Pressemitteilung – Materiallieferung für den Schützenpanzer Puma

Rheinmetall erhält Auftragspaket im Wert von 54 MioEUR:

Rheinmetall hat Aufträge über Ausstattung für den Schützenpanzer Puma der Bundeswehr erhalten. Der Düsseldorfer Technologiekonzern soll Ersatzteile und Sonderwerkzeuge im Gesamtwert von rund 54 MioEUR brutto liefern. Rheinmetall positioniert sich damit als dauerhafter Servicepartner der Bundeswehr auch in der Versorgung des Pumas über seine langjährige Nutzungszeit. Von der Auftragssumme wurden 10 MioEUR noch 2019 eingebucht, 44 MioEUR werden in den Geschäftsjahren 2020 bis 2022 einzubuchen sein.

Das Koblenzer Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) hat die industrielle Seite, vertreten durch eine Projektmanagementgesellschaft, nun mit der Lieferung eines umfangreichen Ausstattungspakets beauftragt.
Innerhalb des Konsortiums, das für die Entwicklung und die Produktion des Puma verantwortlich ist, entfallen vom jetzigen Auftragswert auf Rheinmetall rund 54 MioEUR.
Die Ersatzteile im Auftragswert 44 MioEUR werden als Abrufe aus einem jetzt unterzeichneten Rahmenvertrag ab Mitte 2020 ausgeliefert, wobei sich der Lieferzeitraum voraussichtlich auf gut zwei Jahre erstreckt. Die separat beauftragten Sonderwerkzeuge, auf die ein Auftragswert von rund 10 MioEUR entfällt , sollen ebenfalls im Zeitraum von 2020 bis 2022 an die Heeresinstandsetzungslogistik GmbH (HIL) sowie die Wehrtechnischen Dienststellen der Bundeswehr ausgeliefert werden. Über diese Bestellungen hinaus ist auch künftig mit weiterem Materialbedarf zu rechnen.

Vom neuen Schützenpanzer Puma werden im Laufe des Jahres 2020 alle bestellten 350 Exemplare an die Truppe ausgeliefert sein. Die aktuelle Bestellung von Ersatzteilen soll im nun anlaufenden Betrieb die bestmögliche Versorgung und eine höchstmögliche Verfügbarkeit der Fahrzeuge bei der Truppe sicherstellen. Als Kernbestandteil des „Systems Panzergrenadier“ bei der Bundeswehr spielt der Schützenpanzer Puma eine wesentliche Rolle bei der modernen Ausstattung der von der Bundeswehr gestellten NATO-Speerspitze Very High Readiness Joint Task Force 2023 (VJTF 2023). Im Sommer 2019 waren an eine Arbeitsgemeinschaft für das Vorhaben „System Panzergrenadier VJTF 2023“ Aufträge erteilt worden, die für Rheinmetall insgesamt einen Wert von über 470 MioEUR brutto haben.

Der Schützenpanzer Puma ist das weltweit leistungsfähigste und modernste System seiner Art. In punkto Wirksamkeit im Einsatz, Mobilität, Führungsfähigkeit und Aufklärung setzt er neue Maßstäbe. Neben einem modularen, hochwirksamen Schutz besitzt der Puma ein einzigartiges Durchsetzungsniveau und die Fähigkeit, im Rahmen vernetzter Operationen eingesetzt zu werden.

 

Quelle:

RHEINMETALL AG
Unternehmensbereich Defence
Presse und Information
Rheinmetall Platz 1
40476 Düsseldorf

Rear Area im Fokus – Klares Lagebild im Rückwärtigen Raum

Spätestens mit den Terroranschlägen seit 2015 in den europäischen Hauptstädten Paris, Brüssel, London und Berlin und dem noch heute andauernden Konflikt in der Ost-Ukraine sowie der völkerrechtswidrigen Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 hat sich die geopolitische Situation in Europa grundlegend verändert. Eine Analyse aller relevanter Faktoren hat ergeben, dass eine Rückbesinnung auf die Bündnisverteidigung in Europa für die Allianz unabdingbar ist. Beim NATO-Gipfel in Warschau 2016 beschloss die NATO in diesem Zusammenhang unter anderem, ihre Kommandostruktur diesen neuen Gegebenheiten anzupassen, um den aktuellen und zukünftigen sicherheitspolitischen Herausforderungen besser begegnen zu können.

Im Februar 2018 billigten die NATO Verteidigungsminister einen entsprechenden Vorschlag, der u.a. vorsah, zwei neue Führungskommandos auf der operativen Ebene innerhalb der „NATO Force Structure“ (NFS) aufzustellen:

  • das Joint Force Command Norfolk (JFC NF) in Norfolk, Virginia, verantwortlich für den transatlantischen Raum und
  • das Joint Support and Enabling Command (JSEC) in Ulm, verantwortlich für den rückwärtigen Raum (Rear Area) des Oberbefehlshabers der NATO Streitkräfte in Europa (SACEUR).

Während des Treffens der Verteidigungsminister der NATO im Juni 2018 wurde Deutschland die Verantwortung als sogenannte Rahmennation (Framework Nation) für die Aufstellung des JSEC übertragen.

Für eine effektive Bündnisverteidigung setzt die NATO vorrangig auf die wirkungsvolle Abschreckung durch eine angemessene Präsenz von Streitkräften in ihren Mitgliedstaaten. Das wird gerade in Polen und den baltischen Staaten umgesetzt mit der Enhanced Forward Presence und der schnellen Eingreiftruppe Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) als potentielle erste Verstärkung, die lageabhängig durch weitere Kräfte (NATO Response Force und Follow on Forces) ergänzt werden kann. Hierfür sind Truppenbewegungen in und durch ganz Europa notwendig, um schnell und sicher Verstärkungskräfte in eine Krisenregion verlegen zu können. Die Glaubwürdigkeit und der Grad der Abschreckung hängen wesentlich davon ab, solche Truppenbewegungen nach kurzer Vorbereitungszeit und ggf. auch unter Bedrohung effektiv und sicher durchführen zu können.

Zuständig hierfür sind zunächst die truppenentsendenden Staaten. Die Verlegung der Streitkräfte – sei es per Flugzeug, Straße, Bahn und/oder Schiff – und ihre Zusammenführung in einem Sammelraum, insbesondere aber auch Maßnahmen zur Absicherung und der Bedarf an Ausbildungs- und Versorgungseinrichtungen wurden bislang stets direkt durch das entsendende Land mit den betroffenen Transit- oder Gastgeberländern individuell abgestimmt und koordiniert. Bis zu einem Unterstellungswechsel der Truppen unter das entsprechende NATO Führungskommando in einem Operationsgebiet, ist dieser Prozess eine Angelegenheit zwischen zwei oder mehreren souveränen Staaten. Er ist hoch komplex, in vielen Fällen zeitintensiv und bedeutet im schlechtesten Fall, dass SACEUR nicht immer ein klares Lagebild hat, wo sich seine Verstärkungskräfte zu einem bestimmten Zeitpunkt befinden und ob sie noch rechtzeitig dort eintreffen, wo sie benötigt werden.

An dieser Stelle beginnen die Kernaufgaben des Joint Support and Enabling Command, dessen Auftrag wie folgt lautet:

„…der NATO einen sicheren rückwärtigen Raum für strategische Aufmarschbewegungen sowie zur Unterstützung der Operationsführung und der Bündnispartner zur Verfügung zu stellen.“

Dieser rückwärtige Raum ist, grob umschrieben der Teil des europäischen Festlandes, der Territorialgewässer und des darüber befindlichen Luftraumes, die nicht einem der sogenannten Joint Force Command (JFC) in Brunssum oder Neapel als Operationsgebiet zugeordnet sind. Doch wie können diese koordinierenden Aufgaben in einem Raum souveräner Staaten wahrgenommen werden, ohne deren Hoheitsrechte zu beschneiden? Gerade der rückwärtige Raum darf insbesondere im Frieden und in der Krise nicht als ein Verantwortungsbereich im militärischen Sinne verstanden werden. Vielmehr muss das rückwärtige Gebiet als multifunktionaler Raum betrachtet werden, der vor allem als Durchmarschgebiet, Bereitstellungsraum und Versorgungsbasis dienen soll.

Das JSEC folgt dabei einem umfassenden Ansatz. Es werden vier Operationslinien unterschieden:

Vier Operationslinien
  • zivile und militärische Sicherheit, Schutz eigener Kräfte,
  • Gefechtsschadensbegrenzung,
  • Ausbildung und Bereitstellung der Kräfte,
  • Versorgung und Durchhaltefähigkeit

Jede dieser Operationslinien wird ganzheitlich innerhalb der fünf Dimensionen (Land, Luft, See, Cyberraum und seit kurzem auch der Weltraum) betrachtet und erforderliche Maßnahmen mit den jeweils zuständigen souveränen Staaten und anderen Akteuren (bspw. zivilen Betreibern, GOs/NGOs, aber auch der EU) abgestimmt und koordiniert. Die fünf wesentlichen Aufgabenbereiche des JSEC innerhalb der Operationslinien sind

  • Aufbau eines funktionellen Netzwerkes bereits im Grundbetrieb, um im Falle einer Aktivierung als singulärer Ansprechpartner der NATO gegenüber den einzelnen Nationen zu dienen,
  • Aufbau eines Lagebildes des rückwärtigen Raumes in enger Zusammenarbeit mit den Nationen und Erarbeitung von Grundlagenwissen,
  • Befähigung der NATO- Kräfte und -Akteure zu Operationen,
  • Operationsplanung,
  • Führung von Operationen.

Ziel dabei ist das Schaffen eines sicheren und in allen Bereichen funktionsfähigen rückwärtigen Raumes, aus dem heraus Wirkung (Effekte) für ein NATO Operationsgebiet erzielt werden kann. U.a. geht es um den Aufmarsch und die Bereithaltung von Kräften mit einem zu jeder Zeit aktuellen Lagebild für den SACEUR.

Transnationale Abstimmung und Koordination

Insbesondere, wenn eine spezifische Sicherheitsbedrohung vorliegt und der Aufmarsch unter Zeitdruck erfolgt, ist eine umfangreiche, transnationale Abstimmung und Koordination notwendig. Bei Verlegungen von Kräften für Operationen im Rahmen der Krisenbewältigung außerhalb der klassischen Bündnisverteidigung gemäß Artikel 5 des NATO-Vertrages, also z.B. für die International Security Assistance Force (ISAF) oder die Kosovo Force (KFOR), war das bislang meist nicht der Fall. In der Bündnisverteidigung gegen einen gleichwertigen Gegner, der in der Lage ist, seine Streitkräfte schnell zu verlegen und einzusetzen, ist diese besondere Herausforderung jedoch zu erwarten.

Die NATO muss daher bereit sein, schnell, effizient und nachhaltig reagieren zu können. Das erfordert nicht nur Flexibilität, hohe Einsatzbereitschaft und Geschwindigkeit, sondern auch, dass bereits im Vorfeld die Rollen und Verantwortlichkeiten zwischen den Nationen und Organisationen mit allen dazugehörigen Abläufen und Verfahren klar definiert und trainiert sein müssen – das schließt auch Nicht-NATO Staaten mit ein. Dabei geht es unter anderem um die Planung von Transportrouten und um logistische Kapazitäten, um den Schutz dieser Routen und Einrichtungen sowie die Verfügbarkeit von Ausbildungs- und Übungseinrichtungen. Und es geht nicht nur um militärische Einrichtungen, vielmehr um jede Art von kritischer Infrastruktur, Maßnahmen zur Cybersicherheit, Regelungen für den Warenverkehr, Zollfragen, Umgang mit zivilen Dienstleistern und noch vieles andere mehr. Die erforderliche Befähigung der beteiligten Institutionen versteht das JSEC als einen „Whole of Government Approach“ ähnlich dem allseits bekannten Comprehensive Approach. Dieser geht davon aus:

Jede Aktion des JSEC im Sinne der Auftragserfüllung wird somit in enger Abstimmung mit den Nationen erfolgen, unter Berücksichtigung der Souveränität.

Unter dem Strich wird das JSEC mit Blick auf die Kernaufgaben der NATO einen zentralen Beitrag leisten und durch seine Koordinationsfähigkeit den souveränen Nationen eine wirkungsvolle Unterstützungsleistung bieten!

Wo steht das JSEC jetzt?

Zum 1. Oktober 2019 hat das JSEC eine erste Teilbefähigung erlangt, die sogenannte Initial Operational Capability (IOC), um nun in den nächsten knapp zwei Jahren seine volle Einsatzbefähigung zu erreichen. Auf diesem Weg wird die Durchführung von Übungen eine zentrale Bedeutung spielen.

Das JSEC ist ein multinationales Hauptquartier mit einem multinationalen Gesicht. Mehr als die Hälfte der Dienstposten in der Friedensstruktur sind multinational ausgebracht.

Bereits heute leisten mehr als ein Dutzend Soldaten aus mehreren NATO Ländern am Standort Ulm für JSEC ihre Dienste. Die für die Anfangsbefähigung erforderliche Infrastruktur sowie die IT stehen zur Verfügung und werden in den nächsten Jahren in mehreren Schritten für die umfassende Aufgabenwahrnehmung weiter ausgebaut.

Mit der Aufstellung des JSEC leistet Deutschland als Rahmennation zusammen mit den teilnehmenden Nationen in einem breiten Ansatz, der weit über eine logistische Funktion hinausgeht, einen entscheidenden Beitrag zur Verteidigungsfähigkeit der NATO.

Die Großübung Defender Europe, Grafik: US Army Europe

 

In 2020 wird das JSEC seine Initial Operational Capability unter Beweis stellen. Angelehnt an die Großübung DEFENDER EUROPE 20 (DE20) werden in einer parallel angelegten Übungsstruktur COMBINDED DEFENDER 20 (CODE20) die bisher im Kommando erarbeiteten Grundlagen und Einsatzverfahren erstmalig angewandt und auf Herz und Nieren erprobt werden. Ziel ist es, Mitte 2021 im Rahmen einer weiteren Großübung die NATO-Zertifizierung zu erhalten. Damit verbunden wird das JSEC im Oktober 2021 den Status der Full Operational Capability (FOC) erreichen.

 

Autor: BrigGen Seifert, stv Kommandeur des Multinationalen Kommando Operative Führung

Vierte Logistik – Challenge Offiziere & Manager 2019

Am 15. / 16. Oktober 2019 führten wir die 4. Logistik Challenge 2019 an der LogSBw durch. Teilnehmer waren drei Teams unseres zurzeit laufenden OL 3 aus der II. Inspektion (1-mal Nsch und 2-mal Trsp). Sie traten gegen zwei Firmen Teams die EAFT – DIRKS Group aus Emden (Vorjahressieger 2018) und die Bremer Lagerhaus Gesellschaft (BLG) an. Beide Firmen gehören zu den ständigen Begleitern der Challenge in den letzten Jahren. Die EAFT – DIRKS Group ist auch seit Jahren im blauen Bund e.V. Mitglied.

Der blaue Bund e.V., in Kooperation mit der Bundesvereinigung Logistik (BVL) fördert den Austausch zwischen Bundeswehr und Wirtschaft und bietet mit dieser Veranstaltung ein interaktives Forum, das die folgenden Fragen beantworten möchte:

Ist der militärische Führungsprozess auch auf Entscheidungssituationen in Unternehmen anwendbar?

Wie schneiden Offiziere im Vergleich zu Führungskräften aus der Wirtschaft bei einer Managementsimulation ab? 

In diesem Jahr war die Thematik eine Firma über sechs Geschäftsjahre für die Herstellung von „Aufzügen“ zu führen.

Die virtuellen Unternehmen der einzelnen Teams konkurrieren mit anderen fiktiven Unternehmen in einem simulierten Markt. Durch ihre Entscheidungen beeinflussen Sie den Erfolg ihres Unternehmens. Dabei kommt es darauf an, verfügbare Informationen aufzunehmen und zu priorisieren, mit Unsicherheit bei der Entscheidungsfindung umzugehen, Entschlüsse im Team auch unter Zeitdruck zu fassen und Zielkonflikte erkennen und aufzulösen. Im Vordergrund steht das ganzheitliche vernetzte Denken und Handeln.

Die Simulation ermöglicht es, die Auswirkungen der eigenen bzw. die Entscheidungen sowie den Einfluss der anderen Teams auf den eigenen Unternehmenserfolg direkt zu erleben. Die Möglichkeit in nur 2 Tagen sechs Geschäftsjahre zu simulieren fördert dabei die langfristige Erfolgsorientierung. Zum Abschluss präsentierten alle Teams ihre Strategie im Rahmen einer Investoren-konferenz vor Experten.

Sieger 2019 wurde das Team Nsch aus dem Hörsaal (HS) 21, mit OLt Herms, OLt Wegener, OLt Makagon und OLt Stefer. Letzt genannte drei OLt begrüßen wir recht herzlich auch als Neumitglieder des blauen Bund e.V. und in unserer Kameradschaft NORDWEST.

Quelle / Foto LogSBw Frau Reiter, OTL a.D. Janczyk

 

Die weiteren Plätze belegten, unser zweites Team OL 3 Trsp aus dem Hörsaal 22,

Quelle / Foto LogSBw Frau Reiter, OTL a.D. Janczyk

das Team BLG mit zwei Offizieren aus dem HS 22

Quelle / Foto LogSBw Frau Reiter, OTL a.D. Janczyk

Auch aus dem Team der BLG ist nach der Veranstaltung Herr Müller, Frank unserem Verein und der Kameradschaft beigetreten.

Und es folgte EAFT-DIRKS Groups mit zwei weiteren Offizieren aus dem HS 22.

Quelle / Foto LogSBw Frau Reiter, OTL a.D. Janczyk

Hier sind wir den Hinweisen der Vorjahre gefolgt, auch einmal mit der Industrie enger zusammen zu arbeiten und mit gemischte Teams zu starten.

Fazit auch im Jahr 2020 wird es eine weitere 5. Challenge geben,

anvisiert ist dafür der Monat Juni. Im Januar 2020 erfolgen dafür die

Einladungen an interessierte Firmen und die Planung in unseren

Ol 3 Jahrgang 2020 an der LogSBw.

Die Durchführung liegt in den bewährten Händen von trainM mit Hptm d.R. Stefan Licht und dem Vorstand der Kameradschaft NORDWEST.

Veranstaltungen einzelner Kameradschaften im Frühjahr 2020

Aachen/Eschweiler

  • 28.01.2020: Vorstellung Amt für Rettungswesen und Bevölkerungsschutz der Städteregion Aachen in SIMMERATH
  • 13.02.2020: Exklusive Führung durch die Stolberger Burg mit Stadtarchivar Herrn Altena in STOLBERG
  • März 2020: Führung Fernmeldemuseum in AACHEN

Bonn

  • 15.01.2020: Vortrag „Alternative Antriebe von Gefechtsfahrzeugen“ von Oberst a.D. Wagner, in DUISDORF

Rhein/Lahn

  • 06/07.05.2020: Besuch Gefechtssimulationszentrum in WILDFLECKEN

Ulm/Dornstadt

  • 20.01.2020: Vortrag „Tatort Deutschland – Organisierte Kriminalität“ von KHK a.D. Manfred Paulus in DORNSTADT
  • 14.02.2020: Vortrag „Chinas rasanter Aufstieg zur Wirtschafts- und Militärmacht“ von Dr. Andreas Wolfrum in DORNSTADT
  • 10.03.2020: Vortrag „Der höchste Schrottplatz der Welt. Weltraumschrott, was tun?“ von Dr. Manuel Metz in DORNSTADT

Rüstung: 10. Bericht des Verteidigungsministeriums

Das Verteidigungsministerium hat am 05.12.2019 den mittlerweile 10. Rüstungsbericht vorgestellt. Demnach wurden in diesem Jahr unter anderem eine Fregatte F-125, vier Eurofighter, sechs A400M Transportflugzeuge und 45 Schützenpanzer Puma an die Truppe ausgeliefert. Hinzu kamen ein speziell für Beobachtungsflüge ausgerüsteter Airbus A319 „Offener Himmel“ und drei Global 6000-Flugzeuge für die Flugbereitschaft der Bundeswehr. Zudem wurden vom Bundestag insgesamt 5,9 Milliarden Euro für neue Rüstungsprojekte bewilligt.

Weitere Informationen hierzu finden sie hier.

Download:

10. Bericht des Bundesministeriums der Verteidigung zu Rüstungsangelegenheiten

Quelle: Bundesministerium der Verteidigung

 

„Blauer Bund e.V.“, auch der Pflege von Soldatengräbern verpflichtet

Der mittlerweile schon zwanzigjährigen Tradition folgend trafen sich am Samstag, den 26. Oktober 2019 am frühen Morgen wieder 16 Mitglieder des Vereins der Logistiker der Bundeswehr, namentlich der Kameradschaft Aachen/Eschweiler, mit weiteren ihren Idealen und Aufgaben Verbundenen zur Grabpflege auf dem Stolberger Friedhof an der Bergstraße. Auf diesem Friedhof sind in mehreren Gräberfeldern 407 Tote der beiden Weltkriege bestattet. Neben der alljährlich erforderlichen grundsätzlichen Reinigung des Bereiches rings um das zentrale Mahnmal, wobei Laub, Unkraut und Moos zu entfernen waren, galt es auch wieder, Hecken in Form zu schneiden, Rasen zu mähen sowie Flächen aufzulockern und einzuebnen.

Zusätzlich mussten auf einem Gräberfeld die tief eingewachsenen Trittplatten entfernt werden. Nachdem diese weggetragen und auf mehreren Paletten aufgestapelt waren, konnten die entstandenen Löcher mit Mutterboden aufgefüllt, inklusive der angrenzenden Flächen eingeebnet, gewalzt und neu eingesät werden. Der Bauhof der Stadt Stolberg stellte, wie auch in den Jahren zuvor, die Arbeitsgeräte zur Verfügung, jedoch brachten einige Helfer ihr eigenes und damit gewohntes Gerät von zu Hause mit.

Besonders erfreute der Besuch des Bürgermeisters der Stadt Stolberg, Herrn Patrick Haas. Überbrachte er doch den fleißigen Helfern persönlich seinen Dank für die treue Unterstützung und reichte allen namens der Stadt auch eine kleine Pausenstärkung. Am frühen Nachmittag fuhren zufriedene Mitglieder nach Hause mit dem guten Gefühl wieder einmal für eine würdige Erinnerung und Mahnung an die Opfer der Kriege auf dem Stolberger Friedhof einen wichtigen Beitrag geleistet zu haben.

Autor: Oberst a.D. Günter Selbert,

Fotos: Oberst a.D. G. Selbert und Oberstleutnant a.D. J. Steibel

Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER beim Autoscheibenhersteller Saint-Gobain Sekurit GmbH zu Besuch

Jeder kennt sie noch, die Oldtimer aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, als rundum offene Automobile ohne Scheiben die Regel waren. Die meist männlichen, seltener weiblichen Fahrer trugen Lederhauben und Brillen zum Schutz gegen Fahrtwind und Staub. Erst im Jahre 1904 wurde die Windschutzscheibe erfunden. Sie übernahm eine wichtige Funktion zum Schutz der Passagiere vor frontal auftretenden äußeren Einflüssen. Ab Mitte der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts begann dann der Siegeszug des Verbund-Sicherheitsglases. Ein als Verbund-Sicherheitsglas bezeichnetes Material besteht aus drei Schichten, einer inneren Schicht aus Polyvinylbutyral und zwei Deckschichten aus gehärtetem Klarglas. Der große Vorteil von Verbund-Sicherheitsglas ist, dass es sich leicht bei Belastung verformt und insgesamt einen sicheren Schutz gegen Splitter bietet und somit dem gesetzlich vorgeschriebenen Standard entspricht.

Dies alles und noch viel mehr erfuhren 28 Teilnehmer der Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER in einem Einführungsvortrag bei Saint-Gobain Sekurit GmbH in HERZOGENRATH, nachdem sie durch die Assistentin der Geschäftsführung in Empfang genommen, mit den entsprechenden Zugangsberechtigungen (Besucherausweis, Sicherheitsausrüstung) ausgestattet und zur theoretischen Einweisung durch den Produktionsleiter in den Vortragsraum geführt wurden.

Der Sicherheitsbeutel (Schuhe, Warnweste,Schutzbrille, Gehörschutz)

In Deutschland ist Sekurit an vier Standorten vertreten. Jedoch der größte Produktionsstandort und zugleich Firmensitz ist in HERZOGENRATH bei AACHEN. Hier arbeiten ca. 450 Mitarbeiter in den Bereichen Verwaltung, Fertigung, in der eigenen Ausbildungseinrichtung, genannt Saint-Gobain Academy 4.0, sowie im F&E-Zentrum Saint-Gobain Research Germany. Jährlich verlassen ca. 12.000.000 Autoscheiben unterschiedlicher Größen und Funktionalitäten für fast alle europäischen Automobilmarken das Werk in HERZOGENRATH.

Saint-Gobain Sekurit versteht sich als der Technologievorreiter, Innovator und Produktionsentwickler eines weltweiten führenden Konzernes im Bereich der Fahrzeugverglasung.

Bereits in den 1920-er Jahren präsentierte Saint-Gobain das Sicherheitsglas Securit. 1929/1930 wurde das Einscheiben-Sicherheitsglas, das bis in die heutige Zeit als Standard-Sicherheitsglas im Automobilbau verwendet wird, von Saint-Gobain auf den Markt gebracht.

Heute gehören zu deren Portfolio Entwicklungen von Windschutzscheiben über Türscharniere bis hin zur Dämmung von Fahrzeugkabinen. Saint-Gobain Sekurit entwickelt weiterhin eine Vielzahl innovativer Lösungen für führende Automobilhersteller. Das sind unter anderem Lösungen zur Verringerung des Kraftstoffverbrauchs, für Sensoren für Scheibenwischer und Licht, integrierte LED und Antennen, Spiegelung von Armaturen, Navigationsdaten sowie weitere für Sicherheitsaspekte, akustischen und thermischen Komfort sowie Konnektivität.

Wie werden Autoscheiben hergestellt?

Da Autoscheiben verschiedene wichtige Eigenschaften besitzen, so müssen sie

  • über einen langen Zeitraum hinweg klar und durchsichtig bleiben,
  • aus widerstandsfähigen Materialien hergestellt sein,
  • Autodächer bei Unfällen mit Überschlägen als tragendes Element unterstützen können,
  • stark genug sein, um kleineren Kollisionen zu widerstehen und, besonders wichtig,
  • durch Splittersicherheit verhindern, dass bei größeren Unfällen Glassplitter durch die Luft fliegen,

wurde zuerst in der Theorie die Glasbiegeverfahren erklärt.

Der überwiegende Teil der Scheiben, die in Fahrzeuge eingebaut werden, ist gebogen. Als zwei wesentliche Biegeverfahren kommen entweder das Schwerkraftbiegeverfahren oder das Pressbiegeverfahren mit ihren Abweichungen in Frage.

Beim Schwerkraftbiegeverfahren im “Horizontalverfahren“ werden beide Scheiben eines Verbundglases, das sogenannte Glaspaar, auf das Biegewerkzeug, die Biegeform, gelegt und werden anschließend in einem Biegeofen erwärmt. Durch die Viskositätsänderung des Glases, die Schwerkraft und die Kinematik des Biegewerkzeuges, schmiegt sich die Scheibe in die Biegeform und erhält somit die gewünschte Form und Geometrie.

Das Pressbiegen erfolgt ebenfalls im Horizontalverfahren. Nachdem die Scheibe auf Rollgängen durch einen Ofenkanal transportiert und auf Biegetemperatur erwärmt wurde, erhält sie ihre endgültige Form durch einen Pressvorgang mittels eines zweiteiligen Stempels, der aus Patrize (Positiv) und Matrize (Negativ) besteht. Das Pressbiegeverfahren stellt den neuesten Stand der Glasbiegetechnik dar, gewährleistet geringste Biegetoleranzen und ermöglicht so, die gewünschte Form der Scheibe exakt bis zur Glaskante auszuformen.

Beim Glasbiegen im “Vertikalverfahren“ werden die Scheiben an mehreren Zangen an einer Kante aufgehängt und durchfahren so einen Ofen. Nach dem Austritt aus dem Ofen werden die Scheiben, ähnlich wie beim Pressbiegeverfahren, in ihre Form gebracht. Dieses Verfahren wird meisten bei Seitenscheiben aus Einscheibensicherheitsglas (ESG) angewendet, weil nach dem Biegen die Scheibe durch eine beidseitig wirkende Luftdusche vorgespannt wird.

Nach diesem auch für Nichttechniker sehr verständlichen Vortrag ging es endlich zur Produktionshalle, einer riesigen, mehrere Fußballfelder großen Halle mit 4 Produktionslinien für die Herstellung unterschiedlicher Scheiben.

Der Produktionsprozess

Der Herstellungsprozess beginnt mit der Anlieferung des Rohglases aus dem danebenliegenden, jedoch eigenständigen Werk „Saint-Gobain Floate Glass“.

Dieses vorgetemperte Glas in den Größen 6mx4m wird anschließend mit Hilfe von Diamantschneidwerkzeugen, quasi einem Glasschneider, in die benötigten Größen (Front-, Heck-, Seitenscheiben sowie Glasdächer) geschnitten. Die Glasplatte wird dann auf oder in eine Gussform gelegt, die die gewünschte Form und Biegung der Scheibe aufweist. Dort wird das Glas genau so weit aufgeheizt, dass es weich wird ohne zu schmelzen und so auf oder in die Gussform absinkt. Anschließend wird es durch kalte Luftströme extrem schnell abgekühlt. Dieses Tempern stärkt und härtet das Glas in hohem Maße.

Im letzten Schritt zur Herstellung von Verbundglasscheiben wird eine Lage getemperten Glases auf jede Seite einer sehr dünnen Schicht aus Polyvinylbutyral (PVB) aufgebracht. Der Verbund wird in einem Autoklaven erhitzt und zwischen Rollen gepresst. Dieser Schritt macht das PVB transparent und verschmilzt die Glaslagen und das PVB zu einer einzigen Verbund-Sicherheitsglasscheibe.

In das nun schon einer richtigen Autoscheibe ähnelnte Glas können nun verschiedene Sensoren, Zusatzfunktionen und Auflagen der Autohersteller eingearbeitet werden. Diese reichen von Regensensoren bis zu Vielzweckantennen oder wasserabweisenden Beschichtungen. Zusätzlich versieht Saint-Gobain jede Scheibe mit ihren individuellen Herstellungsparametern. Damit können Fehler oder Reklamationen jederzeit punktuell nachvollzogen werden.

Nach den Zwischen- und Endkontrollen wäre jetzt die Windschutzscheibe fertig zum Einbau und könnte mit Hilfe von speziellen polyurethan- oder „urethan-“haltigen Primern, Kleb- und Dichtstoffen in die Karosserie des Fahrzeugs eingeklebt werden. Dies geschieht dann nach dem Versenden in den Werken der jeweiligen Autohersteller.

Das Bemerkenswerteste unseres Besuches war jedoch die Produktionslinie im Industriestandard 4.0. Hier lief der Herstellungsprozess der Autogläser überwiegend autonom ab, nur gesteuert aus einem Container anhand von riesigen Wandmonitoren, die interaktiv alle Parameter, wie Energieverbrauch, hergestellte Stückzahlen, Funktionsfähigkeit einzelner Arbeitsschritte und Maschinen ebenengerecht abbilden. Dies setzt natürlich eine Vernetzung alleine von über 4.500 verbauten Sensoren voraus. So war es eigentlich nur logisch, dass in der riesigen Produktionshalle kaum Mitarbeiter zu sehen waren. Die Masse der Arbeiten erledigten Automaten, Roboter und Förderbänder. Wenn nötig, lieferten autonom fahrende Transportmaschinen auf festgelegten Strecken halbfertige Produkte von einem Band zum anderen. So muss man sich eben die Fabriken der Zukunft vorstellen

Am Ende der Führung übereichte unser Vorsitzender, Oberst a.D. Günter Selbert, unser Vereinswappen an die Assistentin der Geschäftsführung und bedankte sich für diese gut durchdachte und sehr beeindruckende Führung durch den Produktionsprozess von Autoscheiben.

Im Anschluss war es selbstverständlich, das eben Erlebte in gemütlicher Runde in der nahegelegenen Kloster Brasserie der altehrwürdigen Abtei Rolduc in KERKRADE, eines der wichtigsten religiösen Denkmäler der Niederlande und des größten Abteikomplexes der Benelux-Länder insgesamt, bei Kaffee mit Kuchen ausklingen zu lassen.

Die Teilnehmer in gemütlicher Runde

Autor und Fotos: Oberstleutnant a.D. J. Steibel

Informationsheft Oktober 2018

Das Informationsheft, Nr. 51 befindet sich zur Zeit in Druck und wird unseren Mitgliedern in der 41.Kalenderwoche per Post zu gesendet.

Mit dem diesjährigen Informationsheft des „blauer Bund e.V.“ wird traditionell für die anstehende Informationsveranstaltung des Vereins geworben. Zu diesem Anlass werden dieses Jahr hochrangige Vortragende, im Schwerpunkt zu Themen der Einbindung Deutschlands in Sicherheitsbündnisse, wie NATO und EU und der damit verbundenen Rolle als logistische Drehscheibe für die kollektive Verteidigung im Bündnis, referieren.

Beim Inhalt dieses Heftes selbst geht es von der Integrierten Planung in der Bundeswehr und der daraus folgenden Fähigkeitslage, über zukunftsträchtige Themen wie Künstliche Intelligenz und Digitalisierung, zu Logistischen Verbänden mit Alleinstellungsmerkmal, bis hin zum täglichen Geschäft von Bundeswehrlogistikern in verschiedenen Teilstreitkräften.

Im historischen Abriss beleuchten wir die Militärlogistik der Neuzeit vom 30-jährigen Krieg bis heute. Ebenso sollen hier jedoch Vereinsaktivitäten nicht zu kurz kommen.

Am 24.07.2019 wurde Frau Annegret Kramp-Karrenbauer als neue Verteidigungsministerin vereidigt. Ob dieser Personalwechsel raumgreifende Veränderungen mit sich bringt und wenn ja, ob sich dies auch auf Themen der Rüstung und Logistik niederschlägt, bleibt abzuwarten. Verbesserungen sind willkommen und mit der kostenlosen Fahrt von uniformierten Soldaten in der Deutschen Bahn ist ein Anfang gemacht.

Um in die oben beschriebenen Themen und auch in unser Vereinsleben selbst Einblick zu geben, haben wir unseren Leserinnen und Lesern, vor allem aber unseren Mitgliedern, eine Auswahl von Artikeln aus verschiedenen Bereichen zusammengestellt.

Wir wünschen Ihnen bei der Lektüre, wenn sie dann bei Ihnen angekommen ist, eine angenehme Zeit mit manch neuer Erkenntnis und freuen uns gemeinsam auf die diesjährige Informationsveranstaltung im November in Eschweiler.

Quelle:

Editorial, Heft Nr.51
Autor: Oberstleutnant Schlosser und Oberstabsfeldwebel a.D. Matheis

„Reiseerlebnisse in der Vierländerregion Bodensee“, Bildungs- und Erlebnisreise „Blauer Bund e.V.“, Kameradschaft Aachen/Eschweiler

In diesem Jahr sollte die mehrtägige Reise der Kameradschaft Aachen/Eschweiler im Zeitraum vom 07.07. bis zum 14.07. in den Süden Deutschlands zum Bodensee führen.

Der Bodensee liegt im Herzen Europas und grenzt mit seinen Ufern an die Länder Deutschland, Österreich und die Schweiz. Der Zwergstaat, das Fürstentum Liechtenstein, liegt auch nur 25 km vom See entfernt.

Grüne Wiesen, schroffe Berge und saftige Bergweiden vom Alpenhauptkamm bis ins Voralpenland mit schmucken Dörfern und Städten, mit prächtigen Klöstern und Barockkirchen säumen den größten deutschen See. Er ist der drittgrößte See in Mitteleuropa und hat eine Uferlänge von 273 km. 200 Flüsse und Bäche münden in den Bodensee, der aus Untersee und Obersee besteht. Den mit Abstand größten Wasserzufluss erhält er durch den Rhein.

Wir sagten uns: „Es ist besser den magischen See einmal selbst zu erleben, als tausendmal davon zu hören und zu lesen.“

Auf dem Weg zu unserem Standortziel Friedrichshafen starteten wir am Sonntag, dem 7.7. um 8.00 Uhr von der Donnerberg Kaserne in Stolberg/Eschweiler, um in Speyer einen Zwischenstopp einzulegen.

Gegen 18.00 Uhr checkten wir im „Seehotel“ in Friedrichshafen ein und nach dem Abendessen ging es zu einer ersten Annäherung an die Uferpromenade, um hier die Abendstimmung am Bodensee zu genießen.

Montag, der 08.07.

Morgens starteten wir mit leichter Verspätung in die Schweiz nach St.Gallen.

Der Ursprung der Stadt mit dem Klosterbezirk und der dominanten doppeltürmigen Stiftskirche St.Gallus aus dem Spätbarock lässt sich auf eine Einsiedlerklause zurückführen, die den irischen Wandermönch Gallus beherbergte (612). Auf seiner Grabstelle gründete der Abt Otmar ein Kloster im 18.Jahrhundert. 1983 wurde daraus der im Laufe der Jahrhunderte entstandene Stiftsbezirk zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Hier lag einst ein bedeutendes geistiges Zentrum des Abendlandes.

Die Bibliothek des ehemaligen Benediktinerklosters ist die älteste Bibliothek der Schweiz. Sie beherbergt einen wertvollen Bestand vom 8. Jahrhundert bis heute, das sind 2100 Originalschriften, aus dem Mittelalter, 1650 Wiegendrucke sowie 180 000 Bücher. Die Handschriftensammlung dokumentiert die Historie der lateinischen Schrift von der Antike bis zur Renaissance. Ein weiteres bedeutendes Dokument jener Zeit ist der St.Galler Klosterplan. Diesen ältesten erhaltenen Bauplan Europas und wohl auch der Welt schufen Mönche des Klosters Reichenau. Dieser gibt detaillierte Angaben wie ein karolingisches Kloster aussah.

Die Klosterbibliothek St.Gallen

mit den bodenschonenden Filzpantoffeln betraten wir den prächtigen Barocksaal. Unser Schuhwerk sollte den antiken kostbaren Holzboden aus Tannen- und Nussbaumholz schonen und gleichzeitig polieren. Gleichsam überwältigend war schon beim Eintreten der Gesamteindruck des wunderschönen Barocksaales mit seinem Rokoko-Interieur. Über dem Eingang kann man in einer Kartusche lesen: „Heilstätte der Seele“ oder „Seelenapotheke“. In zwei Gruppen aufgeteilt erfuhren wir interessante Einzelheiten, die die Entwicklung der europäischen Kultur durch grundlegende Werke der europäischen Geistesgeschichte darstellten. Seit 164 Jahren ist die Stiftsbibliothek St.Gallen im Besitz einer weiblichen Mumie, die im Brustbereich von einem Holzkeil durchbohrt ist. Der Grund für das an sich nicht erklärbare Ausstellungsstück in dieser Umgebung ist unbekannt.

Schon von außen gesehen dominiert der wuchtige Bau der Kathedrale den Stiftsbezirk. Wir waren beeindruckt zu hören, dass in nur 11 Jahren, von 1755 bis 1766, dieser barocke Monumentalbau vom Baumeister Johann Michael Beer von Bildstein mit den Planern Peter Thumb und Johann Caspar Bagnato errichtet wurde. Die Kirche ist ein Neubau der ehemaligen 1755 abgerissenen Klosterkirche. Der Kirchenraum empfing uns in seiner lichtdurchfluteten Atmosphäre und die opulenten Schnitzereien und Stuckaturen sorgten wiederum für unsere Bewunderung.

Der Gallusplatz, direkt vor den Klostermauern, war ab dem 10. Jahrhundert eine städtische Siedlung von Handwerkern, die jedoch dem Kloster nicht angehörten. Mitten auf dem Platz erinnert ein Brunnen an den Hl. Gallus, dessen Grab sich in der Ostkrypta der Kathedrale befinden soll.

Nach diesen emotionalen Eindrücken, die uns in vergangene Jahrhunderte versetzten, mit ihren grandiosen Menschen, die sowohl als Wissenschaftler, Künstler, Handwerker und Lehrende Erstaunliches geleistet haben, nun zurück in die Gegenwart.

Bregenz- Seilbahnfahrt auf den Pfänder

Der Wettergott des Bodensees war uns sehr gnädig und ließ statt der befürchteten Regengüsse ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolken scheinen, sodass wir unsere Fahrt mit der Seilbahn auf den Pfänder und oben angekommen, Fußmarsch, Kaffee und Kuchen genießen konnten. Der einzigartige Ausblick auf den Bodensee, Österreich, Deutschland, die Schweiz und 240 Alpenwipfel machen den Pfänder zum berühmtesten Aussichtspunkt der Region.

Das gemeinsame Abendessen beschloss diesen interessanten Tag.

Dienstag, den 09.07.

Fahrt zur Wallfahrtskirche Birnau, das Barockjuwel am Bodensee

Die Wallfahrtskirche liegt oberhalb der Mauracher Bucht mit wunderschönem Blick auf den Bodensee, umgeben von Weinbergen. Sie zählt zu den herausragenden Bauwerken der barocken Baukunst in Süddeutschland. Schon beim Eintritt wurden wir von Helligkeit überflutet und die Pracht der barocken Fresken, Stuckaturen, Altäre und Skulpturen entlockte uns allen den Ausdruck der Bewunderung. Joseph Anton Feuchtmeyer schuf hier u.a. den bekannten Honigschlecker, ein Putto mit Bienenkorb.

Das Innere der Wallfahrtskirche Birnau

Pfahlbauten Uhldingen

Prähistorische Pfahlbauten gehören zu den wichtigsten archäologischen Quellen für die frühe Menschheitsgeschichte des 5.-1. Jahrtausends vor Christus. Sie ermöglichen Aussagen zu Umwelt und Wirtschaft, zu Lebens-und Ernährungsgewohnheiten prähistorischer Siedlergemeinschaften. Die häufig erhaltenen Hölzer bieten oft jahrgenaue Datierungen. 2011 wurde Unteruhldingen zusammen mit anderen antiken Funden mit dem UNESCO-Titel „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“ ausgezeichnet. Unter Wasser und im Moor sind die Erhaltungsbedingungen unter Sauerstoffausschluss so gut, dass selbst vergängliche Dinge wie Nahrungsmittel und Textilien über Jahrtausende überdauern konnten. Viele der Funde können direkt mit der Ausrüstung des Gletschermannes „Ötzi“ in Verbindung gebracht werden.

Die Pfahlbauten sind das einzige Welterbe, das versunken ist und nicht betrachtet werden kann. Daher wurde 2013 das ARCHAEORAMA eröffnet. Hier erlebten wir einen besonderen Tauchgang mit multimedialer Unterstützung, der uns einen Eindruck von der ursprünglichen Existenz der Siedlung vermitteln sollte. Hinter dem ARCHEORAMA öffnete sich die Tür und unser Guide Sibylle führte uns über Holzstege zu den Pfahlhäusern und erklärte uns auf anschauliche Art und Weise, wie die Menschen damals wohnten und welche Gerätschaften schon bekannt waren. Sie schlug einen geschichtlichen Bogen von der Steinzeit um 5000 v.Chr. über die Bronzezeit bis in die Eiszeit um 500 v.Chr. Zu unserer Freude wurde die Präsentation um einen weiteren Bereich, dem Häuptlingshaus, erweitert. Ihre lebhaften Ausführungen und Erläuterungen fanden großen Anklang.

Die Pfahlbauten in Uhldingen

Nach einem individuellen Aufenthalt in Meersburg ging es zum Besuch:

Deutsche Kriegsgräberstätte Meersburg Lerchenberg

Der Soldatenfriedhof am Höhenweg zwischen Meersburg und Hagnau ist eine letzte Ruhestätte für 69 deutsche Soldaten des Ersten Weltkrieges. Sie starben während ihrer Behandlung als internierte Verwundete oder während des Austauschs von schwerverwundeten deutschen Kriegsgefangenen gegen schwerverwundete französische und englische Kriegsgefangene in der neutralen humanitären Schweiz. Die Kriegsgräberstätte ist ein mit Muschelkalk eingefriedetes Gelände oberhalb der Rebhänge des Bodensees. Dornenkrone und Kreuz wurden durch Werner Gürtner gestaltet. Diese Stätte ist auch den Toten, „deren Gräber uns unerreichbar sind“, und den Vermissten der beiden Weltkriege gewidmet. Sie wurde endgültig erst 1964 fertiggestellt und wird durch den Landesverband Baden-Württemberg des Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge betreut. Nach einer Ansprache durch Oberst a.D. Günter Selbert, dem Niederlegen eines Kranzes des Blauen Bundes und stillem Gedenken der toten Soldaten verließen wir diesen Ort der Trauer.

Gedenken der toten Soldaten an der Kriegsgräberstätte Lerchenberg

Nach einer Kellerführung der Winzergenossenschaft Hagnau und einer anschließenden Weinprobe ging ein ereignisreicher Tag zu Ende.

Mittwoch, den 10.07.

Insel Mainau

In den Parkanlagen der Blumeninsel wachsen Palmen, Tulpen, Rosen, riesige Mammutbäume, Atlas-und Libanon-Zedern. Graf Lennart Bernadotte hat das Pflanzenparadies auf dem ehemaligen Sommersitz seines Urgroßvaters Großherzog Friedrich 1. von Baden geschaffen. Seine Kinder Bettina und Björn führen dieses Werk mit vielen neuen Attraktionen in die Zukunft. 250000 Sommerblumen, 10000 Rosenstöcke, 12000 Dahlien und 200 Rhododendrenarten locken jährlich mehr als eine Million Besucher an. Im Blumenjahr 2019 zeigen die Gärtnerinnen und Gärtner die spannenden Zusammenhänge zwischen Himmelskörpern und Natur sowie uns Menschen auf. Dazu gehören z.B. die Photosynthese und die in diversen Mondkalendern beschriebenen Einflüsse dieser Erdsatelliten auf die Vegetation.

Das 1746 gefertigte barocke Deutschordenschloss bildet den prachtvollen Mittelpunkt der Insel Mainau. Die dazu gehörende Kirche St. Marien enthält Skulpturen des Bildhauers Joseph Anton Feuchtmeyer.

Rund 120 verschiedene, frei umherflatternde tropische Tagfalterarten aus Afrika, Asien, Mittel- und Südamerika sind im Schmetterlingshaus zu bewundern. Sie lassen sich zuweilen auf den Besuchern nieder und hinterlassen ganz besonders bei den Kindern Glück bringende Erlebnisse.

Donnerstag, den 11.07.

Besichtigung Airbus Defence and Space GmbH

Die Division ist das führende Verteidigungs- und Raumfahrtunternehmen Europas und das zweitgrößte der Welt.

Begrüßt wurden wir von dem ehemaligen Bundeswehroffizier Danny Eichner, der eine ausführliche Information über den Airbus-Standort in Immenstaad gab. Das heutige Unternehmen übernahm 1960 Dornier-Systems, 1986 Daimler-Benz Verteidigung und weitere Unternehmen. Bei einem Firmenrundgang wurden uns drei Abteilungen vorgestellt:

Integrated Deployable Solutions. Hierbei sahen wir mobile Einsatzsysteme in gepanzerten Fahrzeugen. Dabei handelte es sich um fahrbare und flexibel einsetzbare Lazarett- und Schutzcontainer für die Verwendung in Kriegsregionen.

Target Drones. In dieser Abteilung werden unbemannte Flugsysteme (UAS) produziert. Die Kunden (u.a. auch Plattformhersteller für Hubschrauber, Kampfflugzeuge, Transportflugzeuge) und Flugabwehreinheiten können an diesen Drohnen die Abwehr von feindlichen Angriffen trainieren.

Besichtigung ITC. Das neue integrierte Technologiezentrum dient der Herstellung von Raumfahrt-Systemen. Auf 4200 Quadratmetern entstehen am Standort Satelliten, Instrumente und Anlagen für die Erdbeobachtung, Meteorologie, Navigation, Astronomie, Exploration und Schwerelosigkeitsforschung. Im Reinraum werden 900 000 m³ Luftvolumen 60-mal pro Stunde durch das Filtersystem zirkuliert. Im Vergleich zu einer normalen Umgebung ist die Luft 10 000-mal reiner. Airbus-Satelliten liefern aktuell Daten für Nutzanwendung in den Bereichen Mobilität, Umweltschutz, Sicherheit, Forschung und Entwicklung.

Freitag, den 12.07.

Stadtführung Konstanz

Bei strömendem Regen überquerten wir den See von Friedrichshafen nach Konstanz mit einem Katamaran und wurden in der Hafeneinfahrt durch die neun Meter hohe Skulptur Imperia begrüßt, die von dem Bildhauer Peter Lenk geschaffen wurde. Hauptthema unserer Führung war die Geschichte des Ortes im Mittelalter:

Das Konzil von Konstanz (5. November 1414 bis 22. April 1418) war eine Versammlung der Kirchenführung, die auf Betreiben des römisch-deutschen Königs Sigismund von Gegenpapst Johannes XXIII. einberufen wurde. Gastgeber war Fürstbischof Otto III. Die Versammlung sollte das seit 1378 andauernde Große Abendländische Schisma beenden und die Einheit der Kirche wiederherstellen. In Rom, Avignon und Pisa stritten drei Päpste um die Herrschaft der Kirche. Es dauerte fast vier Jahre, bis die Wirren und Intrigen beigelegt waren und der neue Papst Martin V. feststand, übrigens das einzige Mal, dass ein Papst auf deutschem Boden gewählt wurde. Die Hussenstraße erinnert an den tschechischen Reformator Jan Hus, der 1415 in Konstanz als Ketzer auf dem Scheiterhaufen endete.

Vorbei am Konzilsgebäude erreichten wir die Marktstätte, die ihre erste Besiedelung vor 3000 Jahren erfuhr. Hier wurden keltische und römische Spuren gefunden. Das Herz der Konstanzer Altstadt ist der Obermarkt, wo die Gerichtsstätte lag, an der auch der Pranger stand. Vorbei am Stephansplatz erreichten wir das Münster „Unserer Lieben Frau“. Dieses wurde um ca. 600 erbaut und diente bis 1821 als Bistumssitz. Die ehemalige Bischofskathedrale überragt auch heute noch alle Bauwerke der Stadt. Hier fanden die meisten Veranstaltungen des Kirchenkonzils statt. Heute ist es eine römisch-katholische Pfarrkirche.

Das Ende der Führung lag im Hafen an der Statue der Imperia. Sie erinnert satirisch an das Konzil und zeigt eine üppige Kurtisane. Auf ihren Händen trägt sie zwei kleine männliche Gestalten. Die rechte trägt Krone und Zepter, die linke eine Tiara. Der Kopfschmuck der Imperia ist eine Narrenkappe mit Schellen, Symbol für die Rolle des Hofnarren, der das Spiel der Mächtigen durchschaut.

Hafeneinfahrt in Konstanz mit der Imperia

Samstag, den 13.07.

Stein am Rhein

Der letzte Tag unserer Erlebnisreise führte uns wieder in die Schweiz, diesmal nach Stein am Rhein. Der Ort wird 1267 erstmals als Stadt erwähnt. Grund und Marktherr war damals das Kloster Georgen. 1484 verbündete sich Stein mit Zürich aus politischen Gründen, um sich vor Übergriffen der Habsburger zu schützen und kam zur Eidgenossenschaft. 1798 wurde es an Schaffhausen angeschlossen. Wir betraten die Altstadt durch das Untertor und waren bald umringt von bunt bemalten mittelalterlichen Häusern. Das älteste, „Weißer Adler“ stammt aus den Jahren 1520/1525 und gilt als die früheste erhaltene Fassadenmalerei der Schweiz und zeigt u.a. Motive aus dem Decamerone von Bocaccio. Das besonders auffällige Mauerfries am Haus „Sonne“ entstand dagegen 1900 und zeigt Episoden aus der Antike. Das ehemalige Kloster St.Georgen ist heute Museum, die Kirche wird als Stadtkirche von der reformierten Gemeinde genutzt. Das Bürgerasyl befindet sich im ehemaligen „Spital zum Heiligen Geist“ und wir seit 1999 als Stadtarchiv und Tourist-Information genützt. Dank einer sehr angenehmen und kompetenten Führerin werden wir diesen Ort in sehr guter Erinnerung behalten.

Der Marktplatz in Stein am Rhein

Schaffhausen/Rheinfall

Der Rheinfall von Schaffhausen gehört zu den drei größten Wasserfällen in Europa. 373 Kubikmeter pro Sekunde stürzen bei einer Breite von 150 Metern und 23 Metern Tiefe zu Tal. Es schäumt und strudelt und bildet eine große Anziehungskraft für unzählige Besucher, die zum Teil mit Booten dicht an den Rheinfall heranfahren und sich auch am mittleren Felsen absetzen lassen können. Jährlich bestaunen fast eineinhalb Millionen Touristen dieses Naturschauspiel.

Der Rheinfall in Schaffhausen

Zurück in Friedrichshafen hatten wir ein opulentes und alle glücklich stimmendes Abschlussessen im Restaurant „Lukullum“. Als Krönung verabschiedete uns die Stadt mit einem prächtigen Feuerwerk zum „Seehasenfest“.

Bei der Rückfahrt am Sonntag waren wir uns alle einig: „Diese erlebnisreichen Tage am magischen See hatten viele Erwartungen erfüllt!!“ Viele von uns werden wiederkehren, um die Erfahrungen zu vertiefen oder um Neues zu erfahren. Wir haben uns unter der immer angenehmen Leitung von Günter, mit der ständigen und unermüdlichen Versorgung mit Perlwein, Gummibärchen, Kaffee, Bier und diversem Spendergebäck von Thomas, assistiert von Joseph und Roman, allzeit wohl gefühlt. Dass unser Entertainer Georg auch noch sicher den Bus beherrschte, rundete die Erlebnisreise ab.

Autor: Joachim Stöpel, Mitglied im „Blauer Bund e.V.“, Kameradschaft Aachen/Eschweiler

Fotos: Joachim Stöpel und Heinrich Rüttgers