Personalveränderungen in militärischen und zivilen Spitzenstellen – November 2018

I. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen

Im November 2018 werden keine Personalmaßnahmen wirksam.

II. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen

Im November 2018 werden folgende Personalveränderungen wirksam:

BMVg

Ministerialdirigent Franz Christian MÜLLER, Unterabteilungsleiter III der Abteilung Personal des Bundesministeriums der Verteidigung in Bonn, tritt in den Ruhestand. Ihm folgt Erste Direktorin beim Bundesamt für das Personalmanagement der Bundeswehr Petra MÜLLER, bisher Abteilungsleiterin II des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln. Ihr Nachfolger wird Oberst Frank REILAND, zuletzt Referatsleiter I 1 der Abteilung Personal im Bundesministerium der Verteidigung in Berlin.

Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: BMVg Presse- und Informationsstab

Personalveränderungen in militärischen und zivilen Spitzenstellen (Nachtrag 10/2018)

I. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen

Im Oktober 2018 werden folgende Personalmaßnahmen wirksam:

BMVg

Generalleutnant Dieter WARNECKE, Abteilungsleiter Strategie und Einsatz im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin, tritt in den Ruhestand.
Sein Nachfolger wird Generalmajor Bernd SCHÜTT, zuletzt Kommandeur 10. Panzerdivision, Veitshöchheim. Ihm folgt Brigadegeneral Harald GANTE, zuletzt Kommandeur Offizierschule des Heeres, Dresden.
Sein Nachfolger wird Brigadegeneral Martin Albert Friedrich HEIN, zuletzt im Kommando Feldjäger der Bundeswehr, Hannover, eingesetzt.

Generalleutnant Erhard BÜHLER, Abteilungsleiter Planung im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin, wird zur Vorbereitung auf seine neue Verwendung als COM JFC HQ Brunssum/NLD, im Kommando Territoriale Aufgaben der Bundeswehr, Berlin, eingesetzt. Sein Nachfolger wird Generalmajor Christian Nikolaus BADIA, zuletzt im Kommando Streitkräftebasis, Bonn, verwendet.

SKB

Flottillenadmiral (TR) Stefan Dieter PAULY, Referatsleiter Strategie und Einsatz I 1 wird Assistant Chief of Staff J2 Joint Forces Command, Naples/ITA.

Heer

Generalleutnant Manfred HOFMANN, Kommandierender General Multinational Corps North East, Stettin/POL, tritt in den Ruhestand.
Generalleutnant Carsten JACOBSON, Kommandeur Einsatz Kommando Heer, Strausberg, tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Generalleutnant Johann LANGENEGGER, zuletzt im Einsatzführungskommando der Bundeswehr, Schwielowsee, eingesetzt.
Brigadegeneral Reiner SCHWALB, zuletzt im Streitkräfteamt, Bonn, eingesetzt, tritt in den Ruhestand.
Brigadegeneral Peter Joachim MIROW, Abteilungsleiter Planung Kommando Heer, Strausberg, wird Mission Force Commander EUTM, Mali. Sein Nachfolger wird Oberst i.G. Heinz Stefan ZEYEN, zuletzt Referatsleiter Planung III 2 im Bundesministerium der Verteidigung, Bonn.

San

Generaloberstabsarzt Dr. med. Michael TEMPEL, Inspekteur des Sanitätsdienstes der Bundeswehr im Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Koblenz, tritt in den Ruhestand.
Sein Nachfolger wird Generaloberstabsarzt (TR) Dr. med. Ulrich BAUMGÄRTNER, Kommandeur Kommando Sanitätsdienstliche Einsatzunterstützung, Weißenfels.
Ihm folgt Generalstabsarzt Dr. med. Stephan Andre SCHMIDT, Chef des Stabes Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr, Koblenz. Sein Nachfolger wird Generalarzt Dr. med. Norbert WELLER, Kommandeur/ Ärztlicher Direktor Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz.
Ihm folgt Generalarzt Almut NOLTE, zuletzt Stellvertretende Kommandeurin Kommando Regionale Sanitätsdienstliche Unterstützung, Diez. Ihr folgt Generalarzt Dr. med. Bernhard GROß, Unterabteilungsleiter Führung Streitkräfte III im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin.
Sein Nachfolger wird Oberst i.G. Tilo Rüdiger MAEDLER, Referatsleiter Arbeitsbereich Personal Generalinspekteur im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin.

Luftwaffe

Generalleutnant Joachim WUNDRAK, Kommandeur Zentrum Luftoperationen, Kalkar, tritt in den Ruhestand. Sein Nachfolger wird Generalleutnant (TR) Klaus HABERSETZER, Stellvertretender Befehlshaber Multinationales Kommando Operative Führung, Ulm.
Sein Nachfolger wird Generalmajor (TR) Kai Ronald ROHRSCHNEIDER, zuletzt Chief of Staff United States Army Europe, Wiesbaden. Ihm folgt Brigadegeneral Hartmut Harro RENK, Stellvertretender Kommandeur Ausbildungskommando, Leipzig.
Sein Nachfolger wird Brigadegeneral Heinz Josef FELDMANN, Direktor NATO Defence College, Rom/ITA. Ihm wiederum folgt Brigadegeneral Rolf WAGNER, zuletzt DCOS Support Multinational Corps North East, Stettin/POL.

Marine

Konteradmiral Thorsten Hans Günter KAEHLER, zuletzt Chef des Stabes Marinekommando, Rostock, tritt in den Ruhestand. Ihm folgt Flottillenadmiral Karsten SCHNEIDER, Stellvertreter des Kommandeurs und Direktor Lehre Führungsakademie der Bundeswehr, Hamburg.
Sein Nachfolger wird Oberst i.G. Holger NEUMANN, Referatsleiter Presse-/Informationsstab 1 im Bundesministerium der Verteidigung, Berlin.

CIR

Brigadegeneral Peter Georg Ernst RICHERT, Stellvertretender Kommandeur Kommando Strategische Aufklärung, Grafschaft, wird Abteilungsleiter Einsatz Kommando Cyber- und Informationsraum.
Sein Nachfolger wird Brigadegeneral Dag Knut BAEHR, Lehrgangsteilnehmer Royal College of Defence Studies GBR.

EinsFüKdoBw

Brigadegeneral Ralf HOFFMANN, Director NATO Advisory and Liaison Team, Kosovo, wird Kommandeur Betriebszentrum IT-System der Bundeswehr. Sein Nachfolger wird Oberst Uwe Alexander Franz BECKER, Leiter Gefechtsübungszentrum Heer, Gardelegen.

II. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen

Im Oktober 2018 werden folgende Personalveränderungen wirksam:

BMVg

Ministerialdirektor Dr. Dieter WEINGÄRTNER, Abteilungsleiter Recht des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin, wird in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Ihm folgt Ministerialdirigent Andreas CONRADI, bisher Leiter des Leitungsstabes des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin.

Ministerialdirigentin Elisabeth TOTTER, bisher Unterabteilungsleiterin III der Abteilung Planung des Bundesministeriums der Verteidigung in Bonn, übernimmt die Funktion der Stellvertreterin des Abteilungsleiters Planung.

Personal

Der Präsident des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln, Präsident Georg STUKE, wird in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Seine Nachfolgerin wird Ministerialdirigentin Sabine GROHMANN, bisher Stellvertreterin des
Abteilungsleiters Personal im Bundesministerium der Verteidigung in Bonn.

Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: BMVg Presse- und Informationsstab

12. Anwenderforum Logistik LOG.NET 2019

Das Anwenderforum Logistik (Log.Net) findet bereits zum 12. Mal am 19./20. Februar in der Hochschule Bonn/Rhein-Sieg statt.

Die Themen der klassischen Basislogistik sowie IT-Unterstützung und Life-Cycle-Management bleiben fester Bestandteil der Veranstaltung und erfahren erstmalig eine thematische Erweiterung durch den Organisationsbereich SKB. Unser Key Note Speaker wird dieses Mal der Stellvertretende Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Peter Bohrer, sein.

Die Rahmenbedingungen der Streitkräftelogistik haben sich durch die Strategiepapiere Weißbuch 2016, Konzeption der Bundeswehr sowie deren Fähigkeitsprofil grundlegend weiterentwickelt. Neben den bereits erprobten Prozessen bei internationalen Einsätzen soll nun auch Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) gleichgewichtig nebeneinander durch die Bundeswehr sichergestellt werden. Deutschland kommt im logistischen Konzept der NATO eine Schlüsselrolle als logistischer Hub des Bündnisses zu.
Neben dem neu aufzustellenden NATO Kommando in Ulm beschäftigt sich vor allem die Streitkräftebasis (SKB) mit der Umsetzung des Konzeptes. Dieses Thema wird ausführlich auf der Log.Net durch den Organisationsbereich SKB erläutert. Hierbei möchte man besonders die Möglichkeiten des Zusammenwirkens der Streitkräfte und der Industrie näher beleuchten. Durch den Wegfall der logistischen Strukturen innerhalb der LV/BV müssen sich die Streitkräfte künftig auf die Unterstützung der Industrie abstützen. Hierbei entstehen in Gänze neue Geschäftsmodelle für beide Seiten.

Wir möchten mit unserer Fachtagung dieses Spannungsfeld gewohnt allumfänglich, gleichberechtigt und neutral für Streitkräfte und Industrie in den Focus rücken.

Die Log.Net ist zweifelsohne „The Place to be“ für den logistischen Leistungsverbund der Bundeswehr und Industrie. Neben einer persönlichen Teilnahme besteht für Ihr Unternehmen natürlich auch die Möglichkeit, auf einer Präsentationsfläche das Leistungsportfolio für die Streitkräfte zu präsentieren.

Quelle:
cpm communication presse marketing GmbH
Kölnstr. 93
53757 Sankt Augustin

„Quo vadis Reserve?“

Das Weißbuch 2016 skizziert den derzeit gültigen sicherheitspolitischen Rahmen für die Bundesregierung und formuliert eine Standort- und Kursbestimmung für die strategische Ausrichtung der Bundeswehr und damit auch der Reserve. Dort wird festgestellt: „Die Reserve der Bundeswehr bleibt auch in Zukunft für Landes- und Bündnisverteidigung, Heimatschutz sowie Einsätze im Rahmen des internationalen Krisenmanagements unverzichtbar.“

Diese pauschale und gleichzeitig überaus fordernde politische Vorgabe übersetzt die Konzeption der Bundeswehr (KdB), die Verteidigungsministerin von der Leyen am 20. Juli nach fast zweijähriger Arbeit unterschrieben hat, in militärische Eckwerte für die Struktur und Ausgestaltung der Reserve bei unveränderter Aussetzung der allgemeinen Wehrpflicht in folgende Kernaussagen:

Die Reserve

  • ist wesentlicher Bestandteil der nationalen Sicherheitsvorsorge;
  • ist integraler Bestandteil der Streitkräfte;
  • gliedert sich in eine allgemeine und beorderte Reserve;
  • unterstützt die Streitkräfte und deren Aufwuchs bei der Landes- und
    Bündnisverteidigung;
  • entlastet die aktiven Kräfte im Rahmen des Heimatschutzes;
  • unterstützt im Fall von Naturkatastrophen und Innerem Notstand;
  • verstärkt die aktive Truppe im gesamten Missionsspektrum der Bundeswehr;
  • ist Botschafter und Mittler der Bundeswehr und der Sicherheitspolitik der
    Bundesregierung in die Gesellschaft hinein.

In der Gesamtheit stellen diese Feststellungen zweifelsohne „zeitlose“ und schon in der Vergangenheit wiederholt gehörte Forderungen mit nur geringem Neuigkeitswert dar. Was jedoch auffällt ist die weitere Anhebung des bereits in der Vergangenheit nur schwer zu erfüllenden „Level of Ambition“ mit dem Hinweis auf die Verwendung der Reserve im gesamten komplexen und umfassenden Einsatz- und Missionsspektrum der Bundeswehr im In- und Ausland.

Somit entsteht der Eindruck, dass die Konzeption der Bundeswehr offensichtlich keine grundlegende Neuausrichtung der Reserve für die Zukunft verfolgt, sondern eher eine „ruhige“ Weiterentwicklung fordert. Diese Vorgabe soll bis 2019 durch eine „Strategie der Reserve“ umgesetzt werden, die in den nächsten Monaten erarbeitet werden und die seit 2012 gültige Konzeption der Reserve (KdR) ersetzen soll. An der Erarbeitung dieser Strategie sollen u.a. Beteiligungsgremien und der Beirat für Reservistenarbeit konstruktiv mitarbeiten. Die Chance, die Zukunft der Reserve mitzugestalten, gilt es daher jetzt zu nutzen.

Rahmenbedingungen
Zu den Rahmenbedingungen, die die Reserve wesentlich beeinflussen, gehören zum einen die „militärischen“ Faktoren wie z.B. die Aussetzung der Wehrpflicht, die Reduzierung der Mannschaftsumfänge, die Anhebung der Altersgrenzen für Berufssoldaten, die Soldatenarbeitszeitverordnung und nicht zu vergessen, der umfangreiche Rückzug der aktiven Truppe aus der Fläche, welcher auch zu erheblichen Verlusten bei der Anzahl der Reservisten geführt hat. Zum anderen sind die Arbeitgeber oftmals angesichts der aktuellen sehr guten wirtschaftlichen Konjunktur zurückhaltend, wenn es um die Freistellung von Reservisten geht. Hinzu kommt aber auch die allgemeine „Verweigerungshaltung“, durch persönliches Engagement als Reservist gesellschaftliche Verantwortung sichtbar und aktiv zu leben.

Gleichzeitig funktioniert oftmals die tägliche Auftragserfüllung der Truppe im In- und Ausland nur noch durch engagierte beorderte „Individual“-Reservisten, insbesondere in Spezialfunktionen (Stichwort: Reserve als „Zeitarbeitsfirma“). Sichtbarer Ausdruck für diese partiell reserveabhängige Lage der Bundeswehr sind die umfangreichen und politisch sanktionierten jährlichen Anhebungen der Stellen für Reservedienstleistende von 2.500 (2016) auf geplante 4.500 (2020) durch das Verteidigungsministerium. Somit ist der stets propagierten These der „Unverzichtbarkeit der Reserve“ vordergründig zuzustimmen.

In weiten Teilen handelt es sich jedoch bei der beorderten Reserve, insbesondere wenn es um Fähigkeiten im Team-/Einheits-/Verbandsrahmen geht, um „hohle Fähigkeiten“, weil – jedenfalls noch – Ausrüstung, Ausbildung und Infrastruktur fehlen, weil die Reservisten nicht in „Inübung“ gehalten werden können und weil auch oft die Interaktion mit der aktiven Truppe fehlt. Vor diesem Hintergrund und angesichts der geringen gesellschaftlichen Anerkennung sind Reservisten, die teils vor Jahrzehnten beordert wurden, zur freiwilligen Reservedienstleistung bestenfalls bedingt positiv motiviert. Es ist also zu befürchten einer Illusion der Verfügbarkeit von nicht existenten Fähigkeiten aufsitzen – mit allen Konsequenzen für den militärischen Einsatzwert der Streitkräfte und deren Fähigkeit zur Auftragserfüllung.

Gleichermaßen gravierend stellt sich der Mangel an militärisch nutzbaren Fähigkeiten in der allgemeinen Reserve dar, die sich nahezu vollständig auf die „Kameradschafts- und Brauchtumspflege“, die „Informations- und Öffentlichkeitsarbeit“ sowie auf die „Pflege internationaler Kontakte“ reduziert. Die Wahrnehmung dieser Aufgaben ist zweifelsohne eine wichtige Aufgabe in Deutschland, wo weite Landstriche durch die Reduzierungen der Bundeswehr in den letzten fast 30 Jahren „militärisch entblößt“ sind. Es ist daher richtig, die im Alltag stark verkümmerte Sichtbarkeit der Bundeswehr in der Gesellschaft im Bewusstsein zu halten. Für die Reservisten ist dies ein „hartes Brot“, wollen sie ihre „Brückenrolle“ als Botschafter und Mittler der Bundeswehr in die Gesellschaft wirksam wahrnehmen.

Keineswegs decken die bestehenden Instrumente den Bedarf an Reservisten. Weder regeneriert die aktive Truppe ausreichend „freiwillig“ beorderte Reservisten für die identifizierten Beorderungsumfänge und die (zu) geringen nicht-aktiven Strukturen, noch leistet die allgemeine Reserve den Beitrag, der ihr als „Personalpool Reserve“ zugedacht ist, um die durchhaltefähige Auftragserfüllung sicherzustellen. Für die im Beirat Reservistenarbeit zusammengeschlossenen Verbände fällt die Bewertung ebenso kritisch aus. Abgesehen von der an die Landes- und Bündnisverteidigung gebundenen langfristigen Aufwuchsfähigkeit der Streitkräfte ist der militärische Wert der allgemeinen Reserve unterhalb dieser Schwelle für die Auftragserfüllung nur bedingt erkennbar. Das „Gewinnen“ von Ungedienten für eine Verwendung in der Reserve kann dabei im Einzelfall zielführend sein (Stichwort: Cyber-Reserve), stellt jedoch im Gesamtbild der Reserve bestenfalls den berühmten „Tropfen auf den heißen Stein“ dar.

Das „hohe politische Lied“ auf die „Unverzichtbarkeit der Reserve für die Bundeswehr, heute und zukünftig noch mehr“ (so Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei der Deutschen Reservistenmeisterschaft im Juni 2018 in Oldenburg) klingt überaus ambitioniert, wenn man den insgesamt defizitären Zustand der Reserve und die fehlenden Ressourcen betrachtet. Hier muss die Strategie der Reserve die richtigen Antworten für eine tragfähige und nachhaltige Zukunft der Reserve mit substantiellem militärischem Einsatzwert geben.

Forderungen an die Entwicklung der Reserve
„Zur Sicherstellung des Bedarfs und auch zur Resilienzbildung in der Gesellschaft muss eine Durchlässigkeit und Vernetzung zwischen Bundeswehr, Gesellschaft und Wirtschaft erreicht werden. Dafür gilt es insbesondere den Reservistendienst insgesamt attraktiver zu gestalten; ihn so weiterzuentwickeln, dass eine langfristige, verlässliche (militärisch nutzbare) Unterstützung durch Reservistinnen und Reservisten (im gesamten Fähigkeitsprofil der Bundeswehr) ermöglicht wird“. (Weißbuch 2016, S. 125) Die militärische Fähigkeitsentwicklung der Reserve sollte dabei u.a. den Leitgedanken folgen, dass die

  • Reserve durchgehend eigene leistungsfähige aktive Strukturen, Instrumente und Verfahren erfordert (Stichwort: Personalführung);
  • Truppenreserve gem. dem „Stamm-Aufwuchs-Prinzip“ inkl. Material, Infrastruktur und Aus- und Weiterbildung in die aktiven Strukturen tief integriert ist;
  • Territorialen Kräfte in nicht politisch, sondern militärisch begründeten regionalen Strukturen konzentriert sind (Stichwort: Heimatschutz);
  • Kräfte des Heimatschutzes um einen leistungsfähigen „aktiven Kern“ erweitert und aufgabengerecht ausgestattet werden (Stichwort: „Host Nation Support“);
  • Verbindungselemente und –strukturen zur bestmöglichen Zivil-Militärischen-Zusammenarbeit im Kern erhalten, jedoch an die neuen erkennbaren Aufgaben angepasst werden (Stichwort: Drehscheibe und Transitland Deutschland);
  • Allgemeine Reserve als leistungsfähiges Reservoir für Beorderung und Nachwuchsgewinnung durch aktive Territoriale Kräfte unterstützt wird;
  • „Verlässliche Verfügbarkeit“ gefördert und seitens des Gesetzgebers abgesichert wird (Stichwort: Freiwilligkeitsprinzip im Frieden vs. vertragliche Bindung);
  • Betreuung der gesamten Reserve komplementär zwischen Bundeswehr und Verbänden/Vereinen auf der Grundlage einer Leistungsvereinbarung erfolgt.

Quo vadis Reserve?
Die „Strategie der Reserve (SdR)“ muss zunächst das zur Verfügung stehende Potenzial erheben. Eine konzeptionelle Bestandsaufnahme reicht nicht aus. Wir brauchen neue, innovative Antworten, um die überaus fordernden und komplexen Vorgaben der Konzeption der Bundeswehr erfüllen zu können. Ein „weiter so“ unter neuem Deckmantel darf hierbei keine Option sein. Jetzt ist die Zeit zum „umdrehen aller Steine“ und zum kritischen „hinschauen hinter die Fassade“ gekommen, wenn man den Einsatzwert der Reserve nachhaltig gestalten will.

Zweck, Aufgaben und praktische Umsetzung der Strategie der Reserve müssen sich dabei zwingend aus dem angestrebten Fähigkeitsprofil der Bundeswehr und den eingegangenen Bündnisverpflichtungen ableiten. Es muss in der Reserve durchgehend das Prinzip Qualität vor Quantität gelten. Dabei müssen die Verantwortlichkeiten klar zugeordnet werden.

Jede militärische Aufgabe, die der beorderten Reserve zugeordnet wird, muss am „Level of mbition“ der aktiven Truppe ausgerichtet werden. Das muss nachhaltig haushalterisch, personell, materiell und infrastrukturell abgebildet werden. Die Truppe muss die integrierende Zusammenarbeit mit „ihrer“ beorderten und/oder nichtaktiven Reserve als integralen Bestandteil des täglichen Auftrages verstehen und ihr Handeln insbesondere im Ausbildungs- und Übungsbetrieb danach ausrichten (Stichwort: „Reserve mitdenken“ – „mindset“).

Die militärische Kernkompetenz der beorderten Reserve, insbesondere in den nichtaktiven Truppenteilen, ist zu stärken. Subsidiäre Aufgaben aus dem Bereich der Blaulichtorganisationen sollten auf ein Minimum beschränkt werden. Eine enge Abstimmung mit der vom Bundesinnenministerium erlassenen „Konzeption Zivile Verteidigung (KZV)“ ist mit Blick auf die Novelle der „Rahmenrichtlinie für die Gesamtverteidigung“ vorzunehmen.

Die politisch geforderte und für den Erfolg zwingend notwendige enge Verzahnung der aktiven mit der beorderten Truppe ist durch innovative militärische, aber auch gesetzgeberische Anstrengungen abzusichern (Stichworte: Novellierung des Reservistengesetzes / allgemeine Dienstpflicht).

Die Stärkung der (vertraglichen) Personalbindung und Bereitschaft zur praktizierten Beorderung sollte dabei über neue Instrumente wie Beorderungsprämien, Bonuszahlungen oder attraktive Berufsqualifikationen gefördert werden. Dabei sollte sich die Bundeswehr an entsprechenden „best practices“ verbündeter und/oder benachbarter Nationen orientieren. Nachhaltige Lösungsansätze für das Miteinander der Bundeswehr mit der Gesellschaft, insbesondere mit der Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst, um die angestrebte und notwendige „verlässliche Verfügbarkeit“ zu etablieren, sind zu entwickeln.

Gleichermaßen gilt es, diversifizierte Anreize für die Arbeitgeber zur „verlässlichen Freistellung“ zu schaffen. Erste vertragliche Modelle mit der Deutschen Bahn, der Post und einzelnen Industrie- und Handelskammern sollten weiter ausgefächert werden. Die Initiative „Partner der Reserve“ sollte hierbei als Werbeträger für ein wirtschaftliches Engagement in der sicherheitspolitischen Vorsorge weiter gestärkt und noch sichtbarer werden. Die Herausstellung der Reserve in der Gesellschaft – wie in diesem Jahr als Schwerpunkthema am „Tag der Bundeswehr“ – ist weiter zu verfolgen.

Die allgemeine Reserve ist in ihrer seit Jahrzehnten nachgewiesenen Kernkompetenz in der nationalen und internationalen Botschafter- und Mittlerrolle, der Kameradschafts-, Traditions- und Brauchtumspflege sowie in der Nachwuchsgewinnung und der Bereitstellung von individuellen Spezialfähigkeiten weiter zu fordern und durch aktive Kräfte sowie Schaffung von förderlichen Rahmenbedingungen zu unterstützen.

Der „unverzichtbare“ Stellenwert der gesamten Reserve für die Auftragserfüllung der Streitkräfte sollte sich in eigenständigen (neuen) Verantwortlichkeiten (u.a. Einführung eines Inspizienten Reserve) in der Struktur der Bundeswehr niederschlagen. Die derzeit überwiegende Abstützung der allgemeinen und beorderten Reserve auf „Zweit- und Nebenfunktionen“ sollte dabei durchgehend kritisch evaluiert werden. Ziel muss es sein, weitgehend eigene, leistungsfähige aktive Strukturen in allen militärischen Organisationsbereichen in der Fläche zu schaffen.

Das „outsourcing“ der Betreuung der Reserve an externe Organisationen (Verbände/Vereine) ist in diesem Zusammenhang zu überprüfen. Die Dimension einer „Europäischen Armee“ ist mitzudenken. Erste Grundzüge für eine deutsche Beteiligung an einer europäischen Truppenreserve sowie darüber hinaus einer nationalen Territorialen Reserve für den Heimatschutz und für Hilfeleistungen bei Naturkatastrophen, Unglücksfällen und Innerem Notstand sind zu entwickeln. Dieses gilt insbesondere für die Bereiche, in denen bereits aktive Strukturen eng verwoben sind (Stichwort: Deutsch-niederländische Integration in Heer und Luftwaffe).

Fazit
Eine bloße „Auffrischung“ der heutigen Reserve reicht im Lichte der erkennbaren Erfordernisse zur erfolgreichen Weiterentwicklung der „Reserve der Zukunft“ nicht mehr aus. Kreative Ansätze sind auch unter Abstützung auf die Erfahrungen der Vergangenheit zu entwickeln, „hohle Strukturen“ endlich aufzulösen. Neue und unbekannte sowie mutige Wege müssen mit der „Strategie der Reserve“ beschritten werden, damit die ambitionierten politischen Vorgaben der Konzeption der Bundeswehr erreicht werden können.

 

 

Quelle:
Robert Löwenstein
Dipl.-Ing. (FH) und Generalmajor a.D.
Vorsitzender des Beirates Reservistenarbeit
Der Artikel erschien in der Ausgabe September in der Zeitschrift „Europäische Sicherheit & Technik“

Broschüre „Konzeption der Bundeswehr“

Das „Weißbuch zur Sicherheitspolitik und zur Zukunft der Bundeswehr“ (Weißbuch 2016 wurde nach ressortgemeinsamer Abstimmung am 13. Juli 2016 vom Bundeskabinett verabschiedet. Es leitet aus der sicherheitspolitischen Lage Vorgabenfür die sicherheitspolitische Ausrichtung Deutschlands ab. Dabei legt es auch den Auftrag und die Aufgaben der Bundeswehr fest.

Eine neue Konzeption der Bundeswehr (KdB) Das Weißbuch 2016 ist die zentrale Bezugsgröße und Vorgabe für die weitere Entwicklung der Bundeswehr. Die Vorgaben des Weißbuchs 2016, aber auch weitere aktuelle Entwicklungslinien sind umzusetzen.

Das geschieht mit der neuen Konzeption der Bundeswehr (KdB). Die Bundeswehr richtet sich entlang der Vorgaben auf die Zukunft aus.

Die neue KdB übersetzt den im Weißbuch 2016 formulierten Willen Deutschlands zur Übernahme von mehr Verantwortung in der Welt in Vorgaben zum Handeln für die gesamte Bundeswehr unter Führung des Bundesministeriums der Verteidigung.

Die neue KdB

  • aktualisiert zu diesem Zweck die Nationale Zielvorgabe an die Bundeswehr und
  • macht basierend auf aktuellen Rahmenbedingungen neue Vorgaben für das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr.

Übergreifendes Ziel
ist das Entwickeln und Bereitstellen einer einsatzbereiten, bündnisfähigen und flexiblen Bundeswehr, die in einem volatilen Sicherheitsumfeld Fähigkeiten zur gleichrangigen Wahrnehmung aller Aufgaben zum Schutze Deutschlands besitzt.

Grundlinien der Gesamtkonzeption
Die vorliegende Broschüre dient zur Information der interessierten Öffentlichkeit. Sie skizziert die künftigen Grundlinien der Gesamtkonzeption der Bundeswehr und erfasst Kernaussagen, mit denen in der neuen KdB strategisch-konzeptionelle Pfade und Abholpunkte für die weitere Entwicklung der Bundeswehr geschaffen werden.

Broschüre „Konzeption der Bundeswehr“

Personalveränderungen in militärischen und zivilen Spitzenstellen (10/2018)

I. Personalveränderungen in militärischen Spitzenstellen

Im Oktober 2018 werden keine Personalmaßnahmen wirksam.

II. Personalveränderungen in zivilen Spitzenstellen

Im Oktober 2018 werden folgende Personalveränderungen wirksam:

Bundesministerium der Verteidigung

Ministerialdirektor Dr. Dieter WEINGÄRTNER, Abteilungsleiter Recht des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin, wird in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Ihm folgt Ministerialdirigent Andreas CONRADI, bisher Leiter des Leitungsstabes des Bundesministeriums der Verteidigung in Berlin.

Ministerialdirigentin Elisabeth TOTTER, bisher Unterabteilungsleiterin III der Abteilung Planung des Bundesministeriums der Verteidigung in Bonn, übernimmt die Funktion der Stellvertreterin des Abteilungsleiters Planung.

Personal

Der Präsident des Bundesamtes für das Personalmanagement der Bundeswehr in Köln, Präsident Georg STUKE, wird in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Seine Nachfolgerin wird Ministerialdirigentin Sabine GROHMANN, bisher Stellvertreterin des Abteilungsleiters Personal im Bundesministerium der Verteidigung in Bonn.

Quelle:
Bundesministerium der Verteidigung
Autor: BMVg Presse- und Informationsstab

REMSCHEID ist nicht nur die Stadt mit dem „Bergischen Löwen“: Führung durch zwei technisch hochinteressante Kleinode

Am 22. März, bei teilweise heftigem Schneegestöber, begaben sich frühmorgens 15 Personen der Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER unter organisatorischer Leitung von Oberstleutnant a. D. Karl-Heinz Laux, Schatzmeister im Vorstand der Kameradschaft, nach REMSCHEID auf den Weg, um unter dem Fokus Technik zwei außergewöhnliche Museen zu entdecken.

Jetzt wird sich mancher fragen, wo liegt REMSCHEID und was ist dort so interessant. Nun, wir wurden eines Besseren belehrt. REMSCHEID ist die drittgrößte Stadt des Bergischen Landes mit dem „Bergischen Löwen“ als Wappentier und wird volkstümlich auch die „Seestadt auf dem Berge“ genannt. Diese Bezeichnung entstand gegen Ende des vorletzten Jahrhunderts, weil die in REMSCHEID ansässige Metall- und Werkzeugindustrie vielfältige Handelsbeziehungen nach Übersee und in die ganze Welt unterhält. Daneben hat aber REMSCHEID noch mehr zu bieten als innovative und weltweit bekannte Unternehmen. Sicherlich gehören dazu das unter technischen Aspekten besonders hervorzuhebende Deutsche Röntgenmuseum und das Deutsche Werkzeugmuseum.

1. Das Deutsche Röntgenmuseum

Das Deutsche Röntgenmuseum in Wilhelm Conrad Röntgens Geburtsstadt REMSCHEID-LENNEP versucht, nicht nur dessen Lebenswerk zu würdigen und verständlich der Nachwelt zu präsentieren. Es zeigt auch Exponate, die die Auswirkungen und Weiterentwicklungen seiner bahnbrechenden Entdeckung bis in die Gegenwart vor Augen führen.

Das Röntgen-Museum in REMSCHEID von Außen, Foto: Oberstleutnant a.D. H. Rüttgers

Wie kaum eine andere Entdeckung haben Röntgens X-Strahlen Einfluss nicht nur auf das Leben der Menschen, sondern auch auf alle Bereiche der Wissenschaft und Technik genommen. Wilhelm Conrad Röntgen wurde am 27.03.1845 in REMSCHEID-LENNEP geboren. Seine Eltern waren der Tuchhändler Friedrich Conrad Röntgen und dessen Ehefrau Charlotte, geb. Frowein. 1849 zog die Familie nach APELDORN (Niederlande); dort und später in UTRECHT besuchte er verschiedene Schulen und begann ein Universitätsstudium.

Von 1865 bis 1868 studierte er an der Eidgenössischen Polytechnischen Schule in ZÜRICH und erhielt das Diplom als Maschinenbauingenieur. Mit seiner Dissertation “Studien über Gase” erwarb er 1868 an der ZÜRICHer Universität den Grad eines Doktors. 1888 nahm er die Berufung als Ordentlicher Professor für Physik und Leiter des Physikalischen Instituts der Julius-Maximilians-Universität WÜRZBURG an. Am 8. November 1895 entdeckte Wilhelm Conrad Röntgen die unsichtbaren Strahlen. Er experimentierte mit einer fast luftleeren Kathodenstrahlröhre aus Glas. Er deckte sie mit Pappe ab, aber die Strahlen konnten diese durchdringen und bildeten ein zufällig auf dem Tisch liegendes Objekt auf einem danebenliegenden Fluoreszenzschirm ab. In einer öffentlichen Demonstration seiner neuen Entdeckung im Januar 1896 schlug ein Teilnehmer der Veranstaltung vor, diese Strahlen künftig “Röntgen´sche Strahlen” zu nennen. 1900 wurde er als Ordentlicher Professor und Vorstand des Physikalischen Instituts der Ludwig-Maximilians-Universität nach MÜNCHEN berufen. Am 10.12.1901 erhielt Wilhelm Conrad Röntgen den ersten Nobelpreis für Physik der Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften. Er starb am 10.02.1923 zwar in MÜNCHEN, begraben jedoch ist er in GIESSEN.

Seitdem sind die Röntgenstrahlen in Medizin, Technik und Forschung allgegenwärtig und es gibt kaum jemanden, der nicht schon einmal mit ihrer Hilfe untersucht wurde und sei es nur in einer Röntgenreihenuntersuchung. Röntgen selbst gab ihnen den Namen „X-Strahlen“.

Die Entdeckung der Röntgenstrahlung (Nachbildung), Foto: Oberstleutnant a.D. J. Steibel

Die Sammlungen des Deutschen Röntgen-Museums umfassen ca. 155.000 Objekte. Unter den Sammlungsobjekten ist eine hohe Zahl an wertvollen Originalexponaten und eine in der Welt einmalige Sammlung von Geräten zur Entdeckung, Erforschung und Anwendung der Röntgenstrahlen auf allen wissenschaftlichen Fachgebieten zu finden.

In der Medizin:

In der Medizin dient das Röntgen hauptsächlich zur Feststellung von Anomalien im Körper, die im Zusammenhang mit Symptomen, Zeichen und eventuell anderen Untersuchungen eine Diagnose ermöglichen (Röntgendiagnostik). Die unterschiedlich dichten Gewebe des menschlichen (oder tierischen) Körpers absorbieren die Röntgenstrahlen unterschiedlich stark, so dass man eine Abbildung des Körperinneren erreicht. Dieses Verfahren wird zum Beispiel häufig bei Verdacht auf Knochenbruch angewendet: Zeigt das Röntgenbild eine Unterbrechung der Kontinuität des Knochens, ist der Verdacht bestätigt.

Einsatz als Feldmäßiger Röntgenapparat:

Mehr als neun Millionen tote Soldaten, viele Millionen Verwundete – die Bilanz des Ersten Weltkriegs erschüttert bis heute. Nicht nur die Zahlen sind schockierend, sondern auch die Schwere der Verletzungen. Einfache Schusswunden zählten noch zu den harmloseren Folgen der Kämpfe. Die neuen Kriegstechnologien richteten die Menschen furchtbar zu: Manche Soldaten verloren Arme, Beine oder Teile ihres Gesichts, sie erblindeten oder trugen Lähmungen davon.

Feldmäßiger Röntgenapparat, Foto: Oberstleutnant a.D. J. Steibel

Ärzte versuchten nach Kräften, den Schwerverwundeten zu helfen – und setzten dabei erstmals auf eine besonders von einer weiteren Nobelpreisträgerin, nämlich von Madame Curie, unterstützende neuartige Technik: den Röntgenbildern. Die waren für viele verletzte Soldaten lebensrettend, weil man Geschosssplitter im Körper entdeckte, die man sonst nicht gefunden hätte.

In der Biologie:

In biologischen Fachbereichen, wie beispielsweise der Zoologie, wird versucht, mit Hilfe von Röntgen-basierten Darstellungen verschiedenste Fragestellungen zu beantworten. So kann beispielsweise der Aufbau des Kreislaufsystems bei Wirbellosen und seine Lage im Körper besser und schneller untersucht werden, als es mit konventionellen Methoden wie Präparation unter dem Mikroskop oder histologischen Schnitten möglich wäre.

Zur Strukturanalyse:

Indem man die Beugung von Röntgenstrahlen beim Durchtritt durch eine Substanzprobe misst, lässt sich die Kristallstruktur von Substanzen aufklären. Moleküle können so visualisiert werden. Bei organischen Molekülen wie DNA, RNA und Proteinen lässt die Struktur Schlüsse auf die Funktion zu, daher greifen Molekularbiologen besonders oft auf die Röntgen-Strukturanalyse zurück.

In der Geologie und Mineralogie:

Die chemische Analyse von Gesteinen und Mineralen ist mit Hilfe der Röntgenfluoreszenz-Analyse möglich. Durch Bestrahlung mit Röntgenstrahlen von ca. 50 kV werden die in einer Probe enthaltenen chemischen Elemente zu einer Fluoreszenz-Strahlung angeregt, deren Wellenlänge charakteristisch für das betreffende Element ist. Durch Messung der Wellenlänge dieser Strahlung können die Elemente qualitativ bestimmt werden. Durch Messung der Intensität und Vergleich mit einer Standardprobe bekannter Zusammensetzung kann auch eine quantitative Analyse durchgeführt werden.

In der Archäologie:

In der Archäologie wird die Röntgenaufnahme beispielsweise zum Durchleuchten von Mumien genutzt, wenn deren Einbandagierung nicht zerstört werden soll. Ferner können kompliziert aufgebaute Funde wie Waffen, verzierte Ornamente oder unter Verschluss befindliche Objekte in Truhen ohne Öffnung untersucht werden.

Zur Gemäldeuntersuchung:

Die Röntgentechnik wurde erstmals eingesetzt, um verschiedene Schichten des Bildaufbaus bei Gemälden sichtbar zu machen.

Mobile Durchleuchtungseinheit für LKW und Busse der Bundeszollverwaltung

An manchen Kontrollpunkten wird Röntgentechnik in Scannern angewendet, um zeitsparend, aber wirksam Hohlräume oder Menschen zu durchleuchten. Es gibt Röntgengeräte, die ganze LKW-Ladungen oder Container durchleuchten können. Zudem wird das Röntgen auch bei der Delaborierung von Bomben zur Hilfe genommen.

Materialprüfung

Weitere Anwendungen findet man beim Röntgen in der Werkstoffprüfung. Durch Röntgen kann man im Verlauf der Durchstrahlungsprüfung Objekte auf Risse und Hohlräume im Innern untersuchen. Dies geschieht mit sogenannten Röntgenrefraktionsanlagen, meist mit einem Belastungsmechanismus zum leichten Öffnen der Mikrorisse.

Qualitätskontrolle in der Nahrungsmittelproduktion

Immer häufiger verlangen große Handelsketten von den Nahrungsmittelherstellern eine bessere Detektion von Fremdkörpern zur Erhöhung der Produktqualität. Nachdem der Metalldetektor in den letzten Jahren das Mittel der Wahl war, kommen jetzt immer häufiger Röntgensysteme zum Einsatz. Diese Röntgensysteme bestehen zum einen aus dem bekannten Röntgensystem (Röhre/Kollimator und Empfänger) sowie aus einer weitentwickelten computergestützten Bildverarbeitung mit Aussteuergerät.

Gefahren von Röntgenstrahlen

Röntgenstrahlung durchdringen alle Gewebe des menschlichen Körpers und können zu Schädigungen führen, vor allem infolge Beeinträchtigung der Zellteilung. Hier zu nennen sind besonders:

  • Verbrennungen verschiedenen Grades durch Strahleneinwirkung auf die Haut.
  • Schädigung des Knochenmarks und der Keimzellen, dadurch Entstehung von Missbildungen, Unfruchtbarkeit oder Krebs.
  • Bei schwangeren Frauen: Röntgenstrahlen sind für das ungeborene Kind lebensgefährlich, daher sollten Aufnahmen nur dann durchgeführt werden, wenn sie überlebenswichtig sind. Frauen im gebärfähigen Alter sollten vor einer Röntgenuntersuchung einen Schwangerschaftstest durchführen, wenn sie nicht ausschließen können, dass sie schwanger sind.

Die maximal erlaubte Dosis pro Jahr für beruflich exponierte Personen beträgt 5 Rem. Das entspricht 10 Thorax-Röntgenbildern. Darum ist Strahlenschutz für Patienten und Personal, die mit Röntgenstrahlen zu tun haben, besonders wichtig.

Die für die Führung vorgesehene Zeit verflog rasend schnell. Unser Führer verstand es geschickt, uns die wichtigsten und interessantesten Exponate kurzweilig und durch kleine Anekdoten aufgelockert vorzustellen. Nach einer Kräftigung mit Pasta und Pizza beim Italiener verlegten wir zum zweiten hochinteressanten Museum.

2. Das Deutsche Werkzeugmuseum

Dieses Museum ist in Deutschland einzigartig. Es beherbergt eine umfangreiche technik-, sozial- und kulturgeschichtliche Sammlung von Werkzeugen aus vielen Jahrhunderten, beginnend beim steinernen Faustkeil aus einer Zeit vor 200.000 Jahren und reicht bis in die Gegenwart.

Daneben ist es gerade für Techniker wieder interessant, zu erfahren, woher solche Bezeichnungen wie „Maulschlüssel“, „Klauen“-, „Gelenk“-, „Steck“- oder „Hakenschlüssel“ stammen Den letztgenannten müssten vor allem VW-Käferfahrer noch kennen, denn der ist zum Aus- und Einbau des Anlassers nötig, da kein gradliniger Zugang zur Verschraubung möglich ist. Oder was ist ein „Innenschruppdrehmeißel“ oder „Schaftschruppfräser“? Dies und andere Fachausdrücke erklärte uns unser Führer, ein erfahrener Werkzeugbauer, beim 90 min Museumsrundgang.

Außen gibt sich der 1967 gegründete und 1995/96 neu konzipierte und neu gestaltete Museumskomplex im REMSCHEIDer Stadtteil HASTEN eher bescheiden. Doch das trügt: Bereits im Eingangsbereich fällt unser Blick auf ein fast vier Meter großes Schwungrad einer Dampfmaschine aus dem Jahre 1907, von der aus über eine Transmission unter der Decke mehrere Werkzeugmaschinen angetrieben werden, und versetzt uns zurück in die Vergangenheit.

Dampfmaschine mit Schwungrad, Foto: Oberstleutnant a.D. H. Rüttgers

Ein anderer Bereich des Museums ist dem schon vor über 200 Jahren vom Bergischen aus weltweit betriebenen Handel mit Werkzeug und anderen Eisenwaren gewidmet. Zu sehen sind originalgetreue Kopien alter Kataloge, Fotos überseeischer Niederlassungen großer Exporthäuser, Musterkoffer und Kisten für Werkzeuge aller Art für den Seetransport. Unlängst hinzu gekommen ist eine Ausstellungseinheit, die zwei Handelsreisen dokumentiert, die der Inhaber einer traditionsreichen Firma in den frühen 1950er Jahren durch den damals noch wenig erschlossenen afrikanischen Kontinent unternahm.

Im Mittelpunkt aber steht Werkzeug, seine Funktion und seine Herstellung: Von den Gerätschaften der Steinzeit, der Bronzezeit, des Mittelalters und der handwerklich geprägten Frühindustrie bis zum computergesteuerten High-Tech-Produkt unserer Tage, von der Eisenerzeugung im Bauernrennfeuer bis zum ersten industriellen Lichtbogen-Schmelzofen für Stahl von 1906 veranschaulicht das Museum diese Themenbereiche auf vielfältige Weise. Die in anderen Museen allgegenwärtigen Schilder „Bitte nicht berühren“ sucht man hier vergeblich. Im Gegenteil: Immer wieder lädt der Hinweis „Bitte ausprobieren“ große und kleine Besucher ein, sich selbst im Umgang mit Werkzeug zu versuchen.

In das Museum integriert ist eine historische Fabrikhalle mit Kontorgebäude. Weiterhin sind zwei originalgetreue Schmieden aus der Zeit um 1900, eine kleine Feilenhaustube, ein kleiner Wasserhammer und ein wasserradgetriebener Schleifkotten zu besichtigen.

Eisenerzvorkommen, Holz für die Holzkohle als reinem Brennstoff und bald auch das Wasser der von reichen Niederschlägen gespeisten Bäche mit starkem Gefälle zum Antrieb leistungsstarker Wasserräder waren Grundlage für die Entstehung der frühindustriellen Werkzeugfertigung im Raume REMSCHEID. So konnte hier – zunächst in kleinen Schmelzöfen, sogenannten „Rennöfen“, später in bis zu 10 Meter hohen „Hochöfen“ – Stahl erzeugt und weiterverkauft oder zu Werkzeug und anderen Kleineisenartikeln weiterverarbeitet werden.

Im Laufe des 17. Jahrhunderts standen bestimmte Rohstoffe für die Metallherstellung nicht mehr zur Verfügung. Daher beschränkte man sich von da an auf die Veredelung von Roheisen. Dieses wurde vor allem aus dem Siegerland bezogen und dann zum sogenannten „Raffinierstahl“, dem frühindustriellen Edelstahl, weiterverarbeitet.

Die Ausstellungseinheit „Werkzeugform – Werkzeugfunktion“ will zeigen, dass die Form eines Werkzeugs zwar durch Funktion und ergonomische Zweckmäßigkeit bestimmt ist, sie aber dennoch im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Ausprägungen erfährt. Neben Handwerkzeug wird auch Elektrowerkzeug, hier insbesondere in Bezug auf die Entwicklung der Elektrobohrhämmer, angesprochen.

Perfektes „Feilenhauen“, Foto: Oberstleutnant a.D. J. Steibel

Gleich nebenan die Ausstellungseinheit „Feilenhauerei“, wo exemplarisch verdeutlicht wird, welche – zunächst handwerklichen – Arbeitsschritte zur Feilen-Herstellung erforderlich sind. Am Beispiel der Mechanisierung der Produktion werden auch die sozialen Auswirkungen für die Menschen und deren Arbeit verdeutlicht: Die Feilenhauer verloren ihre Selbstständigkeit, wurden zu Fabrikarbeitern.

Unsere Besuchsgruppe in der Diskussion, Foto: Oberstleutnant a.D. J. Steibel

In engem Zusammenhang mit der Feilenhauerei steht die Ausstellungseinheit „Kleinindustrielle Fertigung“, deren Mittelpunkt Werkzeugmaschinen und Maschinenwerkzeuge des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts bilden. Räumlich gehört dazu auch die schon erwähnte Dampfmaschine von 1907, die ihre Kraft über eine Transmissionsanlage auf Produktionsmaschinen überträgt. Diese, ein Symbol der „Industriellen Revolution“, leitet thematisch über zur Ausstellungseinheit „Industrielle Werkzeugfertigung“. Neben sozialgeschichtlichen Aspekten informiert hier ein weiterer Schwerpunkt über das industrielle Gesenkschmieden, nach wie vor ein wichtiger Produktionsschritt in der Werkzeugindustrie. Angegliedert sind weitere Großobjekte, die zwar mit der Werkzeugproduktion in einem Zusammenhang stehen, thematisch jedoch darüber hinaus weisen. Dies ist zum einen der weltweit erste Produktionsofen zur Herstellung von hochwertigem Elektrostahl (1906 von Richard Lindenberg in REMSCHEID-Hasten in Betrieb genommen). Zum anderen ist es eine Exponatgruppe mit Modellen und Original-Versuchs-Walzanlagen zur Herstellung nahtloser Röhren, entwickelt von Max Mannesmann (1857-1915) und dessen Bruder Reinhard (1856-1922).

Ganz aktuell schließlich die Ausstellungseinheit „Moderne Werkzeuge – Moderne Fertigung“: Neue Organisationsformen, neue Verfahren im Fertigungsfluss, neue Produkte aus innovativen Werkstoffen und hochpräzise Methoden der Qualitätssicherung bestimmen heute den Alltag der Werkzeugindustrie.

Leider verflog die Zeit für unsere sachkundige Besuchsgruppe viel zu schnell. Jedoch hatten wir somit für die Heimfahrt ausreichend Gelegenheit, um die eine oder andere technische Fragestellung weiter zu diskutieren.

Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER
Autor: Oberstleutnant a.D. Steibel