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Start eines Lenkflugkörpers des Systems IRIS-T SLM; Blauer Bund

Bundeswehr investiert in die Fähigkeiten zur Luftverteidigung

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (BAAINBw) beschafft sechs Waffensysteme vom Typ IRIS-T SLM (Infra Red Imaging System – Surface Launched Medium Range). Ein entsprechender Vertrag wurde am 22.06.2023 mit Vertretern des Auftragnehmers Diehl Defence GmbH & CO. KG unterzeichnet. In der Mitte Juni 2023 hatte der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages das Vorhaben gebilligt.

Vertragsunterzeichnung der Fa. Diehl Defence und des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr zum Projekt IRIS-T SLM in Koblenz; Blauer Bund
Vertragsunterzeichnung der Fa. Diehl Defence und des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr zum Projekt IRIS-T SLM in Koblenz., am 22. Juni 2023; ©Bundeswehr-Dirk Bannert

Ein entscheidender taktischer Vorteil des neuen Systems besteht darin, dass beide Hauptkomponenten des Flugabwehrsystems (Startgeräte und Radar) von einem gemeinsamen Gefechtsstand aus ferngesteuert und mit geringem Personalaufwand betrieben werden können. Zudem zeichnet es sich durch eine schnelle Verlegbarkeit und die Fähigkeit zur Bekämpfung von Mehrfachzielen aus. Die Feuereinheiten IRIS-T SLM können in den NATO-Verbund zur Luftverteidigung integriert werden.

IRIS-T SLM ist im Rahmen der bodengebundenen Luftverteidigung mittlerer Reichweite auf die Abwehr von Kampfjets, Helikoptern, Marschflugkörpern und Luft-Boden-Raketen ausgerichtet. Darüber hinaus gehören auch größere Drohnen zum Zielspektrum. Jede Feuereinheit besteht aus einem Mittelbereichsradar mit einer Erfassungsreichweite von bis zu 250 km und drei Startgeräten mit jeweils acht Lenkflugkörpern mit einer Reichweite von 40 km. Die Systeme werden jeweils durch ein Nachladefahrzeug, zwei Logistikcontainer und eine Werkstattausstattung ergänzt.

Start eines Lenkflugkörpers des Systems IRIS-T SLM; Blauer Bund
Start eines Lenkflugkörpers des Systems IRIS-T SLM – ©Diehl Defence

Nach derzeitiger Planung soll das erste System bereits im dritten Quartal 2024 für Qualifikationszwecke geliefert und beginnend ab Mitte 2025 der Luftwaffe als zukünftigem Nutzer übergeben werden.

Text: PIZ AIN

Pressemitteilung: Norwegen beschafft weitere WiSENT 2 Unterstützungsfahrzeuge bei FFG

Am 29.06.2023 unterzeichneten die Norwegische Beschaffungsbehörde Norwegian Defense Material Agency (NDMA) und die FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG) in Oslo Folgeverträge für die Beschaffung von weiteren drei WiSENT 2 Bergepanzern (ARV) und acht WiSENT 2 Pionierpanzern (AEV). Der Wert der Beschaffung liegt bei ca. 120 Millionen Euro.

Diese Bestellung basiert auf bereits bestehenden Verträgen für den WiSENT 2, die diese optionale Möglichkeit der Nachbestellung mit beinhalteten.

Bisher wurden bereits 6 WiSENT 2 ARV und 6 WiSENT 2 AEV an die norwegische Armee ausgeliefert.

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Ein Rundgang in der Wehrtechnische Studiensammlung in Koblenz durch eine Vielfalt von Luft-, Rad- und KettenFzg sowie Waffensystemen; Blauer Bund

Wehrtechnische Studiensammlung Koblenz öffnet wieder ihre Türen

Nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen ist der Ausstellungsbereich der Wehrtechnischen Studiensammlung (WTS) Koblenz seit Montag, den 19.06.2023 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Studiensammlung bietet nunmehr rund 2.500 Exponate auf 7.200 Quadratmetern Ausstellungsfläche. Zu besichtigen sind insbesondere Rad- und Kettenfahrzeuge, Luftfahrzeugtechnik, Waffen und Munition sowie Bekleidung und persönliche Ausrüstung.

Die Gebäude der Wehrtechnische Studiensammlung in Koblenz; Blauer Bund
Die Gebäude der Wehrtechnische Studiensammlung in Koblenz- ©Bundeswehr-Bannert

Die WTS gehört zu den größten technisch ausgerichteten Sammlungen Deutschlands. Im Unterschied zu den Exponaten eines Museums ist es Ziel der WTS, Ausstellungsstücke möglichst funktionsfähig zu halten. Nach ihrer Gründung im Jahr 1962 ist die Sammlung seit 1982 in Koblenz angesiedelt und gehört organisatorisch zum Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw). Neben der Funktion als wehrtechnisches Dokumentationsarsenal fungiert die WTS als Archiv des BAAINBw. Die Mitarbeitenden der WTS sind Experten im Bereich der fachspezifischen wehrtechnischen Aus- und Fortbildung.

Neuigkeiten
Der kurz vor der pandemiebedingten Schließung zurück in die Ausstellung in Koblenz aufgenommene Panzerkampfwagen V „PANTHER“ wird wieder präsentiert. Das kombinierte Leistungsprofil aus Beweglichkeit, Schutz und Feuerkraft beeinflusste die Entwicklung moderner Kampfpanzer erheblich.
Neu in der Ausstellung ist der Prototyp Leichter Panzermörser WIESEL 2. Dieser sollte als Wirkkomponente im Systemverbund Mörserkampfsystem eingesetzt werden. Das ausgestellte System blieb jedoch im Prototypenstatus.

Ein Rundgang in der Wehrtechnische Studiensammlung in Koblenz durch eine Vielfalt von Luft-, Rad- und KettenFzg sowie Waffensystemen; Blauer Bund
Ein Rundgang in der Wehrtechnische Studiensammlung in Koblenz durch eine Vielfalt von Luft-, Rad- und KettenFzg sowie Waffensystemen- ©Bundeswehr-Bannert

Öffnungszeiten & Eintrittspreise
Die WTS ist täglich von 09:30 bis 16:30 Uhr geöffnet (außer Rosenmontag, Karfreitag, Weihnachten, Silvester, Neujahr).
Der Eintritt von 3 Euro für Erwachsene ist bar am Drehkreuz im Eingangsbereich zu entrichten. Kinder unter 10 Jahren sowie Soldatinnen und Soldaten und zivile Angestellte der Bundeswehr mit gültigem Dienstausweis haben freien Eintritt. Besucher werden gebeten ein gültiges Ausweisdokument mitzuführen. Für Kinder unter 16 Jahren in Begleitung eines Erwachsenen entfällt die Ausweispflicht.

Organisatorisches
Das Ausstellungsgebäude ist nicht barrierefrei zugänglich. Der Zugang für auf Rollstuhl angewiesene Besucherinnen und Besucher ist bei Anmeldung bei der Wache jedoch möglich.
PKW-Stellplätze sind in begrenztem Umfang auf dem Parkplatz vor dem Ausstellungsgebäude vorhanden.
Weitere Informationen für einen Besuch an der WTS sind im Internet abrufbar:

https://www.bundeswehr.de/de/organisation/ausruestung-baainbw/organisation/wehrtechnische-studiensammlung

Erreichbarkeit
Wehrtechnische Studiensammlung Koblenz e.V.
Mayener Straße 85 – 87
56070 Koblenz
Tel.: 0261 / 983 692 1422
oder nutzen Sie das Kontaktformular.

Text: PIZ AIN

 

 

Deutschland und Niederlande bestellen Luftlandefahrzeuge bei Rheinmetall – Rahmenvertrag über 3.058 Fahrzeuge

Rheinmetall ist von der Bundeswehr und den Niederländischen Streitkräften mit der Lieferung von bis zu 3.058 Luftlandeplattformen Caracal beauftragt worden. Es handelt sich um einen mehrjährigen Rahmenvertrag für bis zu 2.054 deutsche und 1.004 niederländische Fahrzeuge, der einen Auftragswert von bis zu 1,9 MrdEUR brutto hat. In einem ersten Schritt wurden als Festbeauftragung aus dem Rahmen­vertrag 1.508 Fahrzeuge im Wert von rund 870 MioEUR brutto in Auftrag gegeben. Auf der deutschen Seite erfolgt die Beschaffung aus Mitteln des Sondervermögens für die Bundeswehr.

Der Caracal ist als gemeinsames Produkt aus der Partnerschaft Rheinmetalls mit der Mercedes-Benz AG und Armoured Car Systems GmbH entstanden. Die Auslieferung der ersten Erprobungsmuster ist bereits im ersten Quartal 2024 geplant, der Start der Serienauslieferung ist für Anfang 2025 vorgesehen.

Das 4×4-Allradfahrzeug Caracal ist speziell auf die Anforderungen an mobile Platt­formen für Luftlande- oder Spezialeinsatz­verbände der Streitkräfte zugeschnitten. Die Beschaffung der „Einsatzsysteme Luftlande­plattform“ erfolgt vor dem Hintergrund der angespannten Sicherheitslage und dem Fokus auf dringend benötigte Kapazitäten zur Landes- und Bündnisverteidigung. Aufgrund der engen militärischen Zusammenarbeit der deutschen und der niederländischen Streitkräfte und einer vergleichbaren Bedarfslage in beiden Ländern wurde das Projekt von Anfang an als bilaterale Beschaffung betrieben.

Das wettbewerbliche Verfahren, das im Oktober 2022 seinen Auftakt nahm, wurde über zwei Angebotsphasen im Eiltempo zur Realisierung geführt. Rheinmetall hat schlussendlich im Zusammenspiel der Faktoren Preis und Technik gegenüber dem verbliebenen Wettbewerber das wirtschaftlichere Angebot abgegeben.

Der Caracal basiert auf einem handelsüblichen Chassis der neuen militärischen G-Modell Baureihe 464 von Mercedes-Benz. Damit bietet der Caracal eine voll industrialisierte marktverfügbare Plattform, die Rheinmetall in Zukunft zahlreichen internationalen Nutzern anbieten und über die Nutzungsdauer logistisch versorgen wird.

Mit dem Caracal erweitert Rheinmetall sein Portfolio taktischer Fahrzeugsysteme auch im leichten 4×4 Segment unterhalb von 10 Tonnen und erwartet hier ein zusätzliches Wachstumsfeld.

„Gemeinsam mit unseren Partnern Mercedes-Benz AG und Armoured Car Systems GmbH haben wir die Fahrzeugproduktion voll industrialisiert, wodurch wir zügig große Stückzahlen in industrieller Serienqualität liefern können“, so Dr. Björn Bernhard, Geschäftsführer der Rheinmetall Landsysteme GmbH. „Die Endmontage aller deutschen und niederländischen Fahrzeuge werden wir in unserem Werk in Ede/NL und bei unserem designierten Partner VDL Special Vehicles B.V. aus Eindhoven realisieren. Dadurch können wir unsere Produktion an zwei Montagestandorten skalieren und gleichzeitig zu einer nachhaltigen Wertschöpfung in unserem Partnerland Niederlande beitragen.“

Quelle: Rheinmetall AG

Bericht der Kameradschaft Aachen/Escheiler zur Bildungs- und Erlebnisreise 2023

Bericht der Kameradschaft zur Bildungs und Erlebnisreise 2023

Blick vom Dreifaltigkeitsberg auf das Zentrum von Regensburg und den Dom

Als wir jüngst in Regensburg waren…

Ein Reisebericht

Aber warum ausgerechnet nach Regensburg?!

Regensburg, am nördlichsten Punkt der Donau gelegen, doppelte UNESCO-Welterbestadt, kurze Wege nach München, Prag, Berlin, und auch Aachen ist in erreichbarer Nähe. Regensburg ist eine Hafenstadt und über die Donau mit dem Schwarzen Meer verbunden. 365 Kirchen jeder Größenordnung, um die 350 Lokale, Gaststätten, Restaurants und damit die Stadt mit der größten Gaststätten-Dichte in Bayern, Regensburger Domspatzen – der älteste Knabenchor der Welt, Steinerne Brücke – , Weltwunder des Mittelalters, fast 150 Jahre lang Sitz des Immerwährenden Reichstags, Walhalla, Schloss St. Emmeram – das größte privat bewohnte Schloss Deutschlands, einzige Wohntürme nördlich der Alpen, bis zur Schrumpfung der Bundeswehr größter Militär Standort in Bayern, ein Heimspiel folglich für diejenigen, die wesentliche Teile ihrer Dienstzeit hier in Regensburg verbracht haben. Gründe genug, nach Regensburg zu fahren.

Am Sonntag, 18. Juni, 8:00 Uhr, soll in der Donnerberg-Kaserne gestartet werden. Um 7:57 Uhr sind wir bereits unterwegs. Man kennt sich, man weiß militärische Pünktlichkeit zu schätzen und unser Reiseleiter, Günter Selbert, kann zu einem besonderen Ereignis gratulieren. Am heutigen Tag, vor 47 Jahren, haben Ingrid und Heinrich Rüttgers den Bund fürs Leben geschlossen. Eine Win-Win-Situation! Den Rüttgers wird mit „viel Glück und viel Segen…“ gratuliert, die Bus-Belegschaft ist mit Sekt versorgt.

Um 15:30 Uhr ist Regensburg erreicht, wenig später unsere Unterkunft, der Bischofshof, im Zentrum von Regensburg direkt neben dem Dom gelegen. Die Stadt feiert seit drei Tagen ihr Bürgerfest und ist in Hochstimmung. Alle zwei Jahre feiern sich die Bürger, aber das letzte Bürgerfest war Corona zum Opfer gefallen. Dichtes Gedränge aller Orten, auf jedem der vielen Plätze wird Musik geboten, wer einen Platz zum Zuhören oder Biertrinken ergattert hat, gibt ihn nicht mehr auf.

Seit Montagvormittag ist allen klar, dass wir uns auf einer Bildungs-, nicht auf einer Urlaubsreise befinden. Zwei Stunden sollte die Stadtführung dauern, aber Peter Höfele, OStFw a.D., in Regensburg geboren und lange dort stationiert, passionierter Läufer, führt uns durch Ecken und Winkel und macht jedem klar, warum Regensburg eine Stadt ist, die eine lange Geschichte hat und es wert ist, besucht zu werden. Stadtführungen haben alle von uns schon über sich ergehen lassen müssen, aber die persönliche Art, wie Höfele die Stadt präsentiert, stellt wohl alle professionellen Stadtführer in den Schatten. Kenntnisreich, humorvoll, mit persönlichen Anekdoten versehen, ist es eine Freude, ihm zuzuhören. Nach zweieinhalb Stunden ist er und sind wir fertig und reif für die Historische Strudelfahrt, die am Nachmittag ansteht.

Steinerne Brücke – im Hintergrund Stadtamhof

…sind wir über den Sprudel gefahren.

Strudelfahrten sind für Menschen weiblichen Geschlechts ein gefährlich Ding. „Wem der Myrtenkranz geblieben, landet froh und sicher drüben, wer ihn hat verloren, ist dem Tod erkoren.“ So in der fünften Strophe des bayerischen Volkslieds nachzusingen. Dank moderner Technik werden die Strudel überwunden, und alle erreichen wieder das rettende Ufer.

Am Dienstag bekommen wir eindrucksvoll bewiesen, dass die Lebensweisheit des chinesischen Philosophen Konfuzius (551 – 479 v.Chr), dass der Weg das Ziel sei, noch immer richtig ist. Bodenmais ist unser Ziel, aber wer offenen Auges durch Gäuboden und anschließend in den Bayerischen Wald fährt, kann sich an der wunderschönen Landschaft Niederbayerns erfreuen.
Unser Ziel ist die Glasfabrikation Joska. Wir haben gehört, dass Quarzsand die Hauptzutat für die Herstellung von Glas ist. Kalk, Sulfat und Soda kommen dazu. Alle Zutaten werden bei großer Hitze von 1600° geschmolzen. Glasfabrikation, besonders die Glasbläserei ist in Bayern wegen des Waldreichtums zu finden. Heute besteht das Rohmaterial aus dem Weißglas, das wir in den Müllcontainern entsorgen. Wir können staunend verfolgen, wie der Glasbläser innerhalb kürzester Zeit ein farbiges Glas herstellt. Das Angebot, ein farbiges Glas nach eigenem Gusto hergestellt zu bekommen, will dennoch niemand annehmen. Wohin damit, wenn man eher bereit ist, seinen Hausstand zu reduzieren?! Die Ware, die man im Ausstellungsraum besichtigen kann, löst bei so mancher Mitreisenden Kopfschütteln aus.

Der Baumwipfelpfad in Neuschönau ist das Ziel für den Nachmittag. Es ist immer wieder faszinierend, einen solchen Pfad zu besteigen. Der gleichmäßige Anstieg überfordert niemanden, die Entfernung zum Boden wird immer größer, bis man schließlich oberhalb der Bäume angelangt ist. Konstruktion und Bau eines solchen Pfades sind aufwendig, zumal die Sicherung an allererster Stelle steht. Ist man nach 44 Höhenmetern und einer spiralförmigen Wegstrecke von 1200 m oben angelangt, ist die Sicht atemberaubend.

Blick vom Baumwipfelpfad auf die Höhenzüge des Bayerischen Waldes

Am Mittwoch sind wir in der Weißbierbrauerei Kuchlbauer in Abensberg angemeldet.  Wir verlassen den Bus, gehen einige Schritte und sehen durch das Grün der Bäume einen schlanken hohen Turm mit bunten Kugeln und einem goldenen Dach. Doch das Ziel ist die Brauerei. Bier wird in Bayern aller Orten gebraut, ein Schwerpunkt liegt oben in Bamberg. In der Nähe der Ortschaft Abensberg erstreckt sich das größte Hopfenanbaugebiet der Welt. Jetzt wissen wir, dass es männlichen und weiblichen Hopfen gibt. Nur der weibliche Hopfen wird genutzt, und sollte auch nur eine Pflanze männlichen Hopfens dazwischengeraten sein, ist der gesamte Anteil nicht brauchbar. Durch Gäuboden waren wir am Vortag bereits gefahren. Auf dem fruchtbaren Boden im Gäuboden gedeiht Brauweizen hervorragender Güte, und im bayerischen Jura wächst die Braugerste.

Hundertwasserturm Abensberg, Brauerei Kuchlbauer

Das für die Brauerei benötigte Wasser entnimmt man dem eigenen Brunnen. Das Brauereiverfahren ist original echt altbayerisch. Wofür allerdings früher Fachleute mit unterschiedlichen Kompetenzen benötigt wurden, braucht man heutzutage zwei Mann, die die Produktion überwachen. Der Chef der Brauerei, Leonhard Salleck, hatte eine enge Beziehung zum Österreicher Hundertwasser. Hundertwasser wollte die Welt mit Farbe und lustigen Formen fröhlicher machen. Aus der Freundschaft ist der Hundertwasser- Kuchlbauer-Tower entstanden. In der Planung war eine Turmhöhe von 70 m vorgesehen, doch Bürgermeister und Landeskonservator wollten eine Umsetzung verhindern. Hundertwasser war im Februar 2000 an Bord der QE2 vor Brisbane gestorben. Der Entwurf für den Turm musste geändert werden, die Höhe wurde auf ca. 35 m beschränkt. Der Grundstein wurde im April 2007 gelegt, im August 2008 die 12 t schwere Dachkugel auf den Turm gesetzt und der Tower 2010 für den Publikumsverkehr freigegeben. Per Fahrstuhl sind wir nach oben gefahren und bekommen einen Eindruck von der Wirkungsweise des österreichischen Künstlers und Architekten.

Am Nachmittag fahren wir zum Kloster Weltenburg und besichtigen die Abteikirche. Das Kloster wurde um das Jahr 600 gegründet und ist damit die älteste klösterliche Niederlassung Bayerns.
Um das Jahr 800 übernahm die Abtei die Regeln des heiligen Benedikt. Im Kloster leben heute noch sieben Benediktiner-Mönche. In der Klosterkirche sorgt unsere Führerin für Ruhe bei den wenigen Gästen, die sich neben uns eingefunden hatten. Betritt man den Kirchenraum, fällt sofort das sonnenartige Rundfenster im Hochaltar auf. Der Kirchenpatron Sankt Georg erscheint zu Pferde in glänzender Rüstung in blendendem Gegenlicht. Auf einen Denkmalsockel erhoben, führt er eine flammende Lanze gegen einen wütend sich aufbäumenden Drachen, dem sich die lebensnahe lybische Prinzessin durch das Dazwischenfahren ihres Retters Sankt Georg entziehen kann. Die Szene aus der Legende des Heiligen erhält eine wirkungsvolle Steigerung durch die effektvolle Lichtführung. Der aus der Lichtfülle in die Dämmerung des Kirchenraums stoßende Streiter Christi wird zum Vorreiter im Kampf des Lichtes gegen die Finsternis.

Asamkirche Benediktinerabtei Kloster Weltenburg

Ein Kloster ist auch ein Wirtschaftsbetrieb. Wer das klösterliche Museum besuchen will, muss Eintritt zahlen. Die Abteikirche scheint wenig besucht, im Biergarten herrscht Hochbetrieb. Es regnet und der große Innenraum ist schnell besetzt. Von der Qualität des im Kloster gebrauten Bieres sind wir schnell überzeugt.

Wenige Meter entfernt kommen wir zur Anlegestelle, wo uns die Schifffahrt durch den Donaudurchbruch erwartet. Die Donau verengt sich hier auf 110 m und erreicht eine Wassertiefe von 20 m. Zu beiden Seiten türmen sich die Felswände bis zu einer Höhe von 80 m. Leider schon nach 20 Minuten Schifffahrt ist Kehlheim erreicht, der Bus bestiegen und der Rest des Tages steht zur freien Verfügung.

Heute ist Donnerstag, und wir werden Regensburg nicht mehr verlassen. Wer nach Regensburg fährt, für den ist der Besuch der Walhalla eine Pflichtaufgabe. Der eine Weg dorthin führt über die Donau. Man geht unterhalb von Walhalla wieder von Bord, hat bis dahin die Möglichkeit gehabt, ausdrucksstarke Fotos von der Walhalla zu machen und bewegt sich zum Aufstieg nach oben. Jetzt erwarten ihn 358 Stufen, unterschiedlich hoch, Geländer nicht vorhanden. Eine Freude für Herrn Höfele, eine Zumutung für normal veranlagte Menschen. Wir fahren aber mit dem Bus. Die beiden Führerinnen informieren über Historie, Bauwerk und Inhalt. Dorischer Stil, 52 Säulen, 64 Gedenktafeln, 253 Büsten, davon nur 13 Frauen. Käthe Kollwitz ist die letzte, die aufgenommen wurde. Frühestens 20 Jahre nach dem Tod ist eine Aufnahme in die heilige Halle möglich. Alle sind beeindruckt und fotografieren.

Walhalla aus den Donauniederungen, Innen- und Außenansicht

Nach dem Besuch der Walhalla widmen wir uns Regensburg als Garnisonsstadt. Sechs Kasernen hat es gegeben, keine ist übriggeblieben. Früher lag hier die 4. PzGrenDiv. Die herkömmliche Landesverteidigung ist nicht mehr gefragt und 2006 wird das zuletzt hier stationierte Kommando Luftbewegliche Kräfte/ 4. Division in Kombination mit einer Umgliederung nach Stadtallendorf verlegt. Diejenigen, die hier gedient haben, erinnern sich wehmütig, vielen anderen ist es anderswo ähnlich ergangen.

Im Zentrum von Regensburg liegt der Dom. Er ist die bedeutendste Kirche der Stadt und die Kathedrale des Bistums Regensburg. Die Kathedrale gehört neben dem Kölner Dom zu den bedeutendsten gotischen Bauwerken in Deutschland. Der entstandene Bau ist Nachfolger eines romanischen Doms, von dem noch ein Turm erhalten ist. Der Bau des gotischen Dom begann 1275. Der Ausbau der beiden Domtürme und der Turmhelme erfolgte erst von 1859 bis 1869.
Wenn man den Kirchenraum aus hellem Sonnenschein heraus betritt, muss sich das Auge erst an die Dunkelheit gewöhnen. Unsere Führung beginnt im Lapidarium, wo die Führerin die Baugeschichte und Bedeutung des Doms uns zur Kenntnis bringt. Natürlich spricht sie auch über die Regensburger Domspatzen, einen der ältesten Knabenchöre der Welt. Georg Ratzinger war 30 Jahre lang Domkapellmeister und Leiter dieses Knabenchores. Im Dom weist sie besonders auf ihre Lieblingsfiguren, den lachenden Engel und den hl. Paulus hin. Ihr besonderes Augenmerk gilt aber den Fenstern, die zu Beginn des Zweiten Weltkrieges in Sicherheit gebracht worden waren und nach Beendigung des Krieges wieder eingebaut werden konnten.

Am letzten Tag unserer Bildungsreise werden wir von Elisabeth Blersch, Germanistikstudentin im vierten Semester, durch das Schloss der Thurn und Taxis geführt. Eine Fremdenführerin sollte sprachgewandt, kenntnisreich, humorvoll und möglichst auch noch ansehnlich sein und sich auf die Geführten einstellen können. Frau Blersch erfüllte die Herausforderungen. Hier also lebt ihre Durchlaucht, Fürstin Gloria, und verwaltet ihre Güter. Fast hätten wir die Fürstin zu Gesicht bekommen, Fahrer und Ferrari standen schon bereit, aber wir haben keine Zeit. Wir hören die Geschichte der Familie, hören vom Post-Monopol, sehen die Pracht eines alten Herrscherhauses, das kein Museum ist, sondern genutzt wird und sind beeindruckt.
Zum Anwesen gehört die Kapelle St. Emmeram. Der Kern der Kirche wurde 780 errichtet. Durch einen Brand wurde 1642 das Mittelschiff der Kirche zerstört, anschließend wieder aufgebaut. Zwei Jahre lang bis 1733 erfolgte die Neuausgestaltung durch die Brüder Asam im Stil des Barocks. Eine besondere Rolle in der Historie von St. Emmeram spielt Wolfgang. Er wurde 968 im Alter von 43 Jahren zum Priester, 972 zum Bischof von Regensburg geweiht. 975 gründete er eine Domschule mit Chor, aus dem die heutigen Regensburger Domspatzen hervorgingen.

Schloss St. Emmeram, Thurn und Taxis

Eigentlich haben wir genug gesehen und gehört, aber am Nachmittag des letzten Regensburg-Tages steht der Besuch des Rathauses auf dem Plan. Hier tagte von 1663 bis 1806 die Dauerhafte Versammlung der Reichsstände im Heiligen Römischen Reich. Oben tagten die Landesfürsten, unten befand sich der Folterkeller. Man sollte meinen, um einen solchen Keller sollte man einen Bogen machen, aber die Führerin konnte eindrucksvoll das Handwerkszeug erklären, das bis zum Geständnis eingesetzt wurde.

Mit dem gemeinsamen Abend in der fürstlichen Brauerei beenden wir den offiziellen Teil unseres Aufenthalts. Am Samstag wird die Heimreise angetreten. Der Geburtstag von Franz-Josef liegt zwar schon 14 Tage zurück, ist aber Anlass genug, – wenn auch ohne Ständchen –, einige Pappbecher voll Sekt auf das Wohl von Franz-Josef zu trinken.

Der Dank aller geht an diejenigen, die für Organisation und Logistik zuständig sind, an Joseph für die Beschallung, an Thomas für Ess- und Trinkbares und gute Laune, große Anerkennung aber besonders an Günter Selbert, Leiter der Kameradschaft und verantwortlich für die Reiseplanung 2024.

Autor: Dr. Wolfgang Wietzker, Kameradschaft Aachen / Eschweiler
Fotos: Wietzker (4), Rühmkorff (3)