Simulatorgestützte Meisterausbildung an der TSH

Eine große Variantenvielfalt an Landsystemen bei zum Teil kleinen Stückzahlen bringt große Herausforderungen für die Ausbildung der Instandsetzer mit sich. Durch die Nutzung moderner Technologien von 3D-Animationen über Mixed Reality bis hin zum Einsatz von Fehlersimulatoren komplexer Systeme stellt die Technische Schule des Heeres eine qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Ausbildung sicher.

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in Europäische Sicherheit und Technik, Ausgabe 12/2022.

Die Technische Schule des Heeres (TSH) in Aachen ist das Kompetenzzentrum für die technische Ausbildung an Landsystemen der Bundeswehr. Sie führt neben den system- und gerätespezifischen technischen Trainings im Rahmen der Individual- und Führerausbildung auch die zivilberufliche Weiterbildung für das Instandsetzungspersonal der Streitkräfte durch.

Unteroffiziere der Instandsetzungstruppe werden in der Fachschule des Heeres für Technik (FSHT), die zur Technischen Schule des Heeres gehört, zu Industrie- bzw. Handwerksmeistern ausgebildet. Hierbei erfordern die im Rahmen der zivilen Ausbildungen stetig steigenden  technischen Anforderungen der Industrie und der Streitkräfte eine ständige Optimierung der Ausbildung. Die hierfür an der Technischen Schule des Heeres eingeführte vielfältige simulatorgestützte und digitalisierte Ausbildung trägt diesen Erfordernissen Rechnung.

Digitalisierung der Ausbildung

Um die theoretische und praktische Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres attraktiv und zukunftsorientiert zu gestalten, wurde an der Schule ein Gesamtkonzept zur Digitalisierung der Ausbildung entwickelt und etabliert. Dieses Konzept ist an die aktuellen Anforderungen der zivilen Wirtschaft und der Bundeswehr angepasst. Es basiert auf Handlungsorientierung und weitreichender Digitalisierung. Die Bildungsträger in der Meisterausbildung an der Fachschule des Heeres für Technik sind die Handwerks- sowie die Industrie- und Handelskammer. Sie unterstützen diese moderne Entwicklung in vollem Umfang. So wird gewährleistet, dass an der Heeresschule ausgebildete Meister über aktuelles Wissen verfügen, welches ihnen nach der Bundeswehrzeit eine hervorragende Ausgangsposition für den zivilen Arbeitsmarkt verschafft. Gleichzeitig bleibt die heutige Landsystemtechnik der Bundeswehr trotz zunehmender Komplexität zuverlässig beherrschbar.

Um dieses Konzept umsetzen zu können, sind u. a. Ausbilder, Dozenten und Trainingsteilnehmer mit modernen Tablets ausgestattet. Zusätzlich stehen für die Ausbildung Smart-Board-Varianten zur Verfügung. Basierend auf dem Lernmanagementsystem „moodle“ als Lernplattform erfolgt auch die Nutzung unterschiedlicher digitaler Simulationsprodukte über das Aus- und Fortbildungsportal der Bundeswehr. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität und Vielfalt in der Ausbildungsgestaltung. Einerseits werden Hard- und Softwarekomponenten zur Ergänzung der Präsenzausbildung und im Rahmen des Selbststudiums zur Stoffvertiefung genutzt. Andererseits eröffnen sie Möglichkeiten zur Durchführung von Distanzschulungen. Trainingsteilnehmer und Lehrpersonal können die Ausbildung an technische Möglichkeiten angepasst ortsunabhängig durchführen und gestalten. Nebenbei besteht auch die Möglichkeit für Dozenten,per Video in einem Hörsaal präsent zu sein, wodurch Zeit und Kosten eingespart werden können. Gerade die letzten Jahre unter den pandemiebedingten Einschränkungen haben die Vorteile dieser Form des Lehrens und Lernens deutlich aufgezeigt.

Grenzen sind hierbei allerdings insoweit gesetzt, als dass die praktische Ausbildung am Gerät, also das praktische „Anfassen des Problems“ nicht vernachlässigt werden darf. Die Haptik und die Fertigkeiten im Umgang mit den Werkzeugen und Geräten über das digitale Training hinaus ist und bleibt von entscheidender Bedeutung für eine wirksame, handlungsorientierte Ausbildung, gerade in der Instandsetzung.

Die Nutzung digitaler Simulationsprodukte ermöglicht durch eine gezielte Visualisierung eine bessere Erfassung komplexer technischer Vorgänge und Abläufe. Das so erreichte Systemverständnis ist die entscheidende Voraussetzung für eine zielgerichtete Fehlerlokalisierung und Fehlerbehebung an Schadgerät innerhalb kürzester Zeit. Allerdings ergänzen digitale Simulationsprodukte und Realsystemsimulatoren die technische Ausbildung am Originalgerät, ersetzen sie aber nicht. Die Priorität in der Ausbildung liegt weiterhin beim praktischen, auch drillmäßigen Handeln, um auch unter Stress wie z. B. in Gefechtssituationen bestehen zu können.

3D-Explosionsdarstellung eines Höhenrichtantriebs des Kampfpanzers Leopard 2, Bundeswehr/MAT-Autoren-Team TSH, BlauerBund
3D-Explosionsdarstellung eines Höhenrichtantriebs des Kampfpanzers Leopard 2

Daher sind Simulationen ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres. Sie werden bei der technischen Individualausbildung seit Jahrzehnten genutzt und stetig weiterentwickelt. Die Spannbreite reicht von der Nutzung digitaler Simulationsprodukte am Computer bis zu komplexen Nachbauten von Realsystemen.

Visualisierung und Animation von 3D bis AR/VR

Das an der Technischen Schule des Heeres etablierte MAT-Autorenteam (Moderne Ausbildungstechnologie) besitzt die Kompetenz, technische Ausbildungsinhalte durch 3D-Software so zu visualisieren und physikalisch richtig zu animieren, dass diese anschließend digital in der Ausbildung genutzt werden können. Das bedeutet, dass technische Bewegungsabläufe, aber auch funktionale Abhängigkeiten gezielt dargestellt werden können.

Darüber hinaus werden durch das Autorenteam moderne Ausbildungshilfsmittel von Tablets bis MR-Brillen erprobt und deren Nutzen für die technische Ausbildung bewertet. Mixed Reality (MR) umfasst hierbei die Technologien der Augmented Reality (AR) und des Virtual Reality (VR).

Eine besondere Form von simulationsgestützter Ausbildung wird aktuell im Rahmen der Ausbildung am Brückenlegepanzer Leguan angewandt. Hierbei werden die Möglichkeiten eines der modernsten, derzeit in der Industrie verfügbaren technischen Ausbildungshilfsmittels genutzt: Durch Rückgriff auf Anwendungen der erweiterten Realität (AR) werden komplexe technische Vorgänge, welche bauartbedingt von außen nicht sichtbar im Verborgenen ablaufen, für die Ausbildung aufbereitet, digital animiert und in das Sichtfeld des Trainingsteilnehmer an der richtigen Stelle des Originalsystems eingeblendet. Beispielsweise wird das hydraulische System zur Ansteuerung des Brückenantriebs des Leguan am Realsystem visualisiert. Hierdurch werden die Ausbilder befähigt, Ausbildungsthemen des Brückenantriebs effektiv zu behandeln, ohne das Gerät zerlegen zu müssen oder es zerlegt in der Präsenzausbildung vor Ort verfügbar zu haben.

Anwendung Augmented Reality beim Brückenlegepanzer Leguan; Blauer Bund
Anwendung Augmented Reality beim Brückenlegepanzer Leguan

Mittels MR-Brillen werden durch eine überlagerte Simulation der hydraulischen Vorgänge Bewegungsabläufe der Legebrücke auf das reale Fahrzeug projiziert und so verdeckte Abläufe und Mechanismen realitätsgetreu virtuell dargestellt. Diese Verbindung von realem Fahrzeug und der Überlagerung mit virtuellen Elementen wird als erweiterte Realität (AR) bezeichnet. Darüber hinaus erfolgt eine Bearbeitung weiterer technischer Ausbildungsthemen des Brückenlegepanzers auch ohne Vorhandensein des realen Fahrzeugs. In diesem Fall wird zusätzlich zur Visualisierung, beispielsweise des hydraulischen Systems, das gesamte restliche Fahrzeug im Raum dargestellt und animiert. Würde neben der umfänglichen Visualisierung des gesamten Fahrzeugs auch der Raum visualisiert, würde dies als virtuelle Realität (VR) bezeichnet werden. Augmented Reality, Virtual Reality und deren Kombination Mixed Reality bieten völlig neue Ansätze, um Inhalte der technischen Ausbildung zu realisieren und zu ergänzen. Durch die Nutzung dieser Möglichkeiten an der Technische Schule des Heeres kann auf individuell unterschiedliche Lernfortschritte der Teilnehmer künftig noch flexibler reagiert werden.

Simulatoren als Nachbauten von Realsystemen

An der Heeres-Technik-Schule werden bereits seit Anfang der 1980er-Jahre Nachbauten von Realsystemen in der Ausbildung eingesetzt. Hier erfolgte z. B. die Einführung komplexer Ausbildungssimulatoren für den Turmbetrieb sowie für das Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 2. Der Turmsimulator bietet die Möglichkeit, Systemzustände und Systemfehler für verschiedene Szenarien zu simulieren. Somit ist man beispielsweise in der Lage, die komplexen Funktionen in der vollstabilisierten Waffenanlage während einer Geländefahrt umfänglich darzustellen. In Verbindung mit dem Einsatz von fehlerbeschalteten Baugruppen wird über ein breites Funktionsspektrum hinweg eine intensive Ausbildung im Bereich der Taxonomie zur Lokalisierung von sogenannten statischen und dynamischen Fehlern ermöglicht. Dadurch wird ein hoher Grad an Systemverständnis gefördert, der Simulator ersetzt das Vollsystem.

Frame Electric System – Ausbildungssimulator für die Technik des Ungeschützten Transportfahrzeugs; Blauer Bund
Frame Electric System – Ausbildungssimulator für die Technik des Ungeschützten Transportfahrzeugs

Ein weiteres Beispiel eines bei der Meisterausbildung genutzten Ausbildungssimulators ist FELS (Frame Electric Systems). Seit 2021 wird der UTF-Simulator (Ungeschütztes Transportfahrzeug) der Firma Rheinmetall MAN Military Vehicles an der Schule in Aachen genutzt.

Ein richtungsweisender Vorteil des Systems ist die hohe Verfügbarkeit in der täglichen technischen Ausbildung. Dieser auf einer rollfähigen Stahlträgerplattform installierte Simulator ist flexibel und 24/7 uneingeschränkt nutzbar. Er unterliegt nicht der durch wiederkehrende technische Prüfungen eingeschränkten Nutzbarkeit eines realen Fahrzeugs. Darüber hinaus werden Materialermüdungen der Peripherie infolge zahlreicher Ein- und Ausbauten und Zerlegearbeiten der Baugruppen während der Ausbildung durch Fehlerbeschaltungen und Funktionssimulationen signifikant reduziert. Die praktische Ausbildung der Kraftfahrzeugtechnikmeister erfolgt in einem kompetenzorientierten Ausbildungsansatz. Dabei ergibt sich für die Trainingsteilnehmer nach einer Fehlermeldung des Nutzers die Aufgabe, handlungsorientiert selbstständig Prüfschemata anzuwenden und somit eine zielgerichtete Fehlerlokalisierung an einem defekten Fahrzeug durchzuführen.

Der neu eingeführte FELS ermöglicht die Fehlersimulation mittels vernetzter Bauteile und einer mobilen Workstation. Der Trainer bietet somit eine schnelle, umfangreiche, reproduzierbare und präzise Fehlersimulation für die technische Ausbildung am UTF. Alle für die Funktionalität und Ausbildung notwendigen Komponenten (Motorsteuerung, Getriebesteuerung, Beleuchtung, Klimaanlage, Standheizung und Druckluftbremsanlage) sind in FELS integriert und didaktisch zweckmäßig angeordnet.

FELS verfügt über die gesamte elektrische und pneumatische Anlage des Ungeschützten Transportfahrzeugs. Der Trainer bildet die Funktionsweise und Steuerung aller Subsysteme des Gesamtsystems ab.

Für die Fehlersimulation lassen sich systemseitig bis zu 75 elektronische und bis zu sieben pneumatische Fehler schalten. Kombinationen mehrerer Funktionsfehler ermöglichen eine fast unbegrenzte Erweiterung der für die Ausbildung notwendigen Schadensbilder. Zudem sind alle Schäden verlässlich reproduzierbar.

Über eine OBD-Schnittstelle (On-Board- Diagnose) können vollumfänglich Messsignale der Fahrzeugsensorik, der Steuergeräte und der Datenübertragung der einzelnen Bussysteme diagnostiziert werden. Dazu kann das Diagnosesystem MAN-CATS III, das in der realen Instandsetzung in der Truppe ebenfalls angewendet wird, mit dem Simulationstrainer verbunden werden. Somit werden die Trainingsteilnehmer optimal auf die Praxis vorbereitet. Zwei 80‘‘ große Smart-Boards zur visuellen Darstellung von Schaltplänen ermöglichen eine Ausbildung im Gruppenrahmen.

Ausbildungsstation UTF mit Ausbildungssimulator Frame Electric System

Ausblick

Der hohe Anspruch der Technischen Schule des Heeres an eine moderne, attraktive und zukunftsorientierte Ausbildung erfordert eine ständige Bewertung neuer, in der Ausbildung nutzbarer Verfahren. Den Möglichkeiten einer simulationsbasierten und netzwerkgestützten Ausbildung – auch und speziell im internationalen Rahmen – wird dabei besondere Beachtung geschenkt. Hier besteht insbesondere bei Systemen mit steigender Komplexität weiteres Innovationspotenzial.

Allerdings muss neben den hohen Kosten der Entwicklung derartiger Systeme auch immer berücksichtigt werden, dass Simulatoren niemals die praktische Ausbildung am Gerät vollends ersetzen können. Das Handwerk der Instandsetzung muss zu einem großen Anteil auch Handwerk bleiben.

In der technischen Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres tragen moderne Ausbildungstechnologien einschließlich der simulatorgestützten Anteile zunehmend dazu bei, die Trainingsteilnehmerzeitgemäß und didaktisch geschickt auf zukünftige Anforderungen in den Streitkräften und auf dem zivilen Arbeitsmarkt effizient vorzubereiten.

Text: Major Jörg Eutin, Stabshauptmann Frank Schmitt, Hauptmann Enrico Hansen und Hauptmann Raik Rieger, Technischen Schule des Heeres.

Fotos: Bundeswehr/ MAT-Autorenteam TSH

Die Ausrichtung der TSH im Kontext der Befähigung zur Landes- u. Bündnisverteidigung

Der Prozess der Refokussierung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung wurde nach dem Russischen Angriff auf die Ukraine im Februar 2022 deutlich beschleunigt. Diese Zeitenwende hat natürlich auch signifikanten Einfluss auf die TSH als eine zentrale Ausbildungseinrichtung des Heeres.

Soldaten der Streitkräfte (SK) der UKR wurden und werden an der TSH an den von Deutschland gelieferten Waffensystemen ausgebildet.

Die gesamte Ausbildung an der TSH, d.h. Inhalte, Organisation, Verfahren und Strukturen – einschließlich der Abläufe zu deren Bedarfsdeckung, ist im Lichte der aktuellen Herausforderungen unter den Schlagworten Flexibilisierung, Digitalisierung und Optimierung auf den Prüfstand zu stellen. Es gilt, sämtliche Ressourcen bestmöglich zu nutzen, Handlungsbedarfe zu identifizieren und notwendige Anpassungen in den Prozess der Weiterentwicklung der TSH zielgerichtet einzubringen. Dies bedeutet u.a., neben der verstärkten Integration von Leistungen Dritter, gerade auch die Implementierung moderner Ausbildungstechnologien stringent weiter voranzutreiben und innovatives Potential im Rüstungsprozess zu identifizieren.

Ausbildungsunterstützung UKR SK durch die TSH

An der TSH wurden UKR IHKr an der PzH 2000 ausgebildet - Im Bild: IHKr der enhanced Forward Presence Battle Group in Rukla/Litauen. Blauer Bund
An der TSH wurden UKR IHKr an der PzH 2000 ausgebildet – Im Bild: IHKr der enhanced Forward Presence Battle Group in Rukla/Litauen. ©2022 Bundeswehr/Florian Sorge

Die TSH führt seit Mai 2022 die Ausbildungsunterstützung (AusbUstg) UKR Instandhaltungskräfte (IHKr) an der PzH 2000 durch. Die AusbUstg wurde entlang weiterer Waffenlieferungen an die UKR Mitte des Jahres auf den Raketenwerfer MARS II und das geschützte Führungs- und Funktionsfahrzeug DINGO 2 ausgeweitet.

Auch am Raketenwerfer Mars wurden UKR IHKran der TSHausbebildet; Im Bild: Raketenwerfer Mars II feuert eine Rakete aus der Stellung heraus beim Mars II Schießen vom Artilleriebataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. Blauer Bund
Auch am Raketenwerfer Mars wurden UKR IHKran der TSHausbebildet; Im Bild: Raketenwerfer Mars II feuert eine Rakete aus der Stellung heraus beim Mars II Schießen vom Artilleriebataillon 345 auf dem Truppenübungsplatz Grafenwöhr. ©2022 Bundeswehr/Mario Bähr

Vorbereitung und Durchführung der Sondertrainings erfolgten unter hohem zeitlichem Druck und mit großer sicherheits- und außenpolitischer Wirkung.

Auch an den von DEU bereitgestellten DINGO 2 wurden UKR IHKr an der TSH ausgebildet. Im Bild: Ausbildung am Fahrzeug Dingo 2 an der TSH in Aachen. Blauer Bund
Auch an den von DEU bereitgestellten DINGO 2 wurden UKR IHKr an der TSH ausgebildet. Im Bild: Ausbildung am Fahrzeug Dingo 2 an der TSH in Aachen. Bundeswehr/Roberto Pfeil

Auch wenn der Auftrag – mit nachhaltiger Unterstützung durch externe Dienststellen – erfolgreich durch die TSH ausgeführt wurde und wird, so zeigt die AusbUstg UKR IHKr auch die Grenzen der TSH im Rahmen der Bereitstellung zusätzlicher, über die eigentliche Trainingsplanung des Ausbildungsjahres hinausgehender Ausbildungskapazitäten auf. Die Belastung für Ausbildungs- sowie Unterstützungspersonal, Dolmetscher und Sprachmittler ist erheblich, Verdrängungseffekte auf nationale Trainingsbedarfe sind signifikant.

Einbindung von Leistungen Dritter in die technische Ausbildung der TSH

Die heutige Soll-Organisation der TSH leitet sich im Kern aus dem Ergebnis der in 2015 durchgeführten Lehrer- u. Hörsaalbedarfsrechnung ab. Diese entspricht nicht mehr den aktuellen Ausbildungsbedarfen. Einmal entstandene Defizite in der Bedarfsdeckung können kaum kompensiert werden, da die Soll-Organisation der TSH keine flexiblen Trainingskapazitäten vorsieht. Vielmehr ist externe Unterstützung, z.B. durch die Beistellung von – auch in der Truppe nur sehr begrenzt dafür verfügbarem – Ausbildungspersonal, erforderlich.

Zudem bieten sich Ausbildungskooperationen mit der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) GmbH oder mit multinationalen Partnern sowie die Einbindung von Industrieausbilderkapazitäten an. Vertreter der TSH führen dazu derzeit eine Vielzahl von Abstimmungsgesprächen. Absicht ist es, bereits im kommenden Jahr in diesem Handlungsfeld signifikante Fortschritte zu erzielen.

Ausbildungskooperation mit der HIL GmbH

Die HIL GmbH ist integraler Bestandteil des Logistischen Systems der Bundeswehr und maßgeblicher Instandhaltungsdienstleister für Landsysteme der SK. Die Umsetzung der ministeriell gebilligten Unternehmensstrategie der HIL GmbH bis 2031 führt zu einem erheblichen personellen Regenerations- und Ergänzungsbedarf. Bereits jetzt gibt es einen hohen Bedarf an Erst- und Zweitausbildungen für Instandsetzungspersonal, der sich in den folgenden Jahren durch beabsichtigte Neueinstellungen weiter steigern wird.

Die TSH beabsichtigt auch bei der Ausbildung von IHKr eine Partnerschaft mit der HIL GmbH; Logo: HIL GmbH Blauer Bund
Die TSH beabsichtigt auch bei der Ausbildung von IHKr eine Partnerschaft mit der HIL GmbH; Logo: HIL GmbH

Die HIL GmbH verfügt über qualifiziertes und erfahrenes Instandsetzungsfachpersonal, das bei individueller Eignung („Können und Wollen“) als Ausbildungspersonal für die TSH gewonnen und qualifiziert werden kann. Seit 2021 wird daher die Einbindung von Ausbildern der HIL GmbH zur kooperativen Ausbildung von militärischen IHKr und HIL-Mitarbeitern an der TSH erfolgreich erprobt. In der nun fast zweijährigen Pilotphase konnten deutliche Synergieeffekte („win-win“) im Rahmen der Ausbildungsbedarfsdeckung der SK und der HIL GmbH identifiziert werden. Ziel ist die Erarbeitung einer auf Dauer angelegten Kooperationsvereinbarung mit einer gesicherten und planbaren paritätischen Ressourcen- u. Lehrgangsplatzteilung für SK und HIL GmbH, um so die Ausbildungsbedarfe von SK und HIL GmbH flexibel zu decken.

Kooperative Ausbildung mit multinationalen Partnern

Ähnlich geartete Synergieeffekte bestehen im Rahmen der gemeinsamen Ausbildung mit internationalen Partnern.

Der Wechsel bei gemeinsam genutzten Landsystemen von einer national ausgerichteten Ausbildungsorganisation hin zu einem multinationalen Ausbildungsverbund generiert deutliche Vorteile für alle Beteiligten und ist mit Blick auf die grundsätzliche Relevanz von Multinationalität im militärischen Kontext in vielerlei Hinsicht folgerichtig. Neben dem optimierten Ressourceneinsatz werden zusätzlich interoperable Instandsetzungsfähigkeiten aufgebaut, die auch bei multinationalen Übungen und in Einsätzen dazu beitragen können, den logistischen Footprint beherrschbar zu halten. Zu erwartende beiderseitige Vorteile lohnen den Aufwand, insbesondere die Überwindung der nicht zu unterschätzenden Sprachbarriere sowie die Beantwortung noch offener rechtlicher Fragestellungen.

Mit den NLD SK werden entsprechende Kooperationen bereits im Rahmen der Ausbildung an der PzH 2000 und am FENNEK sehr erfolgreich praktiziert. Dabei werden Ausbildungsmittel und Infrastruktur gemeinsam genutzt. In 2023 wird die Ausbildungserweiterung auf den TPz FUCHS angestrebt. Diese Ausbildung wird in englischer Sprache erfolgen.

Neben weiteren Systemen bietet gerade auch der GTK BOXER vielfältige Möglichkeiten zur Multinationalisierung der technischen Ausbildung. Erste Gespräche mit der GBR Seite sind dazu für Januar 2023 geplant.

Auch NDL und GBR gehören zu den Nuternationen des BOXER. Mit diesen Ländern möchte die TSH bei der Ausbildung kooperieren. Im Bild: Reinigung eines NDL BOXER der (VJTF) nach der Übung Wettiner Heide. Blauer Bund
Auch NDL und GBR gehören zu den Nuternationen des BOXER. Mit diesen Ländern möchte die TSH bei der Ausbildung kooperieren. Im Bild: Reinigung eines NDL BOXER der (VJTF) nach der Übung Wettiner Heide. Bundeswehr/Marco Dorow

 

Einbindung von Industrieleistungen in die technische Ausbildung

Die großen Systemhäuser der Rüstungsindustrie verfügen über umfangreiche Ausbildungskapazitäten. Diese Kapazitäten wurden bereits in der Vergangenheit durch die Bundeswehr und andere Armeen genutzt. Die Einbindung von Ausbildungskapazitäten der Industrie – z.B. durch Abruf aus Rahmenverträgen – bietet eine zweckmäßige zusätzliche Möglichkeit, um Trainingskapazitäten der TSH flexibel zu nutzen bzw. bedarfsgerecht anzupassen. Daher wird derzeit im engen Zusammenwirken mit der Industrie und zuständigen Stellen (AusbKdo, BAAINBw) geprüft, wie eine derartige Kooperation realisiert werden kann.

Implementierung moderner Ausbildungstechnologien

Zusätzlich zur ressourcenoptimierten, flexibilisierten Auslastung der TSH ist die Ausbildung auch an die stetig steigenden technischen Anforderungen anzupassen. Dies ist eine Daueraufgabe.

Den Herausforderungen einer großen Variantenvielfalt an komplexen Landsystemen bei zum Teil kleinen Stückzahlen ist auch mit der zielgerichteten Anwendung moderner Ausbildungstechnologien zu begegnen. Mit digitalisierter Ausbildung und darauf angepasster Didaktik und Methodik lassen sich Ausbildungsinhalte in Kombination von Fernausbildung und Präsenzzeiten effizient und effektiv vermitteln.

Durch die Nutzung moderner Technologien von 3D-Animationen über Mixed Reality (MR) bis hin zum Einsatz von Fehlersimulatoren bei komplexen Systemen stellt die TSH eine qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Ausbildung sicher.

Auch an der TSH im Einsatz: AR/VR-Brillen für die Ausbildung der IHKr am LEGUAN; Im Bild: Die Ausbildungseinrichtung der Heeresflieger verfügen über moderne Ausbildungstechnologie, wie hier VR(Virtuelle Realität)-Brillen. Blauer Bund
Auch an der TSH im Einsatz: AR/VR-Brillen für die Ausbildung der IHKr am LEGUAN;
Im Bild: Die Ausbildungseinrichtung der Heeresflieger verfügen über moderne Ausbildungstechnologie, wie hier VR(Virtuelle Realität)-Brillen. Bundeswehr/Alexander Bozic

Das an der TSH etablierte MAT-Autorenteam (MAT: Moderne Ausbildungstechnologie) besitzt die Kompetenz, technische Ausbildungsinhalte mittels 3D-Software so zu visualisieren und zu animieren, dass diese anschließend digital in der Ausbildung nutzbar sind. So werden durch das Autorenteam moderne Ausbildungshilfsmittel – vom Tablet bis zur Augmented-/Virtual-Reality (AR/VR)-Brille – erprobt und deren Nutzen für die technische Ausbildung bewertet. Beim Brückenlegepanzer LEGUAN werden z.B. durch den Rückgriff auf Anwendungen der erweiterten virtuellen Realität (MR) komplexe technische Vorgänge für die Ausbildung aufbereitet und digital animiert. Das Innovationspotenzial einer simulationsbasierten und Netzwerk-gestützten Ausbildung, insbesondere bei komplexen Landsystemen, ist groß. Simulatoren werden niemals die praktische Ausbildung am Gerät vollends ersetzen können, gleichwohl wird an der TSH der Weg der Implementierung moderner Ausbildungstechnologien konzeptionell, organisatorisch, strukturell, materiell sowie inhaltlich konsequent und mit Nachdruck fortgesetzt. Zur weiteren Ausplanung, Steuerung und Überwachung sämtlicher Maßnahmen wird ablauforganisatorisch ein Koordinationselement eingerichtet.

Weiteres Vorgehen

Neben den bereits beschriebenen Handlungsfeldern erzeugt auch die Qualität der Ausbildungs- u. Unterbringungsinfrastruktur an der TSH erheblichen Handlungsdruck. Die umfänglichen Bedarfe sind identifiziert und der Infrastrukturprozess ist in allen Bereichen nachhaltig angestoßen; von einer Realisierungszeit bis weit in die 2030er Jahre ist auszugehen.

Ausbildungsorganisation, Trainingsmanagement und Ausbildungsinhalte werden derzeit bis Ende des Jahres TSH-intern untersucht; die entsprechenden Erkenntnisse werden in einem „Gedankenpapier“ zusammengefasst und auf dem Dienstweg gemeldet. Ziel ist es, auf Basis dieser Überlegungen Prozesse zur Neuausrichtung der TSH anzustoßen bzw. umzusetzen.

Verkleinerung des logistischen Fußabdrucks der IHKr des Heeres

An der TSH gehen das Streben nach Optimierung der Ausbildung sowie Identifizieren von Innovationspotential im Rüstungsprozess Hand-in-Hand. Dazu abschließend ein Beispiel:

Die Vielfalt genutzter Waffensysteme und deren stetig steigende technische Komplexität sowie der Einsatz von BwFPS-Fahrzeugen sind wesentliche Ursachen für eine – aus logistischer Sicht – überbordende und unkoordinierte Ausstattung der IHKr mit Werkzeugen, Sonderwerkzeugen sowie Werkzeug-/Werkstattausstattungen.

Der Bereich Technik/Logistik an der TSH verfügt vor allem mit dem „Fachbereich querschnittliche Werkzeuge“ über umfassende Kompetenz zu Werkzeugen für sämtliche Landsysteme. Aus dem Fachbereich wird jetzt in einem ersten Schritt der Versuch gestartet, die Ausstattung mit querschnittlichem Werkzeug zielgerichtet zu strukturieren und minimieren.

Ein kleiner Teil des querschnittlich verfügbaren Werkzeugs (hier: Werkzeugausstattung, Mechaniker, allgemein). Fallmöglich soll nur querschnittliches Werkzeug zur Instandhaltung genutzt werden. Blauer Bund
Ein kleiner Teil des querschnittlich verfügbaren Werkzeugs (hier: Werkzeugausstattung, Mechaniker, allgemein). Falls möglich, soll nur querschnittliches Werkzeug zur Instandhaltung genutzt werden. Bundeswehr/TSH, Ber T/L

Dazu soll künftigen Auftragnehmern von Rüstungsprojekten eine neu generierte Auflistung der bei den IHKr bereits verfügbaren querschnittlichen Ausstattung übergeben werden. Damit ist die Auflage verbunden, möglichst sämtliche IH-Arbeiten mit diesem Werkzeug zu ermöglichen und auf den Einsatz von Sonderwerkzeug weitestgehend zu verzichten. So sollen die Fähigkeit zum mobilen Einsatz der IHKr erhöht, der Gesamtumfang an Werkzeugen minimiert und die verfügbaren Haushaltsmittel noch wirtschaftlicher verwendet werden. Erste Besprechungen zum Vorhaben zunächst mit den Verantwortlichen im Amt für Heeresentwicklung sind für November 2022 vorgesehen.

Zusammenfassung

Instandsetzungspersonal aller Ebenen muss und wird mit qualitativ hochwertiger Ausbildung auch zukünftig bestmöglich befähigt werden, Landsysteme unter allen Bedingungen, in Frieden, Krise und Krieg, instand zu halten. Für die TSH ist dieses Rational handlungsleitend!

BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH. Blauer Bund
BrigGen Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres, informierte über Aktuelles aus der TSH.

Text: Brigadegeneral Dirk Kipper, Kommandeur der Technischen Schule des Heeres
Anm. Red.: Dieser Artikel steht im Zusammenhang mit dem Vortrag des Autors bei der Informationsveranstaltung des Blauer Bund e.V. im November 2022

Rheinmetall modernisiert Simulatoren für Marinehubschrauber NH90 NFH Sea Lion

Weiterer Erfolg für führende Produktreihe Asterion

Rheinmetall konnte mit seiner Simulatoren-Produktreihe Asterion einen weiteren Erfolg erzielen. So hat die Rheinmetall Electronics GmbH von seinem Partner Reiser Simulation und Training GmbH (RST) einen Folgeauftrag für die Simulatoren des Marinehubschraubers NH90 NFH Sea Lion erhalten.

Rheinmetalls Simulationsspezialisten aus Bremen werden ein Upgrade des Asterion-Cockpit Trainers „Funktionales Cockpit“ vornehmen. Das Funktionale Cockpit ist Bestandteil des von Reiser Simulation und Training GmbH entwickelten und gelieferten Maintenance Training Rig des NH90 für die deutsche Marine in Nordholz. Dieser Simulator ermöglicht dem Wartungspersonal des Marinefliegergeschwaders 5 das realistische Training von Wartungs- und Instandsetzungsprozeduren. Die Simulatoren werden bis 2024 aktualisiert.

Mit diesem Upgrade wird die Ausbildung des Marinepersonals auf dem aktuellen Konfigurationsstand des Marinehubschraubers NH90 NFH Sea Lion ermöglicht. Dieses Upgrade stellt einen wichtigen Meilenstein für die Nutzung des Maintenance Training Rigs in Verbindung mit dem integrierten Asterion-Cockpit Trainer „Funktionales Cockpit“ für den NH90 NFH der deutschen Marine dar.

Bei der Asterion-Produktreihe von Rheinmetall handelt es sich um ein herausragendes dynamisches und realistisches Trainingsmittel für die Ausbildung von technischem Personal. Asterion überzeugt durch seine hohe Nachbildungsgüte. Damit ermöglich Rheinmetall eine absolut realitätsnahe Ausbildung des NH90-Bodenpersonals – inzwischen sowohl bei den deutschen Heeres- als auch den Marinefliegern.

Bereits im Dezember 2016 erfolgte die Abnahme des weltweit ersten Asterion-Cockpit Trainers für den NH90 TTH des Heeres. Dieser wurde dem internationalen Hubschrauberausbildungszentrum in Fassberg zur Nutzung übergeben. Daraufhin erhielt Rheinmetall im August 2017 den Auftrag zur Weiterentwicklung dieser hochkomplexen Asterion-Ausbildungssimulationssoftware sowie dessen Integration in das Maintenance Training Rig (MTR) der Firma Reiser Simulation und Training GmbH. Das MTR bildet alle relevanten Funktionen ab für den neuen Mehrzweckhubschrauber NH90 NFH Sea Lion der deutschen Marine in Nordholz in der ersten Ausbaustufe des Hubschraubers.

Mit Hilfe einer Datenaufnahme am echten Hubschrauber der Deutschen Marine wird Rheinmetall diese Software nun an den aktuellen Konfigurationsstand des NH90 Hubschraubers anpassen und in das funktionale Cockpit integrieren. Damit spiegelt das Trainingsmittel das Verhalten des Originalgeräts identisch wider. Dies ist für die Ausbildung und das Training des Wartungs- und Instandsetzungspersonals der deutschen Marine unumgänglich.

Die jetzt erfolgte Beauftragung ist ein weiterer wichtiger Meilenstein für Rheinmetall im Bereich Maintenance Trainingsmittel, um die Nutzer bei ihrer Hochwertausbildung auf Niveau der europäischen Luftfahrtregelungen EMAR maßgeblich zu unterstützen.

Quelle: RHEINMETALL AG (Text und Bild)

 

Der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Michael Hochwart, überreicht die Truppenfahne der Technischen Schule des Heeres von Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (2.v.l.) an Brigadegeneral Dirk Kipper (r.). Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund

Kommandowechsel an der Technischen Schule des Heeres

Am 16. Mai 2022 hat Generalmajor Michael Hochwart, Kommandeur des Ausbildungskommandos, das Kommando über die Technische Schule des Heeres (TSH) an Brigadegeneral Dirk Kipper übergeben. Sein Vorgänger, Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs, ist nun Kommandeur des Logistikzentrums der Bundeswehr in Wilhelmshaven.

Der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Michael Hochwart, überreicht die Truppenfahne der Technischen Schule des Heeres von Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (2.v.l.) an Brigadegeneral Dirk Kipper (r.). Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Der Kommandeur des Ausbildungskommandos, Generalmajor Michael Hochwart, überreicht die Truppenfahne der Technischen Schule des Heeres von Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (2.v.l.) an Brigadegeneral Dirk Kipper (r.). Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

Die Aachener Schulungseinrichtung ist verantwortlich für die Aus- und Weiterbildung aller Instandsetzungskräfte für Landsysteme. Damit leistet sie einen unverzichtbaren Beitrag zur Einsatzbereitschaft des Heeres. Seite Mitte Mai leitet Kipper die TSH. Mit einem großen Appell endete Cohrs‘ Zeit als Schulkommandeur nach vier ereignisreichen Jahren am Standort Aachen. Bereits am 28. März wurde ihm das Kommando über das Logistikzentrum in Wilhelmshaven übertragen. In seiner Abschiedsrede vor den angetretenen Soldatinnen und Soldaten sowie zivilen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bedankte sich Cohrs bei den Bereichen der Schule für die ausgezeichnete Arbeit und ließ die letzten Jahre noch einmal Revue passieren.

Neben den Kernaufgaben hob er dabei besonders die Unterstützungsleistung der Schule während der Corona-Pandemie seit 2020 und der Flutkatastrophe, die die Garnisonsstädte Aachen, Stolberg und Eschweiler 2021 heimgesucht hatte, hervor. Die eingesetzten Helfer würden, so der General, noch heute voller Stolz von ihren Einsätzen berichten. „Die Angehörigen der Schule verbindet weiterhin ein großes Herz mit Tatkraft“, führte er aus und nannte unter anderem die Initiativen zur Unterstützung krebskranker Kinder an der Universitätsklinik, das Frühstück für Kinder an Schulen und die Weihnachtsgeschenke für Kinder in Heimen in der Städteregion. Er sei dankbar, dies miterlebt zu haben.

Gemeinsam mit Generalmajor Michael Hochwart schreitet Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (r.) die Formation ab, bevor das Kommando über die Schulungseinrichtung an Brigadegeneral Dirk Kipper übertragen wird. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Gemeinsam mit Generalmajor Michael Hochwart schreitet Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs (r.) die Formation ab, bevor das Kommando über die Schulungseinrichtung an Brigadegeneral Dirk Kipper übertragen wird. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

 Cohrs sagte weiter, der Überfall Russlands auf die Ukraine am 24. Februar dieses Jahres hätte die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr in den besonderen Fokus gerückt. „Die Technische Schule des Heeres und die Heereslogistiktruppen leisten dafür einen unverzichtbaren Beitrag. Ohne Logistik kommt vorn nichts an.“ Zum Abschied bedankte sich der Brigadegeneral bei den Angehörigen der Schule für eine unvergessene Zeit als Kommandeur: „Alles Gute, viel Glück und bleiben Sie gesund. Ich melde mich ab!“

Ehrung für Brigadegeneral Cohrs

Für seine Dienste wird Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs mit der Goldenen Ehrennadel der Technischen Schule des Heeres ausgezeichnet. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Für seine Dienste wird Brigadegeneral Klaus-Dieter Cohrs mit der Goldenen Ehrennadel der Technischen Schule des Heeres ausgezeichnet. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

Als Novum bei einer Kommandoübergabe überraschte der Führer der Paradeaufstellung, Oberst Frank Hartwig, Leiter des Bereichs Lehre und Ausbildung und stellvertretender Schulkommandeur, den scheidenden Schulkommandeur. Im Interregnum, dem kurzen Zeitraum während der Übergabezeremonie, in dem die Schule ohne Kommandeur war, zeichnete er ihn vor dem Hintergrund seiner besonderen Verdienste mit der Goldenen Ehrennadel der Technischen Schule des Heeres aus – eine Auszeichnung, die grundsätzlich nur der Kommandeur selbst vergibt. Sichtlich überrascht und gerührt nahm Brigadegeneral Cohrs die Auszeichnung entgegen.

Abschied im Oldtimer

Auf einem historischen Jupiter-Kranwagen aus den frühen Sechzigerjahren wird der scheidende Kommandeur zum abschließenden Gruß an seinen Gästen und den angetretenen Soldaten vorbeigefahren. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen - Blauer Bund
Auf einem historischen Jupiter-Kranwagen aus den frühen Sechzigerjahren wird der scheidende Kommandeur zum abschließenden Gruß an seinen Gästen und den angetretenen Soldaten vorbeigefahren. Foto: Bundeswehr/Lara Drießen

Abgeschlossen wurde der Kommandowechsel mit der symbolischen Übergabe der Truppenfahne. Die Fahne ist das Symbol der Kommandogewalt. Wo sich zum Beispiel „Spieße“ ihre gelbe Schnur bei Personalwechseln unmittelbar überreichen, hat bei dem Kommandeurswechsel der Kommandeur des Ausbildungskommandos die Ehre, die Truppenfahne zu überreichen. Mit der Nationalhymne endet zwar der eigentliche Übergabeappell, jedoch noch nicht der Abschied des „Alten“.

Am Abschluss der traditionsreichen Veranstaltung wartete eine weitere Überraschung auf Cohrs. In einem historischen Jupiter-Kranwagen aus den Anfangszeiten der Bundeswehr wurde der hohe Offizier an der Paradeaufstellung und den zahlreichen Gästen vorbei zum anschließenden Empfang chauffiert. Seine Freude darüber war ihm deutlich anzusehen. Es folgte der Schlachtruf der Logistik-Truppen, ein dreifach kräftiges: „Logistik – rollt!“

Zur Vita von Brigadegeneral Dirk Kipper führt nachstehender Link:

https://www.blauer-bund.de/?p=6058&preview=true&preview_id=6058

Text: TSH, Hptm Torsten Küppers

 

Ein neues Format: Im Info-Cafe‘ wurde das logistische System erklärt. Im gegenseitigen Austausch wurde viel Wissen vermittelt und gemeinsam gelernt. Blauer Bund

Von der Theorie in die Praxis: Der Offizierslehrgang 3

Kurz vor der Zielgeraden: An der Logistikschule der Bundeswehr begann der Offizierslehrgang 3. Der finale Lehrgang innerhalb der Regelausbildung der Offiziere aller Teilstreitkräfte im Bereich Logistik.

Ein neues Format: Im Info-Cafe‘ wurde das logistische System erklärt. Im gegenseitigen Austausch wurde viel Wissen vermittelt und gemeinsam gelernt. Blauer Bund
Ein neues Format: Im Info-Cafe‘ wurde das logistische System erklärt. Im gegenseitigen Austausch wurde viel Wissen vermittelt und gemeinsam gelernt. Foto: Bundeswehr, Petra Reiter

 

Im Frühjahr begann an der Logistikschule der Bundeswehr, eine Ausbildungsstätte der Streitkräftebasis, der Offizierslehrgang 3, kurz: OL3. Der finale Lehrgang in der Regelausbildung der Offiziere im Bereich Logistik. Die meisten Teilnehmenden reisten wortwörtlich mit Sack und Pack zu ihren Unterkünften in Garlstedt an. Die Mehrheit von ihnen wird hier nämlich die nächsten acht Monate verbringen. Für andere, wie z.B. Offiziere und Offiziersanwärter der Reserve kann der Offizierslehrgang Teil 3 auf das Fachmodul verkürzt sein. Dieser Lehrgang ist, neben dem Studium, nicht nur der längste in der Offiziersausbildung, sondern auch eine der längsten Ausbildungseinheiten an der Logistikschule der Bundeswehr.

Neues Handwerkzeug

Die jungen Offiziere haben bereits verschiedene Lehrgänge und ein Studium, in den meisten Fällen an einer der beiden Universitäten der Bundeswehr, absolviert. An der Logistikschule der Bundeswehr erhalten sie jetzt ein ergänzendes Training, um zukünftig ihre Truppe zu führen, zu erziehen und auszubilden. Neben den Offizieren des Truppendienstes nehmen an verschiedenen Abschnitten des Lehrgangs auch Anwärterinnen und Anwärter sowie Offiziere der Reserve teil. „Am Ende sind sie hier, weil wir ihre Führungskompetenz besser machen wollen. Meine Botschaft: Lassen sie sich darauf ein. Führung ist komplex. Probieren sie Dinge aus“, so Schulkommandeur, Brigadegeneral Boris Nannt, in seiner Begrüßung vor dem Offizierslehrgang Teil 3.

Die jungen Soldatinnen und Soldaten informieren sich über die modernen Ausbildungsmittel an der Logistikschule der Bundeswehr. Blauer Bund
Die jungen Soldatinnen und Soldaten informieren sich über die modernen Ausbildungsmittel an der Logistikschule der Bundeswehr. Foto: Bundeswehr, Petra Reiter

 

Die Inspektionschefs der II. und III. Inspektion „Modulare Offiziersausbildung“, Oberstleutnant Meik Eckhardt und Oberstleutnant Christian Goldbeck, sind die Verantwortlichen dieses Lehrgangs. „Wir tragen mit unserer Ausbildung im OL3 die Verantwortung, unsere Lehrgangsteilnehmenden auf ihre erste Verwendung in der Truppe vorzubereiten und ihnen das nötige Handwerkszeug zu geben, um dort bestehen zu können“, so Oberstleutnant Eckardt.

Entscheiden / Beraten / Gestalten

„Entscheiden, Beraten und Gestalten“, so Brigadegeneral Boris Nannt. Er möchte, dass die Lehrgangsteilnehmenden diese drei Dinge aus ihrer Zeit an der Logistikschule mitnehmen. Er begleitet die zukünftigen Führungskräfte auf diesem wichtigen Abschnitt in ihrer Ausbildung. Neben der Theorie werden die Lehrgangsteilnehmenden immer wieder in Führungsverantwortung gestellt, um sich so darin üben zu können. Unterstützend gibt es viele praktische Lehrvorführungen und Truppenbesuche: Beispielsweise eine Lehrvorführung Anlegen und Durchführen von Gefechtsschießen in Bergen, den Besuch von Feldeinsatzübungen, den logistischen Anteil der Übung „Wettiner Heide“ beim Versorgungsbataillon 131 aus Bad Frankenhausen und den Besuch einer Logistischen Basis im Einsatzland, dargestellt durch das Logistikbataillon 171 aus Burg. Hier werden die Soldatinnen und Soldaten in der Theorie Erlerntes praktisch angewendet sehen und die Tragweite der logistischen Verantwortung verstehen.
Nach Abschluss des Lehrgangs haben die Teilnehmenden des Offizierslehrgang Teil 3 das nötige Rüstzeug, um die ihnen anvertrauten Soldatinnen und Soldaten zu führen, zu erziehen und auszubilden.

Text: Web Redaktion LogSBw, Brian Melzer

Rheinmetall liefert der Bundeswehr Training Rigs und modernste Augmented Reality Systeme für die A400M-Wartung

Umfassende integrierte Ausbildung

Die deutsche Luftwaffe setzt bei der Ausbildung ihres militärischen Personals für das Transportflugzeug A400M erneut auf Rheinmetalls führende Simulations- und Trainingsexpertise. Im Dezember 2021 hatte Rheinmetall die Ausschreibung des Bundesamtes für Ausrüstung Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) für moderne Training Rigs und Augmented Reality (AR)-Systeme zur Ausbildung von Wartungs- und Instandsetzungspersonal des A400M gewonnen. Der Auftragswert liegt im niedrigen zweistelligen Mio EUR-Bereich.

Nach derzeitiger Planung erhält das Technische Ausbildungszentrum der Luftwaffe Abteilung Nord am Standort Wunstorf mehrere detailgetreue Trainingsgeräte inklusive AR. Speziell für den Nutzer entwickelt, ermöglichen diese eine effektive und realitätsnahe Ausbildung des Wartungs- und Instandsetzungspersonals unabhängig vom Original-Luftfahrzeug. Die Verfügbarkeit der A400M-Flotte bleibt somit von der Ausbildung unbeeinträchtigt.

Durch die Kombination von Training Rigs mit ergänzender AR ermöglicht das von Rheinmetall Electronics entwickelte Trainingskonzept eine umfassende, integrierte Ausbildung der wesentlichen Wartungsprozeduren mit allen Arbeitsschritten. Gleichzeitig ist ebenso ein Training an den Rigs ohne das AR System möglich.

Bei den Training Rigs handelt es sich um detailgetreue Nachbildungen verschiedener Bereiche des Luftfahrzeuges A400M. Mithilfe des integrierten Konzeptes aus Training Rigs und einem ergänzendem AR System können die durchzuführenden Wartungsprozeduren wie am realen Luftfahrzeug trainiert werden. Das umfasst sowohl vor- und nachbereitende Tätigkeiten am und um das Luftfahrzeug herum, als auch die eigentlichen mechanischen Prozeduren. Das AR-System kann dabei Tätigkeiten zeigen, die nicht am Training Rig geübt werden können, schafft ein besseres Gesamtverständnis der Ausbildungssituation und setzt die Arbeiten an den einzelnen Rigs in den richtigen Kontext.

Die Ausbildung mit den Training Rigs ist gemäß der DEMAR, den deutschen militärischen Luftfahrttauglichkeitsregelungen, zertifizierbar.

Dieses Ausbildungskonzept für die Plattform A400M ist ein Leuchtturm in der modernen Ausbildung von Wartungspersonal und außerordentlich zukunftsweisend sowohl innerhalb der Bundeswehr, als auch für weitere A400M Nutzerstaaten. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, dieses Konzept für andere Plattformen zu adaptieren.

Die zielgerichtete Erweiterung der umfassenden A400M Rear Crew Training- Produktlinie Rheinmetalls durch die Training Rigs und AR komplettiert das Spektrum der Rheinmetall Trainingsmittel nachhaltig.

Neben den Trainings Rigs mit AR hat Rheinmetall weitere Cargo-Ausbildungsgeräte an verschiedene Nutzer-Nationen des A400M ausgeliefert. Dazu gehören A400M-Frachtladeraumsimulatoren Cargo Hold Part Task Trainer (CPTT), diverse moderne Cargo Hold Trainer Enhanced (CHT-E) sowie den Ladungsmeister-Trainer (Load Master Working Station Trainer/LMWST).

Quelle: Rheinmetall AG (Text und Bild)

Soldaten bei der Ausbildung mit einem Rohrtrenngerät

Einzigartig in Europa – Die Spezialpioniere aus Putlos

In Putlos befindet sich nicht nur der einzige Truppenübungsplatz, kurz: TrÜbPl, der Bundeswehr mit „Seeblick“, sondern auch das dislozierte Spezialpionierausbildungs- und Übungszentrum Putlos (SpezPiAusb/ÜbZ Putlos) der Logistikschule der Bundeswehr für Spezialpionierkräfte der Bundeswehr.

Wappen SpezPiAusbÜbZ Putlos - Grundfarben Schwarz und Blau, mit der Brücke für die Pioniere und dem Symbol für die LogSBw Blauer Bund
Wappen SpezPiAusbÜbZ Putlos

Das Spezialpionierausbildungs- und Übungszentrum ist aus der Pipelinepionierausbildungsanlage in Putlos (Oldenburg in Holstein) hervorgegangen und wurde der Logistikschule der Bundeswehr am 1. Oktober 2006 als eigenständige Dienststelle unterstellt.

Die Spezialpioniere der Bundeswehr gehören zu den ersten Soldaten, die in einen bevorstehenden Einsatz gehen. Sie sind mit ihren unterschiedlichen technischen und handwerklichen Fähigkeiten nicht nur in der Lage, Erd- und Wassermassen zu bewegen, sondern tragen ganz wesentlich zur Unterstützung von Soldatinnen und Soldaten im Auslandseinsatz bei indem sie die Voraussetzungen für eine längere Stationierung und Versorgung von Soldaten im Einsatz schaffen. Dazu bereiten sie zunächst mit ihrem Spezialgerät das Gelände vor, um dort später ein Feldlager oder Tanklager aufbauen und betreiben zu können. Auch der Aufbau selbst mit allen Schutzein-richtungen nebst der gesamten dazugehörigen Infrastruktur wie Wasser-, Strom- oder Treibstoffversorgung und der erste Betrieb von Feldlagern für die Unterbringung von Soldaten und Material sowie Beiträge zur Wasserversorgung gehören zum Auftrag der Spezialpioniere. Weiterhin errichten sie Tanklager aus Pumpen, Tankbehältern und Rohren mit einer funktionierenden Infrastruktur. Bei den Pipeline-Systemen von NATO und Bundeswehr unterstützen die Spezialpioniere darüber hinaus bei der Schadensbeseitigung zur Sicherstellung der europäischen Kraftstoffversorgung.

Aufbauarbeiten von großen Zelten bei Dunkelheit Blauer Bund
Life Support Area anlässlich DEFENDER EUROPE 20 in Garlstedt

Auf Antrag unterstützen sie mit ihrer besonderen Kompetenz und ihrer speziellen Ausrüstung auch zivile Behörden bei Hilfs- und Katastropheneinsätzen im Inland. So können Sie zum Beispiel, wie auch beim aktuellen Hochwassereinsatz, wertvolle und wichtige Hilfe leisten.

Ein Traktor überquert die Faltfestbrücke nach der Hochwasserkatastrophe in Insul im Ahrtal, am 22.07.2021 Blauer Bund
Ein Traktor überquert die Faltfestbrücke nach der Hochwasserkatastrophe in Insul im Ahrtal, am 22.07.2021

Dieses Aufgabenportfolio setzt Ausbildung und Inübunghaltung voraus denn Ausbildung ist und bleibt eine Investition in die Zukunft! Was nützt das beste Material oder Gerät, wenn die Bundeswehr nicht in der Lage ist es zu betreiben, zu warten und instand zu setzen – und zwar am Heimatort ebenso wie im Einsatzgebiet!

Zwei Spezialpioniere in einer Ausbildungshalle Blauer Bund
Im Rahmen der Ausbildung wird in eine Flammendurchschlagsicherung eingewiesen

Spätestens hier kommt das SpezPiAusb/ÜbZ mit seinen Männern und Frauen ins Spiel. Das Zentrum führt an den Standorten Garlstedt und Putlos sowohl die lehrgangsgebundene Fachausbildung für Offiziere, Feldwebel, Unteroffiziere und Mannschaften der Spezialpionierkräfte der Bundeswehr sowie die Dienstpostenausbildung der Spezialpionierkräfte und Anteile der Truppenausbildung mit verstärkten Feldlagerbau-/Betriebszügen und Pipelinebau-/Betriebszügen durch. Darüber hinaus stellt es die Inübunghaltung der Kräfte, die im Einsatz den Bau und/oder den reibungslosen Betriebsablauf in Feld- und Feldtanklagern gewährleisten, sicher.

Die Ausbildung im Übungszentrum erfolgt am gleichen pionier-technischen Großgerät, welches sich auch in den Feldlagern im Einsatz befindet. Den übenden Truppenteilen wird die Möglichkeit geboten, ganzheitlich zu üben bzw. Fachpersonal der Bereiche Klimatechnik, Stromerzeuger-aggregate, Elektrik, Mechanik und Betriebsstoffe weiterzubilden und mit neuem Material vertraut zu machen.

Spezialpioniere erweitern die Grenze von Camp Castor mit einem Bagger im Rahmen der Mission MINUSMA in Gao/Mali, am 30.03.2018. Blauer Bund
Auch bei der Erweiterung eines Feldlagers im Einsatz kommen erst die großen Geräte zum Einsatz

Darüber hinaus stellt das Zentrum Ausbildungsanlagen und Sonder-infrastruktur für fachspezifische Ausbildung der Pipelinepioniere sowie für Ausbildungsanteile der Umschlag- und Transportkräfte (Kraftstoffversorgung) im Rahmen der Truppen- und lehrgangs-gebundenen Ausbildung bereit.

Feldlagerausbildungsanlage Ostseeblick Blauer Bund
Feldlagerausbildungsanlage Ostseeblick

Eine Besonderheit ist die europaweit einzige mit Kraftstoff befüllte Übungsanlage für Pipelinesysteme, die sogenannte Sonderinfrastruktur Pipeline oder auch „Georgenhof“ genannt. Dieser Umstand ermöglicht es, Erlerntes im „scharfen Betrieb“ anzuwenden und zu üben, denn für die Errichtung von Tanklagern ist der Aufbau von Pipeline- und entsprechenden Verteilsystemen erforderlich. Die Spezialpioniere werden hier in Betrieb und Instandsetzung von Pipelinesystemen ausgebildet.

Sonderinfrastruktur Pipeline „Georgenhof" Blauer Bund
Sonderinfrastruktur Pipeline „Georgenhof“

Dafür sind besondere Kenntnisse im Schneiden und Schweißen der Pipelinerohre erforderlich. Vor allem bei den Schweißübungen werden sie von der Brandschutzstaffel in Putlos unterstützt. Die Ausbildung erfolgt an in modulbauweise erstellten Feldtanklagern mit 150 m³ bis 1200 m³ Fassungsvermögen und an Teilen stationärer Pipelineanlagen sowie deren mobilen Ersatzanlagen. Ihr Wissen können die Pioniere aber auch bei der Betreuung der militärischen Kraftstoffpipeline, die sich über ganz Europa erstreckt, davon allein in Deutschland ca. 1.700km, einsetzen.

Soldaten bei der Ausbildung mit einem Rohrtrenngerät
Der Umgang mit dem manuellen Rohrtrenngerät will gelernt und geübt sein

Eine weitere Besonderheit in Putlos ist die Ausbildung an und in einer mobilen Trinkwasserabfüllanlage. Von der Bediener-ausbildung bis zum Instandsetzungs-lehrgang für Feldwebel werden die Soldaten im Umgang mit dieser besonderen Anlage ausgebildet. Sie dient der vollautomatischen Flaschenherstellung aus sogenannten Kunststoff-Preforms mit anschließender Abfüllung von chlorfreiem Trinkwasser samt Etikett.

Trinkwasser aus eigener Produktion Blauer Bund
Trinkwasser aus eigener Produktion

Neben dem Ostseeblick hat der TrÜbPl Putlos noch eine weitere Besonderheit, als europaweit besonders hervorgehobener Naturwert mit eigener Biotopkartierung, die natürlich bei den Übungen zur Erstellung der Feldlager mitberücksichtigt wird.

Auch in Putlos stellt sich der Lehrgangsbetrieb den coronabedingten Herausforderungen: Reduzierte Teil-nehmerzahlen in den Lehrgängen und das digitale Lernen im Grundlagenunterricht sind hier Ausbildungsalltag geworden. „Um der Pandemie etwas Positives abzugewinnen, lässt sich auf die veränderte Ausbildungswirklichkeit verweisen.

Mechatronikerausbildung Motorenkunde blauer Bund
Mechatronikerausbildung Motorenkunde

Anfangs durch die surreale Lage-entwicklung völlig vor den Kopf gestoßen, bewegte es die Ausbilder, Hörsaalleiter und Einrichtungen dazu, „Altes“ neu zu denken und die Faktoren Kräfte-Mittel-Zeit auch in Hinblick auf mögliche Distanzausbildung anzupassen.

 

Dies wird die Ausbildungsrealität der Bundeswehr auch nach Überwinden der Pandemie nachhaltig positiv und zukunftsorientiert verändern.“, erklärte Hauptmann Johannes Schwien, Leiter Planung/Ausbildung/Übung. „Ich habe großen Respekt vor den Leistungen unserer Hörsaalleiter und Ausbilder, die in erster Reihe stehen und trotz immer neuer Rahmenbedingungen und Auflagen, motiviert Ihrem Ausbildungsauftrag nachgehen und unserem Spezialpioniernachwuchs hochprofessionell ihr Wissen weitergeben“, so Schwien.

 

Text: Wilfried Heckmann, Brian Melzer

Fotos: © Bundeswehr/ Björn Kapfer (Abb. 5), Brian Melzer (Restl. Abb.), Petra Reiter (Abb. 2), Kevin Schrief (Abb. 3)

Rheinmetall liefert der Bundeswehr neue AGDUS passiv-Systeme für Gefechtsübungszentrum

Rheinmetall liefert neue Simulationstechnik für das Gefechtsübungszentrum des Heeres aus. Bereits Mitte 2021 hat das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) einen entsprechenden Beschaffungsvertrag mit Rheinmetall über insgesamt 440 Systeme „Ausbildungsgerät Duellsimulator (AGDUS) passiv Fahrzeuge“ der neuesten Generation abgeschlossen. Der Auftragswert liegt im höheren einstelligen MioEUR-Bereich, die Auslieferung soll bis Dezember 2023 abgeschlossen werden. Der Auftrag unterstreicht die hohe Kompetenz Rheinmetalls als Treiber der Digitalisierung im Bereich Ausbildung und Simulation und hier insbesondere bei der Live Simulation.

Das lasergestützte Ausbildungsgerät Duellsimulator (AGDUS) dient dazu, durch simulierte Waffenwirkung eine realitätsnahe Gefechtsausbildung zu ermöglichen. AGDUS passiv besteht aus Sensoren für die Fahrzeuge, die die Lasersignale aufnehmen, sowie einer Zentralelektronik und einer Anzeige- und Bedieneinheit. Die Systeme ermöglichen eine realitätsnahe Gefechtsausbildung durch genaue Bestimmung des simulierten Trefferortes und einer detaillierten Schadenssimulation anhand von fahrzeugspezifischen Schadensmodellen. Alle Daten und Fakten zum laserbasierten Gefecht laufen nahezu in Echtzeit in einer Übungszentrale zusammen und zeigen in Form einer optischen Wirkungsdarstellung das jeweilige Resultat der Treffer.

Bei der bisher genutzten AGDUS passiv-Version handelt es sich um ein kabel-gebundenes System. In der neuen Version wird das Fahrzeugzielsystem AGDUS passiv drahtlos mit der Zentralelektronik verbunden sein. Die Anbindung der für die Detektion notwendigen Sensormodule erfolgt via Funkübertragung. Darüber hinaus gehört ein neu entwickelter Dachsensor zur Ausstattung, der eine Beschussdetektion auch aus überhöhten Stellungen, z.B. von Gebäudedächern, ermöglicht.

Die Sensormodule können entsprechend den Erfordernissen des Trainings angeordnet und erweitert werden. Die Verbindung zwischen Sensoren und der Zentralelektronik erfolgt über ein Kurzstreckenfunksystem. Dieses umfasst auch das sogenannte Verwundungsmodell, das die Folgen eines Treffers für Besatzung und Fahrzeug errechnet. Das Funksystem basiert auf einer patentierten Lösung von Rheinmetall, die ein Mehrfachfrequenzverfahren zur Stabilität der Anbindung nutzt. Die Signale werden gebündelt und zeitgleich über zwei oder mehrere Funkstrecken übertragen (Frequenz Diversity). Durch die parallel betriebene Nutzung von Sender und Empfänger wird die geforderte Stabilität gewährleistet und einem Funkabriss vorgebeugt.

Im modernisierten AGDUS passiv werden Sensormodule und Detektoren der neusten Generation verwendet. Letztere gehören zu den hochempfindlichsten auf dem Markt. Die hohe Empfindlichkeit garantiert auch bei schwierigen Witterungsbedingungen, wie z. B. Nebel, und selbst bei hohen Kampfentfernungen eine verlässliche Detektion – ein echter Mehrwert für jede Ausbildung.


Die Sensormodule können entsprechend den Erfordernissen des Trainings angeordnet und erweitert werden. Die Verbindung zwischen Sensoren und der Zentralelektronik erfolgt über ein
Kurzstreckenfunksystem. Dieses umfasst auch das sogenannte Verwundungsmodell, das die Folgen  eines Treffers für Besatzung und Fahrzeug errechnet. Das Funksystem basiert auf einer patentierten Lösung von Rheinmetall, die ein Mehrfachfrequenzverfahren zur Stabilität der Anbindung nutzt. Die Signale werden gebündelt und zeitgleich über zwei oder mehrere Funkstrecken übertragen (Frequenz Diversity). Durch die parallel betriebene Nutzung von Sender und Empfänger wird die geforderte Stabilität gewährleistet und einem Funkabriss vorgebeugt.

Im modernisierten AGDUS passiv werden Sensormodule und Detektoren der neusten Generation verwendet. Letztere gehören zu den hochempfindlichsten auf dem Markt. Die hohe Empfindlichkeit garantiert auch bei schwierigen Witterungsbedingungen, wie z. B. Nebel, und selbst bei hohen Kampfentfernungen eine verlässliche Detektion ein echter Mehrwert für jede Ausbildung.

 

Quelle:

Rheinmetall AG (Text und Bild)

Informationsheft Oktober 2021

Das aktuelle Informationsheft Nr.53 (Oktober 2021) ist nun auch als pdf-File zum Herunterladen verfügbar. Sie finden es hier.

Heftinhalt:

 

Sicherheitspolitik

  • 20 Jahre Afghanistan – Eine  etwas andere Perspektive
  • Zivile Verteidigung im Rahmen von Gesamt- und Bündnisverteidigung

Aus Ministerien, Ämtern und Kommandos

  • Landmobilität der Bundeswehr – Automatisierung und unbemanntes Fahren
  • Durchführung der materiellen Rückverlegung aus Afghanistan unter immer kritischen Rahmenbedingungen
  • Das deutsche Heer – Auf Kurs für das zukünftige Konfliktbild?
  • Instandhaltung von Landsystemen unter den Bedingungen von Landes- und Bündnisverteidigung

Rüstung / Technik

  • Moderne radgestützte Berge und Abschleppfähigkeiten der Heereslogistiktruppen

Aus den Schulen

  • Erste Fahnenjunkerlehrgänge Logistik erfolgreich beendet
  • Modernes Lernen – digitaler, nachhaltiger, kompetenter
  • Der neue Fahnenjunkerlehrgang an der Techn. Schule des Heeres
  • 10 Jahre „HelpDesk Einsatz“ an der TSH / am AusbZ TLS

Historie

  • Desert Shield/ Storm: eine logistische Meisterleistung
  • 22 Jahre Militärhistorischer Arbeitskreis der Technischen Schule des Heeres

Herzlichen Glückwunsch

  • Zum runden Geburtstag sowie den über 80-Jährigen im Jahr 2022
  • Beförderungen

Verschiedenes

  • Wir betrauern und gedenken