Bundesgebiet verteilt sind. Sie bilden bis zu 2.000 Fahrschülerinnen und Fahrschüler zeitgleich aus. Damit ist das ZKfWBw die größte Ausbildungseinrichtung der Bundeswehr für lehrgangsgebundene Individualausbildung.
Das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr zeigt für das Kraftfahrwesen einen signifikanten quantitativen Anstieg der Ausbildungsbedarfe auf, resultierend aus zusätzlichem Personal (Trendwende Personal) und der stufenweisen Erhöhung der materiellen Ausstattung der Truppe (Trendwende Material), besonders signifikant bei geschützten Radfahrzeugen sowie Kettenfahrzeugen. Mit der Einführung neuer Fahrzeugtypen treten qualitative Komponenten hinzu. In Summe erfordern diese Entwicklungen eine tragfähige Anpassung der Kraftfahrausbildungsorganisation (KfAusbOrg). Aufgrund der weiterhin begrenzten personellen Ressourcen der militärischen Fahrschulorganisation, ist eine Schwerpunktverlagerung unabdingbar. Diese erzwingt die Konzentration auf die bundeswehrspezifischen Ausbildungsklassen (geschützte/gepanzerte Fahrzeuge, Kettenfahrzeuge), unter gleichzeitiger verlässlicher Abstützung auf externe Leistungserbringung bei den vorwiegend zivil vergleichbaren Ausbildungsklassen. Das Vorhalten eigener Kompetenzen als Rückfalloption, zur Grundbefähigung und Erhalt der Beurteilungsfähigkeit, ist davon unbenommen und entsprechend vorzusehen.
Die kompetenzorientierte Aus-, Weiter- und Fortbildung von KfBw wird aufgrund der notwendigen Einbindung zukünftiger technischer Neuerungen darüber hinaus neue Herausforderungen aber genauso auch Möglichkeiten bieten. Der bewährte, ressourcenschonende, unterstützende Einsatz von Simulatoren ist durch zukunftsweisende Komponenten, wie z.B. Augmented Reality (AR) und Virtual Reality (VR) weiter zu ergänzen. Die zu vermittelnden Lerninhalte werden sich an den steigenden technischen Fähigkeiten der Fahrzeuge und den damit einhergehenden neuen Herausforderungen für die KfBw ausrichten, um einen uneingeschränkten Einsatz der KfBw im Grundbetrieb und im gesamten Aufgabenspektrum und somit allen Einsatzszenaren auch zukünftig zu ermöglichen. Wesentliche Voraussetzungen für die zielgerichtete Anpassung der KfAusbOrg und die Umsetzung von Handlungsmöglichkeiten alternativer Bedarfsdeckung im Zeitfenster ab 2024, sind Ermittlung und Anerkennung eines, stets am Fähigkeitsprofil der Bundeswehr orientierten, Ausbildungsbedarfs und der zur Verfügung stehenden Jahresarbeitszeit von Militärkraftfahrlehrern. Die entsprechenden Vorarbeiten sind weit fortgeschritten, so dass, nach den erforderlichen Billigungsgängen, die Möglichkeiten der Bedarfsdeckung, unter Berücksichtigung der Initiativen zur Teilvergabe KfGA A (Motorrad) und KfGA B (Pkw), eingeleitet werden können. Hierzu notwendige Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen (WU) werden entsprechend zu veranlassen sein. Flankierend dazu werden bereits einzelne Maßnahmenpakete für die Produkte EAGLE, BOXER, PUMA und LEOPARD 2 fortentwickelt, um die akuten Ausbildungsbedarfe zu decken. Diese Maßnahmen umfassen u.a. die Beschaffung zusätzlicher Fahrschulfahrzeuge und Ausbildungsmittel und werden durch notwendige Variantenanpassungen zu ergänzen sein. Ertüchtigung und Neubau von Infrastruktur für Simulatoren runden dieses Vorgehen ab. Alle Handlungsstränge verlangen planerische Präzision, nachhaltige Ressourcenbereitstellung und eine engmaschige Überwachung der Realisierungsfortschritte.
Multinationale Verbände und gemeinsame, wechselseitige Nutzung von militärischen Fahrzeugen unterschiedlicher Nationen setzen zudem eine internationale Harmonisierung der Kompetenzen der Kraftfahrer voraus, die bisher so noch nicht festgelegt ist. Hier wird angestrebt, zweckmäßige Handlungsmöglichkeiten zu implementieren, die – insbesondere im Hinblick auf die Partner Niederlande und Frankreich – bereits heute unmittelbare Relevanz im jeweiligen Truppenalltag der Teilstreitkräfte haben. Das ZKfWBw strebt dazu über die ECRAF (European Commission for the Road Safety in the Armed Forces) und ggf. bilateral eine Harmonisierung der Kompetenzen der Kraftfahrer auf EU bzw. NATO-Ebene an, die eine interoperable und auftragsangemessene Verwendung von Kraftfahrern und Militärfahrzeugen zukünftig erleichtern kann. Auch die in Kooperation zu entwickelnden bzw. zu beschaffenden Produkte, wird die erforderliche Ausbildung des Bedienungspersonals angemessen zu berücksichtigen haben. Nur so kann eine zeit- und auftragsbezogene Ausbildung mit Beginn der jeweiligen Nutzungsphasen sichergestellt werden.
Die Zulassungen moderner Plattformen, Fahrzeuggenerationen und Kampfwertsteigerungen erfordern eine neue Qualität der Begutachtung zur Feststellung der System- und Verhaltenssicherheit. Militärische Fahrzeuge können auch dann eine Betriebserlaubnis erlangen, wenn zivile Vorschriften zur Sicherstellung der öffentlichen Sicherheit beim Betrieb der Fahrzeuge noch nicht verfügbar sind oder im Bedarfsfall von Vorschriften abgewichen werden muss. Dies ist jedoch an hohe gesetzliche Hürden geknüpft. Zwingende Voraussetzung hierfür ist eine positive zulassungsrechtliche Bewertung. Insbesondere die mit der Trendwende Material einhergehende Planung und Realisierung von neuen Systemen mit automatisierten Fahrfunktionen und von Sichtsystemen zum Führen von Fahrzeugen, führt zur Notwendigkeit einer neuen, bisher nicht vorhandenen Fähigkeit bezüglich der Bewertung von System- und Verhaltenssicherheit. Wurde bisher vor allem Funktionssicherheit bewertet (Hinreichende Bremswirkung, Lenkkräfte, Kippstabilität usw.), müssen dann zusätzliche Fragestellungen beantwortet werden, die in erster Linie der Verhaltenssicherheit zuzuordnen sind. Reagiert beispielsweise die automatisierte Fahrfunktion wie erwartet oder sind Fahrer mit dem gewählten Sichtsystem in der Lage das Fahrzeug sicher zu führen? Erste Teilfähigkeiten zu diesem ergänzenden Ansatz der Bewertung von System- und Verhaltenssicherheit werden allerdings schon jetzt benötigt, z.B. beim SPz PUMA VJTF, Main Ground Combat System oder Untersuchungen zum teilautomatisierten Fahren. Sie sind jedoch derzeit nicht aufbauorganisatorisch hinterlegt. Zusätzlich sind in der Regel nicht in die Bundeswehr eingeführte Mess- und Prüfmittel zur Begutachtung erforderlich. Diese müssen über das jeweilige Projekt bereitgestellt werden oder sind dezentral zu beschaffen. Weitere Elemente, wie beispielsweise die Eignung neuer Nachtsichtbrillen als Kraftfahrerbrillen, die Untersuchung von Kamera-Monitor-Systemen im SPz PUMA VJTF und GTK BOXER oder das System InterRoK (Interoperabler Robotik Konvoi oder „elektronische Deichsel“), setzen bereits heute dies neuartigen Bewertungsfähigkeiten voraus. Die Feststellung, ob die Systeme eine verkehrssichere Nutzung ermöglichen, ist eine unverzichtbare Grundvoraussetzung der Zulassung und so ggf. ein Ausschlusskriterium für die Übernahme in die Nutzung. Ist eine Bewertung der System-und Verhaltenssicherheit für neue bzw. modernisierte Produkte und Fahrzeuge nicht möglich, kann eine Betriebserlaubnis nicht erteilt werden und es sogar zum Projektabbruch kommen. Vor dem Hintergrund der Zulassungsfähigkeit von Projekten ist daher die Entscheidung des ZKfWBw bereits zu Projektbeginn zwingend erforderlich.
Abb. 3: Systemsicherheit im Wandel
Die beschriebene, aber gleichwohl noch nicht strukturell abgebildete Fähigkeit, hat damit durchaus strategische Relevanz. Zur Gewährleistung der schon heute durchzuführenden Bewertungen, hat das ZKfWBw – zu Lasten anderer Fähigkeiten und zeitlich begrenzt – eine Projektgliederung eingenommen, um zumindest ablauforganisatorisch eine rudimentäre Anfangsbefähigung zu erreichen. Zur nachhaltigen Aufgabenwahrnehmung und um am Puls des technischen Fortschritts zu bleiben, sind die Aufstellung und personelle Alimentierung eines Technologiezentrums KfW mehr als deutlich geboten. Damit erhält die Bundeswehr eine aufbauorganisatorische Befähigung und einen Exzellenzort zur Bewertung der System- und Verhaltenssicherheit von neuen Fahrzeugtechnologien. Parallel ist eine angemessene und zukunftsorientierte Testinfrastruktur vorzusehen. Nur bei kurzfristiger Schließung dieses Fähigkeitsdefizits, kann die Bewertung der System- und Verhaltenssicherheit, als unverzichtbare Grundlage für die Erteilung einer Betriebserlaubnis für Fahrzeuge mit automatisierten Fahrfunktionen und Sichtsystemen, für Kraftfahrer sichergestellt bzw. früher in das Projektdesign eingebracht werden. Das zur Etablierung einer Grundbefähigung benötigte Personal (rund 35 militärische sowie 7 zivile Dienstposten) dieses, auch im Lichte von Attraktivität, wegbereitenden „Technologiezentrums KfW“, wird durch das LogKdoBw in die Fortschreibung des Fähigkeitsprofils eingebracht und ebenso ein entsprechender Stationierungsort zur Entscheidung vorgeschlagen werden. Es werden zunehmend auch Fähigkeiten und Zuständigkeiten anderer Bereiche der Bundeswehr zu berücksichtigen und integrieren sein. Hierzu zählt prominent die Zusammenarbeit mit den Universitäten der Bundeswehr im Rahmen der Nutzung von Simulation zur Bewertung von Systemen. Aber auch die Fähigkeiten des Kommandos CIR zur Sicherstellung einer „automotive cybersecurity“ sind entsprechend einzubringen. Die Fähigkeit zur Bewertung solcher Systeme muss stets parallel zu den entsprechenden Rüstungsprojekten gedacht, aufgebaut und sichergestellt werden. Zu bewertende militärische Fahrzeuge mit sehr hohem Automatisierungsgrad sind ab 2031 zu erwarten, bis dahin muss ein leistungsfähiges „Technologiezentrum KfW“ seinen Wirkbetrieb über einen Zwischenschritt in 2027 aufgenommen haben.
Perspektiven Behördenbetrieb
Das Kraftfahrwesen der Bundeswehr ist und bleibt an Recht und Gesetz gebunden. Die Anteile der behördlichen Aufgaben des Zentrums sind in der Zentralen Militärkraftfahrstelle in Mönchengladbach zentralisiert. Für die zweckmäßige Begutachtung von Fahrzeugen und die Durchführung von Fahrerlaubnisprüfungen werden hierzu derzeit acht Außenstellen unterhalten. Die gesamtstaatlichen behördlichen Prozesse sind bisher noch nicht durchgehend digitalisiert, wodurch sich Vorgänge häufig personal- und zeitintensiv gestalten und durch die vorhandenen Medienbrüche fehleranfällig sind. Die in den letzten Jahren erfolgte datentechnische eigene Anbindung an das Kraftfahrtbundesamt war eine große, gleichwohl alternativlose Kraftanstrengung aller Beteiligten, in deren Folge auch eine Neubewertung im Handlungsfeld Datensicherheit zu erfolgen hatte. In dieser Neubewertung sind behördliche Vorgänge zu einem hohen Anteil datenschutzrechtlich eingestuft worden, so dass hier die fortlaufende Ausfächerung der Digitalisierung eine Entlastung bei der Bearbeitung bringen muss. Sukzessive werden zentrumsinterne Vorgänge und bereits bestehende – absehbar nicht zukunftssichere – Lösungen im Hinblick auf erfolgversprechendes Veränderungspotential betrachtet. In Verbindung mit dem Zentrum für Softwareentwicklung der Bundeswehr und der BWI werden konkret Ansätze identifiziert, um Prozesse zu digitalisieren und „Drehstuhlschnittstellen“ zu minimieren. Vielversprechende Optionen hinsichtlich einer fortschreitenden und entlastenden Digitalisierung bieten ebenfalls die Bereiche Unfalldatenbank und Fahrauftragsverwaltung sowie die zukünftige Fahrschülerverwaltung. Ergänzend wird der Wandel der klassischen Dokumente, wie Fahrerlaubnis, Fahrtennachweisheft und Fahrauftrag in Papierform, zu vollziehen sein. Auch hier ist der Einsatz neuer Technologien zu erwarten, aber stets mit Augenmaß und unter Berücksichtigung von Aufwand, Nutzen sowie datenschutzrechtlicher und besonders operativer Belange. Erfordernisse sind erkannt und Lösungsmöglichkeiten identifiziert, um eine zukunftsträchtige und bedarfsgerechte Aufstellung des Kraftfahrwesens zu vollziehen. Die erforderliche Fachkompetenz, Leistungsfähigkeit und Tatkraft ist vorhanden und soll zeitnah mit angemessener Ressourcenzuordnung verklammert werden.
Abb. 4: Handlungsfeld Behördenbetrieb
Autor und Bilder: LogKdo Bw
Dieser Beitrag ist der Sechste einer 6-teiligen Artikelserie. Teil 1 & 2 wurden im Newsletter Januar veröffentlicht, Teil 3 & 4 finden sie im Newsletter April, 5 & 6 in diesem Newsletter [Red.]
Beitragsbild, oben: Oberstleutnant Seyda ist überzeugt, dass sich durch die Digitalisierung die Art und Weise, wie wir in Zukunft leben und arbeiten, ändert. (Bundeswehr/Petra Reiter)
Die Logistikschule der Bundeswehr startet mit dem Projekt Modernes Lernen in das Jahr 2021. Mit einer Auftaktveranstaltung wird der Startschuss für das auf zwei Jahre angesetzte Projekt gegeben.
Mit dem Projekt „Modernes Lernen“ startet an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) eine neue Ära der Schulung und des Lernens. Modernes Lernen soll zukünftig die neue Form von Lehre und Lernen an der gesamten Logistikschule an den Standorten Garlstedt, Plön und Putlos bestimmen und das Markenzeichen einer der größten Bundeswehrschulen werden. Im Mittelpunkt stehen die zukunftsbestimmenden Aspekte: Digitalisierung, Kompetenzorientierte Ausbildung und Wissensmanagement.
Diese Aspekte lassen sich nicht getrennt betrachten – sie sind eng miteinander verbunden und stellen die Grundlage für DIE neue Lernkultur der LogSBw. Modernes Lernen soll zeit- und ortsunabhängig und damit das Markenzeichen und Aushängeschild der Schule werden!
Startschuss für dieses, auf zwei Jahre angelegte Projekt, war im Januar eine Auftaktveranstaltung. Nahezu die gesamte Schulführung vor Ort nahm daran teil und folgte ausgesprochen neugierig und aufgeschlossen den Ausführungen von Projektleiter Oberstleutnant Michael Seyda. Er zeigte in seiner Präsentation das enorme Potential einer neuen Lehr- und Lernkultur und die spannenden, aber auch fordernden Wegpunkte dorthin.
„Wir haben unser Potenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Die gesamte Art und Weise, wie wir hier als Spezialisten unserer Fachgebiete Wissen vermitteln, wird sich dieser neuen Kultur unterordnen und dadurch allen unseren Lehrgangsteilnehmenden neue Aspekte des Lernens ermöglichen“, so Schulkommandeur Brigadegeneral Boris Nannt in seiner Eröffnungsrede.
Bild: Brigadegeneral Boris Nannt begrüßte alle Teilnehmer zur Auftaktveranstaltung. (Bundeswehr/Petra Reiter)
Neue Lernkultur
Bei dem Projekt geht es nicht nur um die Nutzung der vielen Möglichkeiten, sich Informationen aus dem Internet zu beschaffen und Kurse und Ausbildungsmöglichkeiten online zu besuchen. Der Schwerpunkt liegt darin, eine neue Ausrichtung von Lern- und Lehrkultur an der LogSBw zu erreichen.
Modernes Lernen, kurz: ML, ist nicht nur die einfache Umwandlung von Präsenzunterricht zu e-learning in Form von Podcasts und Web-Seminaren, sondern einer der Schwerpunkte ist die selbständige Erarbeitung von Ausbildungsinhalten in einem selbstbestimmten Zeitplan.
Selbstständig besser werden
Wichtige Schlagwörter von ML sind Kompetenzorientierte Ausbildung (KoA), Wissensmanagement (Wi) und Digitalisierung: Im Mittelpunkt von KoA steht der Begriff „Kompetenz“. Nach der zugrundeliegenden Lerntheorie können solche Kompetenzen nur erworben werden, wenn sich Lernende diese aktiv erarbeiten. Da aber neben dem Wissen und Können auch die Bereitschaft dazugehört, das Gelernte anzuwenden, nimmt die Motivation einen hohen Stellenwert in der Betrachtung ein. „Indem wir die Auszubildenden durch Motivation und Methodenkompetenz aktivieren, selbst zu lernen und sich Stoff anzueignen, machen wir den Wandel beherrschbar“, so Oberstleutnant Michael Seyda.
Wissensschätze vervielfachen
Ein weiterer Bereich ist das Wissensmanagement. Laut Duden die Gesamtheit der Aktivitäten, die darauf abzielen, eine möglichst gute Nutzung von vorhandenem Wissen aller Mitarbeiter eines Unternehmens oder in diesem Fall der Truppe zu gewährleisten. „Mit dem ML an der LogSBw teilen wir künftig unser Fachwissen mit allen Logistikern der Bundeswehr. Im Gegenzug profitiert die Schule von deren praktischen logistischen Erfahrungen, welche wir im täglichen Lernen zielorientiert anwenden können. Eine Win-win-Situation für alle. Nur wenn Wissen geteilt, also transparent gemacht wird, vermehrt es sich“, formulierte es Oberstleutnant Wilfried Heckmann, Leiter Wissensmanagement an der LogSBw im Anschluss an die Veranstaltung.
Gemeinsam voran
Um KoA und Wi möglichst effektiv zu gestalten, ist auch die Digitalisierung aller Informationen unabdingbar, damit diese in den Lernprozess effektiv und effizient eingesetzt werden können. Dies geht weit über digitale Karten, digitale Bedienungsanleitungen oder digitale Befehlsketten hinaus und muss ein integriertes Netzwerk werden, das fester Bestandteil des Lernprozesses wird. „Digitalisierung ändert die Art, wie wir heute – und vor allem in Zukunft – leben, lernen und arbeiten. Eine spannende Herausforderung, welche wir mit dem Projekt angreifen“, nennt es Oberstleutnant Peter Bonnié, Leiter des Teilprojekts Digitalisierung.
Bild: Die Schulführung bot im Anschluss der Präsentation die Möglichkeit einer fachgebietsübergreifenden Diskussion. (Bundeswehr/Petra Reiter)
„Nur im Einklang von KoA, Wi und Digitalisierung können die großen Potentiale, die in diesen Methoden lagern, optimal ausgenutzt werden.“ Ziel ist die Umsetzung und Akzeptanz dieses Dreiklangs zu einer neuen Kultur des „so machen wir das hier an der LogSBw“, so Brigadegeneral Boris Nannt.
Modernes Lernen ist eine Abkehr von zeitlich und räumlich begrenzten Lern- und Lehrphasen hin zu der Kultur einer eigenständigen, nachhaltigen Weiterbildung. Lernen als selbstverständlich gelebter Bestandteil der eigenen Arbeit in der Truppe und als Markenzeichen der Logistikschule. Brigadegeneral Nannt setzt dabei nicht nur auf sein Team in der Projektgruppe, sondern bindet das gesamte Personal ein: „Dies ist unsere Logistikschule. Wir alle sind unverzichtbare Zahnräder im Getriebe und tragen tagtäglich zu einem Ausbildungsbetrieb auf hohem Niveau bei.“ Sein Appell an das Stammpersonal aber ausdrücklich auch an alle Lehrgangsteilnehmenden, sich und Ihre Ideen in das Projekt miteinzubringen: „Gestalten Sie, bevor Sie gestaltet werden.
Autoren: Brian Melzer und Wilfried Heckmann, LogSBw
Nach dem ersten Shutdown im vergangenen Jahr hatte die Logistikschule der Bundeswehr ihren Ausbildungsbetrieb wiederaufgenommen. Die Ausbildung und die Rahmenbedingungen mussten angepasst werden, um den Ausbildungsauftrag trotz Pandemie und damit einhergehender strenger Regeln zu erfüllen.
Bild: Das Fiebermessen gehört zur täglichen Routine. Alle Schulangehörigen und Trainingsteilnehmer prüfen morgens ihre Temperatur. (Bundeswehr/Petra Reiter)
Die Logistikschule der Bundeswehr, als Teil der Streitkräftebasis, ist die zentrale Ausbildungseinrichtung für Logistik, kraftfahrtechnische und einsatzvorbereitende Ausbildung. Trotz der seit etwa einem Jahr anhaltenden Pandemie findet der Ausbildungsbetrieb weiter statt.
Wie ist Unterricht unter Einhaltung der Abstandsregeln und nach Maßgabe der Hygienevorschriften möglich? Viele Lehrgänge wurden angepasst, um Präsenzzeiten zu reduzieren. „So können circa zehn Prozent der Trainingsteilnehmenden von Zuhause lernen“, lobt der Schulkommandeur, Brigadegeneral Boris Nannt.
Mobile Hörsäle
Neben der Halbierung der Lehrgangsstärken fand sich eine weitere Lösung in der Anmietung von insgesamt acht mobilen Hörsälen. In den sogenannten Containerhörsälen, kurz: CHS, haben 25 Lehrgangsteilnehmende plus Ausbilder Platz. Auch hier wird, wie in allen anderen Gebäuden und Bereichen der Kaserne, jeden Morgen Fieber gemessen und immer Mund-Nasen-Bedeckung getragen. Stabsunteroffizier Frank Feigls Lehrgang findet in einem dieser CHS statt. Für ihn sei das okay, immerhin sei diese Zeit eine Besondere. Die hier getroffenen Maßnahmen hält er für angemessen. Er erzählt kurz aus der Praxis: „Gerade klagte ein Kamerad über leichtes Halskratzen. Er musste direkt zur Abstrichentnahme in den Sanitätsbereich und bis zum Testergebnis zur Isolation auf seine Stube.“ Dort wurde der Soldat mit Notwendigem versorgt und entsprechend betreut.
Bild: Diese Soldaten werden in einem der Containerhörsäle unterrichtet. Die Container wurden nach und nach in der Kaserne auf Parkflächen aufgestellt. (Bundeswehr/Brian Melzer)
Aus der Praxis
Die Corona-Maßnahmen und -Regeln machen am Kasernenzaun nicht halt. „Social Distancing schlägt auch hier in der Kaserne mit voller Kraft zu“, erzählt Lehrgangsteilnehmer Feigl. Er sei allein auf einer Zweimannstube untergebracht. Die habe den Vorteil, in Ruhe lernen zu können. Allerdings fehle ihm der Austausch mit anderen Kameraden. „Wenn wir mit mehreren Leuten lernen, können wir den Leistungsschwächeren gemeinsam abholen. Das geht nun nicht.“ Auch hier in der Lucius D. Clay-Kaserne gelten die verschärften Kontaktregeln. Eine Stube ist hierbei einem Haushalt gleichgestellt. „Die Geselligkeit unter Kameraden fehlt“, bedauert der Stabsunteroffizier.
Auftrag erfüllen – überall
„Die Ausbildung soll im Kern stattfinden, das ist unser Auftrag“, so Brigadegeneral Nannt. Das gilt natürlich auch für die Außenstellen. So wird auch in Putlos die Pipelinepionierausbildung mit reduzierter Hörsaalstärke und unter Beachtung aller Abstands- und Hygieneregeln durchgeführt. Für die dort vorherrschende praktische und körperlich anstrengende Ausbildung an Material und Gerät eine weitere Herausforderung, die es mit gemeinsamen Anstrengungen zu bewältigen gilt. Für die in Plön stattfindende Feldkochausbildung galten auch schon vor der Pandemie restriktive Hygienevorgaben für die Verarbeitung von Lebensmitteln sowie die Zubereitung und Aufbewahrung von Speisen und Lebensmitteln. Doch wie an allen Standorten der LogSBw verleihen die zusätzlichen Pandemie-Auflagen der Kochausbildung eine zusätzliche „Würze“. Für Übungen im Logistischen Übungszentrum und multinationale Trainings im Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre wurden extra Hygienekonzepte geschrieben, um auch dort Übungen und Trainingsmaßnahmen zu ermöglichen. Nur so konnten beispielsweise Zentrale Ausbildungen für Logistik, kurz: ZALog, oder die multinationale Übung Steadfast Jupiter Jackal im vergangenen Jahr durchgeführt werden.
Bild: Heißer Dampf und wenig Platz. Für die Feldköche sind die pandemiebedingten, zusätzlichen Regeln eine besondere Herausforderung. (Bundeswehr/Brian Melzer)
Corona-Digitalisierungsschub
Einige Ausbilder sind kreativ geworden, um ihre Schüler im Homeschooling zu motivieren. Sie bieten neben Videokonferenzen beispielsweise an der Logistikschule der Bundeswehr erstellte Lernvideos oder spielerische Lernzielkontrollen an. „Wir müssen neue Wege gehen und einfach ausprobieren“ nennt es Brigadegeneral Nannt.
Grundsätzlich lässt sich wohl eines feststellen: Die Pandemie und die damit verbundenen Kontaktbeschränkungen und Hygieneauflagen haben einen Stein ins Rollen gebracht, der die Digitalisierung und Modernisierung der Ausbildung an der Logistikschule der Bundeswehr bereits beeinflusst hat und auch künftig noch stärker beeinflussen wird.
Bild: Das ist Hannah. Sie ist Hauptfigur des ersten Erklärvideos „Made by Logistikschule der Bundeswehr“. Hannah erklärt das Lagerlogistiksystem für Materialbewirtschafter. (Bundeswehr)
„Wir sind kein Gallisches Dorf.“
„Bislang sind wir ganz gut durch diese fordernde Zeit gekommen“, dankt Nannt in einer seiner monatlichen Videobotschaften seiner Truppe. Damit das so bleibt, werden die Maßnahmen immer wieder angepasst. „Wir sind kein Gallisches Dorf und daher sind stringente, sehr rigide Hygienevorschriften unabdingbar.“ Der Faktor Disziplin sei ganz wichtig und so appelliert er wann und wo er kann: „Haltet Abstand und achtet aufeinander!“
„Es wird noch ein weiter Weg in dieser Pandemie sein. Wenn wir ihn gemeinsam gehen, erreichen wir auch unser Ausbildungsziel.“
Bild: Der Schulkommandeur schaut sich regelmäßig die Ausbildungen seiner Schule an und gibt, wie hier, den Fahnenjunkern Tipps und Ratschläge mit auf den Weg. Dabei appelliert er an die Kameradschaft und das Einhalten der Abstandsregeln. (Bundeswehr/Petra Reiter)
Dieser Beitrag ist der Zweite einer 6-teiligen Artikelserie. Teil 1 & 2 finden sie in diesem Newsletter, die Fortsetzung folgt im April. [Red.]
2.1 Bezugspunkte für die Weiterentwicklung
Das Logistikzentrum der Bundeswehr ist mit seinen ortsfesten logistischen Einrichtungen (oIE) das Rückgrat der logistischen Unterstützung deutscher Streitkräfte in den Einsätzen, bei Übungen und im Betrieb Inland. Darüber hinaus nimmt es Aufgaben im Rahmen des Host Nation Support wahr und trägt so wirksam zu einer leistungsstarken und glaubwürdigen „Logistischen Drehscheibe Deutschland“ innerhalb der Allianz bei. Für die Unterstützung von Einsätzen im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements ist das Logistikzentrum und sein nachgeordneter Bereich zweckmäßig und aufgabenorientiert aufgestellt. Bei der laufenden Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) und den deutlich gestiegenen Wirkungsforderungen an die Logistik, ergeben sich jedoch durch den signifikant gestiegenen Kapazitätsbedarf im Rahmen der werterhaltenden Lagerung insbesondere für die olE erhebliche Herausforderungen. Der vorrangig identifizierte Handlungsbedarf besteht in der Schaffung robusterer Strukturen sowie der Anpassung der Kapazitäten und Fähigkeiten.
Abb. 5: Bezugspunkte und Handlungsfelder
Hierzu sind die Kapazitäten und Fähigkeiten an den gestiegenen Bedarfen der Truppe aller Teilstreitkräfte und MilOrg-Bereiche auszurichten und dabei der Schutz eigener Einrichtungen, die Cybersicherheit sowie die Reaktion- und Durchhaltefähigkeit der Leistungserbringung auszubauen. Im Kern kommt es darauf an, die Robustheit in allen Planungskategorien zu verdichten und so das Rückgrat zu stärken. Neben diesen zuvorderst nach innen gerichteten Maßnahmen, sind zielgerichtete und bedarfsdeckende Kooperationen mit der Wirtschaft und eine an Mehrwert orientierte multinationale Zusammenarbeit, für die umfassende Zielerreichung unabdingbar, um den deutlich gestiegenen Anforderungen perspektivisch noch besser gerecht werden zu können.
Parallel gilt es, die Chancen der Digitalisierung und Möglichkeiten des technischen Fortschritts zu nutzen und wirksam in die logistischen Strukturen und Verfahren einzubringen. In diesem Bereich besteht schon zu lange signifikanter Nachholbedarf, der durchaus erkannt, gleichwohl zukünftig noch deutlicher mit hinreichender Ressourcenallokation zu verklammern ist. Eine nachhaltige und stringente Steigerung der Robustheit war und ist absehbar nur durch eine orchestrierte und zielorientierte Projektarbeit zu erreichen. Hierzu wurde die interdisziplinäre Projektorganisation „olE 2019+“ ins Leben gerufen. Sie vereint Expertise aus den Fähigkeits- und Planungskategorien, abgestimmte und harmonisierte Arbeits-/Zeitpläne sowie klare Verantwortlichkeiten, um bestmöglich und vor allem rasch zu greifbaren Ergebnissen und spürbaren Verbesserungen zu gelangen. Eine, an dieser Stelle nicht detailliert dargestellte, Maßnahme besteht in der zeitnahen Stabsanpassung des Logistikzentrums der Bundeswehr in Wilhelmshaven. Durch eine Binnenoptimierung, deren Umsetzung im April 2021 ihren Abschluss findet, werden truppendienstliche Führung und fachliche Steuerung wo erforderlich angepasst und im Zuge einer angepassten Stabsstruktur dienstpostenneutral umgesetzt. In zahlreichen Fachabteilungen besteht gegenüber der derzeitigen Struktur derweil kein Anpassungsbedarf, sodass diese Elemente zunächst unverändert bleiben. Die Maßnahmen werden mit Augenmaß und insbesondere unter Mitnahme und Teilhabe der Angehörigen des Logistikzentrums sowie der Beteiligungsgremien implementiert.
2.2 Wiederinbetriebnahme von Lagereinrichtungen und Ansätze der Kooperation
Die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen Deutschlands haben sich nachhaltig geändert, sodass die Bundeswehr bereits mit verschiedenen Trendwenden reagiert hat. Die Entwicklung hin zu mehr Personal und besonders Material bedeutet nicht nur einen erhöhten Bedarf an zusätzlicher Infrastruktur, sondern auch an Personal, gerade auch für die Logistik. Bisher orientierten sich die Kapazitäten für die Bevorratung von Material und Munition hauptsächlich an den Erfordernissen des internationalen Krisenmanagements. Dies brachte in der Vergangenheit eine entsprechende Ausrichtung auf möglichst effiziente Strukturen und Dislozierung logistischer Einrichtungen mit sich. Jetzt gilt es, den adressierten neuen Erfordernissen gerecht zu werden, das logistische System der Bundeswehr zu stärken und die ortsfesten Lagerkapazitäten in Quantität und Qualität zu erhöhen. Das Logistikzentrum der Bundeswehr wird nach der Entscheidung des BMVg aus dem Januar 2019 acht Munitions- und Materiallager ab 2021 sukzessive wieder in Betrieb nehmen. Die Liegenschaften sind identifiziert und die Dienstpostenumfänge kommuniziert, sodass diese Schritt für Schritt in die Führungsverantwortung des Logistikzentrums der Bundeswehr zurückkehren. Durch die Wiederinbetriebnahme der Lager lässt sich zukünftig die zeitgerechte Bereitstellung von Ersatzteilen und Versorgungsgütern sowie Munition bedarfsgerechter sicherstellen. Ein personeller Aufwuchs sowie Investitionen in dreistelliger Millionenhöhe sind dazu erforderlich. Die Alimentierung von rund 580 neuen zivilen und militärischen Dienstposten ist entsprechend eingeleitet. Darüber hinaus müssen aufgrund des signifikanten Kapazitätsaufwuchses auch im Bereich Munition die Lagerungs- und Instandhaltungsfähigkeiten deutlich erhöht werden, sodass bestehende Bereiche mit militärischen Führungs- und Fachpersonal zu verstärken sind.
Die bereits angelaufenen Infrastrukturmaßnahmen dienen sowohl der Renovierung bestehender als auch der Wiederinbetriebnahme der acht Liegenschaften, wobei sich in Teilen auch erhebliche Neubaumaßnahmen in der Planung bzw. zum Teil bereits in der Umsetzung befinden. Aufgrund der derzeitigen und absehbar auf Jahre anhaltenden Auslastung der Bauverwaltungen der Länder und der Bauindustrie, sind für die Infrastrukturbedarfsdeckung allerdings durchaus längere Zeitansätze zu veranschlagen, weshalb eine konzertiert ausgestaltete Planungsarbeit unerlässlich ist. Die drei Munitions- und fünf Materiallager sind im Zuge des Projekts „oIE 2019+“ auf den schrittweisen Zufluss von Versorgungsgütern vorzubereiten, wobei auch hier – soweit wie möglich – bereits moderne, konventionelle Lagertechnik nach Industriestandard eingesetzt wird. Die gewonnenen zusätzlichen Lagerkapazitäten tragen künftig zu einer angemessenen Kapazitätsdeckung und einer erhöhten Qualität der logistischen Prozesse für die Bundeswehr bei. In der Projektorganisation „olE 2019+“ wirken Vertreter aus dem LogKdoBw, dem KdoSKB, dem Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr, dem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr sowie dem Planungsamt der Bundeswehr sehr eng und interdisziplinär zusammen. Unterstützung erhalten die Teilprojekte, je nach Abhängigkeit der Arbeitsschwerpunkte in den jeweiligen Arbeitspaketen, durch das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr.
Abb. 6: Wiederinbetriebnahme von Lagern (Material)
Im Zuge einer vergleichenden Betrachtung von elf grundsätzlich geeigneten Liegenschaften wurde auf der Basis einer Nutzwertanalyse des LogKdoBw durch die Leitung BMVg im Januar 2019 entschieden, dass die Schließungen des Materiallagers Hardheim (Baden-Württemberg), des Munitionsdepots Altheim (Baden-Württemberg), des Munitionslagers Lorup (Niedersachsen), des Materiallagers Königswinter (Nordrhein-Westfalen) und des Materiallagers Ladelund (Schleswig-Holstein) aufgehoben werden. Ebenso wurde auf die vorgesehene Abgabe des Materiallagers Huchenfeld (Baden-Württemberg) verzichtet. Zusätzlich werden mit dem Munitionsdepot Kriegsfeld (Rheinland-Pfalz) und dem Materiallager Bargum (Schleswig-Holstein) zwei Liegenschaften wieder in Betrieb genommen, die bereits an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zurückgegeben worden waren. Wesentliche Entscheidungskriterien der vergleichenden Betrachtung waren die logistischen Kapazitäten, die Kosten für die infrastrukturelle Ertüchtigung und den Betrieb der Liegenschaft sowie weitere liegenschafts- und standortbezogene Aspekte, wie bestehende Konversionsinteressen und Umweltbedingungen.
Abb. 7: Wiederinbetriebnahme von Lagern (Munition)
Die erforderlichen Organisationsgrundlagen für die Wiederinbetriebnahme wurden geschaffen, sodass ab 2021 die ersten Lager wieder ihren Betrieb aufnehmen und in das logistische System integriert werden. Die Wiederinbetriebnahme aller acht Lager erfolgt bis 2029. Details der Planungen berücksichtigen dabei auch, wie viel Material oder Munition in den jeweiligen Einrichtungen absehbar künftig werterhaltend gelagert werden soll. Bisher wird beispielsweise Munition eher nach ökonomischen Gesichtspunkten bewirtschaftet. Die Bereitstellung der Munition für die VJTF macht jedoch deutlich, dass Munition anteilig nach operativen Vorgaben (Konfiguration/Zeit) gelagert und vorgehalten werden muss. Bei den Materiallagern spielen betriebswirtschaftliche Aspekte gleichwohl bei der Lagertechnik nach Industriestandard weiterhin eine bedeutende Rolle, um sowohl die bestehende, aber insbesondere die neue bis zu 8 m hohe Infrastruktur, effizient nutzen zu können.
Aufgrund der hohen Belegung in der Bestandsinfrastruktur wird das Logistikzentrum der Bundeswehr seine „neuen“ 8 Lagereinrichtungen so schnell wie möglich logistisch nutzen, sobald die erforderlichen und im Umfang sehr unterschiedlichen Maßnahmen zur infrastrukturellen Ertüchtigung der Liegenschaften durchgeführt worden sind und das für den Betrieb benötigte Fachpersonal zur Verfügung steht. Die „neuen“ Einrichtungen werden jeweils den übergeordneten Bundeswehrdepots und Munitionsversorgungszentren bzw. dem Materialwirtschaftszentrum Bundeswehr truppen- und fachdienstlich zugeteilt, ohne dass sich die Anzahl an Depots bzw. Munitionsversorgungszentren erhöht.
Parallel zu den dargestellten Wiederinbetriebnahmen werden Ansätze und Maßnahmen einer quantitativen Steigerung durch Verdichtung und Ertüchtigung bestehender Lagereinrichtungen sowie Kooperation mit Dritten vorangetrieben, wobei nach zwei erfolgreichen Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen aktuell die Vergabe für die Kooperation für den Anteil Übungs- und Manövermunition durch das LogKdoBw vorbereitet wird und das gleiche Vorgehen für den Anteil Material nach ministerieller Entscheidung vorgesehen ist. Nur durch diesen Mix an Lösungsmöglichkeiten können die Anforderungen erfüllt werden.
Gleichwohl steht das Logistikzentrum der Bundeswehr aufgrund jahrelanger Reduzierung und Optimierung auf Internationales Krisenmanagement (IKM) und damit einhergehender Ausgabenreduzierung in den ortsfesten logistischen Einrichtungen (olE) vor der Herausforderung, bestehenden Investitionsrückstau schnellstmöglich abzubauen und sowohl die neuen Lager als auch die Kooperationsprojekte friktionsfrei in das logistische System zu integrieren, um der stärkeren Akzentuierung auf Landesverteidigung/Bündnisverteidigung (LV/BV) zukünftig noch besser gerecht werden zu können. Diese höchst anspruchsvolle Aufgabe ist bei den Soldatinnen und Soldaten sowie Zivilbeschäftigten des Logistikzentrums der Bundeswehr und seines nachgeordneten Bereichs in guten und bewährten Händen, sodass auch dieser Strukturwandel erfolgreich gemeistert werden wird.
2.3 Digitalisierung und moderne Lagertechnik
In der weiteren Betrachtung der eingangs aufgeführten Bezugspunkte, und unter Beachtung der demographischen Entwicklung und der damit prognostisch immer schwieriger zu rekrutierenden personellen Ressourcen, muss die digitale Transformation weiter vorangetrieben werden. Ziel ist es, im Bereich der ortsfesten logistischen Einrichtungen, derzeit noch bestehende manuelle Prozesse digital wirksamer zu unterstützen, sodass der zukünftig zur Verfügung stehende Personalkörper seine vielfältigen Aufgaben effizienter durchführen kann.
Darüber hinaus bedarf die überalterte Lagertechnik, die in keiner Weise vergleichbar mit dem in großen Logistikunternehmen vorhandenen Stand der Technik ist, einer weitgehenden Modernisierung und letztlich auch stärkeren Digitalisierung. In zielorientierten Abstimmungen wurden zukunftsfähige Lösungen gefunden, die zum Teil in den bestehenden Materiallagereinrichtungen bereits umgesetzt sind. Diese gilt es flächendeckend in allen Materiallagereinrichtungen als Standard zu implementieren.
Abb. 8: Digitalisierung vorantreiben
Die „Automatische Identifizierungstechnik“-Zielausstattung (AIT-ZA) soll durch eine organisationsübergreifende Ausstattung mit einer standardisierten IT-Lösung (Hardware und Software), im Schwerpunkt den Geschäftsprozess der Materialbewirtschaftung, in den Lagereinrichtungen aller logistischen Ebenen der Bundeswehr, effizienter und effektiver gestalten. Durch den Einsatz von Handscannern, Etikettendruckern und der Übertragungsfähigkeit in SASPF bzw. zukünftig S4/HANA, sollen „händische Eingaben“ reduziert sowie Verbesserungen in puncto Standardisierung- und Zeitersparnis erzeugt werden. Der Roll-Out der AIT-ZA mit 3500 Handscannern und 1600 Druckern, ist hierzu bereits erfolgt und wird weiter ausgefächert und mit der Etablierung einer hinreichenden WLAN-Landschaft in den Dienststellen verknüpft. Darauf aufbauend wird bei der Automatisierung der Lagertechnik oder dem „Tracking von Bauteilen während der Instandsetzung in den ortsfesten Instandhaltungseinrichtungen (oIHE)“ ein weiterer Effizienzansatz generiert. Dieses Vorgehen kann mit weiteren innovativen Technologien, unter Nutzung von z.B. „5G“ oder des unbemannten innerbetrieblichen Transports verstetigt werden. Eine vorhandene moderne Technik bildet zudem eine wesentliche Grundlage für Attraktivität der Berufsbilder innerhalb der Streitkräfte.
2.4 Multinationale Kooperation – Beispiel PESCO
Die Ständige Strukturierte Zusammenarbeit (SSZ/ PESCO) zwischen den Mitgliedsländern der Europäischen Union bildet den Rahmen für das zweitgrößte Projekt „Network of Logistic Hubs in Europe and Support to Operations“ (Nw LogHubs EUR). Zusammen mit Frankreich und Zypern koordiniert Deutschland das Projekt. Die 15 Projektteilnehmer und 4 Beobachterländer wollen ihre logistischen Fähigkeiten weiterentwickeln, um den logistischen Herausforderungen der Zukunft besser gerecht zu werden. Ziel ist es, ein robustes europäisches Netzwerk bestehend aus logistischen Knotenpunkten (Logistic Hubs) der Partnernationen aufzubauen und über Europa zu spannen, um so die Teilnehmer im Grundbetrieb, bei Übungen und insbesondere im Rahmen LV/BV sowie bei Einsätzen wirksam zu unterstützen.
Es wird dabei insbesondere auch der europäische Pfeiler innerhalb der NATO im Bereich der Logistik gestärkt und praktischer Nutzen gezogen werden. Ein „Logistic Hub“ (LogHub) ist eine nationale Einrichtung, die als Knotenpunkt dauerhaft oder zeitlich begrenzt logistische Leistungen für teilnehmende Nationen anbietet und erbringt. Zu den vier Grundfunktionalitäten gehören Transport, Umschlag, Materialerhaltung und Lagerung. Nicht jede Funktionalität kann oder muss dabei durch jede Nation angeboten werden.
Abb. 9: Multinationale Zusammenarbeit am Beispiel PESCO
Der deutsche LogHub befindet sich im hessischen Pfungstadt und hat mit der Fähigkeit ‚MN Umschlag/Transport‘ Ende 2020 seine Anfangsbefähigung erreicht. Ende 2024 wird dieser seine Zielbefähigung einnehmen, indem zusätzlich Lagerungsmöglichkeiten, einschließlich werterhaltender Maßnahmen, für unsere Partner angeboten werden. In zwei Anwendungsfällen im Baltikum konnten Netzwerk und LogHubs, im Rahmen der Folgeversorgung der multinationalen Battle Group bei Enhanced Forward Presence und bei der Verlegung des deutschen Beitrags zum Verstärkten Air Policing, ihren Mehrwert und die zukünftige Ausgestaltung aufzeigen. Weitere Anwendungsfälle, auch im Mittelmeerraum, sind geplant. Deutschland übernimmt mit dem Logistikkommando der Bundeswehr eine Taktgeberrolle in der Ausgestaltung der multinationalen Logistik in der Bundeswehr. Die Erwartungshaltung unserer Freunde und Partner ist, auch durch das zentrale Wirken im Framework Nation Concept (Cluster Logistik), gestiegen. Es kommt weiter darauf an, verlässlich, geduldig, aber genauso proaktiv und nachhaltig, begonnene Projekte zu gestalten, diese weiterhin mit personellen und materiellen Ressourcen zu hinterlegen und sie gemeinsam mit den beteiligten Nationen schrittweise zum Erfolg und letztendlich konkretem Nutzen zu führen.
2.5 Schlussbetrachtung
Mit dem Projekt „olE 2019+“ werden alle olE – die bestehenden und die wieder in Betrieb zu nehmenden – in einem ganzheitlichen Ansatz weiterentwickelt und zum Teil auch ausgebaut, um der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung und der damit notwendigen Robustheit sowie dem Zuwachs an Material und Munition zukünftig gerecht werden zu können. Die ersten Inbetriebnahmen im Jahr 2021 sind, gepaart mit den aufgezeigten parallel voranzutreibenden nachhaltigen Kooperations- und Modernisierungsmaßnahmen, entscheidende Schritte für eine bedarfsgerechte Versorgung und damit wesentlicher Beitrag für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr.
Die Digitalisierung verändert zunehmend unseren Alltag. Sie verändert die Art und Weise wie wir uns informieren, miteinander kommunizieren und zusammenarbeiten. Auch die Bundeswehr stellt sich diesen Herausforderungen, um die Chancen, welche die Digitalisierung bietet, effektiv nutzen zu können.
Für die Streitkräfte ist die Digitalisierung der Schlüssel zur Informations-, Führungs- und Wirkungsüberlegenheit wie auch zur Verbesserung der Durchsetzungs- und Reaktionsfähigkeit. Zu bedenken ist dabei, dass auch potenzielle Gegner digitale Innovationen für neue Ansätze und Fähigkeiten bereits nutzen oder zukünftig nutzen werden. Im Rahmen des Verwaltungshandelns verspricht die Nutzung digitaler Technologien eine Steigerung der Effizienz. Darüber hinaus schafft die Digitale Transformation die Voraussetzung für eine umfassende Modernisierung der Arbeitswelt im Geschäftsbereich BMVg und trägt somit auch zur Attraktivität des Arbeitgebers Bundeswehr bei.
Für die Bundeswehr nicht neu, aber noch viel zu tun
Digitalisierung geht über die Einführung technischer Innovationen weit hinaus. Sie beeinflusst die gesamte Handlungs- und Denkweise im Geschäftsbereich BMVg. Hier ist in der Vergangenheit bereits viel erreicht worden. Gleichwohl bleibt viel zu tun, um mit der „digitalen Revolution“ Schritt halten zu können.
Die mit der Digitalen Transformation verbundenen Maßnahmen reichen von Anpassungen in Bereichen der Organisation über die Digitalisierung von Arbeitsprozessen bis hin zur Etablierung von Innovationselementen und einer Anbindung an die Startup-Szene. Strategische Grundlagen, Organisationsstrukturen, Verfahren, Personalentwicklung, Beschaffung aber auch das „digitale Selbstverständnis“ der Bundeswehr werden hierbei ganzheitlich schrittweise angegangen.
Dementsprechend werden in dem Bericht neben Chancen und Herausforderungen auch der strategische Ansatz der Digitalen Transformation, strategische Grundlagendokumente, der organisatorische Aufbau im Digitalisierungsbereich sowie Vorgehensmodelle und Innovationsthemen beleuchtet.