PESCO-Projekt: Etablieren eines Network of LogHubs in Europe and Support to Operations, Expertengespräche auf ZYPERN

Europaflagge auf dem Reichstag

Das Projekt „Network of LogHubs in Europe and Support to Operations“ ist Teil der ständigen strukturierten Zusammenarbeit (Permanent Structured Cooperation, kurz: PESCO) und soll multinational auf europäischer Ebene die Bereitstellung logistischer Leistungen vereinfachen und angleichen. Neben DEUTSCHLAND und FRANKREICH ist ZYPERN eines der drei projektkoordinierenden Länder. Nach der Auftaktveranstaltung in BERLIN im September 2018 fand Ende Februar 2019 auf ZYPERN ein zweiter Experten-Workshop statt.

Projektziele und Ergebnisse der Gespräche auf ZYPERN

Bei dem ambitionierten Vorhaben geht es im Kern um eine zunehmend gemeinsame logistische Leistungserbringung als essentieller Beitrag zur Stärkung des europäischen Pfeilers innerhalb der NATO. Angesichts der geforderten unverzüglichen und kurzfristigen Verlegung von Truppenteilen durch Europa sowie einer robusten Folgeversorgung, stellt das Projekt einen wichtigen Baustein beim Aufbau eines Netzwerkes multinationaler Unterstützung dar.

Logistische Unterstützung gefragt

Ziel ist, schrittweise ein Netzwerk aus gesicherten logistischen Leistungen und Einrichtungen zu etablieren, das die teilnehmenden Partner effizient und robust hinsichtlich ihrer künftigen Einsätze und auch gegenwärtig im Grundbetrieb logistisch unterstützt. Der Fokus liegt auf dem gesamten Spektrum: Von laufenden sowie zukünftig möglichen Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen über Enhanced Forward Presence im Baltikum bis hin zu Übungen aller Teilstreitkräfte/ militärischen Organisationsbereiche.

Dabei ist es keinesfalls so, dass die Nationen erst bei diesem Vorhaben angefangen haben, eng im Bereich der Logistik zusammenzuarbeiten. Viele erfolgreiche Beispiele der gegenseitigen logistischen Unterstützung und Kooperation aus Vergangenheit und Gegenwart existieren bereits und sind allen durchaus bewusst. Die Teilnehmer des Workshops sehen dennoch vielversprechende Möglichkeiten einer Weiterentwicklung, um die oft anlassbezogene Kooperation, getreu dem PESCO-Motto: „Mit Struktur ans Ziel“, zu verstetigen.

Projektübersicht

 

Nachdem beim „Kickoff-Treffen“ im Herbst letzten Jahres in BERLIN zunächst ein gemeinsames Projektverständnis erarbeitet wurde, konnte daran im Februar 2019 in LIMASSOL direkt angeknüpft werden. Im Ergebnis verständigten sich die Teilnehmer auf einen abgestimmten Projekt-Zeitplan und über mögliche logistische Leistungen des zu etablierenden Netzwerkes.

Kooperationsbereitschaft erklärt

Weiterhin beabsichtigen zahlreiche beteiligte Nationen, sich hinsichtlich der Einrichtung eigener „LogHubs“ auszutauschen. Im nächsten Schritt erklärten sie ihre Bereitschaft, die Leistungen anderer ebenso zu nutzen. Darüber hinaus konnte mit LITAUEN bereits der 15. aktive Teilnehmerstaat im Projekt begrüßt werden. Bezüglich der Teilnehmer ist dieses Vorhaben nach „Military Mobility“ das zweitgrößte der zurzeit 34 PESCO-Projekte. Die hochrangige Teilnahme von Vertretern der Europäischen Verteidigungsagentur und des EU-Militärstabes unterstrichen das breite Interesse und die Bedeutung des Vorhabens.

Zeitliche Abfolge definiert

Teilnehmer 2. Expertengespräch

Die bereits in BERLIN identifizierten sieben Arbeitspakete, wie zum Beispiel Konzepterstellung, Management und Verfahren sowie die Erstellung eines Fähigkeitskataloges des Netzwerks, wurden nun inhaltlich abgegrenzt und mit Zeitlinien verklammert. Damit liegen synchronisierte Meilensteine für die weitere Projektarbeit vor, deren Erreichbarkeit überprüfbar ist und darüber hinaus das jeweilige Engagement nachvollziehen lassen.

Wie geht es weiter?

Die bisherigen Gesprächsformate verliefen sehr konstruktiv, wobei der Handlungsrahmen PESCO eine ganz neue Qualität mit sich bringt. Die Anzahl der Mitgliedsstaaten macht die Projektarbeit zwar komplex, aber im besten Sinne interessant und gerade bezüglich des 360-Grad-Ansatzes besonders glaubwürdig. Nationen haben natürlich eigene Interessen, unterschiedliche Ressourcenlagen und spezielle logistische Bedürfnisse. Hinzu treten die jeweiligen nationalen logistischen Systeme mit ihren Verfahren und IT-Tools. Das alles unter einen Hut bzw. auf einen hohen gemeinsamen Nenner zu bringen ist nicht einfach, hat aber besonderen Reiz.

Die Beiträge der einzelnen Nationen sind in der weiteren Projektarbeit in einem zu erstellenden Leistungskatalog für alle transparent abzubilden und sukzessive abrufbar zu machen. Dies wird ein wesentlicher Meilenstein und ebenso eine „Nagelprobe“ sein. Es gilt, dabei weiterhin aufmerksam und vernetzt zu bleiben, um bei den zahlreichen Initiativen und Projekten im Rahmen von NATO und EU den Überblick zu behalten, Mehrarbeit zu vermeiden und Chancen sowie eben auch mögliche Doppelungen frühzeitig zu erkennen.

 

DEUTSCHLAND logistischer Leistungserbringer

Erste Zeitlinien zur Etablierung der einzelnen „LogHubs“ sowie des Netzwerkes haben die teilnehmenden Nationen bereits grundsätzlich verabredet. Den deutschen Beitrag kennzeichnet dabei die vorgesehene Bereitstellung logistischer Leistungen in zwei Stufen: Ab 2020 Leistungen im Rahmen der Verlegung von Material in Einsatzgebiete, Übungsräume und im Zuge Einsatzgleicher Verpflichtungen sowie ab 2024 die Zwischenlagerung, Vorausstationierung und werterhaltende Lagerung von Material, insbesondere im Rahmen von Stand-by-Verpflichtungen, um die Reaktionsfähigkeit weiter zu steigern. Das Projekt geht mit Schwung weiter und das Lastenheft der multinationalen Projektarbeit bleibt bis zum nächsten Treffen im Juni 2019 in PARIS prall gefüllt.

Autor: Oberst i.G. Henning Weeke

Bildquellen:

  1. Europaflagge auf dem Reichstag       Quelle: Bundeswehr/Andreas Schindler
  2. Projektübersicht                                     Quelle: Bundeswehr/LogKdoBw
  3. Teilnehmer 2. Expertengespräche     Quelle: CYP MOD/Vattis