Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung des bB vom 7./8. November 2013 in GARLSTEDT
Erste-Hand-Information aus Afghanistan – Zwischenbilanz der Neustrukturierung von Logistik und Rüstung – Maßnahmen zur Steigerung der Attraktivität des bB
Zur diesjährigen Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung des bB kamen über 150 Interessierte an die Logistikschule der Bundeswehr nach Garlstedt.
Hinsichtlich der Durchführung und Organisation beider Veranstaltungen wurde primär auf die Infrastruktur des der LogSBw unterstellten Logistischen Übungszentrums (LogÜbZ) zurückgegriffen. Somit konnte die moderne Informationsübertragungstechnik des LogÜbZ in der Ausbildungshalle 418 der Lucius D. Clay-Kaserne einmal mehr genutzt werden, um der vielbeachteten Veranstaltung einen angemessenen organisatorischen Rahmen zu bieten. Zur Durchführung des geselligen Kameradschaftsabends wechselte man am 07. November in die gastfreundlichen Räumlichkeiten des Rolandclub, der Gemeinsamen Heimgesellschaft (GHG) in der Lucius-De-Clay-Kaserne.
Nach vorheriger Mitgliederversammlung und der anschließenden Begrüßung der Teilnehmer durch den Bundesvorsitzenden BLAUER BUND e.V., Herrn Generalmajor Dieter Warnecke, hat der Leiter des LogÜbZ, Herr Oberst Bischoff, zum Auftrag, zu aktuellen und zukünftigen Ausbildungsinhalten sowie darüber hinaus zur methodischen, aber auch infrastrukturellen Weiterentwicklung des LogÜbZ vorgetragen.
Auch das Ausbildungsjahr 2014 wird im LogÜbZ durch viele Übungs-, aber auch Ausbildungsvorhaben geprägt sein. An dieser Stelle sind vorrangig die turnusmäßigen Kontingentausbildungen im Rahmen der Einsatzvorbereitung sowie die Zentralen Ausbildungen Logistik (ZALog) der Logistikbataillone (LogBtl) der SKB und des Heeres zu nennen. Aber auch Lehrgänge zur Ausbildung und anschließen-dem Handlungstraining am „Führungs-(Waffen)-Einsatzsystem für landbasierte Operationen“ [Fü(W)ES-LBO] werden das Portfolio des vielseitigen Auftragsspektrums des LogÜbZ in 2014 abrunden.
Beginnend ab 2015 werden die ZALog mit den LogBtl der Streitkräftebasis (SKB) und den (zukünftigen) Versorgungsbataillonen des Heeres (VersBtl H) gemeinsam durchgeführt, um so die gesamte logistische Kette von Basis- (SKB) und Einsatzlogistik (H) unter Nutzung von SASPF in der neu entwi-ckelten Schullage „OBSIDIA Logistik“ abbilden und beüben zu können.
Oberst Bischoff führte abschließend aus, dass der Kommandeur Logistikkommando der Bundeswehr die Bedeutung des LogÜbZ als „Ausbildungseinrichtung Nr. 1 für alle logistischen Truppenteile und Verbände“ während seiner Dienstaufsicht vor Ort dargestellt hat.
In den Veranstaltungspausen konnten die Mitglieder und Gäste zudem an der LogSBw befindliches Großgerät der Lehrgruppe D, unter anderen auch das Bergefahrzeug BISON oder den Schwerlast-transporter SLT 70 to, kennenlernen und im Bedarfsfall auf die praktische Fachexpertise des Bedie-nerpersonals zurückgreifen.
Kalte Dusche zum Auftakt – Verstärkte Kooperation mit privatwirtschaftlicher Logistik
Hauptthema der Mitgliederversammlung war die Vorstellung der ersten Ergebnisse einer internen Studie zur Steigerung der Attraktivität des bB. Die zusammenfassende Feststellung war eigentlich wenig überraschend: Dem bB droht die Überalterung und er ist in der Truppe – vor allem in den Logistikverbänden – so gut wie gar nicht bekannt!
Gegen beides gibt es nur ein Mittel: Verstärkte Information in der Fläche! Nicht nur über Ziele und Aktivitäten des bB , sondern auch über die Vorteile einer Zugehörigkeit zum bB – gerade für jüngere Soldaten. Solche Vorteile sind vor allem die Kommunikation zwischen Logistikern aller Organisationsbereiche und Führungsebenen sowie der Austausch mit Logistikfachleuten aus der zivilen Wirtschaft. Letzterer wird in Zukunft dank der beschlossenen Kooperation des bB mit der Bundesvereinigung Logistik (BVL) verstärkt gefördert werden. Dadurch können sich –nicht zuletzt für jüngere Soldaten – neue Perspektiven für die fachliche und zivilberufliche Weiterbildung ergeben.
Über dies alles muss in den Regionen – vor allem in den Verbänden – gezielt informiert werden. Bundesvorstand und Kameradschaften bereiten entsprechende Veranstaltungen vor.
Besondere Aufmerksamkeit wird künftig den Regionen BERLIN und ERFURT gewidmet – hier ist die Einrichtung von neuen Kameradschaften geplant.
An die Mitgliederversammlung schloss sich nahtlos die eintägige Informationsveranstaltung an.
Die Bundesvereinigung Logistik (BVL) stellt sich vor: Ein starker Partner, auch für die zivilberufliche Weiterbildung
Die BVL ist eine Interessengemeinschaft von Logistikfachleuten aus der Privatwirtschaft. Sie umfasst über 10 000 Mitglieder und führt über 250 Veranstaltungen im Jahr durch. Hierbei arbeitet sie mit zahlreichen, hochqualifizierten Experten, Dozenten und Firmen zusammen. Das Angebot reicht von Informationsforen und Arbeitskreisen bis hin zu fachlichen Ergänzungsstudiengängen. Diese beinhalten z. B. ein Kompaktstudium Logistik oder eine Ausbildung zum Certified Automotive Logistician; nicht zuletzt sind es solche Themen, welche die BVL für Zeitsoldaten interessant machen.
Mit dem Geschäftsführer der BVL, Herrn Peters, und Herrn Gimmler, Dozent für Logistikrecht und stv. Vorsitzendem der bB – Kameradschaft Rhein/Lahn, wurden künftige gemeinsame Aktivitäten von bB und BVL diskutiert. Die Kameradschaften des bB werden mit den regionalen Gruppen der BVL zusammenarbeiten und ihre Mitglieder informieren.
(Hier der Link zur BVL: www.bvl.de)
Entscheidung in Afghanistan: Eindrücke aus der Perspektive des ISAF JOINT COMMANDS –Vorsichtiger Optimismus
Herr GM Warnecke, Abteilungsleiter Einsatz im Kommando Streitkräftebasis und Bundesvorsitzender des bB, berichtete hochaktuell und ungeschminkt aus seiner gerade beendeten Verwendung als Deputy Commander ISAF Joint Command. Offen und anschaulich analysierte er diejenigen Faktoren, welche das politische Schicksal Afghanistans in den kommenden Jahren bestimmen werden.
Nach seiner Bewertung ist der militärische Zweck des ISAF-Einsatzes erfüllt, nämlich der Aufbau von nationalen afghanischen Streitkräften. Deren Einsatzwert beurteilte er als zufriedenstellend, insbesondere im Hinblick auf die afghanischen Hauptkräfte, die leichte Infanterie. Diese hat inzwischen einen befriedigenden Stand der Ausbildung – und Ausrüstung erreicht. Nachholbedarf gibt es noch im Bereich der operativen Führungsfähigkeit, der Luftwaffe sowie bei speziellen Fähigkeiten, wie z. B. IED und Logistik. Dieser Bedarf wird den Folgeeinsatz der Allianz in Afghanistan nach 2014 bestimmen, und damit auch die Forderungen an den deutschen Anteil. Letztlich wird das Engagement der Alliierten – über 2014 hinaus – darüber entscheiden, ob die Qualität der Sicherheitskräfte weiter gehalten und gesteigert werden kann.
Der politische Erfolg des Einsatzes in Afghanistan dagegen hängt ausschließlich vom Willen der nationalen Führung ab, die Sicherheitskräfte auch wirksam und nachhaltig einzusetzen. Den Wahlen im nächsten Jahr kommt dabei eine entscheidende Bedeutung zu.
Zusammenfassend schätzte GM Warnecke die Zukunft des Landes vorsichtig optimistisch ein.
Einen weitgefassten Überblick über aktuelle Tendenzen in der Entwicklung der deutschen Sicherheitspolitik bot der Vortrag:
Künftige Ausrichtung der deutschen und europäischen Sicherheitspolitik aus der Sicht der Wissenschaft: Eine umfassende Orientierung
Herr Dr. habil. Kaim, Leiter der Forschungsgruppe Sicherheitspolitik der Stiftung Wissenschaft und Politik, gab einen sachkundigen Überblick über die hauptsächlichen Herausforderungen an die künftige deutsche Sicherheitspolitik. Hierzu zählen besonders die Definition der deutschen Interessen und die Festlegung der Rolle Deutschlands bei der Übernahme internationaler Verantwortung, eine sich abzeichnende Innenwende der USA, die Konsequenzen einer verstärkten europäischen Zusammenarbeit, vor allem hinsichtlich der Abgabe staatlicher Souveränität sowie die Rolle Deutschlands angesichts der zunehmenden Einsätze, die immer weniger im NATO – Rahmen, sondern immer mehr innerhalb einer ad-hoc gebildeten „Coalition of the Willing“ stattfinden.
Leider reichte die Zeit auch hier nicht annähernd aus, um auf die zahlreichen engagierten Fragen und Diskussionsbeiträge erschöpfend einzugehen.
Aber auch das Kerngeschäft des bB , Logistik und Rüstung, kam nicht zu kurz:
Die Neuausrichtung der Logistik in der Streitkräftebasis: Logistikkräfte extrem eng auf Rand genäht!
Der Kommandeur des Logistikkommandos, Herr GM Antoni, stellte die gewaltigen Herausforderungen an sein Fachkommando vor: Bei einem nahezu gleichen Einsatzspektrum werden die mobilen Logistikkräfte der SKB um fast die Hälfte reduziert! Dazu kommt mittelfristig ein schmerzhafter Mangel an Mannschaftsdienstgraden. Die daraus resultierenden Belastungen für die Truppe wurden unverblümt aufgezeigt. Eine Durchhaltefähigkeit der Logistik auf der Ebene der SKB kann daher nur durch noch stärkere Inanspruchnahme Dritter, sprich ziviler Leistungserbringer, sichergestellt werden. Hierzu müssen neue Wege und Verfahren erschlossen werden, z. B. neue zivil-militärische Projekte für den Einsatz; „HIL im Einsatzland“ ist dabei nur eine Option unter vielen.
Die derzeit größte Herausforderung an die Logistik, die Rückverlegung aus Afghanistan, wurde detailliert vorgestellt. Damit die operative logistische Führung kurzfristig auf Änderungen der Lage reagieren kann, ist es unabdingbar, stets über mehrere Handlungsoptionen (Bahn, Luft, Luft/See etc.) zu verfügen.
Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw): Großbaustelle oder gelungene Fusion?
Herr Oberst Schmidhofer, BAAINBw, stellte die aus der Fusion mehrerer Ämter und Abteilungen entstandene Mammut-Dienststelle vor. Sein Schwerpunkt lag dabei auf den Teilprozessen Rüstung/Kampf/Landsysteme. Anhand der komplexen Schilderungen wurde deutlich, dass die von vielen skeptisch beurteilte Zusammenfassung von Bedarfsträger- und Bedarfsdeckerämtern auf gutem Wege ist. Gleiches gilt für die Übernahme der Materialverantwortung zum Erhalt der Einsatzreife aus den Teilstreitkräften. Offen ist hingegen die Zukunft der alten IT-Systeme in Nutzung (SinN). Hier werden noch längerfristig Ressourcen gebunden sein, welche dann andernorts fehlen werden.
Auch nach diesem Vortrag entflammte eine heftige, aber informative Fachdiskussion.
Neues aus der Schullandschaft: Die Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) und die Technische Schule Landsysteme/Fachschule des Heeres für Technik (TSL/FSHT) – Kleiner, aber noch mehr Qualität
Die Kommandeure der beiden großen logistischen Schulen, Herr BG Weidhüner (LogSBw) und Herr BG Hochwart (TSL/FSHT), stellten ihre Einrichtungen vor. Gemeinsam ist beiden Schulen, dass zwar die Anzahl der Lehrgangsteilnehmer geringer werden wird, der Stoffumfang und damit die Dauer der Lehrgänge jedoch ständig zunehmen. Demgegenüber wird die Zahl der Ausbilder überproportional reduziert. Damit sinkt die Fähigkeit der Schulen, auf kurzfristigen, zusätzlichen Bedarf so flexibel zu reagieren, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Der einsatzbedingte Ausbildungsbedarf wird dabei natürlich stets Vorrang vor allem anderen haben.
Auch für die Schulen wird das „Outsourcen“ von bestimmten Ausbildungsvorhaben immer mehr an Bedeutung gewinnen.
Die LogSBw stellte ihr Logistisches Übungszentrum (LogÜbZ, Oberst Bischoff) vor. Diese Einrichtung ist seit fast zwei Jahrzehnten der Garant für die Qualität der Logistik im Einsatz. Dies zeigt nicht zuletzt das hohe Interesse anderer Nationen an diesem Zentrum.
Die Demonstration einer DV-gestützten Konvoiausbildung stellte eindrucksvoll den hohen Standard des LogÜbZ unter Beweis.
IT-Unterstützung im Einsatz: Neue feldtaugliche Eisen im Feuer
Die Firma CONET (Herr Maucher) informierte über zwei Projekte zur IT-Unterstützung der Logistik im Einsatz.
Das Logistic Execution System ermöglicht eine autarke Bewirtschaftung von Material im Einsatzgebiet. Eine besondere Stärke dieses Systems liegt darin, dass es den Übergang vom logistischen Grundbetrieb zum Betrieb im Einsatzland erheblich erleichtert.
Weiterhin ermöglicht das SAP Netware Weaver Gateway die mobile Erfassung von Daten.
Interessierte Teilnehmer konnten anhand einer detaillierten Demonstration tieferen Einblick in die Verfahren gewinnen.
Gesellschaftsabend – Sammlung und Mitgliederzahl: Zweimal die Tausendermarke erreicht
Wie immer bot der Gesellschaftsabend im Roland-Club allen Teilnehmern Gelegenheit zu ausgiebigen und guten Gesprächen.
Dabei wurden zwei Rekorde aufgestellt: Die Sammlung für das Soldatenhilfswerk ergab – nach Aufrundung – den Betrag von 1400.- Euro.
Und zu guter Letzt gelang es, die Mitgliederzahl des blauen Bundes erstmals in seiner Geschichte in den vierstelligen Bereich zu heben. Ob durch Zufall oder Planung, die Firma HIL GmbH, vertreten durch ihren Geschäftsführer, Herrn BG Zimmer, trat als korporatives Mitglied bei und konnte als tausendstes Mitglied begrüßt werden.
Fazit: Eine lohnende Sache
Die Veranstaltung bot, wie in jedem Jahr hochwertige und aktuelle Informationen zur Logistik, Rüstung und zur Sicherheitspolitik sowie zum freien Meinungsaustausch über die Grenzen der Teilstreitkräfte und der Führungsebenen hinweg. Es hat sich gelohnt!
Herrn GM Warnecke wies in seinem Schlusswort noch einmal auf die Chancen hin, die sich vor allem für jüngere Soldaten aus einer Kooperation mit der Bundesvereinigung Logistik ergeben.
Sein besonderer Dank galt der Logistikschule der Bundeswehr für ihre Gastfreundschaft.
Bitte vormerken: Nächstes Jahr in Eschweiler!
Die nächste Mitgliederversammlung und Informationsveranstaltung des bB wird vom 06./07.November 2014 an der TSL/FSHT in Eschweiler stattfinden.