Das Dezernat U des AusbZTLS (inzwischen umbenannt zu TSH), Bereich Technik/Logistik führte im November 2020 unter der Federführung des Dezernat S eine technisch-logistische Untersuchung (TLU) am Containerstapler 3-fach – Konecranes SMV 2216 TC3 durch.
In Vorbereitung auf den Bedarfsfall BwFPS, im Rahmen der VJTF 2022 bis 2024, sollten aus der TLU Erkenntnisse zur Einsatzreife gewonnen werden, um eine begrenzte logistische Versorgung und Instandhaltbarkeit der Containerstapler für die militärischen Logistikkräfte im Einsatzraum der mobilen logistischen Truppen der SKB sicherstellen zu können. Durch die BwFuhrPark-Service GmbH wurden 39 Fahrzeuge vom Typ Containerstapler 3-fach – Konecranes SMV 2216 TC3 beschafft und werden zwischenzeitlich an die Truppe übergeben.
Der Containerstapler 3-fach zählt zu den handelsüblichen Fahrzeugen (hü). Durch seinen Teleskoparm ist der Containerstapler in der Lage 20 bzw. 40 Fußcontainer mit einem Gewicht von bis zu 22 Tonnen zu heben. Übereinander kann er, durch seinen Teleskoparm, bis zu einer Höhe von 11 Meter die Container stapeln. D.h. 3 Container übereinander, wobei der erste Container 22 Tonnen, der zweite 16 Tonnen und der dritte noch 9 Tonnen wiegen darf.
Bild 2: Der Containerstapler in Aktion
Da zum Containerstapler bisher keine Einsatzprüfung an vergleichbaren Fahrzeugen in Eigenbewirtschaftung durchgeführt wurde, mussten im Rahmen der Untersuchungen logistische Informationen erarbeitet werden. So wurden zunächst die für den Einsatz erforderlichen IH-Tätigkeiten ermittelt, Ersatzteile zugeordnet und die zur Arbeitsdurchführung erforderlichen Sonderwerkzeuge bestimmt.
Eine besondere Herausforderung stellt an diesem Containerstapler die Arbeit mit den Radbaugruppen dar. Hier werden vom Hersteller aufgrund erhöhter Lebensgefahr (Reifendruck 10 bar) besonders hohe Sicherheitsauflagen gefordert. Weiterhin musste man sich auf die Wartungspläne des Herstellers stützen, da ein militärisches Fristenkonzept nicht umsetzbar war.
In der abschließenden Bewertung ist eine umfängliche Instandhaltung des Containerstaplers durch militärische Kräfte in einem Bedarfsfall BwFPS nach Umsetzung der im Rahmen der TLU gewonnenen Erkenntnisse möglich.
Autoren und Bilder: AusbZTSL, Ber T/L, Oberstleutnant Schumacher, Stabsfeldwebel Schneider
Die Werkstattausstattung der Panzerhaubitze 2000 (PzH2000) für die Anteile Turm/Waffe/Munitionsfluss und Fahrgestell/Triebwerk
Bisher bestand die Werkstattausstattung (WSA) der PzH2000 für den Anteil Turm, Waffe, Munitionsfluss aus einer Kabine II FmA und einer Palette II, verlastet auf einem Lkw 5t Kat 1 und einem Anhänger 4 Rad 4 Tonnen. Da sowohl die Trägerfahrzeuge als auch die Kabinen und Paletten ihr Nutzungsende erreicht haben und aufgrund von Obsoleszenzen nicht mehr instandsetzbar sind, wurde durch die Projektleitung PzH2000 entschieden, die Werkstattausstattung auf 20 Fuss Werkstattcontainer umzurüsten. Ein weiterer Aspekt war ebenfalls, den neuen Anforderungen an Mobilität und Funktionalität Rechnung zu tragen.
Art und Aufbau der Container
Die Werkstattausstattung der PzH2000 für den Anteil Turm/ Waffe/ Munitionsfluss besteht aus zwei handelsüblichen Double-Door Werkstattcontainern, Iso-Container 20 Fuss Länge und 8 Fuss 6 Zoll Höhe. Im Einzelnen aus einem sogenannten Werkstattcontainer und einem Lagercontainer. Die Container sind speziell auf die Bedürfnisse der PzH2000 angepasst.
Bild 1: Die Double-Door Werkstattcontainer
Der Werkstattcontainer ist als Arbeitsplatzcontainer ausgeführt. Der Container verfügt im separaten Technikraum über einen Kompressor, ein eigenes Stromerzeugungsaggregat und eine Heizung/Klimaanlage für den Container und ist somit autark ohne vorhandene Infrastruktur zu betreiben. Wahlweise kann der Container natürlich auch über einen Netzanschluss (400V 32A) in ggf. vorhandener Infrastruktur betrieben werden.
Bild 2: Das Innere des Werkstattcontainers
Dieser Container ist primär als Arbeitsplatz für das Instandsetzungspersonal vorgesehen. Er ist mit zwei Werkbänken ausgestattet, einem Sicherheitsschrank für Gefahrstoffe wie z.B. Betriebshilfstoffe und Verstaumöglichkeiten für die persönliche Ausrüstung der Soldaten. Des Weiteren verfügt der Container über Verstaumöglichkeiten für querschnittliche Werkzeuge und kleinere Sonderwerkzeuge, die für die Instandsetzung der PzH2000 benötigt werden und Möglichkeiten für die Verstauung von technischen Gasen (Stickstoff).
Im Außenbereich verfügt der Werkstattcontainer zusätzlich über eine LED-Außenbeleuchtung, um ggf. dem Arbeitsbereich um den Container auszuleuchten und über mehrere Netzanschlusskästen. Die Netzanschlusskästen dienen zu einem zum Anschluss der externen Stromversorgung, zum Anschluss eines weiteren Containers, aber auch um für Arbeiten im Außenbereich zum Beispiel 230V / 400V / 24V, Druckluft oder Stickstoff abzugreifen.
Der Lagercontainer ist primär zur Verladung der großen und schweren Sonderwerkzeuge und weiterer schwerer Ausstattung, wie z.B. dem Nivellierstützensatz und den Fundamentplatten ausgeführt.
Bild 3: Der Lagercontainer Innen
Er verfügt zusätzlich über ein eigenes Heizgerät und wird in der Regel über eine externe Stromversorgung vom Werkstattcontainer betrieben.
In dem Lagercontainer sind mit Masse Schwerlastregale mit herausziehbaren Böden verbaut und Abstellfläche für die Sonderwerkzeuge, die nicht in Regalen verstaut werden können, wie z.B. der Turmabstellbock.
Ein im Container installierter und über die gesamte Containerlänge nutzbarer mechanischer Deckenkran mit einer Traglast von 1.000 kg, mit ausklappbarem Kranausleger ermöglicht dem Nutzer ohne großen Kraftaufwand die zum Teil sehr schweren Sonderwerkzeuge von jedem Platz in dem Container aufzunehmen und diese ca. 1,5 m hinter dem Container abzustellen. Von dort kann es dann ggf. mit geeigneten Hebemitteln an den jeweiligen Arbeitsplatz verbracht werden.
Bild 4: Der Lagercontainer mit Portalkran
Im Außenbereich verfügt auch der Lagercontainer über mehrere Netzanschlusskästen. Die Netzanschlusskästen dienen hier zu einem zum Anschluss der externen Stromversorgung, zum Anschluss an den Werkstattcontainer, aber auch um für Arbeiten im Außenbereich, um zum Beispiel 230V / 400V / 24V oder Stickstoff abzugreifen.
Für den Betrieb müssen die Container in Waage ausgerichtet werden. Unter Zuhilfenahme der am Container verbauten Nivellierlibellen kann der Nutzer diese ausrichten. Für den abgesetzten Betrieb verfügt die WSA zusätzlich über einen Nivellierstützensatz und Fundamentplatten, um die Container in der Waage abzustellen.
Bild 5: Podest zwischen den Containern
Die Container sind mit herausziehbaren Zwischenpodesten ausgestattet, womit im verladenen Zustand zum einem der Zugang zu jedem Container gewährleistet wird, aber auch der Übergang von einem Container in den Anderen gewährleistet ist. Zusätzlich gibt es für diesen Übergang noch eine Lichtschleuse zum Schutz vor Witterungseinflüssen und zur Lichttarnung.
Sachstand
Das Vorserienmodell der Werkstattausstattung der PzH2000 für den Anteil Turm/ Waffe/ Munitionsfluss wurde auf Basis Iso-Container 20 Fuss Länge und 8 Fuss 6 Zoll Höhe fertiggestellt und wurde bereits an den ersten Nutzer übergeben. Die Serienfertigung der restlichen Werkstattausstattungen wird angepasst auf Basis Iso-Container 20 Fuss Länge und 8 Fuss Höhe (Standardhöhe für Transportfahrzeuge der Bundeswehr) und ist in 2021/2022 geplant.
Im 3. Quartal 2020 befand sich das Vorserienmodell für 3 Wochen zusammen mit dem Bedien- und Instandsetzungspersonal des Nutzertruppenteils zur Begutachtung am AusbZTLS (inzwischen TSH).
Hier wurde nochmals der Aufbau und Betrieb begutachtet und die Dokumentation vor Ort am Produkt überprüft. Hier wurde bereits durch alle Beteiligten nochmals Anregungen für Verbesserungen und Änderungen eingebracht.
Ebenfalls wurde in diesem Zeitraum die Erstellung der Gefährdungsbeurteilung durch die Firma ESG durchgeführt.
Derzeit sind die beiden Container auf einem IVECO TRAKKER und einem Anhänger 4 Rad 12 Tonnen verlastet. Ziel ist es, die beiden Container auf Lkw 15 Tonnen UTF mit 12 Tonnen Anhänger zu verlasten.
Die Projektleitung PzH2000 realisiert ebenfalls eine Werkstattausstattung für den Anteil Fahrgestell/ Triebwerk. Diese Werkstattausstattung wird in enger Anlehnung an die bereits entwickelte Werkstattausstattung Turm/Waffe/Munitionsfluss entwickelt und auf Basis Iso-Container 20 Fuss Länge und 8 Fuss Höhe realisiert. Hier soll das Vorserienmodell im zweiten Quartal 2021 fertiggestellt werden und die Serienfertigung ist für 2022/2023 geplant.
Ausblick und Herausforderung
Die Herstellerfirma des Vorserienmodells CHS Container Group wird nochmals die geforderten Änderungen für die Serie einbringen, im speziellen die Änderung von Basis Iso-Container in 20 Fuss Länge und 8 Fuss 6 Zoll Höhe auf 20 Fuss Länge und 8 Fuss Höhe und im Sinne des Nutzers anpassen.
Die neuen besonderen Herausforderungen an Umschlag, Transport und Zulässigkeit der Transportmittel gilt es zu berücksichtigen. Hier ist explizit die Containeraufbauhöhe und die Transportfahrzeughöhe der neuen Fahrzeuggenerationen zu erwähnen. Eine der Herausforderungen ist hier die Containeraufbauhöhe und die Transportfahrzeughöhe so zu kombinieren, dass die maximale Transporthöhe von 4 Meter nicht überschritten wird.
Die mobile Logistik, vornehmlich auf Containerbasis, ist ein zukunftsweisendes Element, um die Anforderungen an Mobilität und Funktionalität zu gewährleisten.
Autor: AusbZTLS, Hauptmann Habakuk
Bild: 01/05: Hptm Habakuk;
Bild: 03/04: entnommen aus dem Handbuch Lager-Container WSA Turm/Waffe/Munitionsfluss PzH2000 der Fa. CHS Spezialcontainer – Shelter and Engineering GmbH, Tillmannstraße 11, 28239 Bremen;
Bild: 02: entnommen aus dem Handbuch Werkstatt-Container WSA Turm/Waffe/Munitionsfluss PzH2000 der Fa. CHS Spezialcontainer – Shelter and Engineering GmbH, Tillmannstraße 11, 28239 Bremen.
Vom 15. Januar bis zum 4. Februar 2021 fand der Anteil Kälteerprobung des neuen Modells der Mobilen Feldküche (kurz: MobFKü) im Rahmen der taktischen Einsatzprüfung in der Nähe von OVERBYGD in NORWEGEN statt. Ein 15-köpfiges Team unter der Projektleitung des Referats U3.1 des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr, bestehend aus Teilen der Logistikschule d. Bw, Kommando Sanitätsdienst Bw, des Spezialpionierregiments 164 und des AusbZTLS (inzwischen umbenannt in Technische Schule des Heeres) begleitete die Erprobung.
Die Feldküche während der Kälteerprobung auf eisigem Untergrund in Norwegen
Vom 16. Januar bis 20. Januar 2021 wurde die Betriebsbereitschaft hergestellt. Nach Aufbau der MobFKü fand die schonende Inbetriebnahme der Gerätschaften bei anfänglich -5° C im Innenraum der Container statt. Nach Auffüllen des Frischwassertanks wurden Maßnahmen zur Desinfektion der gesamten Anlage durchgeführt, womit die Vorbereitungen abgeschlossen wurden. Die einzige Komplikation während des gesamten Vorgangs betraf ein Koch- und Bratmodul. Nach sporadischen Ausfällen wurde der Fehler in einer verstopften Brennerdüse lokalisiert und durch den Austausch der gesamten Brennereinheit behoben.
Ab dem 21. Januar 2021 begann der 7-tägige Betriebszyklus im Schichtbetrieb. Ziel war es hier, die Gruppenverpflegung für die knapp 200 Mann des GebJgBtl 233 aus MITTENWALD sicherzustellen, welche sich auf der jährlichen Übung EISKRISTALL befanden. Dadurch wurden vor allem für die Bediener wichtige Erkenntnisse gesammelt, um den Ablauf des Betriebes verbessern zu können. Zu den festgestellten Mängeln gehörte vor allem die Leistung der Dunstabzugshaube. Diese reichte nicht aus, um den entstandenen Dunst gänzlich abzuführen. Dieser wurde teilweise über die Klimaanlagen abgeleitet, so dass sich dort Kondenswasser sammelte. Die empfindliche Sensorik führte ebenfalls zu sporadischen Fehlern, vorrangig die sich im Innenraum befindliche Tankanzeige für das SEA. Dies hatte jedoch keinen negativen Einfluss auf den Ablauf der Amtsseitigen Untersuchung und lieferte wichtige Hinweise zur Nachbesserung. Einzig die dort zur Verfügung gestellte Infrastruktur führte vereinzelt zu Zeitverzögerungen. Dazu gehörte das überlastete Stromnetz oder eingefrorene Wasserleitungen. Bedingungen mit denen die Bundeswehr und ihr Material jederzeit auskommen können muss.
Die Feldküche bei starker Kälte unter abendlichen Polarlichtern
Während der Phase der Nachbereitung wurde dem Küchenpersonal Zeit eingeräumt, um diverse Tätigkeiten neben den eigentlichen Betriebszyklen, unter den gegebenen klimatischen Verhältnissen durchführen zu können. Hier stand besonders das Entwässern der Anlage im Vordergrund, um Frostsicherheit herstellen zu können. Währenddessen konnten die Teilnehmer des Bereichs Technik/Logistik als Vorbereitung auf die anstehende Technisch-logistische Einsatzprüfung (TLEP) erste Erkenntnisse im Bereich der Fristenarbeiten am SEA und der Klimaanlage sammeln.
Die Rückverlegung begann am 03. Februar 2021 ohne Komplikationen. Bei -25° C wurden hier die Fertigkeiten beim Bedienen der HETEK-Stützen gefestigt. Eine zivile Spedition verbrachte die beiden Container zum Teil auf dem Seeweg zum AusbZTLS, um dort ab März beginnend die technisch-logistische Einsatzprüfung durchführen zu können.
Für den Bereich T/L waren vor allem die gesammelten Erfahrungen und das Gewinnen von Handlungssicherheit wertvoll, um die nachfolgende TLEP bestmöglich durchführen zu können.
Eine (multinationale) Versorgungskompanie auf dem Weg nach Litauen
Über ein Jahr an Vorbereitungen und Übungsabschnitten liegen hinter den Soldaten*innen der 3. Kompanie des Versorgungsbataillons 141 aus Rotenburg (W.). Die Absicht des Kompaniechefs, Major Patrick Scholz, war dabei von Anfang an klar formuliert: die vollumfängliche Vorbereitung sicherstellen, erst in den Teileinheiten, dann auf Kompanieebene, um für den Auftrag „enhanced Forward Presence“ (eFP) und den Leitverband, das Panzerbataillon 414 aus Lohheide (Bergen), in Litauen während der 10. Rotation alle logistischen Fähigkeiten der Kompanie zuverlässig bereitstellen zu können. Selbst während der Covid-19 Pandemie galt es Ausbildungen durchzuführen, sowie das Herstellen der Einsatzbereitschaft von Personal und Material erfolgreich umzusetzen.
Ausgehend von der Durchführung der Brigadeführerweiterbildung im urbanen Raum über die Versorgung einer Kampftruppenbrigade und die Raumordnung rückwärtiger Räume in und um den Brigadeversorgungspunkt im Raum Burgwedel, galt es über Ausbildungen an Waffen und Gerät der Teileinheiten und Weiterbildungen des Führungspersonals, die Voraussetzungen für unseren logistischen Kernauftrag zu schaffen. Auch verschiedene Feldeinsatzübungen auf Zug-Ebene auf nahezu allen Übungsplätzen im norddeutschen Raum und Gefechtsschießen gehörten zum Ausbildungs-Portfolio, ebenso wie die Versorgung des Panzerbataillon 414 während des Übungsdurchgangs im Schießübungszentrum (SchÜbZ), durch Instandsetzungs-, Transport- und Nachschubkräfte der Kompanie. Und auch wenn von den rund 290 Soldaten*innen der Kompanie nur etwa die Hälfte in Litauen eingesetzt sein wird, nahmen alle Angehörigen der Kompanie an den Vorhaben teil. Denn für das sogenannte „Team H“, also die Kräfte die am Heimatstandort in Deutschland verbleiben, gehen sowohl die Aufträge im Grundbetrieb als auch Übungsvorhaben und damit die Versorgung der Verbände der Panzerlehrbrigade 9 weiter.
Kräfte des PzBtl 414 am Betankungspunkt der CSS Coy – zwei Leopard 2 werden parallel betrankt während der Betankungsfeldwebel die nächsten Gefechtsfahrzeuge abruft
In der Nacht – Umschlag von Munition und Vorbereitung zum Abtransport
Höhepunkt der Vorbereitung war zweifelsohne die Zertifizierung des multinationalen Gefechtsverbandes während des Übungsdurchgangs im Gefechtsübungszentrum des Heeres in der Colbitz-Letzlinger-Heide (kurz GÜZ) im Mai dieses Jahres. Für die Versorgung des multinationalen Verbandes für enhanced Forward Presence folgerichtig auch als Versorgungskompanie, sprich als Combat-Service-Support Company (CSSCoy) multinational aufgestellt, bot sich hier auch die erste Möglichkeit des Zusammenwirkens mit unseren logistischen Waffenbrüdern aus den Niederlanden. Nach einem in der Kompanie in Rotenburg durchgeführten Integration-Training für Führungskräfte, zusammen mit 40 niederländischen Soldaten*innen, ging es gemeinsam auf in Richtung GÜZ. Und „gemeinsam“ war das Motto der Stunde, oder besser gesagt der Tage und Wochen. Ob in der Instandsetzung, im Transportwesen oder im Bereich Umschlag, überall wurde, bis in die kleinsten Organisationselemente hinein, unbeeindruckt der hin und wieder vorherrschenden Sprachbarriere, auf vollkommen selbstverständliche und natürliche Art und Weise gemeinsam gearbeitet, gemeinsam geschwitzt und letztlich gemeinsam der Auftrag äußerst zuverlässig erfüllt. „Ein äußerst gelungener Auftakt in Sachen Kohäsion und multinationaler Zusammenarbeit – Ein Auftakt, den wir sehr gerne über unseren Auftrag in Litauen gemeinsam weiter gestalten, leben und vertiefen werden.“, stellen sowohl Major Scholz als Kompaniechef der CSSCoy der 10. Rotation, als auch sein niederländischer Stellvertreter, Captain Fontijn, zufrieden fest. Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang auch die tatkräftige und immer wieder zuverlässige Unterstützung im Bereich der Instandsetzung durch unsere Kameraden der 7. Kompanie des Logistikbataillons 467 aus Volkach.
Bergekräfte multinational
Abschub eines Leopard 2 mit Niederländischem SLT und multinationaler Besatzung
Instandsetzungsarbeiten parallel an DEU und NLD Fahrzeugen
Seit dem äußerst erfolgreichen Abschluss und dem Bestehen der nationalen Zertifizierung im GÜZ, steht die medizinische Überprüfung der persönlichen Einsatzbereitschaft und die technische Überprüfung der materiellen Einsatzbereitschaft auf der Tagesordnung. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Alle für die Mission vorgesehenen Soldaten, wie auch das Material, sind einsatzbereit; „Die Soldaten sind voller Vorfreude, einsatzbereit in Körper und Geist und begierig darauf loszulegen – beste Voraussetzungen für die Erfüllung des bevorstehenden Auftrags“, so Major Scholz.
„Gemeinsam ein Ziel“ – im Wirkverbund mit dem Logistikbataillon 161
Seit 01.10.2020 wird die 3./VersBtl 141 als verbrauchender Truppenteil durch das LogBtl 161, im Rahmen eines Pilotprojektes auf Bataillonsebene, folgeversorgt. Dieses Projekt dient zur Verbesserung des Zusammenwirkens der logistischen Ebenen im Inland, mit dem Ziel, Verfahren und Abläufe zu üben und zu beherrschen, sowie ein gemeinsames logistisches Verständnis zu entwickeln und erleben zu können, um letztlich den Anforderungen eines dynamischen Landes-und Bündnisverteidigungs-Szenarios auch in der Versorgung gerecht zu werden.
LogBtl 161 unterstützt die Folgeversorgung an Kraftstoff
Neben der Zusammenarbeit im täglichen Dienst konnten die ersten Erfahrungen im Übungsbetrieb während des SchÜbZ gesammelt werden. Darauf aufbauend wurden Verfahren für die weitere Zusammenarbeit beständig angepasst und Festlegung zur Verbesserung der Arbeitsprozesse getroffen. Dabei standen sowohl Major Scholz, als auch seine Teileinheitsführer im stetigen Austausch mit ihren Ansprechstellen beim LogBtl 161, welche im Rahmen des Projektes durch Kapitänleutnant Sagaßer geführt wurden.
Während des GÜZ 09/21 wurde dann eines endgültig deutlich: auf dem logistischen Gefechtsfeld alleine bestehen, ist für die Versorgungskompanie auf sich gestellt nicht möglich. Deshalb waren für den Zeitraum der Übung die Kräfte aus Delmenhorst mit bis zu 50 Soldaten*innen mit vor Ort, von der Führungszelle, über die Disposition bis hin zum Transportbereich mitsamt Straßentankwagen.
Nur so und nur gemeinsam, mit dem gleichen Ziel vor Augen und dem gleichen Verständnis im Herzen, konnte die logistische Unterstützung der nationalen Zertifizierung sichergestellt werden. Hand in Hand konnte jede aufkommende Herausforderung gemeistert und damit ein hervorragender Grundstein für eine hoffentliche Fortsetzung der Zusammenarbeit gelegt werden.
Einblick in den Truppenalttag – Ausbildung für den Führungskräftenachwuchs
Der Kompaniechef gibt eine kurze Lageeinweisung für die Lehrgangsteilnehmer der LogSBW
Neben, oder gerade im Einklang mit der zeitintensiven und strikt durchgetakteten Vorbereitung für die anstehenden Aufträge, insbesondere die einsatzgleiche Verpflichtung eFP, ergab sich die Möglichkeit, die Ausbildung des logistischen Führungskräftenachwuchses zu unterstützen und den angehenden Offizieren und Offizieranwärtern Einblicke in ihre zukünftigen Tätigkeitsfelder und in die Truppengattung zu gewähren. Insbesondere die Versorgungskompanie des Heeres, die sich in der Einsatzvorbereitung befindet war und ist neben dem Schulalltag eine gute Möglichkeit die an der Logistikschule der Bundeswehr vermittelten Lehraussagen mit der gelebten Praxis im Truppenalltag und im Übungsbetrieb zu verknüpfen. So wurden sowohl Teilnehmer der neu etablierten „Fahnenjunkerlehrgänge“, als auch der Offizierlehrgänge mit den künftigen Zugführer*innen, entweder am Standort Rotenburg (W.), oder sogar während der Übung im GÜZ, durch das Führungspersonal der Kompanie in Punkto „Logistik in der Praxis“ fortgebildet, um durch eigenes Erleben noch besser auf ihre künftigen Verwendungen vorbereitet zu sein. Eine mittlerweile gewachsene, etablierte und gewinnbringende Zusammenarbeit, die es sich lohnt fortzusetzen.
Besuch LogSBw – Vorstellen der NLD Munitionsgruppe durch die Gruppenführerin
Bereits heute ist das Heeresinstandsetzungslogistik (HIL)-Werk in Doberlug-Kirchhain auf Radfahrzeuge spezialisiert. Nun soll hier das neue Kompetenzzentrum „Rad“ aufgebaut werden, kündigte Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer an. Bis zu 140 neue Arbeitsplätze können so in Doberlug-Kirchhain geschaffen werden.
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat zusammen mit dem brandenburgischen Ministerpräsidenten Dietmar Woidke, Landrat Christian Heinrich-Jaschinski und Bürgermeister Bodo Broszinski eine Absichtserklärung über den Aufbau eines Kompetenzzentrums „Rad“ am Standort Doberlug-Kirchhain unterzeichnet. Darin werden die bis 2031 geplanten Investitionsmaßnahmen umrissen und das Bekenntnis der Bundeswehr zum Standort und zur Region bekräftigt.
Die Erklärung schafft die Basis für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit den örtlichen Behörden des Landes und der Kommune. „Heute ist ein guter Tag für uns als Bundeswehr, für die hier tätigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des HIL-Werks in Doberlug-Kirchhain und für die gesamte Region der Lausitz. Wir als Bundeswehr werden kräftig mit über 40 Millionen Euro in das Werk investieren, für eine zukunftsfähige und moderne Infrastruktur. Wir werden die bestehenden Arbeitsplätze sichern und in die Fortbildung unserer Belegschaft investieren. Und wir werden bis zu 140 neue qualifizierte Arbeitsplätze schaffen.“ Nur gemeinsam könnten die am Standort notwendigen Infrastrukturmaßnahmen schnell und reibungslos umgesetzt werden.
Mehr Arbeitsplätze für die Region
Aktuell arbeiten rund 270 Menschen im HIL-Werk Doberlug-Kirchhain. Bis zu 140 neue Arbeitsplätze sollen hinzukommen. Damit hilft die Bundeswehr zugleich, die Folgen des Strukturwandels in der Lausitzer Region abzufedern. Auch der Aufbau von Kooperationen mit der Industrie ist geplant.
„Die Fortbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am HIL-Werk in Doberlug-Kirchhain und eine qualifizierte Ausbildung – das sind die Schwerpunkte der Zukunft an diesem Standort“, stellte die Ministerin fest. Diese Themen würden einen zentralen Anteil der aktuellen strategischen Überlegungen bilden. „Jeder und jede Einzelne von Ihnen ist mit seiner Erfahrung, dem Know-How und der Tatkraft auf dem eingeschlagenen Weg unverzichtbar“, so Kramp-Karrenbauer weiter.
Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden weiter beschäftigt und seien aufgefordert, sich aktiv einzubringen. Die Ministerin betonte, bei der Erarbeitung der neuen Unternehmensstrategie und dem weiteren Vorgehen auf größtmögliche Transparenz zu setzen.
Beschäftigte blicken optimistisch in die ZukunftKramp-Karrenbauer suchte bei einem Werksrundgang das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Viel Aufmerksamkeit widmete sie auch den Auszubildenden. „Ich wünsche mir, dass die Ausbildungswerkstatt der Bundeswehr und die HIL GmbH künftig noch stärker zusammenarbeiten und Synergieeffekte allen zu Gute kommen“, so die Ministerin. Qualifiziertes Personal sei der Schlüssel zum Erfolg. Die Auszubildenden der Bundeswehr freuten sich über das Interesse und den Zuspruch der Ministerin. Das Potential in der Region ist vorhanden. Derzeit kommen auf 14 Ausbildungsplätze etwa 190 Bewerberinnen und Bewerber.
„Wir finden es sehr gut, dass hier zusätzliche Ausbildungsplätze geschaffen werden und wir hier in der Region einen Ausbildungsplatz erhalten“, sagte Felina Heuchert, Auszubildende im zweiten Lehrjahr. Ihr Ausbildungsleiter Olaf Kleinpaul fügte hinzu: „Wir als Ausbildungswerkstatt der Bundeswehr in Kooperation mit der HIL GmbH könnten unsere Nachwuchsgewinnung noch deutlich ausbauen.“ Die Ausbildungswerkstatt arbeitet ausgesprochen erfolgreich. Seit ihrer Entstehung 1991 haben alle zur Prüfung vorgestellten Azubis bestanden. 70 Prozent der Absolventinnen und Absolventen wurden in die Bundeswehr übernommen.
Auf der Probefahrtstrecke überzeugte sich die Ministerin im Anschluss schließlich von der Qualität der geleisteten Arbeit. Am Beispiel eines Dingos und eines TPZ Fuchs zeigten die Mitarbeitenden, wie sie die Einsatzfähigkeit der Radfahrzeuge prüfen.
Neue Gebäude für Doberlug-Kirchhain
In den kommenden zehn Jahren soll viel gebaut werden im HIL-Werk Doberlug-Kirchhain. Dabei soll das Werk in westlicher Richtung erweitert werden. Im Mittelpunkt steht der Bau einer neuen Instandsetzungshalle. Geplant sind außerdem eine neue Wasch- und eine neue Strahlhalle. Daneben sollen ein neuer Motorenprüfstand, eine Erweiterung der Probefahrtstrecke, die Errichtung eines Sozialgebäudes für mehr Personal und Abstellflächen für die Fahrzeuge entstehen. Die Mechanikwerkstatt und das Materialwirtschaftsgebäude sollen umfassend saniert werden. Bereits genehmigt ist der Neubau des Wachgebäudes.
Mit der Landesregierung des Landes Brandenburg, dem Kreis Elbe-Elster und der Stadt Doberlug-Kirchhain haben wir bei den Bauvorhaben starke Partner an unserer Seite, die ihre Expertise für den gemeinsamen Erfolg einbringen werden.
Das HIL-Werk Doberlug-Kirchhain wird so in den kommenden Jahren zukunftsfähig aufgestellt. Der Ausbau unterstreicht die konsequente Ausrichtung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung. Durch mehr eigenes Know-How erhöht die Bundeswehr ihre Resilienz und steigert die Einsatzbereitschaft.
„Time to Say Goodbye“ und „Herzlich Willkommen“ – Der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, übergibt das Kommando über das Logistikkommando der Bundeswehr von Generalmajor Volker Thomas an Brigadegeneral Gerald Funke.
Generalmajor Thomas übergibt die Truppenfahne an Generalleutnant Schelleis, Inspekteur der Streitkräftebasis. General Schelleis dankte General Thomas für seine geleisteten Dienste als Kommandeur des Logistikkommandos. Quelle: Bundeswehr/Christoph Vietzke
Am 25. März 2021 übergab der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, die Truppenfahne und damit das Kommando über das Logistikkommando der Bundeswehr von Generalmajor Volker Thomas an Brigadegeneral Gerald Funke. Die Übergabe fand aufgrund der aktuellen Entwicklung der Corona-Pandemie in einem erheblich verkleinerten Rahmen, ohne Gäste, statt. „Leider haben sich unsere Hoffnungen auf eine deutliche Verbesserung der „Pandemie-Lage“ nicht erfüllt“, so Generalmajor Thomas. „Vielmehr liege die 7-Tage-Inzidenz in Thüringen weiter auf einem hohen Niveau, in Erfurt stiegen die Infektionszahlen ebenfalls weiter an“, so der scheidende Kommandeur weiter. Vor diesem Hintergrund hat der Inspekteur der Streitkräftebasis entschieden, auf einen Appell anlässlich der Übergabe des Kommandos über das Logistikkommando der Bundeswehr zu verzichten. Generalmajor Volker Thomas bedauerte sehr, dass er sich nicht mehr persönlich von zahlreichen seiner Wegbegleiter verabschieden konnte. Er wird mit Ablauf des 31. März 2021 in den Ruhestand versetzt.
In fünf Jahren viel aufgebaut
Generalmajor Thomas hatte im Januar 2016 das Kommando über das Logistikkommando mit Sitz in Erfurt übernommen. In dieser Funktion war er nicht nur als Kommandeur verantwortlich für ca. 17.000 Soldatinnen und Soldaten sowie zivile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern als General Bundeswehrlogistik gleichzeitig für die Weiterentwicklung des logistischen Systems der Bundeswehr. Wesentliche Meilensteine zur Stärkung der logistischen Unterstützung der Streitkräfte waren die Aufstellung neuer Dienststellen, wie das Logistikregiment 1 in Burg, das Logistikbataillon 163 in Delmenhorst sowie die demnächst beginnende Wiederinbetriebnahme von Material- und Munitionslagern in ganz Deutschland. Darüber hinaus wurde als wirksames Zeichen logistischer Zusammenarbeit mit europäischen Partnernationen das Projekt „Netzwerk Europäischer Logistikknoten (EU-Log-Hubs)“ im Rahmen der Permanent Structured Cooperation (PESCO (Permanent Structured Cooperation)) gestartet und mit Leben gefüllt. Hierzu wurde u.a. ein Koordinierungszentrum des multinationalen logistischen Netzwerkes (Joint Coordination Center – JCC) beim Logistikzentrum der Bundeswehr in Wilhelmshaven eingerichtet und ein Logistikknoten in Pfungstadt in Dienst gestellt. Ein weiteres Beispiel der multinationalen Zusammenarbeit ist die Aufstellung eines multinationalen Ausbildungszentrums an der Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt. Darüber hinaus wurde in den letzten Jahren die Kooperation mit der Wirtschaft umfassend ausgeweitet, um die logistische Unterstützung der Streitkräfte auch durch Leistungen Dritter nachhaltig zu stärken.
Eng verbunden mit der Region
Generalleutnant Schelleis übergibt Brigadegeneral Funke die Truppenfahne des Logistikkommandos der Bundeswehr. General Schelleis wünscht General Funke viel Glück und Erfolg als Kommandeur des Logistikkommandos. Quelle: Bundeswehr/Christoph Vietzke
Besonders gekennzeichnet waren die vergangenen Jahre durch das gute Verhältnis zur Stadt Erfurt, dem Land Thüringen und seiner Bevölkerung. Das Logistikkommando der Bundeswehr hat sich bei mehreren Tagen der Bundeswehr auf dem Erfurter Domplatz dem Interesse der Bevölkerung gestellt.
Brigadegeneral Gerald Funke ist in Erfurt kein Unbekannter. Von 2015 bis 2016 war er bereits Stellvertretender Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr und zuletzt Unterabteilungsleiter Planung I im Bundesministerium der Verteidigung. „Ich freue mich sehr auf meine neue Aufgabe und die Menschen hier“, so der neue Kommandeur des Logistikkommandos der Bundeswehr, Brigadegeneral Gerald Funke.
Generalmajor Thomas schaut zurück auf 43 Dienstjahre, in denen er von der Pike auf mit der Logistik verbunden war und in nationalen wie internationalen höchsten Kommandobehörden wie auch im ISAF (International Security Assistance Force) Einsatz in Afghanistan gedient hat. Mit ihm verlässt ein überaus erfahrener Logistiker die Bundeswehr.
Dieser Beitrag ist der Dritte einer 6-teiligen Artikelserie. Teil 1 & 2 wurden im Newsletter Januar veröffentlicht, Teil 3 & 4 finden sie in diesem Newsletter, die Fortsetzung folgt im Juli. [Red.]
Handlungsrahmen
Die Ansätze zum zukünftigen Umfang der mobilen Logistiktruppen (mobLogTr) der Streitkräftebasis (SKB) für eine vollumfängliche logistische Unterstützung im Rahmen von Operationen zur LV/BV sowie im Rahmen der Internationalen Krisenvorsorge, haben sich seit dem Anfang der Ausplanung des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr (FPBw) nicht verändert.
Die Determinanten wurden seit Beginn der umfangreichen Arbeiten stringent mit der Leistungsanalyse Logistisches System Bundeswehr (LogSysBw) aus den logistischen Bedarfen der Systemverbünde abgeleitet. Die Auftragslast im Grundbetrieb, Innovationsgewinne und Wirtschaftlichkeitsaspekte werden dabei auch in Form einer zielführenden Kaderung berücksichtigt.
Flexible, schnell verfügbare und durchsetzungsfähige deutsche Kräfte in größerer Anzahl und sämtlicher Couleur wollen heute und morgen rasch verlegt und logistisch robust unterstützt und folgeversorgt werden. Darüber hinaus ist die „Logistische Drehscheibe“ Deutschland weiter auszugestalten und unsere europäischen und atlantischen Partner mit Host Nation Support (HNS) u.a. im Transit durch Deutschland wirksam zu unterstützen. Die Übung DEFENDER 20 hat hierzu mit den u.a. durch die mobLogTr SKB bereitgestellten logistischen Unterstützungsleistungen einen intensiven Vorgeschmack gegeben. Dieser sollte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die mobLogTr als Kräfte der „ersten Stunde“ ggf. bereits umfänglich in den Einsatzgebieten bzw. auf dem Weg in diese gebunden sind. Sie stehen lageabhängig für HNS Leistungen in Deutschland nicht zur Verfügung und werden folglich den entsprechenden Bedarf nicht erfüllen können. Dieser Gemengelage wird mit zweckmäßigen bundeswehrgemeinsamen Möglichkeiten des Handels und letztendlich mit Unterstützungsleistungen der Wirtschaft zu begegnen sein.
Erwägungen und erste Ergebnisse einer strukturellen Weiterentwicklung
Wie gestalten sich unter diesem holzschnittartig dargestellten Handlungsrahmen die Ableitung und Achsen der strukturellen Weiterentwicklung der mobLogTr SKB? Für die logistische Unterstützung unter anderem der Divisionen des Heeres, der Deployed Operating Bases (DOB) der Luftwaffe und von Forward Logistic Sites (FLS) der Marine, ist eine zweckmäßige Umsetzung der Wirkungsforderungen abzubilden. Die mobLogTr SKB müssen hierzu eine hohe Einsatzbereitschaft aufweisen und gemäß den geforderten Bereitstellungszeiten verlegefähig sein. Die Auftragslast im Grundbetrieb, die Erfüllung von NATO-Planungszielen oder die Sicherstellung von RSOM (Reception, Staging, Onward Movement) treten hinzu. Darüber hinaus sind Handlungsoptionen zur Wahrnehmung der Aufgaben sogenannter Nationale Unterstützungskräfte (NUK) zu entwickeln. Letztendlich müssen auch greifbare Innovationsgewinne und Wirtschaftlichkeitsaspekte berücksichtigt werden.
Vor diesem Hintergrund gilt insbesondere im Rahmen von LV/BV:
die schnelle Verlegbarkeit und Aufnahme der Versorgung durch schlanke und taktisch bewegliche LogBtl sicherzustellen,
die Erst- und Folgeversorgung im geforderten Umfang zu gewährleisten,
die Befähigung zur stationären Unterbringung im Einsatz und zum Bau/Betrieb von Tanklagern bereitzustellen,
gleichzeitig mehrere LogBtl in einer LogBasis innerhalb eines logistischen Netzwerks einzusetzen und zu führen,
die Integration multinationaler Partner und zivil-gewerblicher Leistungserbringen sicherzustellen
im Inland im Rahmen von HNS,
für die strategische Verlegung von Kräften,
in den logistischen Netzwerken in den Joint Operation Areas (JOA),
bei Bedarf, LogUstg in bis zu zwei Einsatzgebieten zu gewährleisten und die Führung der Logistischen Netzwerke im Rahmen LV/BV entsprechend durch Logistikregimenter sicherzustellen,
in bis zu zwei Einsatzgebieten den Nukleus für den Stab NUK zu stellen und Folgekräfte zu unterstützen.
Abb. 1: Prinzip Logistik bei LV/BV – Netzwerk und Knoten
Ein sachgerecht hergeleiteter Strukturansatz der mobLogTr SKB für eine vollumfängliche logistische Unterstützung im Rahmen von LV/BV ist, bei Berücksichtigung der Einbindung signifikanter Anteile ziviler Leistungserbringer und von Host Nation Support (HNS), mit Augenmaß erarbeitet worden. Auch die Reservisten der Bundeswehr werden in dieser Struktur einen wichtigen Beitrag zur Erfüllung der zugewiesenen Aufgaben leisten. Erste strukturelle Umsetzungsmaßnahmen sind bereits erfolgt, weitere sind innerhalb der Zwischenschritte des FPBw avisiert bzw. in der Entscheidungsvorbereitung. Für die Unterstützung und anteilige Wahrnehmung von RSOM wurde in Delmenhorst am 28.09.2020 das Logistikbataillon 163 (RSOM-Bataillon) neu in Dienst und der NATO erstmalig die Fähigkeit RSOM zur Verfügung gestellt. Damit stellt die Bundeswehr innerhalb der mobLogTr SKB zukünftig einen, besonders in Perspektive der Nordatlantischen Allianz und deutscher Verlässlichkeit, wichtigen Fähigkeitsbaustein für die logistische Unterstützung in Einsatzgebieten bereit. Das RSOM-Btl wird unter Einbeziehung multinationaler Fähigkeitsbeiträge einer Anfangsbefähigung zugeführt und soll bereits in 2023 den Nukleus eines multinationalen RSOM-Verbandes bilden.
Nach der Verlegung und Aufnahme (RSOM) von Personal, Ausrüstung und Vorräten in Einsatzgebieten, sind Aufbau und Aufrechterhaltung einer gesicherten Folgeversorgung wesentliche Anforderung an die Logistik. Die Versorgungs- und Leistungswege im Inland und im Einsatzgebiet werden dabei mit einer belastbaren und durchgängigen Kette verknüpft, die unter Einbeziehung militärischer und ziviler Leistungserbringer, die logistische Basis Inland und die Logistische Basis im Einsatz funktional und robust verbindet.
Dazu werden die mobLogTr SKB im Einsatz ein Netzwerk aus „logistischen Knoten“ zur logistischen Unterstützung von Bedarfsträgern in einem multinationalen Umfeld aufbauen und betreiben. Dieses Netzwerk wird flexibel, taktisch beweglich und teils redundant gespannt werden. Zudem werden „Plug-In“-Optionen vorgesehen, um auch verbündete Kräfte sowie gewerbliche Dienstleister effektiv in das Netzwerk einbinden zu können.
Gerade die multinationale (MN) Zusammensetzung von Einsatzstrukturen (NRF/ VJTF; ggf. EUBG) und ihren Truppenkörpern eröffnet zusätzliche Chancen, die Zusammenarbeit bei der Logistik im Rahmen der NATO (FNC) und der EU (PESCO) weiter zu gestalten und zu forcieren, um so Synergien und Resilienz zu fördern.
Abb. 2: Ableitung Fähigkeiten
Diese anspruchsvollen Aufgaben, mit deutlich erweiterter Führungsspanne und Koordinierungssaufgabe, erfordern eine logistische und truppendienstliche Führungsebene, die jüngst wieder aufbauorganisatorisch realisiert worden ist. Mit dem Logistikregiment 1 (LogRgt 1) in Burg ist nun seit dem 24.09.2020 ein erstes Strukturelement aufgestellt und wird sich Zug um Zug und mit nachhaltiger Hilfestellung der Logistikschule der Bundeswehr, auf seine Aufträge vorbereiten. Zunächst temporär für die VJTF 23 und im Verständnis eines Brückenschlages in die Zukunft, wird das LogRgt 1 als Führungsebene der NUK bereitstehen. Die Führungsfähigkeit der Verbände und Einheiten wird in diesem Rahmen durch die Rüstung verlegefähiger, leistungsfähiger, moderner und digitalisierter Gefechtsstände nachhaltig verbessert. Bedeutend ist die Einbindung der logistischen Elemente in die Führungs- und Informationssysteme der militärischen Organisationsbereiche. Dieses manifestiert sich unter anderem in der Beteiligung an den entsprechenden Entwicklungen des Heeres.
Das durch die Regimentsebene zu orchestrierende logistische Netzwerk, besteht zukünftig aus einem „quasi stationären Anteil“ mit anteilig „schwer“ ausgerichteten Logistikbataillonen (LogBtl) im rückwärtigen Bereich des Einsatzgebietes (Joint Operation Area/JOA) und „leichten“ LogBtl der mobLogTr. Die logistischen Einrichtungen der „schweren“ LogBtl sind für eine längere Verweildauer am Einsatzort sowie Instandsetzungsmaßnahmen schwerer Landsysteme ausgerichtet. Zudem werden durch diese LogBtl die Umschlagpunkte der verschiedenen Verkehrsträger eingerichtet und betrieben. Bei Bedarf sind neben den bereits angesprochenen logistischen Einrichtungen auch Tanklager zu etablieren.
Abb. 3: Ableitung Struktur
In den Einrichtungen des „quasi stationären“ Bereiches werden Material und Versorgungsgüter zur Folgeversorgung aus der Logistischen Basis Inland (LogBasis Inland) übernommen und den Knoten des logistischen Netzwerks zugeführt. Die logistischen Einrichtungen eines solchen Knotens sind auf kürzere Verweildauer am Einsatzort ausgelegt und können der Operationsführung im Einsatzgebiet folgen. Durch die Kompanien „leichter“ LogBtl erfolgt so die gestaffelte Zuführung von Material und Versorgungsgütern zu den definierten Übergabepunkten der Einsatzlogistik der Teilstreitkräfte.
Ein weiteres Handlungsfeld im Rahmen der Refokussierung LV/BV ist die Ausbildung. In naher Zukunft werden die mobLogTr der SKB und ihre Pendants in den TSK wieder verstärkt in die logistische Leistungserbringung in Deutschland eingebracht werden. Im Kern gilt es der Aussage „Grün können und blau beherrschen“ eine verbesserte Grundlage zu geben und die logistischen Kräfte in ihrem Einsatzwert deutlich zu stärken.
Abb. 4: Ausbildung – Ausrichtung LV/BV
Das Spezialpionierregiment 164 „Nordfriesland“ stellt auch zukünftig die stationäre Unterbringung von Kräften im Einsatz sicher. Hierbei erkundet, plant, baut, richtet ein und betreibt es Feldlager für die Unterbringung und Versorgung von Einsatzkontingenten, wenn die entsprechende Infrastruktur eines Einsatzlandes nicht vorhanden, oder in nicht ausreichender Qualität zur Verfügung steht. Das Regiment betreibt ferner Tanklager und Pipelineanlagen mit Feldpipelinematerial bzw. trägt zu Instandsetzung und Weiterbetrieb des NATO Pipelinesystems (NPS) bei.
Abb. 5: Punktuelle Ansätze SpezPi
Die Spezialpioniere sind bereits heute zweckmäßig aufgestellt, werden aber Möglichkeiten der Weiterentwicklung im Hinblick auf die deutliche Orientierung LV/BV nutzen. Weitere Betrachtungen gelten der Stärkung von Bohr- und Feldlagerbetriebszügen sowie der personellen Durchhaltefähigkeit der Pipelinepionierkompanien.
Schlussbetrachtung
Der dargestellte Ansatz bedingt eine hinreichende Alimentierung, die sich bei den mobLogTr SKB in den Kategorien Personal, Ausbildung, Ausrüstung und Organisation niederschlagen wird. Der Reserve und der Beorderung aktiven Personals, im Fall der Fälle, kommt dabei begleitend eine ganz wesentliche Rolle zu. Des Weiteren gilt es, in bewährter Art und Weise, in den anspruchsvollen Einsatzverpflichtungen zu bestehen und die gewohnt zuverlässige logistische Versorgung sicherzustellen. Umgliederungsmaßnahmen werden daher synchronisiert, um keine Lücken in der Versorgung entstehen zu lassen. Parallel gilt es, immer auch die Belange des Personals und ihrer Familien einzubeziehen und das Veränderungsmanagement lageangepasst vertrauensvoll zu gestalten. Der erste Teil eines anspruchsvollen Weges, entlang der kommunizierten Meilensteine des FPBw, ist mit den Neuaufstellungen und Ableitungen für zwei LogRgt, dem SpezPiRgt, einem RSOM Btl und acht LogBtl beschritten. Gleichwohl liegt noch ein langer und teils steiler Abschnitt bevor. Dabei ist durchgängig ein ungeschminktes Erwartungsmanagement vorzunehmen und Handlungsbedarf sowie Ressourcenforderungen aufzuzeigen. Im Sinne eines bundeswehrgemeinsamen „Mindsets“ und im vollen Bewusstsein, dass Logistik nie Selbstzweck ist, wird dies immer entlang zweckmäßiger Möglichkeiten des Handelns zur Deckung logistischer Bedarfe erfolgen.
Text und Abbildungen: Logistikkommando der Bundeswehr
Dieser Beitrag ist der Vierte einer 6-teiligen Artikelserie. Teil 1 & 2 wurden im Newsletter Januar veröffentlicht, Teil 3 & 4 finden sie in diesem Newsletter, die Fortsetzung folgt im Juli. [Red.]
Achsen der Weiterentwicklung
Die Logistikschule der Bundeswehr ist eine hochanerkannte Ausbildungseinrichtung, die ihren Charakter als umfassende „Einsatzschule“ für Logistik zukünftig noch weiter schärfen und moderner ausgestalten wird. Die Verfestigung der Refokussierung auf die Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) in Lehre und Ausbildung, bei gleichzeitiger Vorbereitung von Personal für laufende Einsätze, unter Anwendung und Weiterentwicklung moderner und attraktiver Ausbildungsformen, stellen dabei die maßgeblichen Handlungsschwerpunkte dar. Die Schule startet dabei keineswegs bei Null. Schon in der Vergangenheit bildeten logistische und allgemeinmilitärische Ausbildungsinhalte hinsichtlich LV/BV wesentliche Bestandteile von Lehre und Ausbildung. Diese gilt es zukünftig auszubauen und weiter an zukünftigen Konflikten und Szenarien auszurichten, ohne dabei Bewährtes über Bord zu werfen. Neben der zweifelsohne anspruchsvollen Ausrichtung und Schärfung des „Mindsets“ von Ausbildern und Auszubildenden, bildet auch die konzeptionelle Komponente einen entscheidenden Erfolgsfaktor. Materielle und infrastrukturelle Aspekte ergänzen diese.
Abb. 1: Lehre und Ausbildung für das gesamte Aufgabenspektrum
Auch in 2021 wird die CORONA-Pandemie der Alma Mater der Logistik einiges abverlangen und ein Ende ist noch nicht absehbar. Die Auswirkungen auf den Lehrbetrieb waren und sind massiv und die Fokussierung auf Lehrgänge mit Einsatz- und Laufbahnrelevanz alternativlos. Die LogSBw wird die entstandene Bugwelle an ausgefallenen Lehrgängen sukzessive und bestmöglich abbauen. Dabei bieten sich absehbar Chancen für Entfrachtung und Kreativität.
Umsetzung der Agenda Ausbildung
Die Planung und Durchführung zielgerichteter und fordernder, aber genauso zeitgemäßer und motivierender Ausbildung, sind Auftrag und Anspruch zugleich. Die Weiterentwicklung der lehrgangsgebundenen Aus- und Weiterbildung bleibt Daueraufgabe und entscheidendes Attraktivitätskriterium. Die in der ministeriellen Agenda Ausbildung ausgebrachte Umstellung auf „Kompetenzorientierte Ausbildung (KOA) setzt hierfür die Leitplanken und mit dem Jahr 2030 eine Zielmarke. Die LogSBw hat sich dieser Aufgabe sehr erfolgreich gestellt, die Ausbildenden sukzessive qualifiziert und die schrittweise Implementierung forciert. Das Erreichen der Grundbefähigung KOA für das Lehrpersonal erfolgt parallel zum laufenden Ausbildungsbetrieb in einem integrativen Ansatz.
Abb. 2: Moderne Ausbildung gestalten
Bislang wurden bereits mehr als 30 Trainings auf KOA umgestellt, zahlreiche weitere sind initiiert. Die bisherigen Erfahrungen sind äußerst positiv und vielversprechend. Neu anzulegende Trainings werden ausschließlich kompetenzorientiert durchgeführt, so wird auch in der neu gestalteten Ausbildung und Prägung der Fahnenjunker ab Januar 2021 das KOA-Prinzip zur Anwendung kommen. Das Prinzip bedeutet aber nicht, dass auf bewährte Methoden verzichtet wird. KOA gibt es auch nicht zum Nulltarif, daher wird die weitere Ausfächerung dieses modernen Anspruchs in der Ausbildung zusätzliche Ressourcen, gerade beim Lehrpersonal, erfordern.
Ein ergänzendes aber durchaus entscheidendes Handlungsfeld besteht in der Bereitstellung moderner Ausbildungsmittel.
Hierzu sind, beispielsweise Laptops (rund 2.500) und Tablets, zeitgerecht verfügbar zu machen. Die Notwendigkeit einer sachgerechten technischen Ausstattung im Themenbereich „DistancE Learning“ wurde nicht zuletzt im Zuge des „Homeschooling“ unter COVID 19 in aller Deutlichkeit unterstrichen. Der Aufwand ist gerechtfertigt, denn sowohl für die Trainingsteilnehmenden als auch für die Ausbildenden erweitern sich die Möglichkeiten signifikant – weg von der klassischen Präsenzausbildung, hin zu den Methoden eines „Web-Based-Trainings“ ‑ zu gelangen. Darüber hinaus sind technische Weiterentwicklungen wie Augmented Reality (AR) zu begleiten und deren möglichst verzugslose Verwendbarkeit in der Ausbildung zu ermöglichen. Ferner gilt es die Etablierung eines effektiven Wissensmanagements, als Schlüssel zur Standardisierung und Qualitätssicherung der Trainingsinhalte, kontinuierlich voranzutreiben.
In den Gesamtzusammenhang effektiver Ausbildung fällt, neben den oben adressierten Handlungsfeldern, aber auch die vorgesehene Zusammenführung der Teile GARLSTEDT und PUTLOS des SpezPiAusbÜbZ und der damit verbundenen Synergieeffekte. Diese werden voraussichtlich 2023 mit Bau einer Ausbildungs-/Werkhalle und einer Containerhalle sowie der darauffolgenden Zusammenziehung der Ausbildung in PUTLOS sichtbar implementiert.
Schärfung der Einsatzorientierung Logistisches Übungszentrum
Das Logistische Übungszentrum (LogÜbZ) hat sich als zentrale nationale Ausbildungseinrichtung etabliert und gut bewährt. Der Hauptfokus liegt auf der Ausbildung und Inübunghaltung der LogBtl (SKB) und VersBtl (H) im Rahmen der zentralen Ausbildung Logistik (ZALog) und der einsatzvorbereitenden Kontingentausbildung. Die Vorbereitung auf Einsatzrealität umfasst heute und morgen jedoch nicht nur die Einsätze im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements, sondern adressiert, sozusagen als zweite Seite der gleichen Medaille, ebenso die Erfordernisse von LV/BV. Die multinational eingebettete deutsche Präsenz im Baltikum und die Teilhabe, oftmals als Führungsnation, an NRF (NATO Response Force) / VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) -Rotationen sind hierfür Zeichen und deutliches Signal der Rolle Deutschlands in Europa und der NATO. Dies fordert gerade auch die Fähigkeiten der Logistik. Bei der Refokussierung in Ausbildung und Lehre, mit entsprechender inhaltlicher Schwerpunktsetzung, wurden in diesem Gesamtzusammenhang schon ermutigende Fortschritte gemacht. Gleichwohl bleibt keine Zeit für eine Atempause. Prominent festmachen lässt sich dieser Umstand an den Ende 2020 erfolgten In-Dienststellungen des Logistikregiments 1 in Burg sowie des Logistikbataillons 163 („RSOM“) in Delmenhorst. Die Aufstellung dieser Verbände ist ebenso sichtbarer wie glaubwürdiger Ausdruck der Konzentration auf diese anspruchsvollste Aufgabe für die Bundeswehr. Sie erfordert allerdings eine fundierte und genauso ambitionierte Ausbildung. Das gilt gleichermaßen für die logistische Leistungserbringung in einem anspruchsvollen und hoch dynamischen multinationalen Umfeld, wie auch im Falle des LogRgt 1 als Kernstab der Nationalen Unterstützungskräfte für die VJTF. Die Grundlagenarbeit und große Teile der Durchführungsverantwortung sind am LogÜbZ und beim seit 2019 NATO-akkreditierten Joint Logistics Support Group Coordination and Training Centre (JCTC) verortet. Die Anstrengungen werden andauern und sich auszahlen, in kürzerer Perspektive in Bezug auf die Einsatzbereitschaft der VJTF 23 und weiter gespannt, als eine belastbare Orientierungshilfe für die Ausbildung eines zweiten Logistikregiments ab 2023.
Zukünftig wird das LogÜbZ auch vermehrt Anteile multinationaler Logistik ansprechen, um eine Plattform für entsprechende Ausbildungen zusammen mit dem JCTC zu bilden. Damit wird die Ausbildung von multinationalen JLSG Einheiten im Rahmen des FNC-Cluster Logistik deutlich verbessert. Die Schulung der LOGFAS (Funktionale Anwendungsfunktionen der Logistik in NATO und EU) Komponenten im LogÜbZ wird dafür deutlich stärker als bisher nachgefragt und folglich verfügbar sein müssen.
Abb. 3: Weiterentwicklung des Logistischen Übungszentrums
Um den zukünftigen Aufträgen und berechtigten Ansprüchen noch besser gerecht zu werden ist zudem beabsichtigt, das LogÜbZ frühestmöglich zu Ausbildungen unter Nutzung des Battle Management System (BMS) zu befähigen. Absicht ist es, das LogÜbZ zu der zentralen Ausbildungsstätte BMS für alle Logistikkräfte der Bundeswehr zu befähigen, um Synergien und gemeinsame Abholpunkte zu erzielen. Gleichermaßen soll mit Einführung des Nachfolgesystems SASPF, S/4HANA, das LogÜbZ frühzeitig und rechtzeitig ausgestattet und zur Ausbildung befähigt werden. In ihrer Komplexität und Gesamtheit machen die angesprochenen Aspekte den Aufwuchs an und mit IT-Fachexpertise notwendig.
Übungsumgebung „Logistische Unterstützung im Einsatz“
Der konsequente Weg einer „Einsatzschule“ für Logistik für alle Szenarien, besonders LV/BV, ist weiter zu beschreiten. Es gilt ihn vorauszudenken, zu modellieren und Schritt für Schritt zu realisieren. Also von den erfolgreichen und weiterzuführenden Schulungen für die laufenden Einsätze, in bewährter Form in den Bürocontainern des LogÜbZ, über die paarweisen Gefechtsstandübungen der Logistik- und Versorgungsbataillone von SKB und Heer, hin zum Bestehen – der altehrwürdige Begriff sei an dieser Stelle bewusst gewählt – im „Gefecht der verbundenen Waffen“. Dies allerdings in einem zeitgemäßen, hybriden und so äußerst komplexen Umfeld, weshalb sich eigentlich jegliche Diskussionen über ein „vorne und hinten“, ggf. verklammert mit Ausrüstungsfragen, verbieten.
Abb. 4: Übungsumgebung Logistische Unterstützung im Einsatz
In naher Zukunft ist deshalb eine Übungsumgebung „Logistische Unterstützung im Einsatz“ zu etablieren. Was heißt das? Keine derzeit bestehende Ausbildungseinrichtung ermöglicht ein verzahntes Beüben logistischer Verbände mit Volltruppe. Um eine umfassende Abbildung für den jüngst vom Generalinspekteur nochmals sehr deutlich und außenwirksam gegebenen „Auftrag „Landes- und Bündnisverteidigung“ in vorbereitenden Übungen mit Volltruppe sicher zu stellen, ist die Implementierung einer Übungsumgebung „Logistische Unterstützung im Einsatz“ auf einem Truppenübungsplatz der Bundeswehr erforderlich. Hierbei geht es um realitätsnahe Ausbildung und Übung der Regimenter und Bataillone, welche die logistische Leistungserbringung in operativ relevanter Größenordnung abbilden müssen. Dazu wird auch Personal der LogSBw zu einem mobilen Wirken zu befähigen sein, um die logistischen Verbände beispielsweise in einer Übungsumgebung „Logistische Unterstützung im Einsatz“ auf einem TrÜbPl bzw. im Rahmen von Übungen unterstützen zu können. Die Einrichtung einer solchen Übungsumgebung „Logistische Unterstützung im Einsatz“ ist ohne großen personellen Mehrbedarf zu realisieren. Für die personelle Unterstützung durch die LogSBw bedeutet dies absehbar und wie dargestellt temporäre und vorhabenorientierte Entsendungen. In einer synergetischen Perspektive kommt durchaus eine gemeinsame Nutzung mit einem zukünftigen Übungszentrum für Host Nation Support (HNS)/ Convoi Support Centre (CSC) in Betracht.
In bestehenden Ausbildungseinrichtungen wie dem LogÜbZ, dem JCTC, dem GÜZ oder auch bei SIRA können Teilaspekte dieser verzahnten Verbandsübungen vorab durch das Führungspersonal (LogÜbZ, SIRA, JCTC) oder auch im geschlossenen Verband (GÜZ) durchlaufen werden. Dies ist im Hinblick auf die Herausforderungen für insbesondere die mobLogTr SKB in einem LV/BV Szenar aber nicht hinreichend.
Daher werden die Planungen für verzahnte Verbandsübungen aller Verbände der mobLogTr SKB mit Nachdruck weiter vorangetrieben. Die Leistungsfähigkeit der mobLogTr SKB wird noch deutlicher auf den Einsatz in multinationalen, dimensions- und systemverbundübergreifenden Operationen in einem dynamischen Gefecht ausgerichtet sein. Dies erfordert beispielsweise von der Führungsebene Regiment die Fähigkeit, mehrere LogBtl zeitgleich taktisch und logistisch führen zu können und zusätzlich multinationale logistische Beiträge, gewerbliche Dienstleister und HIL-Leistungen einzubinden und zu koordinieren. Eine Führungsebene tiefer müssen die Bataillone inhaltsgleiche Herausforderungen bei der taktischen und logistischen Führung ihrer Einheiten und der Zusammenarbeit mit Dritten bewältigen und entsprechend zielorientiert gestalten können.
Die Übung DEFENDER EUROPE 2020 (DEF 20) hat bestätigt, dass sich die Erbringung logistischer Leistungen zunehmend auch im Bündnisrahmen vollzieht und, unter dem Schlagwort „Drehscheibe Deutschland“, Unterstützungsleistungen oder Host Nation Support erforderlich machen, deren Dimensionen und „Bilder“ nur wenigen gegenwärtig sind. Die LogSBw hat im engen Zusammenwirken mit den Spezialpionieren bei DEF 20 eine „Life Support Area“ betrieben und den Einsatzwert der unterstützten US-Kräfte beispielgebend hochgehalten. Die Übungsserie wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen und nicht nur die Schule wiederholt fordern.
Abb. 5: Weiterentwicklung JCTC
Ausweitung der Ausbildung im JLSG Coordination and Training Centre
Das als erster Schritt der Umsetzung des FNC Cluster Logistics aufgestellte JCTC konnte in kürzester Zeit bereits im Oktober 2019 die Akkreditierung durch die NATO als Ausbildungs- und Übungsstätte erreichen und führt erfolgreich multinationale Individual- und Teamausbildung durch. Die fortschreitende Multinationalisierung der einst national ausgebildeten Logistik erfordert zunehmend die Nutzung der Produktfamilie LOGFAS. Dieser Umstand wurde einerseits durch neue Vorschriften zur Nutzung und Ausbildung in diesem Bereich, aber vor allem durch ein deutlich in Umfang und Qualität gesteigertes Lehrgangsangebot im JCTC begegnet. Bei der Inübunghaltung ist durch die Nutzung von ConnectBw ebenfalls bereits ein Anfang gemacht, den es nun unter Federführung des JCTC weiter auszubauen gilt. Die JLSG HQs aus Neapel und Brunssum der NATO Command Structure, aber auch die JLSG HQ Core Staff Elements der NATO Force Structure, kommen gerne und regelmäßig zum JCTC, um die anerkannt gute Ausbildungsumgebung zu nutzen. Seit Oktober 2020 besteht zudem mit dem Multinational Logistics Coordination Centre (MLCC) in Prag ein Personalaustausch von je einem Stabsoffizier. Während die gemeinsame Ausbildungsplanung und – durchführung deutscher Kräfte wie dem LogRgt 1 in seiner Rolle als Stab NUK für NRF 22-24 oder dem LogBtl 163 in seiner Rolle als RSOM Btl des JLSG HQ NRF 2023 zusammen mit dem LogÜbZ bereits Realität geworden ist, ist die Zielvorstellung der intensiveren und integrativen Zusammenarbeit mit dem NATO Joint Warfare Centre (JWC) in Norwegen oder dem Joint Force Training Centre (JFTC) in Polen indessen weiter voran zu treiben und wesentlich von der Verfügbarkeit einer Anbindung an das „rote Netz“ der NATO abhängig. Die Ausstattung mit modernen Führungs- und Informationssystemen im Hinblick auf Interoperabilität in allen Verschlussgraden bis hin zu NATO SECRET, ist eine zwingende Voraussetzung für ein erfolgreiches Wirken zur Erreichung der Zielbefähigung (FOC 2024) des JCTC. Dazu ist auch die Verfügbarkeit einer personellen Stabs- und Unterstützungskomponente sowie die Entwicklung eines breiten und verlässlichen Pools an ausgebildeten Fachleuten unerlässlich. Gleiches gilt für die Bereitstellung einer geeigneten Gefechtsstandhülle für Übung und Einsatz. Die Vernetzung und Positionierung des JCTC als hochwertiger Leistungserbringer schreitet insgesamt höchst erfreulich voran. Mit dem JCTC verfügt die Bundeswehr über ein leistungsstarkes und anerkanntes logistisches „Pfund“ und Hochwertausbildungsstätte, mit Strahlkraft auf andere Nationen und multinationale Stäbe.
Schlussbetrachtung
Die Zielmarken und Meilensteine der Weiterentwicklung sind gesetzt. Zur Erhöhung und zum Erhalt von Leistung- und Zukunftsfähigkeit der LogSBw bedarf es zahlreicher Maßnahmen und Zuweisung entsprechender Ressourcen. Insbesondere der nachhaltigen Implementierung von KoA und dem Aufwuchs der Logistikkräfte der Bundeswehr ist mit einem angemessenen Personalansatz an der LogSBw Rechnung zu tragen. Hierbei sind moderne Ausbildungstechnologien, prominent erweitert um eine DistancELearning-Fähigkeit, kurzfristig zu realisieren. Die Etablierung einer Übungsumgebung „Logistische Unterstützung im Einsatz“ wird die Trainingsmöglichkeiten der mobLogTr SKB signifikant verbessern und deren Einsatzwert weiter erhöhen. Um die Zielbefähigung für das JCTC im Jahr 2024 zu halten, ist ein Stabs-/Unterstützungselement aus einer aufbau- und ablauforganisatorischen Lösung zu implementieren. Darüber hinaus werden eine zweckmäßige Gefechtsstandhülle ebenso wie die belastbare NATO SECRET-Anbindung in einem stationären und einem verlegefähigen Anteil verzugslos zu realisieren sein. Das multinationale Lastenheft bleibt auch zukünftig gut gefüllt. Das Joint Logistic Support Group Hauptquartier (JLSG HQ) des I. DEU/NLD Korps steht bereits ab Januar 2021 in Person des Kommandeurs der LogSBw unter deutscher Führung. Darüber hinaus ist der Stab LogBtl 163 beginnend in 2021 fachlich für die Stand-By-Phase der NRF 2023 als RSOM Btl auszubilden. Zusätzlich entwickelt sich die Ausgestaltung der Zusammenarbeit als Anlehnungsnation im Rahmen des Framework Nations Concept der NATO und im Rahmen der Zusammenarbeit innerhalb der Europäischen Union (PESCO) weiter. Schließlich gilt es die Menschen, die an dieser hervorragenden Ausbildungseinrichtung ihren Dienst leisten weiterhin bestmöglich einzubeziehen, um Fachwissen und Innovationskraft zu erhalten und weiter zu verstetigen. Die Ausbildung der Logistiker von heute und morgen wird und muss es uns wert sein.
Text und Abbildungen: Logistikkommando der Bundeswehr
Für den Einsatz VJTF 2023 ist der Transport der Sonderwerkzeuge (SdWz) für den SPz PUMA in Funktionscontainern vorgesehen. Ziel der Containerlösung ist die mobile Bereitstellung der, für die Instandsetzung IHS 2/3 des SPz PUMA notwendigen, Sonderwerkzeuge sowie Mess- und Prüfmittel (MuP) für die Fachrichtungen Fahrgestell und Turm/Bedienstände. Die Vorstellung der Prototypen wurde vom 24.08. bis 28.08.2020 durch die beauftragte Firma CHS beim AusbZTLS Ber Techn/Log, Dez W durchgeführt. Für die Verstauung des SdWzS SPz PUMA werden insgesamt 5 Stück 20-Fuß-Container benötigt.
Die beiden Containertypen neben einander
ART UND AUFBAU DER CONTAINER
Der Satz besteht aus drei Stück Containern Typ I und zwei Stück Containern Typ II; diese werden im weiteren Verlauf kurz vorgestellt.
Der Container Typ I ist als Douple Door Container konzipiert und wird primär zur Verlastung von Transport- und Lagerbehältern (TuLB), Kleinteilen und mittelgroßen Teilen genutzt. Damit diese weitreichend geschützt sind, ist im Container eine Klimaanlage, eine Luftentfeuchtungsanlage sowie ein Heizgerät verbaut. Weiterhin ist dieser Container Typ I mit einer externen Stromversorgung (400V 32A) ausgestattet, die wahlweise über ein Stromerzeugungsaggregat oder über einen Netzanschluss in ggf. vorhandener Infrastruktur betrieben wird. Ein im Container installierter Deckenkran (Traglast 1000 kg) mit ausklappbarem Kranausleger ermöglicht dem Nutzer, ohne großen Kraftaufwand, dass zum Teil sehr schwere SdWz ca. 1,5 m vor dem Container abzustellen. Von dort kann es dann mit geeigneten Hebemitteln an den jeweiligen Arbeitsplatz verbracht werden. Bevor jedoch der Deckenkran genutzt werden kann, muss der Container vorab in Waage ausgerichtet werden. Unter Zuhilfenahme der am Container verbauten Nivellierlibellen und einem Nivellierstützensatz kann der Nutzer diese Vorbereitungen durchführen.
Alles ordentlich verstaut
Der Container Typ II ist ebenfalls als Double Door Container konzipiert und wird primär zur Verlastung von Großteilen verwendet. Auch hier ist eine externe Stromversorgung (400 V, 32 A), ein Heizgerät und eine Luftentfeuchtungsanlage verbaut. Eine Klimaanlage wurde nicht vorgesehen; dies begründet sich darin, dass sich in diesem Containertyp die weniger anfälligeren SdWz in Bezug auf klimatische Bedingungen befinden. Hauptunterscheidungsmerkmal gegenüber dem Container Typ I ist ein integrierter, mechanischer, freischwebender Auszug. Dieser kann beidseitig zu ⅔, mittels einer Handkurbel, aus dem Container gefahren werden. Der Auszug (Zuladung 3500 kg) ist notwendig, da z.T. sperrige SdWz nicht ohne eine vorherige Entladung von Material aus dem Container gehoben werden können. Unter Zuhilfenahme des ebenfalls vorhandenen Deckenkranes (Traglast 1000 kg und 1200 kg), können Lasten von der ausgefahrenen Plattform angehoben und diese ca. 1,5 m vor dem Container abgesetzt werden.
Blick auf den Deckenkran mit 1200 Kg TraglastDer Auszug für sperrige Sonderwerkzeuge
GUT, ABER NOCH NICHT GUT GENUG!
Bei der Vorstellung der Container wurden bereits jetzt durch alle Beteiligten Anregungen für Verbesserungen eingebracht. Stichworte wie Arbeitsplatzbelegungszeiten, arbeitstätigkeits-/arbeitsablaufbezogene Einrüstung und einsatzzweckoptimierte Aufteilung für die InstKr HEER bei VJTF 2023 sind hierbei in die weitere Betrachtung eingeflossen. Um eine Steigerung des Einsatzwertes zu erreichen, wurde während der Besprechung eine veränderte Verstauung der SdWz unter der Berücksichtigung möglicher Arbeitsplatzbelegungszeiten vorgenommen.
Ziel dieser Umverstauung war es, die InstKr HEER mit zwei von fünf Containern als Grundausstattung und der Möglichkeit des modularen Aufwuchses flexibel auszustatten.
AUSBLICK UND HERAUSFORDERUNG
Die Firma CHS wird in den nächsten Wochen die Prototypencontainer umrüsten und im Sinne des Nutzers anpassen. Es ist geplant, das Ergebnis bei einer weiteren Vorstellung am Firmensitz in Bremen zu präsentieren. Weiterhin stehen noch Untersuchungen der WTD aus, diese sollen jedoch zeitnah (nach der Umrüstung) erfolgen. Bis zur Durchführung einer taktischen und technisch-logistischen Einsatzprüfung (Zeitraum ist noch nicht verifiziert) gilt es diese und weitere Punkte abzuarbeiten. Mobile Logistik, vornehmlich auf Containerbasis, stellt ein zukunftsweisendes Element dar. Zu berücksichtigen sind neue besondere Herausforderungen an Umschlag, Transport und Zulässigkeit der Transportmittel (z. B. Containerbauhöhe und Transportfahrzeug).
Wir können davon ausgehen, dass die Containerlösung aufgrund ihrer guten Transportierbarkeit von SdWz eine lange Zeit innerhalb der Bundeswehr genutzt wird. Der Anteil mobile Logistik SPz PUMA VJTF wird noch ergänzt um zwei weitere Container in denen die leicht auswechselbaren Ersatzteilpakete (LAE) und Ersatzteile (ET) mitgeführt werden. Die Optimierungsumfänge der vorgestellten Containerlösung haben deutlich unterstrichen, welcher positive Mehrwert die frühzeitige Einbindung der Expertise des AusbZTLS hat.
Alle Container auf einen Blick – der Transportraum ist eine Herausforderung
Beitrag Brigadegeneral Gerald Funke, Unterabteilungsleiter BMVg Planung I zur ausgefallenen Informationsveranstaltung bB 2020
Bild: Brigadegeneral Gerald Funke, Unterabteilungsleiter BMVg Planung I
„Gegner der Planung sind Freunde des Zufalls“ (Manfred Rommel, 1928-2013)
In den nachfolgenden Ausführungen möchte ich die Ansatzpunkte und Rahmenbedingungen heutiger strategischer Fähigkeitsplanung für die Bundeswehr aufzeigen. Dazu scheint mir zu Beginn zur besseren Einordnung ein kurzer geschichtlicher Exkurs in die letzten 30 Jahre sinnvoll.
Mit Ende des Kalten Krieges trat das „Ende der Geschichte ein“, wie es der amerikanische Politologe Fukuyama proklamierte, und es galt die sogenannte „Friedensdividende“ einzufahren. Für unsere Bundeswehr bedeutete dies, dass die Landes- und Bündnisverteidigung mehr und mehr in den Hintergrund rückte. Das Bedrohungsbild dieser Zeit („umzingelt von Freunden“) und die damit einhergehende Reduzierung der uns zugestandenen Ressourcen (insbesondere finanziell und personell) machte ein Fokussieren auf die wahrscheinlichsten Einsätze – nämlich das Internationale Krisen- und Konfliktmanagement – möglich bzw. notwendig.
Russlands unrechtmäßige Annexion der Krim und die Intervention in der Ostukraine stellten eine sicherheitspolitische Zäsur dar, die im NATO Gipfel von Wales im September 2014 eine erste Reaktion erfuhr: Neben der Rückbesinnung auf die Collective Defense stimmten die Staats- und Regierungschefs einem „Defense Investment Pledge“ zu, der neben der Erhöhung der Verteidigungsausgaben bis 2024 auf mindestens 2% des BIP bis 2024 auch eine damit einhergehende Investivquote von 20% des Budgets vorsah.
National wurde die Rückbesinnung auf die Collective Defense mit dem ressortübergreifenden Weißbuch 2016 aufgegriffen und die Landes-/Bündnisverteidigung (LV/BV) als Aufgabe der Bundeswehr wieder in den Fokus genommen. Seine „Übersetzung“ für den Geschäftsbereich des BMVg erfuhr dies mit der Konzeption der Bundeswehr (KdB) und dem zugehörigen Fähigkeitsprofil (FPBw) im Jahre 2018. Das FPBw legte folgerichtig die Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung als anspruchsvollste Anforderung aus dem Aufgabenportfolio als planerische Maxime zugrunde und beschrieb dafür eine konzeptionelle Zielvorstellung als nationale Ambition. Realitätssinn wurde dadurch gewahrt, dass deren Erreichung über drei Zwischenschritte angelegt wurde, die die in Wales 2014 beschlossene Absicht und die zwischenzeitlich durch die deutsche Politik weiterentwickelte Interpretation (1,5% BIP-Anteil in 2024 bei unverändertem Bekenntnis zum 2% Ziel) sowie einen maximalen militärischen Personalkörper von 203.000 Soldatinnen und Soldaten als begrenzenden Rahmen annahm. Zusätzlich wurde das FPBw von vornherein als iteratives Dokument angelegt, um planerische Flexibilität in einer sich – nicht nur im Hinblick auf Innovationen, Bedrohungsszenarien oder politischen Schwerpunktsetzungen – weiterentwickelnden Welt zu behalten und strukturelle Entscheidungen nicht vorschnell treffen zu müssen. Nicht aus dem Auge zu verlieren ist dabei die hohe Bedeutung von KdB und FPBw hinsichtlich ihres Beitrag zur Kohäsion in den Bündnissen. Das FPBw dient gerade gegenüber der NATO als Dokumentation unseres Willens, akzeptiert NATO Planungsziele auch zu erfüllen. Als „große“ NATO-Nation stehen wir dabei besonders im Fokus und unsere Ambition wird als Gradmesser der Ernsthaftigkeit unseres Bekenntnisses zum Bündnis gewertet.
Ausgehend von den konzeptionellen Zielvorstellungen gilt es im Rahmen des jährlichen Planungsprozesses einen im Sinne einer ganzheitlichen Fähigkeitsentwicklung bestmöglichen Weg der Umsetzung zu betreten, der insbesondere von der jeweiligen politischen Willensbildung abhängt (z.B. finanzielle Ausstattung des Epl 14; Vorgaben zu Rüstungsprojekten). Unser planerisches Ziel ist der Aufbau eines „runden“ Fähigkeitsprofils, bei dem beispielsweise Kampf- und Unterstützungskräfte in einem ausgewogenen, sinnvollen Verhältnis zueinanderstehen. Begrenzte personelle Ressourcen können dabei durch die unterschiedliche Ausbringung von aktiven, teilaktiven und nichtaktiven Strukturen mit unserer Ambition in Einklang gebracht werden. Gewisse Stellgrößen auf begrenzte finanzielle Ressourcen hat die Fähigkeitsentwicklung und die Planungsumsetzung durch die zeitliche Modellierung der Realisierung, aber auch der quantitativen und qualitativen Ausgestaltung. Eigene Ressourcenersparnis kann auch durch eine „Multinationalisierung“ erreicht werden; dies setzt gegenseitiges (!) Vertrauen der verlässlichen Leistungserbringung im Bedarfsfall voraus.
Lassen Sie mich nun etwas dezidierter die Ausprägung des logistischen Zielbildes im angestrebten Fähigkeitsprofil skizzieren. Und auch hier gilt: es ist eine Zielvorstellung, die im Hinblick auf den (unstrittigen!) Bedarf zusätzlicher Kräfte in Ressourcenkonkurrenz zu anderen Forderungen steht. Um eine sinnvolle gesamtplanerische Bewertung anstellen zu können, wurden als planerisches Hilfskonstrukt 12 „Systemverbünde“ definiert, die die Nationale Ambition in konsistente und kohärente Kräftedispositive aufteilt. Sie enthalten auch sämtliche jeweils erforderliche Unterstützungselemente. So umfasst zum Beispiel der Systemverbund „BV Land“ neben Wirkelementen des Heeres auch die für einen Einsatz zwingend notwendigen Unterstützungselemente aus anderen Organisationsbereichen und beinhaltet auch die Unterstützungskräfte der Einsatzlogistik.
Wenn aus Effektivitäts- und Effizienzgründen sinnvoll, sind Unterstützungskräfte aber auch zentralisiert in anderen kohärent zusammengestellten Systemverbünden abgebildet. Dies ist zum Beispiel bei der Zuordnung von logistischen Unterstützungsleistungen der Basislogistik in die Systemverbünde „BV Unterstützung Bundeswehr“ und „Basis Inland“ der Fall.
Ein einzelner Systemverbund kann seine Wirkung nur entfalten, wenn er im Gleichschritt mit den anderen Systemverbünden (quasi als system-of-systems) ausgewogen und kohärent aufwächst. In der gesamtplanerisch zu bestimmenden Vorgehensweise kommt es darauf an, im gemeinsamen „Marsch“ der Systemverbünde einen Gleichschritt in der Fähigkeitsentwicklung zu gewährleisten und Ungleichgewichte zu verhindern.
Diese Denkweise macht einen, den Anforderungen aller Systemverbünde gerecht werdenden Aufwuchs querschnittlicher logistischer Fähigkeiten unabdingbar. Dabei ist vor allem die querschnittliche, auf gemeinsamen Standards und Anwendungen beruhende Logistik als vital für das Funktionieren des Systems der Systemverbünde zu begreifen. Logistische Planungsmaßnahmen sind stets mit den logistischen Unterstützungsforderungen der einzelnen Systemverbünde zu harmonisieren. Dies gilt für realistische Umrechnungs-/und Intensitätsfaktoren, ebenso wie für Überlegungen bezüglich der Kaderung von Verbänden oder der Einbindung von Drittleistungen unter Berücksichtigung unterschiedlicher Einsatzbereitschaftsstufen. Fähigkeitsentwicklung auch im Bereich der Unterstützung darf dabei nicht nur auf quantitative Aspekte des Erhalts bestehender Strukturen und deren Befüllung blicken, sondern auch auf qualitative wie innovative Weiterentwicklungsmöglichkeiten als Chance begreifen. Genannt seien in diesem Zusammenhang die unterschiedlichen Facetten der Digitalisierung und Automatisierung bis hin zur Teilautonomie; Projekte wie die elektronische Deichsel, unbemannte Transportfahrzeuge, Transportdrohnen, 3D-Druck, Augmented Reality oder auch Exo-Skelette besitzen ein hohes Potenzial für Synergie- und Innovationsgewinne. Sie sind damit potenziell geeignet, die Ressourcenfrage zu entspannen, aber auch der Logistik und der Bundeswehr als Ganzes zu nützen.
Zusammenfassend ist es mir wichtig festzustellen, dass im FPBw eine Zielvorstellung für die logistischen Kräfte angelegt ist, die den Anforderungen aller denkbaren künftigen LV/BV-Szenarien gerecht wird. In konzeptioneller Hinsicht gilt es zu erkennen, wie die Logistik vor dem Hintergrund der anspruchsvollsten Szenare der Landes- und Bündnisverteidigung hinsichtlich u.a. aktiver Truppenteile, gekaderter Einheiten und notwendiger Leistungen Dritter synchronisiert werden kann und muss. Gleichzeitig ist aber auch ein klarer Blick zu bewahren für die wahrscheinlichsten Anforderungen bei Einsätzen im Rahmen des Internationalen Krisenmanagements, der nationalen Krisenvorsorge, dem Beitrag zur Wahrnehmung der Drehscheibenfunktion in Deutschland für großangelegte Übungen, aber auch in der „Friedensversorgung“ der Truppe oder im Hinblick auf subsidiäre Anforderungen und „Erwartungshaltungen“ im Inland. Und dies gilt für alle Bereiche der Logistik; wenn auch in ungewohnter Zusammenstellung möchte ich hier Transport, Materialgrundlagen, Materialbewirtschaftung und Lagerung aber auch Instandsetzung explizit ansprechen.
Und auch dessen sollten wir uns bewusst sein (nicht neu aber trotzdem unverändert richtig): Logistik gehört zum Aufgebot der ersten Stunde – in jedem denkbaren Szenario! Und sie ist auch für die Politik eine „gern genommene“ Fähigkeit, die oftmals (leider) nur dann von sich reden macht, wenn sie nicht funktioniert.
So wie ein Zitat am Anfang meiner Gedanken stand, so möchte ich Ihnen abschließend mit folgendem Zitat des französischen Philosophen Luc de Clapiers, Marquis de Vauvenargues, eines Zeitgenossen von Voltaire und Friedrich dem Großen, eine Anregung zum Weiterdenken anbieten:
„Kunst, Pläne zu machen, besteht darin, den Schwierigkeiten ihrer Ausführung zuvorzukommen.“