Über 300 Personen, bestehend aus Mitgliedern aus allen Teilstreitkräften/Organisationsbereichen, aus allen Dienstgradgruppen sowie zahlreiche zivilen Logistikern, Rüstungsfachleuten, Wehrtechnikern, Firmenvertretern und Gästen, konnte unser Präsident, Generalmajor Volker Thomas, zur jährlichen Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung am Ausbildungszentrum Technik Landsysteme (AusbZ TLS) in ESCHWEILER begrüßen. Unter den Teilnehmern befand sich auch eine größere Abordnung unseres Partners Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL), die über 50 Teilnehmer umfasste.
Zwei Tage lang trugen hochrangige Entscheidungsträger aus Sicherheitspolitik/militärischer Führung, Logistik und der Wirtschaft, aber auch aus der Truppe und den Ausbildungseinrichtungen zu aktuellen Themen vor.
Zuvor jedoch wurde in der Mitgliederversammlung die Bilanz des vergangenen Jahres gezogen und über die nächste Zukunft entschieden.
Mitgliederversammlung: „blauer Bund e.V.“ (bB) wächst an Mitgliedern um 10%
Der Präsident blickte auf eine beachtliche, positive Periode zurück und beleuchtete nochmals das würdige Begehen des 25-jährigen Jubiläums des Vereins in BERLIN, aber auch die beiderseits gewinnbringende Zusammenarbeit mit der BVL. Weiter ging er auf die Mitarbeit des bB innerhalb des „Beirat für Reservistenangelegenheiten“ ein, in dem unser Verein, zuletzt über eine flink durchgeführte Mitgliederbefragung, ein erstes Meinungsbild zu den Themen „Innere Führung“ und „Tradition“ beisteuerte, welches viel Beachtung und Anerkennung fand. Darüber hinaus gab GenMaj Thomas seiner Freude über den Zuwachs an Mitgliedern Ausdruck, deren Zahl im vergangenen Jahr um ca. 100 anstieg.
Ein wesentlicher Bestandteil der Mitgliederversammlung war die Neuwahl des Bundesvorstandes. Hier gab es keine umwälzende Veränderung zur vorherigen Besetzung.
Die folgenden zehn Einzelvorträge sowie das durchgeführte Interview/Podiumsdiskussion waren geprägt von erfreulicher Offenheit und höchst interessant, was man über die intensive Beteiligung des Publikums durch gestellte Fragen ablesen konnte.
Den Anfang machte der Gastgeber, indem Oberst Brauner als Stellvertreter des Kommandeurs AusbZ TLS über aktuelle Handlungsfelder wie, Erweiterung der internationalen Zusammenarbeit zur Aufgabe Gefechtsschaden Instandsetzung und die Unterstützung von einsatzbedingtem Ausbildungsbedarf informierte.
Daran anschließend zeigte Brigadegeneral Lüth, Kommandeur der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw), was sich unter den Clustern „Modernisierung der Lehre“ und „Modernisierung der Struktur“ an Veränderungen an „seiner Schule“ verbirgt und spannte dabei den Bogen von „Kompetenzorientierter Ausbildung“ bis zum „Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre (JCTC)“. Letzteres hat im Rahmen des Framework Nations Concept (FNC) der NATO hohen Stellenwert und wird deshalb in Garlstedt ambitioniert vorangetrieben (siehe auch bB-Infoheft 49).
Danach eröffnete Generalmajor Thomas, Kommandeur des Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw), den Schwerpunkt des ersten Tages unter der Überschrift „Wirtschaft und Bundeswehr – Partner in der Logistik“; indem er die angewachsenen Forderungen an die Logistik der Streitkräfte den Herausforderungen der demographischen Entwicklung gegenüberstellte und seine Vorstellungen zu Kooperationsmöglichkeiten mit der Wirtschaft aufzeigte. Denkbar erscheint bei Personalgewinnung, der Lagerung/Bewirtschaftung von Material, Instandhaltung und Fertigung und Verlegung/Marsch, kooperative Lösungen zu finden. In einer Klausur von SKB und Wirtschaft sollen dazu in 2018 erste Untersuchungen angestellt werden.
Kdr LogKdoBw: „Alleine wird es keiner von uns schaffen die jeweiligen Forderungen an die Logistik in der Zukunft zu erfüllen. Nur die Kooperation von Streitkräften und Wirtschaft ermöglicht es die Herausforderungen zu bewältigen.“
In der Folge schilderte Prof. Dr. Wimmer, Vorsitzender der BVL, aktuelle Trends und Strategien in der zivilen Wirtschaft. Anhand von Beispielen erläuterte er die Aktivitäten von Firmen zu innovativen Technologiekonzepten. Der Firma Bosch ist es beispielsweise gelungen durch einen innovativen Veränderungsprozess, globale Bedarfe in den Materialfeldern stärker zu bündeln, Beschaffungsprozesse weltweit zu standardisieren und die Kompetenzen der Mitarbeiter weiter zu stärken. Dafür wurde die Firma 2016 mit dem BME-Innovationspreis ausgezeichnet. Die Trends Veränderung in der Wertschöpfungskette und in den Kompetenzanforderungen wurden ebenso erläutert wie das Etablieren neuer Geschäftsmodelle und mündete in die eindeutige Empfehlung des Professors, den Trend zunehmender Digitalisierung der Berufswelt in Unternehmen besser heute als morgen anzugehen.
Zur Personalgewinnung als gemeinsame Herausforderung für Bundeswehr und Wirtschaft referierte Oberst i.G. Dormanns vom Bundesamt für Personalmanagement der Bundeswehr wobei er, zu seiner Aufgabe passend, den Schwerpunkt auf die Einbindung von Reservedienst Leistenden und ungedienten „Quereinsteigern“ legte. Zwei Personengruppen die den Demographie-bedingten Personalmangel abschwächen sollen.
Abgeschlossen wurde das Themenfeld gegenseitiger Zusammenarbeit mit einem Interview führender Logistiker der Unternehmen REWE (Herr Moosmüller) und PENNY (Herr Ritter) zur wechselseitigen Einbindung von Personal in der Wirtschaft und den Streitkräften. Da beide Interviewten eine Vergangenheit als Soldat auf Zeit in der Bundeswehr haben konnte der Interviewer, Prof. Dr. Wimmer, authentische Aussagen einfangen, die sicher bei den zahlreich anwesenden Offizieren des Truppendienstes, die noch vor der Übernahme zum Berufssoldaten stehen auf Interesse stieß.
Aus dem Interview: „Die Fähigkeiten zur Menschenführung und das Verinnerlichen des Führungsprozesses haben mir beim Einstieg in die zivile Berufswelt entscheidend geholfen!“
Der Gesellschaftsabend kam bei allen Teilnehmern sehr gut an und beförderte das Kennenlernen und einen regen Austausch. Den würdigen Rahmen nutzte der Präsident um besondere Auszeichnungen vorzunehmen. So wurde seinem Vorgänger als Präsident, Herrn Generalleutnant Warnecke die Ehrenmitgliedschaft im bB verliehen und weiteren verdienten Mitgliedern, nämlich den Obersten a.D. Bruderhofer und Fischer, die Ehrennadel des bB in Gold verliehen. Ehrungen zur 25-jährigen Mitgliedschaft wurden ebenfalls vorgenommen.
Der zweite Tag wurde von Generalleutnant Warnecke, Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im BMVg, zum Thema Auslandseinsätze begonnen. Nach einer Einschätzung der Sicherheits- und Bedrohungslage betonte er die Komplexität und Volatilität der Situation, worauf er auf das Engagement Deutschlands in AFRIKA mit Schwerpunkt MALI einging. Die Einschätzung, dass LYBIEN und die UKRAINE für die Zukunft in den Fokus rücken, erläuterte Generalleutnant Warnecke ebenso wie das derzeit zu ertragende Geduldsspiel welches für Mandatsverlängerungen nötig ist, da es noch nicht zur einer neuen Bildung einer neuen Bundesregierung gekommen ist.
Aus Sicht des Sanitätsdienstes der Bundeswehr beleuchtete Generalarzt Most, Abteilungsleiter Planung/Führung/Steuerung im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Erfahrungen und Perspektiven zu den Aufgaben der Streitkräfte. Nach den Ausführungen zur Rettungskette Personal und den Bedingungen des SanDst im MALI-Einsatz wurde schnell deutlich, dass auch der SanDst in Zukunft verstärkt auf den multinationalen Ansatz baut und dazu ein Multinational Medical Coordination Center (MMCC) etablieren möchte. Die Einschätzungen zur erforderlichen Struktur des ZSanDst innerhalb der Landes- und Bündnisverteidigung legte er abschließend dar. Wie zu erwarten müssten dazu auch die Kräfte des ZSanDst erheblich (Faktor >6) anwachsen.
Den Sprung von der politisch/strategischen Ebene hinunter zur Taktischen vollzog Frau Major Gerung, TrVersStOffz Panzergrenadierbataillon 122, die über ihre Erfahrungen mit dem Auftrag Enhanced Forward Presence Battle Group in LITAUEN informierte. Anschaulich vermittelte sie den erheblichen Umfang an Vorbereitung innerhalb enger Zeitfenster („wir konnten nicht immer auf die Befehlsgebung warten“) und schilderte die logistischen Herausforderungen des multinationalen Verbandes vor Ort („wir mussten unsere Transporte regelmäßig suchen, um sie zum Entladeort zu leiten“).
Major Gerung: „Ich hätte mir gewünscht, dass vor Ort dauerhaft ein DEU Verbindungselement zu den LUT Streitkräften (HNS) bestanden hätte und ich aus LITAUEN heraus nicht parallel Aufgaben am Heimatstandort wahrnehmen zu müssen.“
Den Sprung zurück bis auf das politische Parkett in BRÜSSEL vollzog Generalleutnant Wiermann, Deutscher Militärischer Vertreter im Militärausschuss der NATO und EU.
Er machte deutlich, dass die Geschlossenheit von Bündnispartnern und das verlässliche Einbringen von militärischen Fähigkeiten das wirksamste Mittel gegen eine eventuelle Bedrohung, wie der NATO-Ostflanke, ist. Die NATO wird ihre Kapazitäten in der Kommandostruktur aber auch in der Logistik (Standing JLSG in MONTS) verstärken. Während sich in der EU 21 Nationen auf eine permanente Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen verständigt haben und auch bei Planung der nationalen Verteidigung und bei Rüstungsvorhaben enger zusammenarbeiten wollen.
Abschließend bleibt noch zu erwähnen, dass der Gesellschaftsabend wie immer eine runde Sache war – die Sammlung für das Soldatenhilfswerk ergab die Summe von 1.060,80 Euro.
In seinem Schlusswort sprach Generalmajor Thomas die Hoffnung aus, die Mitglieder des Vereins im Jahre 2018 am 08. und 09.November an der LogSBw begrüßen zu dürfen.
Zum Schluss dankte der Präsident dem Gastgeber, Oberst Brauner und dem Team des AusbZTLS für die gelungene Unterstützung im Rahmen der Weiterbildungsmaßnahme.
Fazit: Die diesjährige Mitgliederversammlung und zentrale Informationsveranstaltung des „blauer Bund e.V.“ war wieder eine gelungene Sache.
Auf Wiedersehen im nächsten Jahr in GARLSTEDT!