Der Präsident des Blauer Bund e.V., GenMaj Gerald Funke, begrüßt die Teilnehmenden der Informationsveranstaltung in Garlstedt

„Logistik der Bundeswehr im Umbruch“ war das Leitthema der Informationsveranstaltung des „blauer Bund e.V.“

Welchen Fortschritt in der Umsetzung können die Absichtserklärungen zur Zeitenwende inzwischen aufweisen? Oder anders formuliert: Wo stehen wir beim Umbruch der Bundeswehr und im Schwerpunkt beim Umbruch in der Logistik der Bundeswehr? Dieser Leitfrage widmete sich die Informationsveranstaltung des blauen Bundes (bB) in der Lucius-D.-Clay-Kaserne in Osterholz-Scharmbeck. Rund 150 Besucher aller TSK/OrgBer aus Logistik und Rüstung sowie Vertreter der zivilen Logistik und Wehrindustrie, wurden vom Präsidenten des bB,
GenMaj Gerald Funke, zur Veranstaltung begrüßt.

Der Präsident des Blauer Bund e.V., GenMaj Gerald Funke, begrüßt die Teilnehmenden der Informationsveranstaltung in Garlstedt
Der Präsident des Blauer Bund e.V., GenMaj Gerald Funke, begrüßt die Teilnehmenden der Informationsveranstaltung in Garlstedt

 

Rund 150 Besucher nutzten die Informationsveranstaltung des Blauer Bund e.V. um sich weiterzubilden und zu informieren.
Rund 150 Besucher nutzten die Informationsveranstaltung des Blauer Bund e.V. um sich weiterzubilden und zu informieren.

 

Mitgliederversammlung bB

Zuvor wurde jedoch in der Mitgliederversammlung des bB ein Blick auf das zurückliegende Jahr im Verein geworfen und über die Pläne für die Zukunft berichtet.

Der Präsident: „Mit rund 1.150 Mitgliedern konnten wir unsere Mitgliederzahl halten. Das bewerte ich in der heutigen Zeit als Erfolg.“

GenMaj Funke führte diesen Umstand auf die ansprechenden Vereinspublikationen, den attraktiven Webauftritt und die Informationsveranstaltung -als Zugpferd- zurück. Besonders das neue Corporate Design und die Neugestaltung des MAGAZIN bB seien hervorzuheben. Auch die Mitarbeit des bB innerhalb des „Beirat für Reservistenangelegenheiten“ sehe er als wichtig an, um im Sinne der Reservisten im Verein mitgestalten zu können.

Im kommenden Jahr werden weiterhin die Zeichen auf Moderne stehen, denn junge Mitglieder sollen nach wie vor verstärkt im Verein eingebunden werden. Im November 2024 stehen die Wahlen im Bundesvorstand des bB an und der Appell, bei der Suche nach einem Redakteur, Schatzmeister und Webmaster zu unterstützen, ging an alle Mitglieder.

 

Die Informationsveranstaltung

Die folgenden zwölf Einzelvorträge mit dem Leitthema „Logistik der Bundeswehr im Umbruch“ waren geprägt von erfreulicher Offenheit und höchst aktuell. An der Vielzahl der gestellten Fragen konnte man das große Interesse des Publikums an den Inhalten ablesen.

Den Aufschlag machte Oberstleutnant Steffen Engel, Dezernatsleiter Steuerung IHF im LogKdo Bw, zur Umsetzung des Konzepts Ausbildung und Inübunghaltung (AIH) aus Sicht des Verantwortlichen für den Geschäftsprozess.

Oberstleutnant Steffen Engel vom LogKdo Bw, zum Konzept AIH. Blauer Bund
Oberstleutnant Steffen Engel vom LogKdo Bw, zum Konzept AIH.

Er führte aus, dass das Konzept Ausbildung und Inübunghaltung der Logistikkräfte sich über alle Teilbereiche der Logistik erstreckt und zwingend notwendig sei, um die Kriegstauglichkeit der Logistikkräfte der Logistischen Ebene 2 sicherzustellen. Die Vorgabe von 600 produktiven IH-Stunden, je IH-Soldat (LogEb 2), je Jahr, ist Treiber für alle Teilbereiche der Logistik. Neben der Einbindung in den Grundbetrieb sei der Teilnahme an Übungsvorhaben unter realen Bedingungen, die also der Vorbereitung zur Landes‑/Bündnisverteidigung dienen, ein besonders hoher Stellenwert einzuräumen.

Ein Garant für das Gelingen der AIH sei das zuverlässige Steuern von einsatzrelevantem Gerät durch die Logistischen Steuerstellen zusammen mit der HIL GmbH. Das Verfahren solle aus dem Pilotprojekt in DELMENHORST verstetigt und im Bundesgebiet ausgedehnt werden.

So kommentierte GenMaj Funke die lebhafte Diskussion um die feste Forderung nach 600 Stunden:
Verstehen sie die 600 Stunden pro IH Kraft pro Jahr nicht als Dogma sondern als Chance und 3a) der Führung der Streitkräfte!

 

Im Anschluss erläuterte BrigGen Bernd Schneider, Geschäftsführer der HIL GmbH, die Einbindung der HIL in den Prozess AIH.

BrigGen Bernd Schneider, Geschäftsführer der HIL GmbH, zur Einbindung der HIL in den Prozess AIH. Blauer Bund
BrigGen Bernd Schneider, Geschäftsführer der HIL GmbH, zur Einbindung der HIL in den Prozess AIH.

Er zeigte auf, dass der Erhalt der Einsatzbereitschaft der militärischen Logistikkräfte Unternehmensziel der HIL GmbH sei, welches auf drei Wegen verfolgt werden könne.
Erstens: Am Standort der militärischen IH-Kräfte, wobei eine frühzeitige und verlässliche Planung erforderlich sei und so auch die Akzeptanz beim Haltertruppenteil wüchse.
Zweitens: Bei Übungen, dort sollten mit Priorität militärische IH-Kräfte berücksichtigt werden.
Drittens: In HIL Betriebsstätten, ein Angebot das in 2023 nur zu 17% in Anspruch genommen wurde und ausbaufähig sei. Die HIL GmbH kalkuliere bei der Umsetzung des AIH Konzepts zunächst eine Anwendungsquote von 30%.

 

Danach trug Oberstleutnant Sven Heidel, Kommandeur des Versorgungsbataillons 131, zu den Herausforderungen bei der Umsetzung des Konzepts AIH aus Sicht des Kommandeurs eines Versorgungsbataillons vor.

Oberstleutnant Sven Heidel, Kommandeur des Versorgungsbataillons 131, zu den Herausforderungen bei der Umsetzung des Konzepts AIH aus Sicht des Kommandeurs eines Versorgungsbataillons. Blauer Bund
Oberstleutnant Sven Heidel, Kommandeur des Versorgungsbataillons 131, zu den Herausforderungen bei der Umsetzung des Konzepts AIH aus Sicht des Kommandeurs eines Versorgungsbataillons.

Er stellte fest, dass die Dislozierung seines Verbandes und der zu unterstützenden Verbände die Anwendung des Konzepts AIH erschwerten. Die anstehende Umgliederung in die neue Struktur der Heereslogistik brächten zusätzliche Herausforderungen.
Der multinationale Ansatz in der AIH, der aus der NRF Verpflichtung des Bataillons resultiert sei erfolgversprechend. Die Berücksichtigung mit Schadgerät, der Einbindung bei Übungen und der AIH bei der HIL, sei zufriedenstellend und der Zweck des Konzepts mit knapp 50% Berücksichtigung der eingemeldeten Kapazitäten im jetzigen Stadium akzeptabel.

 

Danach trug Oberstleutnant Benjamin Eberhardt, Kommandeur des Logistikbataillons 161, zu den Herausforderungen bei der Umsetzung des Konzepts AIH nun aus Sicht des Kommandeurs eines Logistikbataillons vor.

Oberstleutnant Benjamin Eberhardt, Kommandeur des Logistikbataillons 161, zu den Herausforderungen bei der Umsetzung des Konzepts AIH aus Sicht des Kommandeurs eines Logistikbataillons. Blauer Bund
Oberstleutnant Benjamin Eberhardt, Kommandeur des Logistikbataillons 161, zu den Herausforderungen bei der Umsetzung des Konzepts AIH aus Sicht des Kommandeurs eines Logistikbataillons.

Er merkte an, dass auch sein Bataillon durch die Umgliederung in das NATO New Force Model belastet sei und neben Engpässen bei Lehrgängen für IH-Kräfte auch die Steuerung von „seltenem“ Schadgerät die Umsetzung des Konzepts AIH erschwerten.

Der Verband behelfe sich mit dem Einsatz von Instandsetzungskommandos zur HIL und zum Heer. Er plädierte für eine Einbindung der IH-Kräfte der SKB in Übungen und betonte den Stellenwert des Teilbereiches Verkehr und Transport. Das Etablieren von Dauermarschkrediten hätte sich stark positiv ausgewirkt.

 

Aktuelles aus der Technischen Schule des Heeres berichtete Oberst Jens Grabowski, stellvertretender Kommandeur der TSH.

Oberst Jens Grabowski, stv Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH. Blauer Bund
Oberst Jens Grabowski, stv Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH.

Es bestehe nach wie vor eine Ablage zwischen den gemeldeten Bedarfen und den leistbaren Umfängen an Trainings. Zur Verbesserung könne eine Umstellung des Meldeverfahrens, mit zwei oder mehr Meldungen der Bedarfe pro Jahr, beitragen. Zur Mitigation sollen auch die Kooperationen mit der HIL GmbH und den NDL sowie den GBR Streitkräften beitragen. So solle den wesentlichen Herausforderungen begegnet werden, die der Aachener folgenden Ursachen zuordnete: Die Ausbildungsunterstützung der Ukraine, der steigende Bedarf durch neue Systeme aus dem Sondervermögen und die mehrfache Ausbildung von Personal, welche durch die Umgliederung der Logistikkräfte resultieren.

„Wir müssen die Ressourcen zur Ausbildung der IH-Kräfte flexibel und effizienter Nutzen.“

 

Aktuelles aus der LogSBw, BrigGen Holger Draber, Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr

BrigGen Holger Draber, Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr berichtete über Aktuelles aus der LogSBw. Blauer Bund
BrigGen Holger Draber, Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr berichtete über Aktuelles aus der LogSBw.

Der Gastgeber berichtete über das etablierte Projekt „Modernes Lernen“, in das auch digitale Ausbildungsformen mit Augmented Reality Anteilen (z.B. Train AR und Virtual Battle Space) eingebettet sind. Gerade in der Führerausbildung müsse sich die Zielrichtung konsequent an der Fähigkeit zur Landes- und Bündnisverteidigung ausrichteten.

 

Gesellschaftsabend

Netzwerk festigen und erweitern ist ein wichtiges Ziel des bB, welches während des Gesellschaftsabends mühelos erreichbar war. Die Sammlung für das Soldatenhilfswerk ergab die Summe von 1.075 Euro, die vom bB auf 1.500 Euro aufgestockt wurde. Vier Mitglieder wurden für ihre 25-jährige Treue zum bB vor Ort geehrt. Weitere Jubilare werden die Urkunde von den Vorsitzenden ihrer Kameradschaft erhalten.

Ehrung für 25jährige Treue zum bB durch den Präsidenten. Von links: Herr Bätz, Frau Bätz, GenMaj Gerald Funke, Präsident im bB, Oberstlt Ralf Bredendiek, Oberstlt a.D. Wilhelm Kölling © Frank Buerschaper. Blauer Bund
Ehrung für 25jährige Treue zum bB durch den Präsidenten. Von links: Herr Peter Prinz, Frau Amelie Prinz (beide Fa. EDS Systemtechnik), GenMaj Gerald Funke, Präsident im bB, Oberstlt Ralf Bredendiek, Oberstlt a.D. Wilhelm Kölling © Frank Buerschaper

 

Personelle und materielle Herausforderungen bei der parallelen Aufstellung von Division 2025 und der Litauen Brigade (Brig LTU) aus Sicht des Kommando Heer

Personelle und materielle Herausforderungen bei der parallelen Aufstellung von Division 2025 und der Litauen Brigade aus Sicht des Kommando Heer, BrigGen Hans-Peter Fennel, Kdo H, AbtLtr Unterstützung. Blauer Bund
Personelle und materielle Herausforderungen bei der parallelen Aufstellung von Division 2025 und der Litauen Brigade aus Sicht des Kommando Heer, BrigGen Hans-Peter Fennel, Kdo H, AbtLtr Unterstützung

Der Gast aus Strausberg machte zu Beginn des zweiten Tages deutlich, dass die Division 2025 Priorität bei der Zuweisung von Ressourcen genieße und dennoch Kompromisse und Kreativität erforderlich seien, um das Ziel zu erreichen. Sowohl Umverteilung als auch Zuläufe aus der Industrie und das Nutzen von Ausweichsystemen müssten herangezogen werden.

„Die größte Herausforderung stellt derzeit die Mobilität dar!“

Die Brigade für Litauen sei noch nicht bis 2025 gefordert und so bestünden zeitliche Spielräume für die beiden parallelen Herausforderungen.

Während für die Division 2025 die erforderlichen Personalmaßnahmen begonnen hätten, bestünde für die Brig LTU das Prinzip der Freiwilligkeit unter Anwendung von Attraktivitätsangeboten.

 

Materielle Aufstellung der Division 2025 aus Sicht des Bedarfsdeckers, GenMaj Thorsten Puschmann, Vizepräsident (mil) im BAAINBw

GenMaj Thorsten Puschmann, Vizepräsident (mil) im BAAINBw, zur materiellen Aufstellung der Division 2025 aus Sicht des Bedarfsdeckers

Der Vizepräsident des zentralen Bedarfsdeckers aus Koblenz ging im Wesentlichen auf die Beschleunigung in der Beschaffung ein.

„Wir sehen das Papier als einen Ermöglichungserlass!“

Der Erlass des Staatssekretär Zimmer böte viele Möglichkeiten den Rüstungsprozess zu beschleunigen. Voraussetzung sei jedoch Entscheidungsfreude und Mut zum Wandel bei dem Personal, welches in Vergangenheit eher der Absicherung hohen Stellenwert eingeräumt hätte. Daran werde mit dem Personal im Sinne einer Anpassung von Werten und Schaffung von Leitlinien zur „Unternehmenskultur“ bereits gearbeitet. Die zentralen Ausbildungseinrichtungen werden zu dem Zweck ebenfalls eingebunden.

Ein entscheidendes Nadelöhr zur Beschleunigung sei der Vertragsschluss. Durch Umpriorisierung und Erleichterungen in der Bearbeitung werde dieses Handlungsfeld angegangen.

 

Wie spontan die Community rund um den bB ist, zeigte sich nach krankheitsbedingten Ausfall eines Vortragenden. Unvermittelt erklärten sich zwei Teilnehmer der Veranstaltung bereit, mit eigenen Beiträgen die Lücke zu füllen.

 

Einer von ihnen war Oberst Christoph Schladt, Kommandeur im LogRgt 1, zur bevorstehenden Übung BLUE LIGHTNING

Oberst Christoph Schladt, Kommandeur im LogRgt 1, zur bevorstehenden Übung BLUE LIGHTNING. Blauer Bund
Oberst Christoph Schladt, Kommandeur im LogRgt 1, zur bevorstehenden Übung BLUE LIGHTNING.

Der Regimentskommandeur gab Einblick in die unmittelbar folgende Übung BLUE LIGHTNING bei der 2.800 Personen und 1.200 Fahrzeuge zum Einsatz kommen sollen. An einem NATO Art. 4-Szenar solle der gesamte RSOM-Prozess unter Einsatz verschiedenster Verkehrsträger geübt werden und die Einsatzbereitschaft der beteiligten NRF Kräfte demonstriert werden.

„Ich verspreche nach Abschluss der Übung weiter zu berichten!“

Die Teilnehmer aus dem gesamten Bundesgebiet üben im Schwerpunkt im Nordosten Deutschlands bis hin zu grenzüberschreitenden Anteilen nach Polen.

 

Der zweite spontane Vortragende zur Steigerung der logistischen Effizienz durch Additive Fertigung war Joachim Kasemann, Geschäftsführer von Mark3D,

Additive Fertigung, Joachim Kasemann, Geschäftsführer von Mark3D, Blauer Bund
Additive Fertigung, Joachim Kasemann, Geschäftsführer von Mark3D.

Zunächst erklärte Herr Kasemann wie beeindruckend schnell und autark die luftlandefähige 3D-Druck Anlage (Fieldmade NOMAD® LW) in Betrieb gehen kann.

„Nur drei Minuten und wir sind „ready to produce“!“

Ferner wies er darauf hin, dass jenseits einfacher Kunststofferzeugnisse temperaturfeste (bis 145ºC) und mechanisch belastbare Teile (Festigkeit vglb. Alu) erzeugt werden könnten. Diese Vorteile ließen sich auf die Verwendung von Verstärkungen aus Carbonfasern im Kunststoff zurückführen. In anderen Anlagen ließen sich auch Metalle wie Stahl und Kupfer verarbeiten. Selbst die Herausforderungen wie das Schrumpfen des Materials oder die Herstellung in Sinterverfahren seien gemeistert worden.

 

Auswirkungen der aktuellen Weltlage auf die zivile Logistik, Prof. Dr. Frank Giesa, Lehrstuhlinhaber an der HS Bremen und Sprecher der BVL Regionalgruppe Weser-Ems.

Prof. Dr. Frank Giesa, Lehrstuhlinhaber an der HS Bremen und Sprecher der BVL Regionalgruppe Weser-Ems, zur Auswirkungen der aktuellen Weltlage auf die zivile Logistik. Blauer Bund
Der Präsident des bB und der Vortragende Prof. Dr. Frank Giesa, Lehrstuhlinhaber an der HS Bremen und Sprecher der BVL Regionalgruppe Weser-Ems, zur Auswirkungen der aktuellen Weltlage auf die zivile Logistik

Der Bremer Professor erklärte die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) und des Finanzhandels als logistische Indikatoren und vermeldete einen leicht positiven Trend.

Insgesamt sei in der Logistikbranche ein Trend im Engagement der Cybersicherheit, der Digitalisierung und der Gewinnung von qualifizierten Arbeitskräften zu verzeichnen. Die Bemühungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit seien erstmals unter den Top-Trends gelandet.

Weitere Details zu den Ausführungen wurden unter dem Link

Top-Trends sind Cybersicherheit, Digitalisierung und Fachkräftemangel – Die BVL: Das Logistik-Netzwerk für Fach- und Führungskräfte

angeboten.

 

Die guten Geister "hinter den Kulissen" sorgten für einen Reibungslosen Ablauf. OStFw a.D. Wolfgang Jahn und Oberstlt a.D. Michael Janczyk. Blauer Bund
Die guten Geister „hinter den Kulissen“ sorgten für einen reibungslosen Ablauf. OStFw a.D. Wolfgang Jahn und Oberstlt a.D. Michael Janczyk.

Am Ende der Veranstaltung bedankte sich der Präsident im bB GenMaj Gerald Funke bei allen Mitwirkenden und warb bereits jetzt für die Informationsveranstaltung im Herbst 2024 in Aachen/Eschweiler, die entweder am 24./25.10.24 oder 14./15.11.24 stattfinden soll.

Text: Oberstleutnant Roman Schlosser, Redakteur im blauer Bund e.V.

Bilder: Bundeswehr/Petra Reiter oder laut Bildbeschriftung

Insgesamt werden bis zu 3.058 Fahrzeugen vom Typ Caracal als zukünftige luftlandefähige Plattform beschafft. – Blauer Bund

Neue „Luftlandeplattform“ – DEU und NDL beschaffen gemeinsam

Deutschland und die Niederlande beschaffen gemeinsame Einsatzsysteme „Luftlandeplattformen“.

Am 10. Juli 2023 wurde in Koblenz der Beschaffungsvertrag zwischen dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und der Firma Rheinmetall Landsysteme GmbH über die Lieferung von bis zu 3.058 Fahrzeugen vom Typ Caracal geschlossen. Dabei handelt es sich um einen mehrjährigen Rahmenvertrag für bis zu 2.054 deutsche und 1.004 niederländische Fahrzeuge.

Die Präsidentin des BAAINBw, Annette Lehnigk-Emden, gemeinsam mit dem stellvertretenden Befehlshaber des niederländischen "Commando Materieel en IT", Major General Ludy Schmidt und dem Geschäftsführer der Firma Rheinmetall Landsysteme GmbH, Dr. Björn Bernhard, nach der Vertragsunterzeichnung zum Einsatzsystem "Luftlandeplattformen". – Blauer Bund
Die Präsidentin des BAAINBw, Annette Lehnigk-Emden, gemeinsam mit dem stellvertretenden Befehlshaber des niederländischen „Commando Materieel en IT“, Major General Ludy Schmidt und dem Geschäftsführer der Firma Rheinmetall Landsysteme GmbH, Dr. Björn Bernhard, nach der Vertragsunterzeichnung zum Einsatzsystem „Luftlandeplattformen“. – Bundeswehr/Dirk Bannert

Die Bundeswehr beschafft hierbei zusammen mit den niederländischen Streitkräften neue luftverladbare Geländefahrzeuge, die voraussichtlich ab Anfang 2025 die Fahrzeuge vom Typ Wolf und Mungo in den jeweiligen Luftlandevarianten vorwiegend der Division Schnelle Kräfte (DSK) und der dieser unterstellten 11. Luchtmobiele Brigade ersetzen werden. Seit 2014 arbeiten 2.000 Soldatinnen und Soldaten aus den Niederlanden eng mit ihren deutschen Kameradinnen und Kameraden zusammen. Dieses enge Bündnis wird nun durch die gemeinsame Kooperation in der Beschaffung zur Vereinheitlichung der Ausrüstung konsequent fortgesetzt.

Laut dem verantwortlichen Projektleiter im BAAINBw verlief die Zusammenarbeit mit den niederländischen Partnern jederzeit zielorientiert und konstruktiv. Er lobte zudem das hohe persönliche Engagement aller Beteiligten im Projekt.

Das Fahrzeuggewicht ist mit knapp fünf Tonnen für den taktischen Lufttransport im Rahmen luftbeweglicher Operationen zur Landes- und Bündnisverteidigung sowie für militärische Evakuierungen optimiert. Jeweils ein Fahrzeug kann in einem schweren Transporthubschraubers als Innenlast zum jeweiligen Einsatzort transportiert werden. Ein Transport als Außenlast ist ebenso möglich. Der Caracal leistet somit einen wesentlichen Beitrag zur Sicherstellung und Verbesserung der Einsatzbereitschaft der Bundeswehr und unserer Verbündeten.

Der Vertrag in dreistelliger Millionenhöhe umfasst vier verschiedene Fahrzeugvarianten zum Personen-, Gruppen- und Materialtransport sowie Sanitätsfahrzeuge mit entsprechendem Zubehör. Zur Erhöhung der Feuerkraft und Durchsetzungsfähigkeit im Einsatz kann dank des modularen Aufbaus der Fahrzeuge unter anderem eine Drehringlafette sowie eine Beifahrerlafette angebracht werden. Darüber hinaus ist ein ballistischer Schutz sowie ein Minenschutzkit verfügbar. Bei einer Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h und einer Nutzlast von mindestens 1.223 kg finden je nach Ausstattungsvariante zwischen zwei und zehn Personen Platz im Fahrzeug.

Insgesamt werden bis zu 3.058 Fahrzeugen vom Typ Caracal als zukünftige luftlandefähige Plattform beschafft. – Blauer Bund
Insgesamt werden bis zu 3.058 Fahrzeugen vom Typ Caracal als zukünftige luftlandefähige Plattform beschafft. – Rheinmetall AG/ Konstantin Moeller

Die binationale Beschaffung ist ein wichtiger Schritt, um die Einsatzfähigkeit der deutschen und niederländischen Streitkräfte weiter zu stärken. Durch die Vereinheitlichung der Ausrüstung und die enge Zusammenarbeit werden Effektivität und Effizienz beider Armeen erhöht. Deutschland und die Niederlande setzen damit ein starkes Zeichen für die enge Partnerschaft.

Text: PIZ AIN

A400M auf dem Rollfeld beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf – Bundeswehr; Blauer Bund

Erweiterung der Industrie-Instandhaltung der A400M-Flotte

Lahnstein. Am 03. Juli 2023 haben das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und die Firma Airbus Defence & Space GmbH einen neuen Systembetreuungsvertrag für den A400M geschlossen.

Durch die zusätzlich geschaffenen Kapazitäten können voraussichtlich ab dem Jahr 2027 in Wunstorf und ab 2025 in Manching weitere leichte, mittlere und schwere Instandsetzungsmaßnahmen durchgeführt werden. Hierzu wird Airbus einen „Base Maintenance Service“ (BMS) am Standort Wunstorf errichten. Die hierfür erforderlichen Bauarbeiten werden zeitnah nach Vertragsunterzeichnung beginnen.

Durch den zusätzlich gewonnenen Standort Wunstorf und die weiteren Kapazitäten in Manching erhöhen sich die industriellen Instandhaltungskapazitäten innerhalb Deutschlands um circa 85 Prozent im Vergleich zum Status quo. Die mehrjährig vorausschauende Planung wurde dahingehend bereits angepasst.

Die Besonderheit bei den Wartungsintervallen des A400M besteht darin, dass diese nicht abhängig von den Flugstunden, sondern kalendarisch terminiert stattfinden. Die leichte Instandhaltung steht alle sechs Monate, die mittlere alle zwei Jahre und die schwere alle sechs Jahre an.

A400M auf dem Rollfeld beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf – Bundeswehr; Blauer Bund
A400M auf dem Rollfeld beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf – Bundeswehr

Dabei umfasst die leichte Instandhaltung eine oberflächliche Befundung, Funktionstests und kleinere Wartungsarbeiten. Die Ausführung zeitkritischer Maßnahmen, wie zum Beispiel der Austausch betriebsnotwendiger oder sicherheitsrelevanter Bauteile, fallen in der mittleren Instandhaltung an. Eine Grundüberholung sowie der Wechsel größerer Komponenten oder ganzer Baugruppen werden als sogenannte schwere Instandhaltung durchgeführt.

Text: PIZ AIN

Konzeptgrafik Betriebsstoffversorger Klasse 707 – Blauer Bund

Produktionsstart der neuen Tankschiffe für die Deutsche Marine

Papenburg. Mit dem heutigen symbolischen Anfahren der Maschinen beginnt traditionell der Bau von zwei neuen Betriebsstoffversorgern für die Deutsche Marine. Die zwei „schwimmenden Tankstellen“ werden voraussichtlich ab 2025 die Schiffe der Rhön-Klasse ersetzen.

„Mit dem Fertigungsbeginn der neuen Betriebsstoffversorger ist die Erneuerung unserer Tankschiffe eingeleitet. Wir sorgen damit für die Durchhaltefähigkeit maritimer Einsatzverbände durch militärische Kraftstoffversorgung auf hoher See, erfüllen dabei gleichzeitig auch die aktuellen Umweltschutz-Standards und leisten vor allem einen wesentlichen Beitrag zur Landes- und Bündnisverteidigung“ sagt Annette Lehnigk-Emden, Präsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). „Darüber hinaus freue ich mich, dass mit der NVL, aber auch der Meyer Werft, zwei deutsche Werften mit ihrem Know-how wesentlich zum Fähigkeitserhalt beitragen.“

Mit 173 Metern Länge und 20.000 Tonnen Verdrängung sind die Tanker der Klasse 707 nun deutlich größer als ihre Vorgänger. Das spiegelt sich auch in den Leistungsdaten und Fähigkeiten wider. Die neuen Marinetanker sind gegen den Einsatz von ABC-Kampfstoffe geschützt, besitzen ein Flugdeck für Hubschrauber und haben ein Fassungsvermögen von über 12.000 Kubikmetern Flug- und Dieselkraftstoff. Mit den verbauten Ballastwasser-Aufbereitungsanlagen und moderner Abgasnachbehandlung können die Schiffe auch entsprechend aktueller Umweltstandards betrieben werden.

Konzeptgrafik Betriebsstoffversorger Klasse 707 – Blauer Bund
Konzeptgrafik Betriebsstoffversorger Klasse 707 – ©NVL Group

Die Betriebsstoffversorger werden eine Besatzung von 42 Personen umfassen, mit der Option zusätzlich 23 Personen einzuschiffen. Trotz ihrer Größe und Verdrängung erreichen die Tanker dank der leistungsstarker Antriebsanlage eine Spitzengeschwindigkeit von 18 Knoten und haben eine Reichweite bis zu 8.000 Seemeilen. Durch ihre Fähigkeit, Marineeinheiten in See und damit abseits von Häfen mit Kraftstoff zu versorgen, erhöhen sie nachhaltig das Einsatzspektrum der Deutschen Marine und internationaler Partner.

Text: PIZ AIN

Demonstrator am Projektstand der Gruppe STEPS (Bild: FMZ TSH) Blauer Bund

FSHT – Techniker präsentieren ihre Projekte

Projektarbeiten 2023 der FSHT

Für Unteroffiziere mit Portepee (UmP), die sich durch ihre bisherigen Leistungen für den Wechsel in die Laufbahn der Offiziere des Militärfachlichen Dienstes (OffzMilFD) qualifiziert haben, sieht die Bundeswehr unter anderem eine zweijährige Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker vor. Diese Ausbildung wird angepasst an die Ausbildungs- und Verwendungsreihen (AVR) der Soldaten durchlaufen. An der Fachschule des Heeres für Technik (FSHT) in Aachen absolvieren die UmP der AVR 27912(Kraftfahrzeug-/ und Panzertechnik) und 28403 (Militärkraftfahrlehrer), die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker Wirtschaftstechnik Schwerpunkt Kfz-Technik, sowie die UmP der AVR 27913 (Waffen- und Gerätetechnik) und 27916 (Munitionstechnik) die Ausbildung zum staatlich geprüften Techniker Spreng- und Sicherheitstechnik. Mit dem erfolgreichen Abschluss haben die Studierenden letztlich die benötigte Qualifikation erlangt um als zukünftiger OffzMilFD Diensposten zu besetzten, unter anderem in den Bereichen Rüstung, Ämtern, Kommandobehörden und in Stäben.

Sie sind damit wichtige und begehrte Fachkräfte, die zum einen praktische Kenntnisse und Fähigkeiten aus der Truppe mitbringen und zum anderen über vertiefte theoretische Kenntnisse aus Ihrer Technikerausbildung verfügen. Damit bringen sie wichtige Impulse aus verschiedenen Perspektiven in Ihre zukünftigen Verwendungen mit.

Ein Höhepunkt in der zweijährigen Technikerausbildung ist die Bearbeitung eines Projektes. Hier arbeiten die Studierenden im zweiten Jahr selbstgesteuert und -organisiert. Sie müssen nunmehr im Team ihr bisher erworbenes Wissen anwenden. Dazu ist es notwendig in fachrichtungsübergreifenden Teamstechnische Lösungen für real existierende Herausforderungen, die sich aus der Nutzung von Produkten im militärischen Einsatz ergeben oder anderswertig im Betrieb des Katastrophenschutzes ergeben, zu finden. Auftraggeber für diese Projektarbeiten ist neben der Truppe, das Bundesamt für Ausrüstung Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und das Technische Hilfswerk (THW).

Die Projektarbeit umfasst dabei ca. 300 Ausbildungsstunden. Begleitet durch Fachlehrer der FSHT bearbeiten die Teams ihre Problemstellung eigenständig nach den allgemeinen Regeln des Projektmanagements. Ziel der Projektarbeit ist es, eine meist technische Lösung unter zu Hilfenahme von Kreativtechniken und Bewertungsmethoden der Konstruktions- und Entwicklung abschließend begründet und dokumentiert, zu erarbeiten.

Das Finale der Projektarbeitsphase ist die Projektpräsentation des entsprechenden Jahrgangs an der FSHT. Für den laufenden Lehrgang fand diese am 30. März 2023 im Tagungszentrum der Dr. Leo Löwenstein Kaserne statt. Die Studierenden präsentierten in zehn Projektgruppen ihre eindrucksvollen Ergebnisse. Neben den begleitenden Fachlehrern und internen wie externen Auftraggebern war auch der Kommandeur der TSH, Brigadegeneral Dirk Kipper anwesend. Abgerundet wurde die Gästeliste durch Lehrer und Studierende anderer Berufskollegs der Aachener Region.

Folgende Projektergebnisse wurden während dieser Veranstaltung präsentiert:

1             ASAGIRA – Universelle Absaug-Giraffe für Abgase von Bw-Fzg’en

Die Bundeswehr besitzt über 1000 Iveco Trakker in geschützter und ungeschützter Ausführung. Dies sind große LKWs, bei denen sich die Ausstoßöffnung der Abgasanlage in ca. 3,5 m Höhe befindet. Zu Diagnose- und Ausbildungszwecken muss die Abgasanlage mit der Absauganlage der Wartungshallen verbunden werden. Dazu wird bisher als Provisorium ein relativ starrer Schlauch auf der einen Seite fest mit der Absauganlage verbunden. Das andere Ende wird einer auf dem LKW stehenden Person unter erheblichen Sicherheitsrisiken angereicht und dann von dieser über die Ausstoßöffnung gestülpt.

Die VI. Inspektion der TSH erteilte der Projektgruppe den Auftrag den Arbeitsablauf zu optimieren und die Sicherheitsrisiken zu eliminieren.

Dazu entwickelte die Projektgruppe ASAGIRA (Absaug-Giraffe-Abgase) eine vom Hallenboden aus bedienbare und sichere Schnittstellenlösung. Sie besteht aus zwei Elementen: zum einem aus einem handelsüblichen Plattenheber für Gipskartonplatten und zum anderen einer selbstkonstruierten Aufnahme für den Schlauch zur Abgasführung.

Mit der Aufnahme wird der Schlauch an dem hochfahrbaren Ausleger des Plattenhebers fixiert. Der Plattenheber selber ist auf Rollen gelagert und kann leicht in Position gebracht werden. Damit ist es vom Boden aus möglich den Schlauch sauber zur Ausstoßöffnung zu positionieren. Durch ihre Flexibilität in der Bewegung und Hubhöhe ist die Lösung nicht nur technische einfach, leicht zu beschaffen und wirtschaftlich, sondern kann universell für verschieden Fahrzeugtypen eingesetzt werden. Ihr Einsatz beseitigt die bisherigen Mängel hinsichtlich der Arbeitssicherheit und ermöglicht ein effizientes Arbeiten.

ASAGIRA – Die ASAGIRA beim Einsatz in der Wartungshalle (Bild: Projektgruppe ASAGIRA) Blauer Bund
ASAGIRA – Die ASAGIRA beim Einsatz in der Wartungshalle (Bild: Projektgruppe ASAGIRA)

2             BliSchuK-DCRC – Blitzschutzkonzept „Deployable Control an Reporting Center“

Beim „Deployable Control an Reporting Center“ handelt es sich um eine weltweit verlegbare, technisch hochausgerüstete Einheit zur Luftraumüberwachung. Der Einsatzort ist im Schwerpunkt eine Deployable Operation Base (DOB).

Bei 110 Blitzunfällen und vier Toten im Jahr in Deutschland bedarf es eines Blitzschutzkonzeptes, um Mensch und das hochsensible Material zu schützen. Der Auftrag durch den Einsatzführungsbereich 3 der Luftwaffe lautete somit, die Lage zu analysieren und ein geeignetes, mitverlegbares Konzept zu entwickeln.

Das erarbeitete Blitzschutzkonzept der Projektgruppe umfasst zum einen ein ausgeklügeltes System zum fangen des Blitzes und zum anderen ein weiteres System zum Ableiten der Blitzenergie.

Durch Berechnungen und Simulationen konnte die Gruppe genaue Angaben zur Masthöhe und deren Mindestabstand zueinander machen: So reichen gerade mal 9 Masten aus, um das ganze DCRC samt Personal zu schützen.

Nach einer ausgiebigen Marktrecherche und Analyse von bestehendem Material in der Bundeswehr wurden Masten eines zivilen Anbieters gewählt. Die Firma OBO Bettermann stellt Blitzfangmasten her, die die benötigte Höhe und Standfestigkeit haben und dabei mobil einsetzbar sind. Die Besonderheit dieser Ausführung ist, dass sie zusätzlich zur direkten Umgebung hin isoliert sind und somit im Falle eines Blitzeinschlages vorbeigehende Passanten geschützt sind.

Die Blitzenergie wird durch am Boden zu verlegendes Leitersystem abgeleitet. Die Ableiter der einzelnen Masten sind zueinander vermascht und brauchen einen Querschnitt von 50 mm². Die Energie wird dann über zwei Tiefenerder im Abstand von 30 m in den Boden abgeleitet. Der mittlere Mast muss zum Potentialausgleich mit dem Ringerdungssystem über einen Ableiter mit einem Querschnitt von mindestens 10 mm² verbunden sein.

Mit berechneten Kosten von knapp 33 000 € für das mitverlegbare Blitzschutzkonzept kann das DCRC effektiv vor Blitzeinschlägen und den Folgeschäden geschützt werden.

BliSchuK-DCRC mit Blitzkugel 1: CAD Modell eines DCRC mit Blitzkugel (Bild: Projektgruppe BliSchuK) Blauer Bund
BliSchuK-DCRC mit Blitzkugel 1: CAD Modell eines DCRC mit Blitzkugel (Bild: Projektgruppe BliSchuK)

3             Dingoknacker – Ausbildungssimulator für das Trainingsmodul „Rettungs- und Bergungssatz“

Im Training „Retten und Bergen“ werden die GSI-Truppführer an den Arbeitsgeräten des mobilen Rettungssatzes ausgebildet und die Notöffnung an geschützten Fahrzeugen trainiert. Bei der Notöffnung werden die Türscharniere aufgeschnitten und die Türen herausgehebelt. Die Türaufnahmen an den Türen und den Karosserien werden dabei irreparabel zerstört. Ein provisorisches Reparieren und Wiedereinpassen der Türen ist nicht möglich; bei Versuchen wurden hierdurch bereits Soldaten gefährdet. Ein Training an instandgesetzten Türaufnahmen erreicht durch unzureichende Festigkeit nicht den gewünschten Trainingseffekt.

Daraus ergab sich der Projektauftrag einen Ausbildungssimulator zu entwickeln, an dem Trainingsteilnehmende unter gleichbleibenden realistischen Bedingungen die Notöffnung üben können.

Die Projektgruppe „Dingoknacker“ entwickelte daraufhin, eine Trainingstür. Diese besteht aus einer Rahmenkonstruktion aus T-Profilen, über zwei Rohre versteift und mit 5 mm starkem Aluminiumriffelblech verkleidet. Im Blech befinden sich Ausschnitte über die die Rohre zum besseren Handling beim Ein- und Ausbau gegriffen werden können. Die Scharniere und Minenriegel wurden nachkonstruiert und werden aus handelsüblichem Baustahl gefertigt.

Die Trainingstür, Rigel und Scharniere bestehen rein aus handelsüblichen Materialien und können durch das MechZentrum hergestellt werden. Dadurch können die Materialkosten gegenüber den Originalbauteilen extrem gesenkt werden und bei der Beschaffung entstehen keine Versorgungskonflikte mit den im Einsatz befindlichen Fahrzeugen. Durch das minimierte

Trainingstür Dingoknacker (Bild: Projektgruppe Dingoknacker) Blauer Bund
Trainingstür Dingoknacker (Bild: Projektgruppe Dingoknacker)

4             HesBe – Hebeeinrichtung für die statischen Blenden KPz Leo 2

Das Projekt befasst sich im Auftrag der IV. Inspektion der TSH mit der Montage und Demontage der statischen Blendenelemente des Kampfpanzers Leopard 2. Mit der derzeitig vorhandenen Hebevorrichtung kommt es beim Herausheben bzw. Einsetzen der Blendenelemente am Turm zu Pendelbewegungen, die zum einem zu einer Schädigung des Turms führen und zum anderen zu möglichen Verletzungen beim Personal. Diese Pendelbewegung entsteht durch konstruktiv ungünstig vorgegebene Haltepunkte, die nicht verändert werden können.

Die Projektgruppe entwickelte eine Adapterplatte, die an den bestehenden Haltepunkten am Blendenelement fixiert wird. Durch eine geschickte Positionierung der Kranaufnahme über den Masseschwerpunkt des Elements können nun die beiden Elemente mit einem Gewicht von ca. 550 kg, bzw. 650 kg senkrecht und in der Lage stabil angehoben werden.

Berechnungen zeigen, dass die Adapterplatte ausreichend dimensioniert ist, sodass weitere Aufnahmepunkte für andere Elemente angebracht werden können. Mit Hilfe eines Farbcodes können diese eindeutig den jeweils zugehörigen Blendenelementen zugewiesen werden. Damit ist die Adapterplatte ein umfangreiches und unkompliziert einsetzbares Sonderwerkzeug, dass die Arbeit am Leopard 2 deutlich effizienter und für Mensch und Material sicherer macht.

Schräg hängendes Blendenelement am Deckenkran bei der der Demontage ohne Adapterplatte (Bild: Projektgruppe HesBe) Blauer Bund
Schräg hängendes Blendenelement am Deckenkran bei der der Demontage ohne Adapterplatte (Bild: Projektgruppe HesBe)

5             U-W-C-C – Universal-Weapon-Cleaning-Concept

Das Projekt Universal-Weapon-Cleaning-Concept beschäftigt sich mit der Problemstellung „Waffenreinigung in der Bundeswehr“. Das Ziel des Projektes war es, ein Waffenreinigungskonzept speziell für den Einsatz im Bereich der Forward Operating Base bzw. des Combat Outpost zu erstellen. Berücksichtigt wurden dazu die 12 am häufigsten verwendeten Handwaffensysteme der Bundeswehr mit dem Kaliber 4,6 mm bis 12,7 mm.

Die Projektgruppe hat dazu im Auftrag des BAAINBw die Vielzahl der aktuell genutzten Reinigungssets, die zu jeder Waffe eigens beschafft wurden, möglichst zu reduzieren. Dazu hat die Gruppe eine Reinigungskiste konzeptioniert, die alle Werk- und Verbrauchsmaterialien für die Waffenreinigung eines Gruppen- bzw. Zugverbandes in einem Zeitraum von 14 Tagen enthält. Das Ziel ist es, nicht mehr allein auf die persönlichen Waffenreinigungsgeräte angewiesen zu sein oder auch diese möglichst zu ersetzen.

Bei der Bestückung der Reinigungskiste wurde festgestellt, dass aktuell kein geeignetes Waffenreinigungsöl durch die Bundeswehr zugelassen ist. Bei der Suche nach Ersatz wurde festgestellt, dass entgegen der Kennzeichnung durch die Hersteller, die existierenden Reinigungsmittel nur bedingt innerhalb der Umwelt- und Arbeitsschutzvorgaben nutzbare sind. Es gilt weiter mögliche neue Waffenreinigungsmittel zu identifizieren, diese durch das Wehrwissenschaftliche Institut für Werk- und Betriebsstoffe der Bundeswehr testen zu lassen und wenn möglich eine Zulassung des Produktes einzuleiten.

Projektstand: Projektstand der Gruppe U.W.C.C (Bild: FMZ der TSH) Blauer Bund
Projektstand der Gruppe U.W.C.C (Bild: FMZ der TSH)

6             PX7 ECU – SPz Puma-Stecker X7 Evolution/Construction/Update

In den letzten Jahren kam es mehrfach zu Bränden im Schützenpanzer Puma, bei denen nicht nur das Gerät schwer beschädigt wurde, sondern auch das Leben der Besatzung gefährdet war. Die Brände brachen im Triebwerksraum aus und breiteten sich bis in den Kampfraum des Schützenpanzers aus. Als Ursache konnte eine nicht fachgerecht angebrachte Verbindung des Steckers X7 (Ansteuerung der Grobstaubabsauggebläse) ausgemacht werden. Der Stecker ist stark verbaut und damit schwer zugänglich, somit wird eine ordnungsgemäße Verbindung erschwert und eine Sichtprüfung ist im eingebauten Zustand unmöglich. Die Gruppe PX7 ECU untersuchte im Auftrag des BAAINBw konzeptionelle und konstruktive Lösungen, um zukünftig die höchstmögliche Sicherheit der Besatzung zu erzielen.

Da konstruktive Änderungen aufgrund der hohen Kosten ausgeschlossen wurden, besteht die Lösung der Projektgruppe aus zwei zentralen Elementen: Zum einen wurde die Handlungsanweisung überarbeitet, sodass dort jetzt alle relevanten Informationen zu finden sind und auf mögliche Fehler ausreichend hingewiesen wird. Zum anderen ist ein Sonderwerkzeugsatz zusammengestellt worden. Dieser beinhaltet neben Lackstiften zum Markieren der Verschlussposition des Steckers und einer Endoskopkamera für eine optische Überprüfung ein selbstkonstruiertes Sonderwerkzeug. Mit Hilfe dieses Sonderwerkzeugs kann eine Textile Schlaufe um den Stecker festgezurrt werden, sodass über diese Schlaufe ohne einen direkten Zugang zum Stecker dieser angezogen werden kann.

In der Herstellung kostet das Werkzeug unter 10 € und kann in unterschiedlichsten Situationen an unterschiedlichem Gerät eigesetzt werden.

Neuentwickeltes Sonderwerkzeug zum Anziehen und Lösen von Steckern (Bild: Projektgruppe PX7 ECU) Blauer Bund
Neuentwickeltes Sonderwerkzeug zum Anziehen und Lösen von Steckern (Bild: Projektgruppe PX7 ECU)

7             STEPS – Static towbar with electric power supply

Das Minenverlegesystem 85 ist ein Ein-Achs-Anhänger mit einer elektro-hydraulischen Anlage zum Verlegen von Panzerabwehrminen DM-31. Im Normalbetrieb und in der Truppeninstandsetzung wird die Spannungsversorgung sowie die Lastaufnahme durch ein Zugfahrzeug sichergestellt. Die Projektgruppe STEPS (Static tow-bar with electric power supply) wurde durch die V. Inspektion der TSH beauftragt, eine mobile Lastenaufnahme inklusive Spannungsversorgung für den Minenverleger zu entwickeln. Diese soll ein fahrzeug- und ortsunabhängiges Arbeiten während der Systemtechnikausbildung des Instandsetzungspersonals an der TSH ermöglichen.

Aktuell wird eine Behelfslösung genutzt: es wurde eine Aufnahme direkt im Hallenboden fixiert. Die Fixierung wird so stark beansprucht, dass sie sich mit der Zeit frei arbeitet und herausbricht. Eine sorgfältige Analyse des aktuellen Verfahrens ergab, dass neben der vertikalen Bewegung zum Herausfahren des Verlegesystems auch eine horizontale Bewegung stattfindet. Dadurch entstehen hohe Kräfte an der Behelfsaufnahme.

Die Lösung der Projektgruppe besteht nun aus einem Dreibein, dass hohe, vertikale Kräfte aufnehmen kann. Die Aufnahme des Anhängers wird jedoch nur aufgelegt und nicht fixiert, sodass sich der Anhänger horizontal auf dem Dreibein geführt bewegen lässt. Durch diesen Freiheitsgrad entstehen die hohen Kräfte, die zu den Schäden im Hallenboden geführt haben, erst gar nicht. Zusätzlich wurde ein Schaltkasten an das Dreibein angebracht, über die die Stromversorgung für das Minenverlegesystem bereitgestellt wird.

Demonstrator am Projektstand der Gruppe STEPS (Bild: FMZ TSH) Blauer Bund
Demonstrator am Projektstand der Gruppe STEPS (Bild: FMZ TSH)

8             UniTraK – Universelle Transportkiste für Fundmunition

Die Bundeswehr ist für die Beseitigung von Fundmunition aus eigenen Beständen, den Beständen der NVA (inkl. der Grenztruppen) und der befreundeten Streitkräfte verantwortlich. Regelmäßig werden fachkundige Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr durch die Landeskommandos der Bundesländer beauftragt diese Munition zu bergen und zu vernichten. Häufig muss die Fundmunition zu einem geeigneten Vernichtungsort transportiert werden. Bisher fehlte es jedoch den beauftragten Fachkundigen universell einsetzbaren und zugelassenen Transportbehältern. Die Fachkundigen müssen jedes Mal erneut nach einer Behelfslösung suchen und diese nach bestem Wissen und Gewissen als geeignet erklären.

Um hier eine höhere (Rechts-) Sicherheit und eine Vereinfachung für die Fachkundigen zu erreichen wurde die Projektgruppe UniTrak vom BAAINBw beauftragt ein Konzept zum sicheren Transport unterschiedlichster Fundmunition gemäß ADR und das zugehörige Packmittel zu entwickeln.
Die Lösung der Projektgruppe besteht zwei Elementen: einer geeigneten Box und einem geeigneten Inlay.

Die Aufgabe der Box ist es, die Munition von äußeren Einflüssen zu schützen und den Transport zu erleichtern. Hier wurde durch geeignete Verfahren ein in der Bundeswehr schon eingesetzte Pelicase ausgewählt. Dieses ist gut im Handling und ausreichend stabil.

Das Inlay muss eine dämpfende Wirkung haben und zugleich ein verrutschen der Munition im Transportbehälter verhindern. Mit Hilfe der WTD 91 konnte über Versuche ein Schaumstoff identifiziert werden, der sowohl stabil genug ist, als auch ausreichende Dämpfungseigenschaften besitzt. Das finale Schaumstoffinlay ist modular aufgebaut, sodass durch Entnahme einzelner Teile eine für die jeweilige Munition geeignete Aufnahme entsteht und die Munition sicher in der Box fixiert ist.

Eine Zertifizierung konnte im zeitlichen Rahmen der Projektarbeit nicht erreicht werden, soll aber über den Auftraggeber in Form einer Initiative eingeleitet werden.

Präsentation des Demonstrators am Projektstand der Gruppe UniTraK (Bild: FMZ TSH) Blauer Bund
Präsentation des Demonstrators am Projektstand der Gruppe UniTraK (Bild: FMZ TSH)

9             GeFaG22 – Modularer ballistischer Geschossfang

Der Auftrag der Projektgruppe war es, für die Ortskampfanlage des Truppenübungsplatzes Lehnin einen neuen Geschossfang zu entwickeln, der alle Anforderungen von Taktik, Technik und Arbeitssicherheit genügt.

In der Ortskampfanlage wird mit dem Scharfschützengewehr G22 geübt. Nur trainierten Schützen ist es erlaubt an dieser Ausbildung teilzunehmen. Deswegen ist der vom Geschossfang abzudeckende Schusswinkel relativ klein. Die bisherigen Geschossfänge sind schon seit Jahrzenten im Einsatz und haben bald ihre Verschleißgrenze erreicht. Sie müssen demnächst ersetzt werden. Ein Nachbau der bisherigen Lösung kann jedoch aus veränderten Anforderungen zum Arbeitsschutz nicht mehr eingesetzt werden. Zum einen gab es erhebliche Schwierigkeiten und Gefahren beim Aufbau durch extrem schwere und zeitweise ungesicherte Einzelteile. Zum anderen kommt es durch die bisherige massive Bauweise zu einer hohen Bleistaubbelastung der Umgebung.

Die Projektgruppe entwickelte einen modularen Geschossfang, der einen weiten Einsatz erlaubt. Der Geschossfang besteht aus beliebig vielen stapelbaren und durch Schrauben miteinander fixierbaren Kisten. Die Maße der Kisten wurde so gewählt, dass eine Verlegbarkeit im zusammengesetzten Zustand palettiert möglich ist.

Die Kisten bestehen aus einer Rahmenkonstruktion aus Standartprofilen und Wänden aus Blech. Sie kann mit gängigen, handelsüblichen Werkzeugen von einer Person montiert werden. Zur Minimierung der Bleistaubbelastung wurde die beschossene Fläche mit Matten aus Gummigranulat gebunden mit PU bestückt.

Die Füllung der Kisten erfolgt mit einem Polyurethan-Granulat mit einer Körnung von 8 – 23mm hergestellt durch die Firma Rutec. Dieses wurde bereits durch einen Beschussversuch beim Beschussamt Mellrichstadt zertifiziert.

Die Nutzung von dem PU-Granulat beseitigt die Gefährdung durch Bleistaub und erlaubt eine bedenkenlose Entsorgung durch den Hausmüll. Durch den modularen Aufbau kann der Geschossfang vielseitig an verschiedensten Orten eingesetzt werden

GeFaG22: Befüllter Geschossfang (Bild: Projektgruppe GeFaG22) Blauer Bund
GeFaG22: Befüllter Geschossfang (Bild: Projektgruppe GeFaG22)

 

10           ZerMoHeSch – Zerlegbarer Mobiler Hebekran für die Schutzmodule des SPz Puma

Der Schützenpanzer Puma besitzt ein modulares Schutzkonzept zur Anpassung an verschiedenste Einsatzszenarien. Eine Verlegemöglichkeit zum Einsatzort ist der Bahntransport. Dabei wird die maximale Verladebreite jedoch überschritten. Durch die Demontage des ballistischen Schutzes kann die maximal zulässige Verladebreite wieder erreicht werden. Das Gewicht einiger Module macht hierzu die Nutzung eines Hebemittels erforderlich. Derzeit werden Bergepanzer oder Feldkräne genutzt. Durch die geringe Verfügbarkeit dieser Hebemittel entsteht ein erheblicher organisatorischer und zeitlicher Aufwand. Gleichzeitig ist der Einsatz unwirtschaftlich. Das Projektteam entwickelte somit im Auftrag der VII. Inspektion der TSH einen zerlegbaren, mobilen Hebekran.

Der ZerMoHeSch SPz Puma besteht aus acht Baugruppen, die durch den Nutzer eigenständig montiert und demontiert werden können. Durch große Räder ist die Mobilität auch auf verschmutzten, ebenen Flächen gegeben. Feststellbare Räder am Querträger sichern den Kran gegen unbeabsichtigtes Wegrollen. Der Griff am Ständer ermöglicht dem Bediener das Gerät einfach zu steuern. Durch einen doppeltwirkenden Hydraulikzylinder mit Handhebel kann eine Last von maximal 260 kg angehoben oder abgesenkt werden.

Die Nutzung des Hebekrans ist unter Einhaltung der geltenden Bestimmungen des Arbeitsschutzes und ohne spezielle Einweisung möglich. Die verwendeten Materialprofile und Materialien sind handelsüblich. Somit sind eine Wartung und Instandhaltung durch das Bundeswehrpersonal vor Ort möglich. Der Einsatz des Hebemittels ist damit unkompliziert, zeitsparend und ohne großen organisatorischen Aufwand möglich.

CAD Model des Hebemittels ZermoHeSchPz Puma (Bild: Projektgruppe ZermoHeSchPz Puma) Blauer Bund
CAD Model des Hebemittels ZermoHeSchPz Puma (Bild: Projektgruppe ZermoHeSchPz Puma)

Die Projektteams beweisen mit ihren Lösungen eindrucksvoll, wie sie ein komplexes Problem analysieren und praxistaugliche Lösungsansätze entwickeln können, indem sie theoriegeleitet arbeiten und ihr Praxiswissen zielführend einbringen. So konnten sie mit technisch einfachen Mitteln hochkomplexe Probleme aus der Truppe lösen und zielgerichtet Werkzeuge für ein sicheres, effizientes und kostengünstiges Arbeiten bereitstellen.

Immer wieder werden Arbeiten, die in der Projektdurchführung entstehen, als Arbeitnehmererfindung anerkannt und ausgezeichnet. Auch von den aktuellen Ergebnissen sind derzeit zwei Projekte hierfür vorgeschlagen.

Unsere zukünftigen OffzMilFD haben mit ihren Projekten eindrucksvoll gezeigt, dass sie in der Lage sind konzeptionelle Lösungen und praktische Verbesserungen in der Nutzung und im Umgang mit Produkten zu entwickeln.

Text: Frau Christine Weinhold, Fachlehrerin an der FSHT

Gliederungsbild LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw; Blauer Bund

10 Jahre Logistikkommando der Bundeswehr

10 Jahre Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) –
Ein Blick in die Zukunft

Das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) blickt nunmehr auf eine 10-jährige Geschichte zurück. Nach zahlreichen Erfolgen in der Vergangenheit, richtet sich der Fokus auf die Herausforderungen der Zukunft. Im weiteren Verlauf des Artikels wird ein Überblick über die notwendigen Rahmenbedingungen der Logistik der Bundeswehr in der Zukunft dargestellt.

Rückblick 10 Jahre LogKdoBw („Wo kommen wir her?“)

Das Logistikkommando der Bundeswehr wurde vor 10 Jahren (15. Januar 2013)[1] in Erfurt als zentrales Fähigkeitskommando der Bundeswehr für Logistik aufgestellt. Die Indienststellung war insofern ein revolutionärer Schritt, als mit der Auflösung des ehemaligen Wehrbereichskommandos III in Erfurt und der Bündelung streitkräftegemeinsamer logistischer Aufgaben aus dem Führungsstab der Streitkräfte des Bundesministeriums der Verteidigung, des Logistikamtes der Bundeswehr sowie der Abteilung Logistik/G4 des ehemaligen Streitkräfteunterstützungskommandos, ein organisationsbereichsübergreifender Ansatz verfolgt wurde. Im Sinne des Aufgaben-Kompetenzen-Verantwortung-Prinzips (AKV-Prinzip) erzielte dieser Ansatz klare Zuständigkeiten und den Abbau dysfunktionaler Verantwortungsdiffusion.

Dem Kommandeur dieses einzigartigen Fähigkeitskommandos wurde zugleich die Rolle des Generals Bundeswehrlogistik (GenBwLog) zugeordnet. Daher zeichnet das LogKdoBw für die logistischen Prozesse und Verfahren der gesamten Bundeswehr verantwortlich.

Dies beinhaltet die Gesamtverantwortung für das Ausgestalten und Weiterentwickeln des Logistischen Systems der Bundeswehr (LogSysBw). Die Leistungsfähigkeit des LogSysBw als bundeswehrgemeinsamer leistungsorientierter Wirkverbund aus Basislogistik (BasisLog), der Einsatzlogistik (EinsLog) der Streitkräfte, der Bundeswehrverwaltung sowie unter Einbindung Dritter (Host Nation, Verbündete, gewerbliche Industrie/Dienstleister, andere staatliche Ressorts/Organisationen etc.) wird dabei täglich in den Einsätzen, einsatzgleichen Verpflichtungen und Übungen im nationalen und multinationalen Umfeld unter Beweis gestellt.

Neben dem Kommandostab in Erfurt bilden die mobLogTr SKB, das Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw), die Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) und das Zentrum für Kraftfahrtwesen der Bundeswehr (ZKfWBw)[2] die „vier Pfeiler des LogKdoBw“ und damit die Grundlage, um die umfangreichen Aufgaben erfüllen zu können.

Gliederungsbild LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw; Blauer Bund
Gliederungsbild LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw

Übergeordnetes Ziel ist es, die richtige logistische Leistung (Qualität und Quantität), zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Stelle, für den richtigen Bedarfsträger zu erbringen. Die erfolgreiche Rückverlegung unserer Einsatzkontingente der International Security Assistance Force (ISAF) und, später, der Resolute Support Mission (RSM) aus Afghanistan, die Wiederinbetriebnahme zusätzlicher Material- und Munitionslager in Deutschland im Rahmen des Wiedererlangens der vollumfänglichen Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) sowie der Aufbau eines europäischen Logistiknetzwerks (Network of Logistic Hubs in Europe & Support to Operations) sind nur wenige ausgewählte Beispiele, die die Bedeutung des LogKdoBw für unsere Streitkräfte hervorheben.

Zukünftige Herausforderungen („Wo wollen wir hin?“)

Nach Ende des Kalten Krieges und der damit verbundenen Ausrichtung der Streitkräfte auf Internationales Krisenmanagement (IKM) war die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch die Russische Föderation im Jahr 2014 ein wesentlicher Indikator der sich veränderten globalen sicherheitspolitischen Lage. Der NATO-Gipfel in Wales 2014 sowie daran anschließend die Anpassung der konzeptionellen Rahmenlandschaft waren der Ausgangspunkt für strukturelle Anpassungen der Streitkräfte, an die veränderte sicherheitspolitische Lage. Dies begann mit der Erstellung Weißbuch der Bundeswehr (2016), erstreckte sich über die Konzeption der Bundeswehr bis hin zum Fähigkeitsprofil der Bundeswehr. Diese Unterlagen bildeten den Grundstein für  die Weiterentwicklung des LogSysBw, um den neuen Rahmenbedingungen zukunftsfähig begegnen zu können.

Für den Bereich der mobLogTr SKB bedeutet diese Refokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung eine Veränderung der Ausbildung sowie eine Umgliederung der sechs Logistikbataillone (LogBtl), die konzeptionell auf Einsätze im Rahmen des IKM ausgerichtet waren. Künftig soll es schwere LogBtl, als quasi-stationäre logistische Basen im Einsatzgebiet, sowie leichte LogBtl geben. Diese sind dislozierte, schnell verlegbare- und lageangepasste Logistische Einrichtungen, die den Anschluss der Einsatzlogistik aller militärischen Organisationsbereiche (milOrgBer) sicherstellen.Gemeinsam spannen diese Verbände ein logistisches Netzwerk auf, das die Leistungen der Basislogistik an die Kräfte der Einsatzlogistik anschließt und so die logistische Unterstützung aller milOrgBer ermöglicht. Die notwendige Anzahl der Kräfte der Basislogistik ergibt sich aus den logistischen Bedarfen aller milOrgBer. Gerade unter den Bedingungen LV/BV und den Forderungen an DEU als Bündnispartner ergibt sich die Notwendigkeit der Stärkung der Logistik

Mind Set change; kriegstauglich und kaltstartfähig © Bundeswehr/LogKdoBw ; Blauer Bund
Mind Set change; kriegstauglich und kaltstartfähig © Bundeswehr/LogKdoBw

Drehscheibe Deutschland und Multinationalisierung

Die geographische Lage Deutschlands, als zentrales Land in Europa, und die sicherheitspolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre führen dazu, dass die Bedeutung Deutschlands als strategisches Transitland und logistische Drehscheibe für den Aufmarsch eigener und verbündeter Kräfte in Europa immer weiter zunimmt. Deutschland ist fest in seinen Bündnissen verankert und wird sein Handeln eng mit seinen Bündnispartnern abstimmen und koordinieren. Der Ausbau der multinationalen Zusammenarbeit in den entsprechenden Formaten, der Permanenten Strukturierten Partnerschaft (PESCO) der EU und dem Framework Nations Concept (FNC) der NATO, bietet hierbei die Möglichkeit, knappe Ressourcen zu bündeln und die Interoperabilität zwischen den Nationen deutlich zu verbessern.

Ableitungen aus dem Ukraine-Krieg

Wie elementar wichtig eine durchgängig funktionierende logistische Unterstützung für den Einsatzwert der Streitkräfte ist, lässt sich an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine ableiten. Die Tiefe des Raumes allein bietet keine ausreichende Sicherheit, demzufolge kommt dem Schutz logistischer Einrichtungen und der Mobilität/Flexibilität der logistischen Verbände eine besondere Bedeutung zu.

Ein Schritt zur Stärkung der logistischen Leistungserbringung soll mit der Umgliederung und dem Aufwuchs der mobLogTr SKB perspektivisch auf bis zu 10 LogBtl erreicht werden. Die Stärkung der logistischen Basis im Inland wird über das Projekt „ortsfeste logistische Einrichtungen 2019+ (olE 2019+)“ vorangetrieben und sieht die Wiederinbetriebnahme von acht Material-/Munitionslagereinrichtungen vor. Das ZKfWBw wird eine Ergänzung seiner Fähigkeiten im Hinblick auf die Zulassung neuer innovativer Technologien erfahren. Gleichzeitig machen wir uns auch über den Schutz unserer logistischen Kräfte und Einrichtungen Gedanken, suchen nach technologischen Lösungen, passen unsere Ausbildung und Vorschriften an und stärken den „Mindset LV/BV“ auf allen Ebenen.

Demografischer Wandel und politische Einflussfaktoren

Neben den veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen stellen externe gesellschaftliche aber auch politische Einflussfaktoren (z.B. demografischer Wandel, personelle Obergrenze) Herausforderungen dar, denen es zu begegnen gilt. Demzufolge führt die rückläufige Bevölkerungsentwicklung sowie die sinkende Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland dazu, dass sich der buchstäbliche „Kampf“ um Fachkräfte auch auf die Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr und damit einhergehend auf den Kommandobereich LogKdoBw auswirkt. Es bedarf insofern neben dem Aufwuchs logistischer Kräfte innovativer Lösungsansätze, auch und vor allem unter der Nutzung (zukünftiger) technologischer Möglichkeiten.

Technologischer Fortschritt und Digitalisierung

Der technische Fortschritt, die voranschreitende Digitalisierung sowie die zunehmende Automatisierung in allen Lebensbereichen sind wesentliche Treiber, die starken Einfluss auf militärische Anwendungsgebiete und Entwicklungen haben werden. Das LogKdoBw beteiligt sich aktiv an vielversprechenden Zukunftsprojekten, wie beispielsweise das Concept Delopment and Experimentation (CD&E-Projekt) des Planungsamts der Bundeswehr (PlgABw) „Unbemanntes Fahren von Landsystemen in der Bundeswehr“ (UFLSBw). Dieses Projekt untersucht Auswirkungen der Integration unbemannter Fahrzeuge auf unser Personal, unsere Organisationformen sowie auf Infrastruktur, Prozesse und Verfahren. Erste Erkenntnisse zeigen, dass mit der Integration unbemannter Fahrzeuge in logistische Transporte eine deutliche Erhöhung der Transportkapazität bei gleichem Personaleinsatz erzielt werden könnte. Das Projekt dient als Beispiel, wie Automatisierung bis hin zu einer möglichen Autonomie weiter vorangetrieben werden kann und bietet Anknüpfpunkte für Folgeprojekte, um die Leistungsfähigkeit der Logistikkräfte zu steigern und gleichzeitig die Bedrohung für das eigene Personal zu reduzieren. Insbesondere der Personalbedarf wird jedoch sorgfältig zu bewerten sein, da Automatisierung/Autonomie durchaus auch zu erhöhtem Bedarf an IT-Spezialisten und/oder Ingenieuren führen kann.

Digitale Transformation im Bereich LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw ; Blauer Bund
Digitale Transformation im Bereich LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw

Darüber hinaus werden weitere Digitalisierungsprojekte vorangetrieben, wie die Integration von additiven Fertigungstechniken (3D-Druck) ins LogSysBw, z.B. zur Ersatzteilproduktion im Einsatzland, der Einsatz von Transportdrohnen zur Erhöhung eigener Transportkapazitäten und zur logistischen Versorgung aus der Luft Darüber hinaus gehört dazu auch die Implementierung von Datenbrillen zur Verbesserung der Prozesse in der Instandsetzung sowie die Einführung von Exoskeletten zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Personals.

Das größte Digitalisierungsprojekt im LogSysBw stellt jedoch die Überführung der bestehenden IT-Unterstützung SASPF in die nächste SAP-Generation „S/4HANA“ (HANA steht für High Performance Analytic Appliance; englisch für Hochleistungsanalyseanwendung) dar. Die ortsfesten logistischen Einrichtungen (olE) und die mobLogTr SKB werden schrittweise vom heutigen SASPF in das zukunftssichere SASPF X.0 (SASPF X.O ist die neue bundeswehrspezifische, auf dem neuen SAP-Standard basierende Anwendung) übergehen können. SASPF ist und bleibt für die logistische Leistungserbringung existentiell, deshalb müssen alle Digitalisierungsprojekte der Streitkräfte entweder in SASPF bruchfrei integrierbar und damit kompatibel sein oder dürfen der Nutzung nicht entgegenstehen.

Digitalisierung ist jedoch kein Selbstzweck. Dementsprechend müssen diese Zukunftsprojekte den Anspruch haben, „kriegstauglich“ zu sein, d.h. sie müssen in Einsatz und Gefecht funktionieren. Daher ist es durchaus zielführend, einen Mix aus hoch- und auch weniger technologisierten „Waffen“-Systemen vorzuhalten, um diesen Herausforderungen entsprechend begegnen zu können.

Moderne Ausbildung

Die voranschreitende Digitalisierung wird auch Arbeitsprozesse und Ausbildungslandschaften verändern. In diesem Zusammenhang wird oft von „Bildungsrevolution“ gesprochen. Mit dem Projekt „Modernes Lernen LogSBw“ werden durch konsequente Umsetzung kompetenzorientierter Ausbildung, Aufbau eines gelebten Wissensmanagements sowie zielgerichteter Nutzung von Digitalisierungspotenzialen (hybride Trainings, moderne Lernmanagementsysteme, Simulatoren, innovative Lernformate) die Voraussetzungen für eine attraktive und zeitgemäße Ausbildung sowie für lebenslanges Lernen geschaffen. Modernes Lernen stellt einen Kulturwandel dar und steuert einen „smarten“ Beitrag zu LV/BV durch Stärkung der Resilienz bei.

Einbindung der zivil-gewerblichen Wirtschaft

Aufgrund begrenzter personeller wie auch materieller Ressourcen werden auch zukünftig Fähigkeiten und Leistungen benötigt, die durch die Einbindung der zivil-gewerblichen Wirtschaft – möglichst auch im Rahmen LV/BV – erbracht werden können. Diese Einbindung externer Leistungserbringer ist für eine umfassende und durchhaltefähige logistische Leistungserbringung essentiell, jedoch ist darauf zu achten, dass die bruchfreie Integration („Plug-in“) in das LogSysBw und Kompatibilität mit den etablierten und standardisierten Prozessen und Verfahren der Bundeswehrlogistik gewahrt bleiben. Eine robust ausgestaltete durchgängige logistische Leistungserbringung bedingt jedoch bei entsprechenden Bedrohungslagen und der damit einhergehenden begrenzten Verfügbarkeit von Leistungen Dritter den Einsatz militärischer Kräfte. Demzufolge muss genau geprüft werden, wo die Leistungserbringung durch Dritte einen sinnvollen Beitrag bietet.

Darüber hinaus sind für die zwingend erforderliche militärische Handlungsfähigkeit in Anfangsoperationen für neue Einsätze/Missionen strategische Rückfallpositionen (Backup-Lösungen) auszuplanen, um den Spagat zwischen Abhängigkeiten von externen Leistungserbringern und robusten kriegstauglichen Logistikketten beherrschbar zu halten.

Fazit

Das LogKdoBw blickt auf eine zehnjährige erfolgreiche Vergangenheit zurück. Getreu dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ gilt es nun, die Weichen zu stellen, um auch in der Zukunft den dargestellten Herausforderungen im Bereich der geänderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen, des demografischen Wandels, des technologischen Fortschritts und der zunehmenden Digitalisierung begegnen zu können.

Mit den bereits angestoßenen Projekten und der konsequenten Ausrichtung auf die Zukunft, werden die Voraussetzungen für ein durchgängig robustes LogSysBw geschaffen,welches aufgrund seiner Agilität, Flexibilität und Resilienz auch zukünftig alle milOrgBerim Ergebnis effektiv und im Ressourceneinsatz effizient unterstützen kann. Das übergeordnete Ziel bleibt, die richtige logistische Leistung, zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Stelle, für den richtigen Bedarfsträger zu erbringen. Dies wird durch einen ausgewogenen Mix aus nationalen und multinationalen militärischen Kräften, Leistungen anderer staatlicher Ressorts sowie aus Leistungen der zivil-gewerblichen Wirtschaft erreicht.

Autor: Oberstleutnant Christian Raue

 

[1] Aufstellungsdatum mit Wirkung zum 01. Januar 2013

[2] Zugeordnete Fachaufgabe

Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. Blauer Bund

ÜBUNG BLUE BRIDGE 22

Bei der ÜBUNG BLUE BRIDGE 22 üben Logistikbataillon 163 RSOM und Logistikbataillon 172 erstmalig die gemeinsame strategische Verlegung.

Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. Blauer Bund
Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. © Bundeswehr/Christopher Preloznik

Für die mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis hat sich seit wenigen Jahren der Fokus von der Versorgung von Einsatzkontingenten in fernen Regionen hin zur Steigerung der Einsatzbereitschaft in einem Szenar der Landes- und Bündnisverteidigung gewandelt. Die Basislogistik ist heute mehr denn je darin gefordert, Großverbände der Landstreitkräfte und Geschwader der Luftwaffe in einem konventionellen Konflikt versorgen zu können. Gleichzeitig haben die Logistikbataillone den Auftrag, einen Beitrag zur „Drehscheibe Deutschland“, der Sicherstellung des Aufmarsches von NATO-Partnern durch Deutschland zu unterstützen. Beide Aufgabenbereichen fordern die Logistik bereits im Grundbetrieb und erfordern es, die Truppe kaltstartfähig auszubilden und auszurüsten.

Ein wesentlicher Bestandteil dafür, dass sie in einem konventionellen Krieg zur Wirkung kommen können, ist deren Verlegung über große Entfernungen und unter Nutzung verschiedener Verkehrsträger wie Eisenbahn, Flugzeug und Fähre. Um diesen komplexen Anteil des Aufmarsches zu üben, haben das Logistikbataillon 163 RSOM aus Delmenhorst und das Logistikbataillon 172 aus Beelitz im September 2022 mit der Übung BLUE BRIDGE 22 eine komplexe Feldeinsatzübung unter Einbindung von Truppenteilen aus Heer, Luftwaffe und dem Zentralen Sanitätsdienst durchgeführt.

Die Ausgangslage dieser Übung war ein Szenar der Bündnisverteidigung, bei dem das RSOM-Bataillon in Nordwestdeutschland verschiedene logistische Einsatzräume eingerichtet und betrieben hat und das Beelitzer Logistikbataillon per Eisenbahn und Flugzeug als Teil von Folgekräften der NATO Response Force in das fiktive Einsatzland ALTRAVERDO verlegt hat. Das Logistikbataillon 163 bot somit die „Blaue Brücke“, über die das Logistikbataillon 172 ins Einsatzgebiet verlegen konnte.

Der Einsatzraum von BLUE BRIDGE 22; Blauer Bund
Der Einsatzraum von BLUE BRIDGE 22; © Bundeswehr / OTL Tobias Schmidt

Dazu haben die Beelitzer Fahrzeuge, Gerät und Waffen des gesamten Bataillons vorab für den Eisenbahntransport vorbereitet und nach ALTRAVERDO per Schiene transportiert. Die Soldaten wurden anschließend vom Airport of Embarkation BERLIN-SCHÖNEFELD mit A400-M zum Airport of Debarkation in NORDHOLZ geflogen. Dort angekommen, durchliefen sie den sogenannten RSOM-Prozess (Reception-Staging-Onward Movement), der durch das Logistikbataillon 163 RSOM durchgeführt wurde. Im Kern lag die Herausforderung dabei auf der Zusammenführung von Personal und den per Eisenbahn nach HESEDORF verbrachten Fahrzeuge der Beelitzer Logistiker. Zudem galt es, für die Männer und Frauen des Logistikbataillon 163 ihre Kameraden für den bevorstehenden Straßenmarsch in einen einsatznahen Verfügungsraum im Osten ALTRAVERDOs vorzubereiten. Dazu erfolgten umfangreiche Einweisungen in die Lage, die Übergabe von Material und Versorgungsgütern sowie die Bereitstellung von Ruheräumen. Nachdem die Marschteileinheiten des Logistikbataillons 172 in der sogenannten Staging Area in ROTHENBURG/WÜMME auffrischen konnten, erfolgte der fast 400 Kilometer lange Straßenmarsch zum Convoy Support Center in TROLLENHAGEN, der den Marschteileinheiten vieles abverlangte. In der Nacht und bei strömendem Regen bewegten sich hunderte Großfahrzeuge auf Autobahn und Landstraßen nach Osten. Regelmäßig wurden Technische Halte durchgeführt um Mensch und Material einsatzbereit zu halten. Im Convoy Support Center angekommen konnten die Marschteileinheiten des Logistikbataillon 172 auftanken, verpflegen und ruhen, bevor sie ihren letzten Verlegesprung in den einsatznahen Verfügungsraum JÄGERBRÜCK bewältigten. Die logistische Einrichtung wurde ebenfalls durch das RSOM-Bataillon betrieben und war wesentlicher Garant dafür, dass der Marsch der Beelitzer Logistiker gelingen konnte.

Alle Fahrzeuge der Übung aneinander gereiht ergeben 3000 Meter. Blauer Bund
Alle Fahrzeuge der Übung aneinander gereiht ergeben eine Strecke von 3000 Meter. ©Bundeswehr/Christopher Preloznik

Insgesamt ist festzuhalten, dass es sich bei BLUE BRIDGE 22 um eine der größten logistischen Übungen der letzten Jahre gehandelt hat. Die Besonderheit hierbei war neben dem komplexen Koordinierungsaufwand in der Vorbereitung das Einrichten von insgesamt sechs großen logistischen Knoten und die Verlegung eines Logistikbataillons auf Schiene, Straße und auf dem Luftweg.

Text: Oberstleutnant Tobias Schmidt und Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann

Simulatorgestützte Meisterausbildung an der TSH

Eine große Variantenvielfalt an Landsystemen bei zum Teil kleinen Stückzahlen bringt große Herausforderungen für die Ausbildung der Instandsetzer mit sich. Durch die Nutzung moderner Technologien von 3D-Animationen über Mixed Reality bis hin zum Einsatz von Fehlersimulatoren komplexer Systeme stellt die Technische Schule des Heeres eine qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Ausbildung sicher.

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in Europäische Sicherheit und Technik, Ausgabe 12/2022.

Die Technische Schule des Heeres (TSH) in Aachen ist das Kompetenzzentrum für die technische Ausbildung an Landsystemen der Bundeswehr. Sie führt neben den system- und gerätespezifischen technischen Trainings im Rahmen der Individual- und Führerausbildung auch die zivilberufliche Weiterbildung für das Instandsetzungspersonal der Streitkräfte durch.

Unteroffiziere der Instandsetzungstruppe werden in der Fachschule des Heeres für Technik (FSHT), die zur Technischen Schule des Heeres gehört, zu Industrie- bzw. Handwerksmeistern ausgebildet. Hierbei erfordern die im Rahmen der zivilen Ausbildungen stetig steigenden  technischen Anforderungen der Industrie und der Streitkräfte eine ständige Optimierung der Ausbildung. Die hierfür an der Technischen Schule des Heeres eingeführte vielfältige simulatorgestützte und digitalisierte Ausbildung trägt diesen Erfordernissen Rechnung.

Digitalisierung der Ausbildung

Um die theoretische und praktische Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres attraktiv und zukunftsorientiert zu gestalten, wurde an der Schule ein Gesamtkonzept zur Digitalisierung der Ausbildung entwickelt und etabliert. Dieses Konzept ist an die aktuellen Anforderungen der zivilen Wirtschaft und der Bundeswehr angepasst. Es basiert auf Handlungsorientierung und weitreichender Digitalisierung. Die Bildungsträger in der Meisterausbildung an der Fachschule des Heeres für Technik sind die Handwerks- sowie die Industrie- und Handelskammer. Sie unterstützen diese moderne Entwicklung in vollem Umfang. So wird gewährleistet, dass an der Heeresschule ausgebildete Meister über aktuelles Wissen verfügen, welches ihnen nach der Bundeswehrzeit eine hervorragende Ausgangsposition für den zivilen Arbeitsmarkt verschafft. Gleichzeitig bleibt die heutige Landsystemtechnik der Bundeswehr trotz zunehmender Komplexität zuverlässig beherrschbar.

Um dieses Konzept umsetzen zu können, sind u. a. Ausbilder, Dozenten und Trainingsteilnehmer mit modernen Tablets ausgestattet. Zusätzlich stehen für die Ausbildung Smart-Board-Varianten zur Verfügung. Basierend auf dem Lernmanagementsystem „moodle“ als Lernplattform erfolgt auch die Nutzung unterschiedlicher digitaler Simulationsprodukte über das Aus- und Fortbildungsportal der Bundeswehr. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität und Vielfalt in der Ausbildungsgestaltung. Einerseits werden Hard- und Softwarekomponenten zur Ergänzung der Präsenzausbildung und im Rahmen des Selbststudiums zur Stoffvertiefung genutzt. Andererseits eröffnen sie Möglichkeiten zur Durchführung von Distanzschulungen. Trainingsteilnehmer und Lehrpersonal können die Ausbildung an technische Möglichkeiten angepasst ortsunabhängig durchführen und gestalten. Nebenbei besteht auch die Möglichkeit für Dozenten,per Video in einem Hörsaal präsent zu sein, wodurch Zeit und Kosten eingespart werden können. Gerade die letzten Jahre unter den pandemiebedingten Einschränkungen haben die Vorteile dieser Form des Lehrens und Lernens deutlich aufgezeigt.

Grenzen sind hierbei allerdings insoweit gesetzt, als dass die praktische Ausbildung am Gerät, also das praktische „Anfassen des Problems“ nicht vernachlässigt werden darf. Die Haptik und die Fertigkeiten im Umgang mit den Werkzeugen und Geräten über das digitale Training hinaus ist und bleibt von entscheidender Bedeutung für eine wirksame, handlungsorientierte Ausbildung, gerade in der Instandsetzung.

Die Nutzung digitaler Simulationsprodukte ermöglicht durch eine gezielte Visualisierung eine bessere Erfassung komplexer technischer Vorgänge und Abläufe. Das so erreichte Systemverständnis ist die entscheidende Voraussetzung für eine zielgerichtete Fehlerlokalisierung und Fehlerbehebung an Schadgerät innerhalb kürzester Zeit. Allerdings ergänzen digitale Simulationsprodukte und Realsystemsimulatoren die technische Ausbildung am Originalgerät, ersetzen sie aber nicht. Die Priorität in der Ausbildung liegt weiterhin beim praktischen, auch drillmäßigen Handeln, um auch unter Stress wie z. B. in Gefechtssituationen bestehen zu können.

3D-Explosionsdarstellung eines Höhenrichtantriebs des Kampfpanzers Leopard 2, Bundeswehr/MAT-Autoren-Team TSH, BlauerBund
3D-Explosionsdarstellung eines Höhenrichtantriebs des Kampfpanzers Leopard 2

Daher sind Simulationen ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres. Sie werden bei der technischen Individualausbildung seit Jahrzehnten genutzt und stetig weiterentwickelt. Die Spannbreite reicht von der Nutzung digitaler Simulationsprodukte am Computer bis zu komplexen Nachbauten von Realsystemen.

Visualisierung und Animation von 3D bis AR/VR

Das an der Technischen Schule des Heeres etablierte MAT-Autorenteam (Moderne Ausbildungstechnologie) besitzt die Kompetenz, technische Ausbildungsinhalte durch 3D-Software so zu visualisieren und physikalisch richtig zu animieren, dass diese anschließend digital in der Ausbildung genutzt werden können. Das bedeutet, dass technische Bewegungsabläufe, aber auch funktionale Abhängigkeiten gezielt dargestellt werden können.

Darüber hinaus werden durch das Autorenteam moderne Ausbildungshilfsmittel von Tablets bis MR-Brillen erprobt und deren Nutzen für die technische Ausbildung bewertet. Mixed Reality (MR) umfasst hierbei die Technologien der Augmented Reality (AR) und des Virtual Reality (VR).

Eine besondere Form von simulationsgestützter Ausbildung wird aktuell im Rahmen der Ausbildung am Brückenlegepanzer Leguan angewandt. Hierbei werden die Möglichkeiten eines der modernsten, derzeit in der Industrie verfügbaren technischen Ausbildungshilfsmittels genutzt: Durch Rückgriff auf Anwendungen der erweiterten Realität (AR) werden komplexe technische Vorgänge, welche bauartbedingt von außen nicht sichtbar im Verborgenen ablaufen, für die Ausbildung aufbereitet, digital animiert und in das Sichtfeld des Trainingsteilnehmer an der richtigen Stelle des Originalsystems eingeblendet. Beispielsweise wird das hydraulische System zur Ansteuerung des Brückenantriebs des Leguan am Realsystem visualisiert. Hierdurch werden die Ausbilder befähigt, Ausbildungsthemen des Brückenantriebs effektiv zu behandeln, ohne das Gerät zerlegen zu müssen oder es zerlegt in der Präsenzausbildung vor Ort verfügbar zu haben.

Anwendung Augmented Reality beim Brückenlegepanzer Leguan; Blauer Bund
Anwendung Augmented Reality beim Brückenlegepanzer Leguan

Mittels MR-Brillen werden durch eine überlagerte Simulation der hydraulischen Vorgänge Bewegungsabläufe der Legebrücke auf das reale Fahrzeug projiziert und so verdeckte Abläufe und Mechanismen realitätsgetreu virtuell dargestellt. Diese Verbindung von realem Fahrzeug und der Überlagerung mit virtuellen Elementen wird als erweiterte Realität (AR) bezeichnet. Darüber hinaus erfolgt eine Bearbeitung weiterer technischer Ausbildungsthemen des Brückenlegepanzers auch ohne Vorhandensein des realen Fahrzeugs. In diesem Fall wird zusätzlich zur Visualisierung, beispielsweise des hydraulischen Systems, das gesamte restliche Fahrzeug im Raum dargestellt und animiert. Würde neben der umfänglichen Visualisierung des gesamten Fahrzeugs auch der Raum visualisiert, würde dies als virtuelle Realität (VR) bezeichnet werden. Augmented Reality, Virtual Reality und deren Kombination Mixed Reality bieten völlig neue Ansätze, um Inhalte der technischen Ausbildung zu realisieren und zu ergänzen. Durch die Nutzung dieser Möglichkeiten an der Technische Schule des Heeres kann auf individuell unterschiedliche Lernfortschritte der Teilnehmer künftig noch flexibler reagiert werden.

Simulatoren als Nachbauten von Realsystemen

An der Heeres-Technik-Schule werden bereits seit Anfang der 1980er-Jahre Nachbauten von Realsystemen in der Ausbildung eingesetzt. Hier erfolgte z. B. die Einführung komplexer Ausbildungssimulatoren für den Turmbetrieb sowie für das Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 2. Der Turmsimulator bietet die Möglichkeit, Systemzustände und Systemfehler für verschiedene Szenarien zu simulieren. Somit ist man beispielsweise in der Lage, die komplexen Funktionen in der vollstabilisierten Waffenanlage während einer Geländefahrt umfänglich darzustellen. In Verbindung mit dem Einsatz von fehlerbeschalteten Baugruppen wird über ein breites Funktionsspektrum hinweg eine intensive Ausbildung im Bereich der Taxonomie zur Lokalisierung von sogenannten statischen und dynamischen Fehlern ermöglicht. Dadurch wird ein hoher Grad an Systemverständnis gefördert, der Simulator ersetzt das Vollsystem.

Frame Electric System – Ausbildungssimulator für die Technik des Ungeschützten Transportfahrzeugs; Blauer Bund
Frame Electric System – Ausbildungssimulator für die Technik des Ungeschützten Transportfahrzeugs

Ein weiteres Beispiel eines bei der Meisterausbildung genutzten Ausbildungssimulators ist FELS (Frame Electric Systems). Seit 2021 wird der UTF-Simulator (Ungeschütztes Transportfahrzeug) der Firma Rheinmetall MAN Military Vehicles an der Schule in Aachen genutzt.

Ein richtungsweisender Vorteil des Systems ist die hohe Verfügbarkeit in der täglichen technischen Ausbildung. Dieser auf einer rollfähigen Stahlträgerplattform installierte Simulator ist flexibel und 24/7 uneingeschränkt nutzbar. Er unterliegt nicht der durch wiederkehrende technische Prüfungen eingeschränkten Nutzbarkeit eines realen Fahrzeugs. Darüber hinaus werden Materialermüdungen der Peripherie infolge zahlreicher Ein- und Ausbauten und Zerlegearbeiten der Baugruppen während der Ausbildung durch Fehlerbeschaltungen und Funktionssimulationen signifikant reduziert. Die praktische Ausbildung der Kraftfahrzeugtechnikmeister erfolgt in einem kompetenzorientierten Ausbildungsansatz. Dabei ergibt sich für die Trainingsteilnehmer nach einer Fehlermeldung des Nutzers die Aufgabe, handlungsorientiert selbstständig Prüfschemata anzuwenden und somit eine zielgerichtete Fehlerlokalisierung an einem defekten Fahrzeug durchzuführen.

Der neu eingeführte FELS ermöglicht die Fehlersimulation mittels vernetzter Bauteile und einer mobilen Workstation. Der Trainer bietet somit eine schnelle, umfangreiche, reproduzierbare und präzise Fehlersimulation für die technische Ausbildung am UTF. Alle für die Funktionalität und Ausbildung notwendigen Komponenten (Motorsteuerung, Getriebesteuerung, Beleuchtung, Klimaanlage, Standheizung und Druckluftbremsanlage) sind in FELS integriert und didaktisch zweckmäßig angeordnet.

FELS verfügt über die gesamte elektrische und pneumatische Anlage des Ungeschützten Transportfahrzeugs. Der Trainer bildet die Funktionsweise und Steuerung aller Subsysteme des Gesamtsystems ab.

Für die Fehlersimulation lassen sich systemseitig bis zu 75 elektronische und bis zu sieben pneumatische Fehler schalten. Kombinationen mehrerer Funktionsfehler ermöglichen eine fast unbegrenzte Erweiterung der für die Ausbildung notwendigen Schadensbilder. Zudem sind alle Schäden verlässlich reproduzierbar.

Über eine OBD-Schnittstelle (On-Board- Diagnose) können vollumfänglich Messsignale der Fahrzeugsensorik, der Steuergeräte und der Datenübertragung der einzelnen Bussysteme diagnostiziert werden. Dazu kann das Diagnosesystem MAN-CATS III, das in der realen Instandsetzung in der Truppe ebenfalls angewendet wird, mit dem Simulationstrainer verbunden werden. Somit werden die Trainingsteilnehmer optimal auf die Praxis vorbereitet. Zwei 80‘‘ große Smart-Boards zur visuellen Darstellung von Schaltplänen ermöglichen eine Ausbildung im Gruppenrahmen.

Ausbildungsstation UTF mit Ausbildungssimulator Frame Electric System

Ausblick

Der hohe Anspruch der Technischen Schule des Heeres an eine moderne, attraktive und zukunftsorientierte Ausbildung erfordert eine ständige Bewertung neuer, in der Ausbildung nutzbarer Verfahren. Den Möglichkeiten einer simulationsbasierten und netzwerkgestützten Ausbildung – auch und speziell im internationalen Rahmen – wird dabei besondere Beachtung geschenkt. Hier besteht insbesondere bei Systemen mit steigender Komplexität weiteres Innovationspotenzial.

Allerdings muss neben den hohen Kosten der Entwicklung derartiger Systeme auch immer berücksichtigt werden, dass Simulatoren niemals die praktische Ausbildung am Gerät vollends ersetzen können. Das Handwerk der Instandsetzung muss zu einem großen Anteil auch Handwerk bleiben.

In der technischen Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres tragen moderne Ausbildungstechnologien einschließlich der simulatorgestützten Anteile zunehmend dazu bei, die Trainingsteilnehmerzeitgemäß und didaktisch geschickt auf zukünftige Anforderungen in den Streitkräften und auf dem zivilen Arbeitsmarkt effizient vorzubereiten.

Text: Major Jörg Eutin, Stabshauptmann Frank Schmitt, Hauptmann Enrico Hansen und Hauptmann Raik Rieger, Technischen Schule des Heeres.

Fotos: Bundeswehr/ MAT-Autorenteam TSH

Das Wechselladersystem ZLK 15t mil gl ungeschützt; Blauer Bund

TLEP am MULTI 2 Wechselladersystem

Bei der Fahrzeugfamilie WLS ZLK 15t mil gl handelt es sich um ein geschütztes und ungeschütztes Wechselladersystem, auf der Basis des UTF mil ZLK 15t zum Transport von Wechselladerpritschen, 20ft Funktionscontainern und 20ft Standardcontainern über die standardisierten ISO-Schnittstellen.

Die ersten Fahrzeuge wurden bereits im IV. Quartal 2021 ausgeliefert. Die neuen geschützten Lkw ergänzen die bereits eingeführten Lkw 15t mil gl MULTI A4 FSA. Die ungeschützten Lkw sollen die älteren Lkw 15t mil gl MULTI A1.1 ersetzen.

Das neue Wechselladersystem ist zum Selbstschutz für die Aufnahme einer fernbedienbaren Waffenstation und der Wirkmittelwurfanlage ROSY (dient u.a. zum Verschießen von Nebelmitteln) vorbereitet. Darüber hinaus sind die Fahrzeuge zur Aufnahme von modernen Kommunikations- und Führungsausstattungen mit den dazu notwendigen Komponenten vorgerüstet.

Der Wirkmittelwerfer ROSY auf dem geschützten Fahrerhaus; Blauer Bund
Der Wirkmittelwerfer ROSY auf dem geschützten Fahrerhaus

Im Herbst 2022 wurde durch den Bereich Technik/Logistik, Dezernat U die TLEP (Technisch-logistische Einsatzprüfung) am neuen Lkw 15t mil gl MULTI 2 (alt WLS) geschützt durchgeführt. Da die Fahrzeuge zur Integration diverser Gerätesätze vorgesehen sind, waren im Rahmen der TLEP die Dezernate F (Fm und Füm), S (Klima und ABC-Schutz) und W (Waffenstation) bei der Durchführung der TLEP maßgeblich beteiligt. Aufgrund der bis zu 85%-igen Baugleichheit zum UTF mil ZLK 15t und der zum LKW 15t mil gl MULTI A4 FSA lediglich leicht modifizierten Wechselladereinrichtung, wurde nur eine ergänzende Untersuchung (Delta-Anteil) an der geschützten Variante durchgeführt. Dabei wurde unter anderem anhand der handelsüblichen Dokumentation und Vorabversionen von Datenmodulen der interaktiven elektronischen technischen Dokumentation, die Instandhaltbarkeit durch militärische Instandhaltungskräfte überprüft und bewertet. Zudem wurden abschließende Erkenntnisse zur Diagnosefähigkeit, Prüfbarkeit, Ausbildung der militärischen Instandhaltungskräfte und zur technischen Materialprüfung gewonnen.

Anschlagversuch Hebegeschirr der Fa. Tiger am geschützten Fahrerhaus; Blauer Bund
Anschlagversuch Hebegeschirr der Fa. Tiger am geschützten Fahrerhaus

 

Erkenntnisse aus der TLEP:

Die technische Gleichheit zum UTF mil ZLK 15t wird die Versorgung und Logistik erheblich erleichtern. Unterschiede gibt es unter anderem bei dem geschützten Fahrerhaus der Firma RMMV, dem Heckunterfahrschutz und der elektro-hydraulischen Fahrerhauskippvorrichtung in der geschützten Variante. Die Beschaffung eines neuen eigenständigen Sonderwerkzeugsatzes ist nicht erforderlich. Vielmehr sind die wenigen zusätzlichen Sonderwerkzeuge als Ergänzungssatz in Verbindung mit dem bereits in großer Stückzahl eingeführten Sonderwerkzeugsatz UTF für die Instandhaltung ausreichend. Die Prüf- und Diagnosefähigkeit ist durch den Einsatz eines internen Prüfsystems und des Diagnosesystems MAN Cats III sichergestellt. In der zur TLEP bereitgestellten Dokumentation waren inhaltliche Mängel vorhanden die noch nachzuarbeiten waren. Die Bereiche Klimatechnik, Anteile der technischen Materialprüfung und Wirkmittelwurfanlage ROSY waren hierbei besonders betroffen.

Das Wechselladersystem ZLK 15t mil gl ungeschützt; Blauer Bund
Das Wechselladersystem ZLK 15t mil gl ungeschützt

In der abschließenden Bewertung ist eine umfängliche Instandhaltung durch militärische Kräfte, nach Umsetzung der im Rahmen der TLEP gewonnenen Erkenntnisse und gestellten Änderungsforderungen, möglich. Als Gesamtergebnis bleibt festzuhalten, dass der neue Lkw 15t mil gl MULTI 2 aufgrund der technischen Gleichheit zum UTF mil ZLK 15t insgesamt gesehen gut instandhaltbar ist.

Text und Bilder: TSH, Bereich Techn/Log, Dez U, OStFw Martin Coersten

Die Ausrichtung der TSH im Kontext der Befähigung zur Landes- u. Bündnisverteidigung

Der Prozess der Refokussierung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung wurde nach dem Russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 deutlich beschleunigt. Diese Zeitenwende hat natürlich auch signifikanten Einfluss auf die TSH als eine zentrale Ausbildungseinrichtung des Heeres.

Soldaten der Streitkräfte (SK) der UKR wurden und werden an der TSH an den von Deutschland gelieferten Waffensystemen ausgebildet.

Die gesamte Ausbildung an der TSH, d.h. Inhalte, Organisation, Verfahren und Strukturen – einschließlich der Abläufe zu deren Bedarfsdeckung, ist im Lichte der aktuellen Herausforderungen unter den Schlagworten Flexibilisierung, Digitalisierung und Optimierung auf den Prüfstand zu stellen. Es gilt, sämtliche Ressourcen bestmöglich zu nutzen, Handlungsbedarfe zu identifizieren und notwendige Anpassungen in den Prozess der Weiterentwicklung der TSH zielgerichtet einzubringen. Dies bedeutet u.a., neben der verstärkten Integration von Leistungen Dritter, gerade auch die Implementierung moderner Ausbildungstechnologien stringent weiter voranzutreiben und innovatives Potential im Rüstungsprozess zu identifizieren.

Ausbildungsunterstützung UKR SK durch die TSH

An der TSH wurden UKR IHKr an der PzH 2000 ausgebildet - Im Bild: IHKr der enhanced Forward Presence Battle Group in Rukla/Litauen. Blauer Bund
An der TSH wurden UKR IHKr an der PzH 2000 ausgebildet – Im Bild: IHKr der enhanced Forward Presence Battle Group in Rukla/Litauen. ©2022 Bundeswehr/Florian Sorge

Die TSH führt seit Mai 2022 die Ausbildungsunterstützung (AusbUstg) UKR Instandhaltungskräfte (IHKr) an der PzH 2000 durch. Die AusbUstg wurde entlang weiterer Waffenlieferungen an die UKR Mitte des Jahres auf den Raketenwerfer MARS II und das geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeug DINGO 2 ausgeweitet.

Auch am Raketenwerfer Mars wurden UKR IHKran der TSHausbebildet; Im Bild: Raketenwerfer Mars II feuert eine Rakete aus der Stellung heraus beim Mars II Schießen vom Artilleriebataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Blauer Bund
Auch am Raketenwerfer Mars wurden UKR IHKran der TSHausbebildet; Im Bild: Raketenwerfer Mars II feuert eine Rakete aus der Stellung heraus beim Mars II Schießen vom Artilleriebataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. ©2022 Bundeswehr/Mario Bähr

Vorbereitung und Durchführung der Sondertrainings erfolgten unter hohem zeitlichem Druck und mit großer sicherheits- und außenpolitischer Wirkung.

Auch an den von DEU bereitgestellten DINGO 2 wurden UKR IHKr an der TSH ausgebildet. Im Bild: Ausbildung am Fahrzeug Dingo 2 an der TSH in Aachen. Blauer Bund
Auch an den von DEU bereitgestellten DINGO 2 wurden UKR IHKr an der TSH ausgebildet. Im Bild: Ausbildung am Fahrzeug Dingo 2 an der TSH in Aachen. Bundeswehr/Roberto Pfeil

Auch wenn der Auftrag – mit nachhaltiger Unterstützung durch externe Dienststellen – erfolgreich durch die TSH ausgeführt wurde und wird, so zeigt die AusbUstg UKR IHKr auch die Grenzen der TSH im Rahmen der Bereitstellung zusätzlicher, über die eigentliche Trainingsplanung des Ausbildungsjahres hinausgehender Ausbildungskapazitäten auf. Die Belastung für Ausbildungs- sowie Unterstützungspersonal, Dolmetscher und Sprachmittler ist erheblich, Verdrängungseffekte auf nationale Trainingsbedarfe sind signifikant.

Einbindung von Leistungen Dritter in die technische Ausbildung der TSH

Die heutige Soll-Organisation der TSH leitet sich im Kern aus dem Ergebnis der in 2015 durchgeführten Lehrer- u. Hörsaalbedarfsrechnung ab. Diese entspricht nicht mehr den aktuellen Ausbildungsbedarfen. Einmal entstandene Defizite in der Bedarfsdeckung können kaum kompensiert werden, da die Soll-Organisation der TSH keine flexiblen Trainingskapazitäten vorsieht. Vielmehr ist externe Unterstützung, z.B. durch die Beistellung von – auch in der Truppe nur sehr begrenzt dafür verfügbarem – Ausbildungspersonal, erforderlich.

Zudem bieten sich Ausbildungskooperationen mit der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH oder mit multinationalen Partnern sowie die Einbindung von Industrieausbilderkapazitäten an. Vertreter der TSH führen dazu derzeit eine Vielzahl von Abstimmungsgesprächen. Absicht ist es, bereits im kommenden Jahr in diesem Handlungsfeld signifikante Fortschritte zu erzielen.

Ausbildungskooperation mit der HIL GmbH

Die HIL GmbH ist integraler Bestandteil des Logistischen Systems der Bundeswehr und maßgeblicher Instandhaltungsdienstleister für Landsysteme der SK. Die Umsetzung der ministeriell gebilligten Unternehmensstrategie der HIL GmbH bis 2031 führt zu einem erheblichen personellen Regenerations- und Ergänzungsbedarf. Bereits jetzt gibt es einen hohen Bedarf an Erst- und Zweitausbildungen für Instandsetzungspersonal, der sich in den folgenden Jahren durch beabsichtigte Neueinstellungen weiter steigern wird.

Die TSH beabsichtigt auch bei der Ausbildung von IHKr eine Partnerschaft mit der HIL GmbH; Logo: HIL GmbH Blauer Bund
Die TSH beabsichtigt auch bei der Ausbildung von IHKr eine Partnerschaft mit der HIL GmbH; Logo: HIL GmbH

Die HIL GmbH verfügt über qualifiziertes und erfahrenes Instandsetzungsfachpersonal, das bei individueller Eignung („Können und Wollen“) als Ausbildungspersonal für die TSH gewonnen und qualifiziert werden kann. Seit 2021 wird daher die Einbindung von Ausbildern der HIL GmbH zur kooperativen Ausbildung von militärischen IHKr und HIL-Mitarbeitern an der TSH erfolgreich erprobt. In der nun fast zweijährigen Pilotphase konnten deutliche Synergieeffekte („win-win“) im Rahmen der Ausbildungsbedarfsdeckung der SK und der HIL GmbH identifiziert werden. Ziel ist die Erarbeitung einer auf Dauer angelegten Kooperationsvereinbarung mit einer gesicherten und planbaren paritätischen Ressourcen- u. Lehrgangsplatzteilung für SK und HIL GmbH, um so die Ausbildungsbedarfe von SK und HIL GmbH flexibel zu decken.

Kooperative Ausbildung mit multinationalen Partnern

Ähnlich geartete Synergieeffekte bestehen im Rahmen der gemeinsamen Ausbildung mit internationalen Partnern.

Der Wechsel bei gemeinsam genutzten Landsystemen von einer national ausgerichteten Ausbildungsorganisation hin zu einem multinationalen Ausbildungsverbund generiert deutliche Vorteile für alle Beteiligten und ist mit Blick auf die grundsätzliche Relevanz von Multinationalität im militärischen Kontext in vielerlei Hinsicht folgerichtig. Neben dem optimierten Ressourceneinsatz werden zusätzlich interoperable Instandsetzungsfähigkeiten aufgebaut, die auch bei multinationalen Übungen und in Einsätzen dazu beitragen können, den logistischen Footprint beherrschbar zu halten. Zu erwartende beiderseitige Vorteile lohnen den Aufwand, insbesondere die Überwindung der nicht zu unterschätzenden Sprachbarriere sowie die Beantwortung noch offener rechtlicher Fragestellungen.

Mit den NLD SK werden entsprechende Kooperationen bereits im Rahmen der Ausbildung an der PzH 2000 und am FENNEK sehr erfolgreich praktiziert. Dabei werden Ausbildungsmittel und Infrastruktur gemeinsam genutzt. In 2023 wird die Ausbildungserweiterung auf den TPz FUCHS angestrebt. Diese Ausbildung wird in englischer Sprache erfolgen.

Neben weiteren Systemen bietet gerade auch der GTK BOXER vielfältige Möglichkeiten zur Multinationalisierung der technischen Ausbildung. Erste Gespräche mit der GBR Seite sind dazu für Januar 2023 geplant.

Auch NDL und GBR gehören zu den Nuternationen des BOXER. Mit diesen Ländern möchte die TSH bei der Ausbildung kooperieren. Im Bild: Reinigung eines NDL BOXER der (VJTF) nach der Übung Wettiner Heide. Blauer Bund
Auch NDL und GBR gehören zu den Nuternationen des BOXER. Mit diesen Ländern möchte die TSH bei der Ausbildung kooperieren. Im Bild: Reinigung eines NDL BOXER der (VJTF) nach der Übung Wettiner Heide. Bundeswehr/Marco Dorow

 

Einbindung von Industrieleistungen in die technische Ausbildung

Die großen Systemhäuser der Rüstungsindustrie verfügen über umfangreiche Ausbildungskapazitäten. Diese Kapazitäten wurden bereits in der Vergangenheit durch die Bundeswehr und andere Armeen genutzt. Die Einbindung von Ausbildungskapazitäten der Industrie – z.B. durch Abruf aus Rahmenverträgen – bietet eine zweckmäßige zusätzliche Möglichkeit, um Trainingskapazitäten der TSH flexibel zu nutzen bzw. bedarfsgerecht anzupassen. Daher wird derzeit im engen Zusammenwirken mit der Industrie und zuständigen Stellen (AusbKdo, BAAINBw) geprüft, wie eine derartige Kooperation realisiert werden kann.

Implementierung moderner Ausbildungstechnologien

Zusätzlich zur ressourcenoptimierten, flexibilisierten Auslastung der TSH ist die Ausbildung auch an die stetig steigenden technischen Anforderungen anzupassen. Dies ist eine Daueraufgabe.

Den Herausforderungen einer großen Variantenvielfalt an komplexen Landsystemen bei zum Teil kleinen Stückzahlen ist auch mit der zielgerichteten Anwendung moderner Ausbildungstechnologien zu begegnen. Mit digitalisierter Ausbildung und darauf angepasster Didaktik und Methodik lassen sich Ausbildungsinhalte in Kombination von Fernausbildung und Präsenzzeiten effizient und effektiv vermitteln.

Durch die Nutzung moderner Technologien von 3D-Animationen über Mixed Reality (MR) bis hin zum Einsatz von Fehlersimulatoren bei komplexen Systemen stellt die TSH eine qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Ausbildung sicher.

Auch an der TSH im Einsatz: AR/VR-Brillen für die Ausbildung der IHKr am LEGUAN; Im Bild: Die Ausbildungseinrichtung der Heeresflieger verfügen über moderne Ausbildungstechnologie, wie hier VR(Virtuelle Realität)-Brillen. Blauer Bund
Auch an der TSH im Einsatz: AR/VR-Brillen für die Ausbildung der IHKr am LEGUAN;
Im Bild: Die Ausbildungseinrichtung der Heeresflieger verfügen über moderne Ausbildungstechnologie, wie hier VR(Virtuelle Realität)-Brillen. Bundeswehr/Alexander Bozic

Das an der TSH etablierte MAT-Autorenteam (MAT: Moderne Ausbildungstechnologie) besitzt die Kompetenz, technische Ausbildungsinhalte mittels 3D-Software so zu visualisieren und zu animieren, dass diese anschließend digital in der Ausbildung nutzbar sind. So werden durch das Autorenteam moderne Ausbildungshilfsmittel – vom Tablet bis zur Augmented-/Virtual-Reality (AR/VR)-Brille – erprobt und deren Nutzen für die technische Ausbildung bewertet. Beim Brückenlegepanzer LEGUAN werden z.B. durch den Rückgriff auf Anwendungen der erweiterten virtuellen Realität (MR) komplexe technische Vorgänge für die Ausbildung aufbereitet und digital animiert. Das Innovationspotenzial einer simulationsbasierten und Netzwerk-gestützten Ausbildung, insbesondere bei komplexen Landsystemen, ist groß. Simulatoren werden niemals die praktische Ausbildung am Gerät vollends ersetzen können, gleichwohl wird an der TSH der Weg der Implementierung moderner Ausbildungstechnologien konzeptionell, organisatorisch, strukturell, materiell sowie inhaltlich konsequent und mit Nachdruck fortgesetzt. Zur weiteren Ausplanung, Steuerung und Überwachung sämtlicher Maßnahmen wird ablauforganisatorisch ein Koordinationselement eingerichtet.

Weiteres Vorgehen

Neben den bereits beschriebenen Handlungsfeldern erzeugt auch die Qualität der Ausbildungs- u. Unterbringungsinfrastruktur an der TSH erheblichen Handlungsdruck. Die umfänglichen Bedarfe sind identifiziert und der Infrastrukturprozess ist in allen Bereichen nachhaltig angestoßen; von einer Realisierungszeit bis weit in die 2030er Jahre ist auszugehen.

Ausbildungsorganisation, Trainingsmanagement und Ausbildungsinhalte werden derzeit bis Ende des Jahres TSH-intern untersucht; die entsprechenden Erkenntnisse werden in einem „Gedankenpapier“ zusammengefasst und auf dem Dienstweg gemeldet. Ziel ist es, auf Basis dieser Überlegungen Prozesse zur Neuausrichtung der TSH anzustoßen bzw. umzusetzen.

Verkleinerung des logistischen Fußabdrucks der IHKr des Heeres

An der TSH gehen das Streben nach Optimierung der Ausbildung sowie Identifizieren von Innovationspotential im Rüstungsprozess Hand-in-Hand. Dazu abschließend ein Beispiel:

Die Vielfalt genutzter Waffensysteme und deren stetig steigende technische Komplexität sowie der Einsatz von BwFPS-Fahrzeugen sind wesentliche Ursachen für eine – aus logistischer Sicht – überbordende und unkoordinierte Ausstattung der IHKr mit Werkzeugen, Sonderwerkzeugen sowie Werkzeug-/Werkstattausstattungen.

Der Bereich Technik/Logistik an der TSH verfügt vor allem mit dem „Fachbereich querschnittliche Werkzeuge“ über umfassende Kompetenz zu Werkzeugen für sämtliche Landsysteme. Aus dem Fachbereich wird jetzt in einem ersten Schritt der Versuch gestartet, die Ausstattung mit querschnittlichem Werkzeug zielgerichtet zu strukturieren und minimieren.

Ein kleiner Teil des querschnittlich verfügbaren Werkzeugs (hier: Werkzeugausstattung, Mechaniker, allgemein). Fallmöglich soll nur querschnittliches Werkzeug zur Instandhaltung genutzt werden. Blauer Bund
Ein kleiner Teil des querschnittlich verfügbaren Werkzeugs (hier: Werkzeugausstattung, Mechaniker, allgemein). Falls möglich, soll nur querschnittliches Werkzeug zur Instandhaltung genutzt werden. Bundeswehr/TSH, Ber T/L

Dazu soll künftigen Auftragnehmern von Rüstungsprojekten eine neu generierte Auflistung der bei den IHKr bereits verfügbaren querschnittlichen Ausstattung übergeben werden. Damit ist die Auflage verbunden, möglichst sämtliche IH-Arbeiten mit diesem Werkzeug zu ermöglichen und auf den Einsatz von Sonderwerkzeug weitestgehend zu verzichten. So sollen die Fähigkeit zum mobilen Einsatz der IHKr erhöht, der Gesamtumfang an Werkzeugen minimiert und die verfügbaren Haushaltsmittel noch wirtschaftlicher verwendet werden. Erste Besprechungen zum Vorhaben zunächst mit den Verantwortlichen im Amt für Heeresentwicklung sind für November 2022 vorgesehen.

Zusammenfassung

Instandsetzungspersonal aller Ebenen muss und wird mit qualitativ hochwertiger Ausbildung auch zukünftig bestmöglich befähigt werden, Landsysteme unter allen Bedingungen, in Frieden, Krise und Krieg, instand zu halten. Für die TSH ist dieses Rational handlungsleitend!

BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH. Blauer Bund
BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH.

Text: Brigadegeneral Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres
Anm. Red.: Dieser Artikel steht im Zusammenhang mit dem Vortrag des Autors bei der Informationsveranstaltung des Blauer Bund e.V. im November 2022