Aktuelle Herausforderungen der NATO

Das FES-Landesbüro NRW lädt am 03. September herzlich zum nächsten Sicherheitspolitischen Forum NRW nach Bonn ein.

Die sicherheitspolitische Lage in und um Europa hat sich durch Krisen in der Nachbarschaft, durch die terroristische Bedrohung aber auch in Folge technologischer Entwicklungen der Cyberkriegsführung und der Klimakrise verschärft. Dabei sind zunehmend sicherheitspolitische Herausforderungen innerhalb Europas präsent, während ebenso Instabilitäten in einzelnen afrikanischen Staaten, im Nahen Osten, und in Teilregionen Asiens das globale Sicherheitsgefüge schwächen.
Seit 70 Jahren ist die NATO ein Garant für internationale und nationale Sicherheit. Als politische und militärische Allianz bietet sie den Rahmen für Kooperation zwischen den USA, Kanada und Europa und bindet die Türkei als wichtigen strategischen Partner in die Sicherheitspolitik ein. Doch das Bündnis steht aktuell vor großen externen und internen Herausforderungen. Nach der Annexion der Krim durch Russland und durch die russische Intervention in der Ostukraine hat sich das Verhältnis der NATO zu Russland verschlechtert. Als Folge rückte in der NATO die Bündnisverteidigung nach dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der NATO-Mitgliedsstaaten 2014 in Wales wieder in den Mittelpunkt der Agenda. In außenpolitischen Fragen vertreten die USA und viele der europäischen Staaten zunehmend konträre Positionen. Als 45. Präsident der USA stellte Donald Trump die NATO sogar grundsätzlich in Frage und befeuerte wiederholt die Debatte über die aus seiner Sicht unzureichenden Verteidigungsausgaben einzelner Mitgliedsstaaten.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen fragen wir im Rahmen des Sicherheitspolitischen Forums NRW im Dialog von Politik, Bundeswehr und Wissenschaft:

  • Wie bewertet der für die Verteidigungsplanung Nordeuropas, aber auch für den Einsatz der Nato in Afghanistan und im Baltikum, zuständige Nato-Kommandeur aus operativer Sicht die aktuelle Lage des Militärbündnisses?
  • Wie wirken sich aus politischer Perspektive die Auseinandersetzungen zwischen den USA und Europa auf die Stabilität der NATO aus und welche Erwartungen dürfen an die zukünftige Entwicklung des Verteidigungsbündnisses gerichtet werden?
  • Welche militärischen Krisenherde sind die größten Herausforderungen für die NATO?

 

Vorläufiges Programm:
17.30 Uhr Begrüßung
FES-Landesbüro NRW

17.40 Uhr Impulsvorträge
Erhard Bühler, General ,Commander Allied Joint Force Command, Brunssum

Wolfgang Hellmich MdB, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des deutschen Bundestags
Dr. Claudia Major, Stiftung Wissenschaft und Politik (angefragt)

18.45 Uhr Anschließende Podiumsdiskussion
Moderation: Hans-Joachim Schaprian, Oberst a.D.

19.45 Uhr Veranstaltungsausklang bei abschließendem Imbiss

Wir laden herzlich ein, diese und Ihre Fragen gemeinsam mit unseren Podiumsgästen zu diskutieren!

Wir bitten Interessierte um Anmeldung über diesen Link

 

Quelle:

Arne Cremer
Landesbüro NRW der Friedrich-Ebert-Stiftung

Anwenderforum Rüstung und Nutzung Rü.Net 2019: VJTF 2023 – Herausforderungen, Chancen und Risiken

Das Anwenderforum Rüstung u. Nutzung (Rü.Net) in enger inhaltlicher Abstimmung mit dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) geht am 04. und 05. September in Vallendar bei Koblenz in die Wiederholung.

Nach Absprache mit dem BAAINBw wurde über diese Hochwertveranstaltung das Label „VJTF 2023 -Herausforderungen, Chancen u. Risiken“ gesetzt. Als Keynotespeaker sind bereits Generalmajor Gert Friedrich Nultsch, militärischer Vizepräsident des Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung in der Bundeswehr und der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages, Wolfgang Hellmich (MdB), bekannt.

Vorrangige Themen werden sein:

  • System Panzergrenadier
  • Bewegliche Unterbringung im Einsatz
  • Sicherstellung von Transport- und Unterstützungsaufgaben im Bereich des Heeres und der Streitkräftebasis
  • Digitalisierung Meldewesen Materielle Einsatzbereitschaft
  • Optimierung Ersatzteil/Austauschteil Versorgung
  • Aufbau 30 Tage Einsatzvorrat
  • Zulassungproblematik EMAR/DEMAR

Die Rü.Net wird durch ein exklusives Plenum eröffnet. Neben den erwähnten Vortragenden wird auch ein Vertreter des Stabes VJTF (BAAINBw) eine Keynote halten. Im Schwerpunkt werden die Abteilungen „Kampf“, „Landunterstützung“, „Luft“ und „Technische, logistische und wirtschaftliche Querschnittsaufgaben“ vertreten sein. Am zweiten Tag wird in Fachpanels umgegliedert. Chairmen der Abteilungen Kampf/Landunterstützung und Luft werden hier durch das anspruchsvolle Programm führen.

Weitere Informationen und die Anmeldemodalitäten zu dieser Veranstaltung finden Sie hier.

Die Logistik hinter Trident Juncture 2018

Ohne Logistik fliegt nichts, schwimmt nichts, fährt nichts. Der Erfolg der NATO-Großübung Trident Juncture 2018 (TRJE 2018) hing somit maßgeblich von dieser Unterstützungsleistung ab. Das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw), insbesondere mit den Kräften der mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis aber auch des Logistikzentrums der Bundeswehr (LogZBw) und der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) haben einen entscheidenden Beitrag geleistet.

Etwa 50.000 Soldatinnen und Soldaten beteiligten sich 2018 an der größten gemeinsame NATO-Übung seit dem Ende des Kalten Krieges. Mit allen 29 NATO-Staaten sowie Finnland und Schweden war es darüber hinaus das umfassendste Manöver in diesem Zeitraum. Die Bundeswehr war mit etwa 8.500 Soldaten, 4.000 Fahrzeugen und 750 Containern der zweitgrößte Truppensteller im Übungsland Norwegen. Kern war eine Volltruppenübung im Zeitraum vom 25. Oktober bis zum 7. November 2018. Das Ziel war es, neben der Zertifizierung der NATO Response Force Hauptquartiere, die strategische Verlegung einer Kampftruppenbrigade sowie die Interoperabilität zwischen den teilnehmenden Kräften der NRF 2019 und besonders der „Very High Readiness Joint Task Force 2019“ zu üben. Nie zuvor in der Geschichte der Bundeswehr wurde Personal und Material in einer solchen Größenordnung bei einer NATO-Übung außerhalb Deutschlands eingesetzt.

Mehrere Fahrzeuge vom Typ Hägglund BV 206 vom Gebirgsjägerbataillon 232 werden im Rahmen der NATO-Großübung Trident Juncture 2018 in RØROS/NORWEGEN entladen
Quelle: Bundeswehr/Marco Dorow

Die Aufgabe der Logistik der Streitkräftebasis (SKB) war dabei die strategische Verlegung der deutschen Kräfte, deren anschließende Versorgung sowie die Versorgung verbündeter Einheiten und Verbände. Bereits im September waren die Logistiker der SKB vor Ort in Norwegen. Sie organisierten und betrieben u.a. einen Teil des Hafens in Fredrikstad, südlich von Oslo. Gleichzeitig wurde der Ort für die Unterbringung der Logistiktruppen und die Koordination der logistischen Leistungen in einer Zeltstadt nahe des Flughafens Gardermoen, nördlich von Oslo, erkundet und anschließend übernommen. Damit stellten sie die Aufnahme von Personal und Material in Norwegen sicher.

In der Nacht vom 5. auf den 6. September verließ das erste Roll-on-Roll-off-Schiff (RoRo), die ARK GERMANIA, den Verladehafen in Emden. Über 200 Fahrzeuge, darunter Sattelzugmaschinen, Dingos und Straßentankwagen sowie Container und einige das Material begleitende Soldaten waren an Bord. Hierzu waren im Vorfeld umfassende Transportplanungen durch das LogZBw in Wilhelmshaven notwendig.

Das Roll on Roll off-Schiff im Hafen von Emden. Innerhalb kürzester Zeit werden die Fahrzeuge auf dem Schiff verstaut.
Quelle: Bundeswehr/Christoph Vietzke

Der Verlegeplan

 Über Straße, Schiene, per Luft- und per Seetransport erreichten Personal und Material ihren Bestimmungsort. Das Joint Logistic Support Group Headquarter (JLSG HQ) des Joint Forces Command NEAPEL (JFC NP) hat in Verbindung mit der Host Nation Vorgaben für die Verlegung der multinational zusammengesetzten übenden Truppe festgelegt. Auf dieser Basis erstellte das LogKdoBw im Auftrag des Einsatzführungskommandos und mit allen beteiligten Organisationsbereichen der Bundeswehr einen nationalen Verlegeplan, den das LogZBw im engen Zusammenwirken mit den Truppenstellern umgesetzt hat. Der Verlegeplan umfasste u.a. die Festlegung des Beladehafens (Seaport of Embarcation (SPOE)) in Deutschland sowie die Entscheidung darüber, auf welchen Wegen Fahrzeuge und Container vom Heimatstandort an den Zielort in Norwegen gelangen. Ob dies im Eisenbahn- oder Straßentransport, per Spedition oder auf eigener Achse erfolgte, hing u.a. von Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen und zeitlichen Vorgaben ab. Der effiziente Ablauf bei TRJE 2018 war das Ergebnis der engen Zusammenarbeit des LogZBw mit den jeweiligen Truppenstellern, dem Kommando Territoriale Aufgaben, den Landesbehörden und der gewerblichen Wirtschaft.

Im SPOE mussten die jeweiligen Transportdokumente überprüft und das Material anschließend durch den Zoll überprüft werden. Auch hier ist stets eine enge Abstimmung mit der Schiffsagentur, der Hafengesellschaft und den verantwortlichen Zollbeamten notwendig. Unterstützt wurde das LogZBw im Seehafen durch die mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis. Das Logistikbataillon 161 aus dem niedersächsischen Delmenhorst verfügt hierfür über eine Hafenumschlagkompanie. Deren Aufgabe ist es, die Be- und Entladung von militärischem Klein-, Großgerät und Containern auf bzw. vom Schiff sowie die Hafenorganisation sicherzustellen. Für TRJE 2018 war diese Kompanie drei Monate in Emden und im Entladehafen in Fredrikstad im Einsatz.

Die Fahrzeuge werden sicher am Boden verzurrt. Beim sogenannten Laschen werden die Spanngurte am Fahrzeug und am Schiff befestigt.
Quelle: Bundeswehr/Christoph Vietzke

Die Verlegung über den Seeweg

Am 5. September 2019 begann der Seetransport von Fahrzeugen und Containern nach Norwegen. Hierfür nutzte die Bundeswehr den zusammen mit Dänemark geschlossenen Kooperationsvertrag mit der Reederei Det Forenede Dampskibs-Selskab (DFDS), auf Deutsch: Die Vereinigte Dampfschiff-Gesellschaft. Mit vier RoRo-Schiffen, die insgesamt 13 Verlegungen durchführten, wurden alle Fahrzeuge und Container in den Zielhafen (Seaport of Debarkation – SPOD) nach Fredrikstad transportiert. Diese Verschiffung des gesamten Materials dauerte etwa sechs Wochen. An Bord übernahm jeweils ein sogenannter „Supercargo“ die Verantwortung für das Be- und Entladen des Materials. Der Supercargo war in diesem Fall ein reservedienstleistender Stabsoffizier, welcher berufliche Erfahrungen als Schifffahrtskapitän bzw. Lotse mitbrachte. Er vertrat während der Verlegung die Interessen der Bundeswehr in ihrer Eigenschaft als Befrachter und überwachte die Einhaltung der im Chartervertrag festgelegten Bedingungen. Zudem ist ein Supercargo Ansprechpartner der Schiffscrew in bundeswehrspezifischen Angelegenheiten.

Die Soldaten der Hafenumschlagkompanie vom Logistikbataillon 161 entladen den Kampfpanzer Leopard 2 der Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) vom dänischen Roll on Roll off-Schiff Ark Germania.
Quelle: Bundeswehr/Marco Dorow

Eintreffen im Übungsraum

Mit der Aufnahme des Materials im Hafen von Fredrikstad und des Personals am Flughafen in Gardermoen begann in Norwegen die Weiterverlegung in den Übungsraum. Es erfolgte eine logistische Zwischenversorgung mit Kraftstoff und Verpflegung und die Weiterverlegung der Truppenteile in den jeweiligen Übungsraum. Eine enge Verbindung zwischen militärischer Hafen- bzw. Flughafenorganisation, den zuständigen lokalen Stellen, zivilen Vertragspartnern, und Behörden ist dabei unverzichtbar, um den reibungslosen Ablauf sicherzustellen. Die Fahrzeuge und Container wurden, wie zuvor in Emden, von den Soldaten der 6. Kompanie vom Schiff gelöscht und auf einer Staufläche abgestellt. Dabei wurde bereits die Marschordnung der darauffolgenden Verlegung berücksichtigt. Im Einsatzgebiet angekommen, erfolgte der abschließende logistische Prozessschritt der Integration der multinationalen Verbände zu einer homogenen Streitkraft. Um diesen Prozess ab der Ankunft in der Host Nation Norwegen bewältigen zu können, bedurfte es einer intensiven Koordination durch das JLSG HQ. Das JLSG HQ ist ein multinationaler Stab, der im Falle der Übung TRJE 2018 aus 145 Soldatinnen und Soldaten aus insgesamt zwölf Nationen bestand. Den Kern dieses JLSG HQ bildeten dabei Soldaten des Joint Force Command NEAPEL und des 1. Deutsch/Niederländischen Korps aus Münster. Die Aufgabe des JLSG HQ ist es, ein umfassendes und einheitliches logistisches Lagebild aufzubauen und logistische Leistungen zu koordinieren. Darüber hinaus bewältigte das JLSG HQ unter der Führung von Brigadegeneral Darko Pintaric (Kroatien) die komplexe Aufgabe der Organisation der Hin- und Rückverlegung. Zur Umsetzung der Aufgaben beim Aufmarsch in Norwegen verfügte die JLSG über logistische Truppen. Hierzu gehörten zwei RSOM-Bataillone und weitere spezialisierte Einheiten. Deutschland hat der JLSG sowohl national geführte logistische Truppen auf Zusammenarbeit angewiesen, als auch Logistikkräfte unmittelbar unterstellt.

Norwegische Feldjäger begleiten die Fahrzeugkolonne nach der Entladung durch die Hafenumschlagkompanie des Logistikbataillon 161 im Rahmen der NATO-Großübung Trident Juncture 2018 im Hafen von Fredrikstad /Norwegen
Quelle: Bundeswehr/Marco Dorow

Versorgung vor Ort 

Die Versorgung der insgesamt etwa 8.800 deutschen Soldatinnen und Soldaten wurde vom Unterstützungsverband Deutsche Kräfte (UstgVbd DEU Kr) in Gardermoen sichergestellt. Dieser wiederum wurde durch ein Führungselement vom Kommando SKB geführt. Den größten Teil des Verbandes machten die etwa 800 Logistiker im LogBtl UstgVbd aus, das seinerseits überwiegend aus Angehörigen des LogBtl 172 bestand, die von Angehörigen weiterer Verbände der mobilen Logistiktruppen der SKB ergänzt wurden. Nahezu täglich sorgten sie für den Umschlag von Containern und Materiallieferungen. Neben Instandsetzungs- und Transportleistungen sowie Ersatzteilen, Kraftstoff, Verpflegung und Wasser stellte der Verband auch Waren des täglichen Bedarfs wie Zahnbürsten, Schokolade oder Duschgel – insgesamt mehr als 100 verschiedene Artikel für die deutschen Soldaten aber auch verbündete Kräfte bereit. Insgesamt wurden in Versorgungstransporten etwa 1,1 Mio. Liter Kraftstoff und 1.000 Paletten Wasserflaschen von Gardermoen nach Rena (180 km nördlich Oslo) und in die umliegenden Einsatzorte transportiert.

Die Soldaten verwalten die Lagerung von Verpflegung, Wasser und Waren des täglichen Bedarfs im Camp des deutschen National Support Element (NSE)
Quelle: Bundeswehr/Marco Dorow

So wurde in Gardermoen eine der wichtigsten logistischen Schaltzentralen, die Basis Einsatzzentrale Logistik des logistischen Unterstützungsverbandes für die deutschen Soldaten in Norwegen betrieben. Der Luftumschlagszug des LogBtl 171 war ebenfalls dem LogBtl UstgVbd zugeordnet und in Gardermoen eingesetzt. Dieser war für die Passagierabfertigung der über den Flughafen Gardermoen ein- und ausreisenden Übungsteilnehmer aller beteiligten Nationen verantwortlich. Während der Volltruppenübung unterstützte der Verband die im Gefecht befindliche deutsche VJTF-Brigade. Die dauerhafte Unterstützung mit Schwerlasttransporten war ebenfalls Aufgaben dieses Verbandes.

Die Soldaten vom Gebirgsjägerbataillon 232 betanken ein Fahrzeug vom Typ Waffenträger Wiesel TOW am zentralen Betankungspunkt.
Quelle: Bundeswehr/ Carsten Vennemann

Folgerungen

 Die Übung TRJE 2018 war eine logistische Herausforderung. In einem umfassenden Ansatz wurden die logistischen Abläufe und Verfahren im Rahmen einer Übung, in der die Bündnisverteidigung im Vordergrund stand, erstmalig erprobt. Die hier gesammelten Erfahrungen fließen in die Weiterentwicklung der logistischen Konzepte für deutsche Beiträge zur Bündnisverteidigung ein.

Eine erste wesentliche Erkenntnis ist, dass für die logistische Bewältigung eines Einsatzes der VJTF/NRF eine eng aufeinander abgestimmte und präzise ineinandergreifende logistische Führungsorganisation erforderlich ist. Das Verständnis der klaren Abgrenzung der Verantwortung des Kontingentführers als dem Führer im Einsatz von der Basis Einsatzzentrale Logistik als zentrales Koordinierungs- und Steuerungselement für die logistische Leistungserbringung ist weiterzuentwickeln.

Die gelungene Verlegung großer Truppenteile unter Übungsbedingungen, die kontinuierliche logistische Unterstützung der übenden Truppe vor Ort sowie die gute Zusammenarbeit mit den multinationalen Partnern hat die derzeitige Ausbildung und Weiterbildung des logistischen Personals sowohl hinsichtlich seiner konzeptionellen Ansätze als auch hinsichtlich der neuen Ausrichtung der Ausbildung auf Landes- und Bündnisverteidigung bestätigt. Die frühzeitigen Koordinierungsbesprechungen mit den Movement Control Teams, verantwortlich für die Durchführung von Personal- und Materialtransporten, und den NATO-Partnern, haben sich bewährt. Sie waren ein Schlüssel zum Erfolg und trugen zu einem nahezu reibungslosen Deployment und Re-Deployment bei. Insgesamt hat das LogBtl 161 1.819 Container, 7.805 Rad- und 169 Kettenkraftfahrzeuge umgeschlagen und dabei in der Summe 47 Schiffe be- und entladen bzw. andere Nationen dabei unterstützt. Der internationale Erfahrungsaustausch führte auch auf dieser Ebene zu einer einheitlichen Sichtweise und bildet eine wertvolle Basis für zukünftige Übungen und Einsätze.

Es wurden aber auch Verbesserungs- und Weiterentwicklungspotenziale, und dies nicht nur in der Logistik, erkannt. So hat der Aufmarsch des deutschen Kräftedispositivs gezeigt, dass in einem Szenario der Bündnisverteidigung bereits in frühen Phasen (Phasen „Mount“ und „Deploy“) ein „Aufmarschführendes Kommando“ erforderlich ist. Die Zusammenziehung der Kräfte an den Aufkommensorten, die Verlegung von dort zu den jeweiligen See- und Flughäfen sowie die dann anschließende strategische Verlegung in den Einsatz- bzw. Übungsraum bringt bereits Aufgaben mit sich, die für die vergangenen und gegenwärtigen Auslandseinsätze der Bundeswehr nicht im gleichen Maße erbracht werden mussten. Das Ziel einer abgestimmten Verlegung großer Mengen an Personal und Material binnen kurzer Zeit sowie die Gewährleistung einer jederzeitigen Reaktionsfähigkeit auf Veränderungen der Bedrohungslage oder auf andere Herausforderungen erfordern eine einheitliche operative Führung der verlegenden Truppe bereits in diesen frühen Phasen.

TRJE 2018 hat gezeigt, dass sich multinationale Ansätze in der Logistik in Ergänzung zu nationalen Versorgungsprozessen bewähren. Hier ist zuvorderst die Kooperation in der JLSG zu nennen, die anteilig ausgewählten Unterstützungsleistungen in den Bereichen Umschlag, Transport sowie Kraftstoffbereitstellung für das gesamte multinationale Übungskontingent koordiniert und sichergestellt hat.

Abgestellte Straßentankwagen (STW) stehen am Betankungspunkt und Betriebsstoffumschlagplatz, betrieben durch den Nachschubzug Kraftstoff der 1. Kompanie des Logistikbataillons 172, im Camp des deutschen National Support Element (NSE).
Quelle: Bundeswehr/Marco Dorow

Vollständig national erfolgte hingegen die Versorgung der übenden Truppe mit Ersatzteilen. Hierfür konnte ein ambivalentes Fazit gezogen werden. Auch wenn sich die Verfahren und Prinzipien als leistungsfähig und tragfähig erwiesen haben, hat die Übung den hohen und vielfältigen Ersatzteilbedarf deutlich gemacht, den ein Kontingent dieser Größenordnung verursacht. Um den zum Teil schwer prognostizierbaren Bedarf zu decken, wurde durch LogKdoBw in Ergänzung zu den Ersatzteillagern vor Ort eine robuste und leistungsfähige Verbindung zwischen Einsatz- bzw. Übungsraum und Deutschland etabliert. Damit jedoch diese Verfahren volle Wirksamkeit entfalten und der im Einsatzfall, gegebenenfalls im Gefecht stehenden Truppe, Ersatzteile in kurzer Frist zur Verfügung gestellt werden können, ist die Logistik auf vorhandene Lagerbestände in der Zentrallogistik angewiesen. Der zentral in der Bundeswehr zu lagernde Bestand an Ersatzteilen ist den Forderungen für die Versorgung der Truppe in einem Landes- und Bündnisverteidigungs-Szenario anzupassen. Dies ist ein weiterer Anknüpfungspunkt für die Weiterentwicklung und Optimierung der logistischen Basis Inland als Rückgrat einer Operation eines Einsatzes im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung.

Insgesamt war TRJE 2018 – auch aus logistischer Sicht – ein voller Erfolg. Die logistischen Kräfte aus unterschiedlichen Verbänden der mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis sind zu einem gemeinsamen Verband zusammengewachsen. Hierauf aufbauend wird das LogBtl UstgVbd auch die bevorstehenden Aufgaben für VJTF 2019 erfolgreich bewältigen können. Die Leistungen der Soldatinnen und Soldaten waren eindrucksvoll und die Fähigkeit des logistischen Systems, Operationen dieser Größenordnung zu unterstützen, wurde nachhaltig unter Beweis gestellt.

 

Autor: Logistikkommando der Bundeswehr

 

PESCO – Network of LogHubs in Europe and Support to Operations

Anmerkung der Redaktion: Über die Kick-off Veranstaltung zu PESCO in Zypern berichteten wir bereits in unserem Newsletter April 2019. Link

  1. Einordnung

Das Projekt „Network of LogHubs in Europe and Support to Operations“ ist eines der priorisierten Projekte der ständigen strukturierten Zusammenarbeit (PESCO) der Europäischen Union. Mit 15 teilnehmenden Staaten ist es nach „Military Mobility“ zweitgrößtes der zurzeit 34 Projekte. Es stammt aus der ersten PESCO-Welle vom März 2018 und stellt eine Synopse von ursprünglich drei unterschiedlichen Vorschlägen aus Deutschland, Frankreich und Zypern dar. Diese drei Nationen haben seither gemeinsam die Koordinierung des ambitionierten Vorhabens übernommen. Die Projektteilnehmer wollen, gerade unter den aktuellen Rahmenbedingungen sowie der Ägide von PESCO, ihre logistischen Fähigkeiten weiterentwickeln, Verfahren abstimmen und zusammen Wege finden, um den logistischen Herausforderungen der Zukunft besser gerecht zu werden. Es soll zudem auch der europäische Pfeiler innerhalb der Nato im Bereich der Logistik gestärkt und vor allem praktischer Nutzen gezogen werden. Leistungsstarke zumeist bilaterale logistische Zusammenarbeit existiert natürlich auch schon heute, gleichwohl beabsichtigen die beteiligten Nationen, diese Schritt für Schritt auf eine permanentere und strukturiertere Grundlage zu stellen. Die multinationale Abstimmung im Projekt verläuft derzeit vielversprechend. Zwei Drittel der Länder haben bei den letzten Expertengesprächen im Februar 2019 die Bereitstellung eines eigenen logistischen Beitrags angekündigt. Darüber hinaus plant die überwiegende Zahl der Teilnehmer ebenfalls die Nutzung von Leistungen der Partner und entsprechender Infrastruktur ein. Damit sind gute Voraussetzungen für die anstehenden Gespräche, Ende Juni 2019 in Frankreich, geschaffen.

 

Abbildung 1 – Verlegung © Bundeswehr/Marco Dorow

  1. Zielsetzung

Das Projektziel besteht in der Einrichtung eines europäischen Logistiknetzwerkes durch die gemeinsame Nutzung logistischer Einrichtungen oder auch Knoten (LogHubs) und in der gleichzeitigen Erweiterung der logistischen Kooperation der Partnernationen insgesamt. In einer schrittweisen Umsetzung soll ein Netzwerk aus verbindlich gesicherten logistischen Leistungen entstehen, welches im Zielzustand eine effiziente, verlässliche und für den Einsatz robuste logistische Unterstützung für die teilnehmenden Nationen gewährleistet. Die Komplementarität des Vorgehens im Rahmen des nordatlantischen Bündnisses und der Europäischen Union – Stichworte „single set of forces“, „Enablement of SACEUR‘s AOR“ – ist angelegt und ermöglicht dabei auch die Unterstützung betont ressortgemeinsamer Ansätze. Keine der beteiligten Nationen kann und wird es sich leisten können, Doppelstrukturen aufzubauen. Im Visier ist das gesamte Aufgabenspektrum, also die Unterstützung von Einsätzen, einsatzgleichen Verpflichtungen im Rahmen von EU sowie NATO, Assurance Maßnahmen und Übungen, genauso wie der multi- oder bi-nationale Grundbetrieb.

Abbildung 2 – Projektübersicht © Bundeswehr/LogKdoBw

Was bedeutet das nun konkret? Es geht im Kern darum, wie zukünftig mehr Vorteile aus gemeinsamer Nutzung von stationärer Infrastruktur und strategischen Verlegerouten gewonnen werden können, um:

  • Kräfte zeitgerecht gemäß den Vorgaben zu verlegen,
  • die Unterstützung bereits verlegter Kräfte zu verbessern und
  • Kräfte im Transit besser zu unterstützen.

Ein besonders geeignetes Anwendungsgebiet sind die Rotationen der VJTF und EUBG. Versorgungsgüter, Fahrzeuge und Gerät von Einheiten und Verbänden, insbesondere in multinationaler Einsatzgliederung, können in den Stand-by Phasen zentral in LogHubs gelagert, gewartet und für den Weitertransport bereitgehalten werden. Gleichzeitig können die strategischen Transportträger priorisiert und optimal beladen werden, um mehr Material in kürzerer Zeit in ein Einsatz- oder Übungsgebiet zu verlegen. Durch zukünftig vorgesehene Vorausstationierung werden die logistische Leistungserbringung multinational besser abgesprochen, Lasten geteilt, Verantwortlichkeiten frühzeitig festgelegt und insbesondere vorgegebene Verlegezeiten zweckmäßig eingehalten. Zur Verdeutlichung und Verwendung bei der multinationalen Gremienarbeit hat das Logistikkommando der Bundeswehr Daten der VJTF 2019, NRF- und EUBG-Rotationen unter signifikanter deutscher Beteiligung sowie Leistungsdaten der Übung TRIDENT JUNCTURE 2018 dezidiert ausgewertet und Vignetten logistischer Anforderungen modelliert. Dies ermöglicht, insbesondere bei der Beschreibung der Leistungsparameter des deutschen LogHubs, eine praxisnahe und nachvollziehbare Herleitung und schafft auch die Voraussetzungen für einen belastbaren militärischen Ratschlag für den deutschen Projektbeitrag.

Abbildung 3 – Torpedoverladung © Bundeswehr/Hermann

In den angesprochenen Anwendungsfällen bei Stand-by Verpflichtungen geht es zumeist um Landoperationen und Landsysteme. Eine dahingehende Reduzierung des Projekts greift aber viel zu kurz. In den Einrichtungen des Netzwerkes im Mittelmeerraum können beispielsweise Lenkflugkörper und Torpedos der Marinen der Partnernationen gelagert werden. Ein aufwendiger Luft- oder Seetransport entfällt und auch ein sehr kurzfristiger Auftrags- oder Missionswechsel seegehender Einheiten kann rasch unterstützt werden. Fristen und Wartungsarbeiten werden, ebenso wie bei der oben skizzierten Vorausstationierung, durch mobile Instandsetzungskommandos vorgenommen, wobei die erforderliche Infrastruktur in den jeweiligen LogHubs bereitzustellen sein wird. Weiterhin stehen Transporte aller Art in die Einsatzgebiete bzw. Aufkommensorte einsatzgleicher Verpflichtungen sowie Unterstützungs-leistungen im Zuge humanitärer Krisenlagen im Fokus. Der gemeinsam koordinierte strategische Transport aus den Hubs des Netzwerks in ein Einsatzgebiet trägt absehbar zur Verringerung der Kosten für die beteiligten Nationen bei. Weil es bei Logistik immer auch um Planung und Antizipation geht und es im Interesse der Nationen ist, die Anzahl der Unbekannten oder der Planungsannahmen in der Entwicklung von logistischen Plänen und Konzepten möglichst gering zu halten, sind dies Ansätze, die absehbar Mehrwert generieren und die Zielrichtung von PESCO deutlich unterstreichen.

  1. Was beschreibt einen LogHub im Sinne des Projekts?

Dieser Fragestellung hatte sich Deutschland bereits in einem ersten, rein nationalen ministeriellen Konzept angenommen, welches es nun mit den Projektnationen fortzuentwickeln und in das zu etablierende Netzwerk einzuweben gilt. Ein LogHub, bereits in gemeinsamer Definition der Projektteilnehmer, ist eine nationale logistische Einrichtung, die als Teil eines Netzwerks dauerhaft oder zeitlich begrenzt logistische Leistungen für andere teilnehmende Nationen anbietet bzw. erbringt, um logistische Bedarfe und Forderungen zu decken. Ein solcher Hub kann dabei durch multinationale Elemente temporär verstärkt werden.

Abbildung 4 – Was beschreibt einen LogHub © Bundeswehr/LogKdoBw

Die Elemente Lagerung, Transport, Umschlag und Materialerhaltung stellen die Grundfunktionalitäten dar, wobei nicht alle LogHubs jede Funktionalität werden bieten können oder müssen. Jedwedes Angebot der Nationen ist willkommen, um zunächst allen Nationen die sichtbare Beteiligung im Projekt zu ermöglichen, Erfahrungen und Erkenntnisse zu verdichten und somit die Hubs und das Netzwerk sukzessive bedarfsoptimiert und gemeinsam auszugestalten. Es wird durchaus möglich sein, dass einzelne Nationen auch Angebote über die beschriebenen Grundfunktionalitäten hinaus einbringen. Die LogHubs werden unter Hoheit der bereitstellenden Nation verbleiben, temporäre personelle Entsendungen der jeweiligen Nutzer sind wie angesprochen möglich. Die Örtlichkeiten orientieren sich an den Handlungsmöglichkeiten und dem Willen der jeweiligen Nation. Bewährte nationale logistische Systeme und ihre jeweiligen Prozesse werden beibehalten. An der robusten Folgeversorgung von Kräften im Einsatz wird nicht herumexperimentiert. Dieses sehen im Übrigen alle Projektteilnehmer so. Gleichwohl wird untersucht, IT-gestützte Verfahren und Web-Applikationen der Bedarfsträger und Anbietenden zweckmäßig zusammenzubringen sowie zu vernetzen, um insbesondere die Planung und Koordinierung logistischer Leistungserbringung der Projektnationen zu erleichtern.

  1. Multinationale Projektarbeit

Expertentreffen

Die ersten Expertengespräche Ende September 2018 in Berlin markierten den multinationalen Start des Projekts. Im Zuge dieser Auftaktveranstaltung konnte wesentlicher Informationsbedarf der Teilnehmer gedeckt und insbesondere der Netzwerkgedanke der LogHubs vermittelt werden. Die Einigung auf die gemeinsame Definition eines LogHubs war beispielsweise ein Ergebnis. Die aktive Teilnahme hochrangiger Vertreter des Militärstabes der Europäischen Union (EU MS) sowie der Europäischen Verteidigungsagentur (EDA) hat sich besonders bewährt und wird beibehalten.

Die Nationen deuteten bereits in Berlin an, sich aktiv einbringen zu wollen und logistische Dienstleistungen bereitzustellen, gleichwohl waren wenige Teilnehmer schon zu diesem Zeitpunkt mandatiert, konkrete Angebote abzugeben. Unabhängig von einem eigenen sichtbaren Beitrag, hat die Masse der Teilnehmer die Möglichkeiten und Chancen auch als Nutzer des Netzwerks erkannt, ein entscheidender Aspekt, wenn das Prinzip von Angebot und Nachfrage und die Erwartung eines lernenden Systems verwirklicht werden soll.

Abbildung 5 – Gruppenbild Expertengespräche © Bundeswehr/Schöne

Nachdem beim „Kickoff“ in Deutschland somit ein gemeinsames Projektverständnis erarbeitet und ein erster Zeitplan der Projektarbeit identifiziert worden ist, konnte bei den folgenden Gesprächen im Februar 2019 auf Zypern daran nahtlos angeknüpft werden. Die Tagung erbrachte zahlreiche Willenserklärungen der beteiligten Nationen hinsichtlich der Etablierung eigener LogHubs, so dass bereits jetzt deutlich mehr als die Hälfte der Teilnehmer mit logistischen Knotenpunkten im Netzwerk vertreten sein will. Darüber hinaus konnte mit Litauen der fünfzehnte aktive Teilnehmerstaat im Projekt begrüßt werden. Weitere und möglichst sichtbare Beiträge der beteiligten Länder, also zusätzliche Flaggenstöcke in der Welt der LogHubs in Europa, sind für die nächsten Gespräche in Paris angekündigt.

Arbeitspakete

Herzstück der Projektarbeit sind zurzeit sieben Arbeitspakete, die in einem multinationalen Ansatz gemeinsam bestritten werden. Die bereits in Berlin identifizierten Handlungsstränge sind in Limassol inhaltlich abgegrenzt und mit Zeitlinien verklammert worden. Damit liegen synchronisierte Meilensteine für die weitere Projektarbeit vor, deren Erreichbarkeit überprüfbar ist und darüber hinaus das jeweilige Engagement nachvollziehbar werden lässt. Die projektkoordinierenden Nationen übernehmen dabei Moderatorenaufgaben und haben jeweils zunächst eine erste Gestaltungschance. Eine detaillierte Vorstellung der einzelnen Pakete ist jetzt und hier entbehrlich. Worum geht es aber kurz und knapp bei den einzelnen Enden, die im Sinne der zu Beginn dargestellten Zielsetzung zusammengebunden werden sollen? Die Projektsteuerung beinhaltet zuvorderst das Management des Vorhabens und die Erstellung und Fortschreibung des Projektplans sowie die kontinuierliche Identifizierung von Regelungsbedarf.

 

Abbildung 6 – Multinationale Arbeitspakete © Bundeswehr/LogKdoBw

Darüber hinaus sind die Bezugspunkte und Abhängigkeiten zu anderen Projekten, wie z.B. „Military Mobility“ und mehreren EDA-Vorhaben, z.B. in den Bereichen Zollwesen, Gefahrgut und Grenzübertritte, kontinuierlich zu begleiten. Insgesamt gilt es in diesem Paket weiter aufmerksam und vernetzt zu bleiben, um bei den zahlreichen Initiativen und Projekten den Überblick zu behalten, Mehrarbeit weiter zu vermeiden und Chancen sowie Risiken frühzeitig zu erkennen. Im Aufgabenbereich Konzept sowie beim Thema Management werden Grundlagen, Einordnung und insbesondere die fähigkeitsorientierte Ausgestaltung der LogHubs und des Netzwerkes erarbeitet. Das Konzept wird letztendlich das gemeinsame Erklärstück und Referenzdokument bilden. Hier werden die Anknüpfpunkte für die etwaigen Verfahrensbeschreibungen und die IT-Werkzeuge der Durchführung der logistischen Leistungserbringung abzubilden sein. Ferner steht die Entwicklung eines Fähigkeitskataloges des Netzwerkes an, also was steht an logistischen Leistungen wo und wann zur Verfügung und spiegelt so die Beiträge der einzelnen Nationen wieder. Die durch Frankreich federführend übernommenen Pakete fokussieren auf Themenfelder im strategischen Transport. Zypern hat sich der Thematik der Finanzausstattung angenommen und betrachtet dabei solche Projektanteile, für die gegebenenfalls gemeinschaftlich bereitgestellte Finanzmittel eingesetzt werden können.

  1. Deutscher Beitrag

Als koordinierende Nation wird Deutschland seiner besonderen Verantwortung gerecht, indem es den deutschen LogHub in Pfungstadt/Hessen sowie darüber hinaus einen nationalen Zugangspunkt in Form eines Stabselements am Logistikzentrum der Bundeswehr in Wilhelmshaven etabliert. Das sind Voraussetzungen, um Konzept, Narrativ und Vorleistung weiter glaubhaft präsentieren und so andere Nationen als Nutzer und/ oder Leistungserbringer gewinnen bzw. bestärken zu können.

Für das Leistungsspektrum und den Ertüchtigungsbedarf des DEU LogHubs gibt es keine Blaupause. Hier waren Logistikkommando der Bundeswehr und Logistikzentrum der Bundeswehr im engen Schulterschluss gefordert, tragfähige konzeptionelle Sollvorgaben zu erarbeiten, die Leistungsspektrum und Anforderungen quantifiziert beschreiben, um somit die planerischen Grundlagen für die Aufstellung des DEU LogHub zu legen.

Abbildung 7 – Aufwuchs deutscher Beitrag (c)Bundeswehr/LogKdoBw

Den vorgesehenen deutschen Beitrag kennzeichnet die Bereitstellung logistischer Leistungen in zwei Stufen: Ab 2020 werden Leistungen im Rahmen der Verlegung von Material in Einsatzgebiete, Übungsräume und im Zuge Einsatzgleicher Verpflichtungen sowie ab 2024 die Zwischenlagerung und Vorausstationierung von Material, insbesondere im Rahmen von Stand-by Verpflichtungen angeboten. Damit ist auch das Angebot an die Partnernationen verbunden, den Zugangspunkt in Wilhelmshaven für eigene Managementaufgaben im Netzwerk zu nutzen, sollte die Fähigkeit national noch nicht aufgebaut sein. Das sogenannte Joint Coordination Center kann so in die Lage versetzt werden, zunächst als Portal des deutschen LogHubs, so dann in multinationaler Perspektive, als möglicher „Trusted Agent“ des gemeinsamen Fähigkeitskataloges, in eine herausfordernde Aufgabe hineinzuwachsen. In diesem Themenbereich stehen zeitnah weitere Abstimmungen der teilnehmenden Länder an.

Abbildung 8 – Materiallager © Bundeswehr/R. Alpers

Durch das Erweitern des Auftrags des Bundeswehrdepots Süd am Standort Pfungstadt werden die dargestellten Funktionalitäten des deutschen LogHubs schrittweise aufgebaut und multinational zur Verfügung gestellt. Hierzu wird die Dienststelle mit Personal verstärkt, in den nächsten Jahren infrastrukturell in signifikantem Maß ertüchtigt und mit zusätzlichen Fähigkeiten ausgestattet, insbesondere für den multinationalen Materialumschlag.

Neben den unmittelbar mit dem deutschen LogHub verknüpften Ressourcen, werden auch die mittelbaren Bedarfe, konkret die Notwendigkeit zur Einrichtung von Kompensationslagerflächen, nicht aus dem Blick verloren. Die sich durch absehbare multinationale Verdrängungseffekte im bestehenden Materiallager Pfungstadt einstellenden Auswirkungen auf die ortsfesten logistischen Einrichtungen (oIE) der Bundeswehr, wurden untersucht und bei den Ableitungen für die zukünftige Ausrichtung „olE 2019+“ mitberücksichtigt.

  1. Schlussbetrachtung

Die Liste der am Projekt teilnehmenden Nationen ist lang und weitere Interessenten, welche die Projektschritte aufmerksam beobachten, sind vorhanden. Die reine Zahl der Partner allein, macht die Projektarbeit komplex, aber im besten Sinne interessant und gerade bezüglich des vielbeschworenen 360Grad Ansatzes umso glaubwürdiger. Nationen haben natürlich eigene Interessen, unterschiedliche Ressourcenlagen und spezielle logistische Bedarfe. Hinzu treten die jeweiligen nationalen logistischen Systeme mit ihren Verfahren und IT-Tools. Das alles unter einen Hut bzw. auf einen hohen gemeinsamen Nenner zu bringen ist nicht einfach, hat aber besonderen Reiz. Gleiches gilt für das Format PESCO, welches aufgrund der bindenden Verpflichtungen für die teilnehmenden Nationen eine andere Qualität und Verbindlichkeit als frühere Kooperationsformen hat. Drei Linien leiten die eigene Projektarbeit: Zunächst steht die Entwicklung von Fähigkeiten, die universell einsetzbar sind und das logistische System unabhängig von der Operation oder dem Einsatzort verbessern, im Vordergrund. Die Überzeugung, dass eine Duplizierung von Anstrengungen nicht zielführend ist, sondern, dass die Projektergebnisse Vorteile bieten müssen und so letztendlich zur Zielerreichung aller beteiligten Nationen beitragen, ist eine weitere Maxime. Schließlich muss das, was in der Projektarbeit verabschiedet wird, am Ende des Tages den Kräften im und für den Einsatz nutzen. Wenn das Netzwerk seine Zielstruktur eingenommen hat, kann es das verbindende Element als integraler Teil der Transportkette zwischen den entsendenden Nationen in jedwedes Einsatzgebiet darstellen – quasi von der strategischen Verlegung zur „Reception“.

Abbildung 9 – Das Netzwerk (schematisch) © Bundeswehr/LogKdoBw

Bis dahin steht allen Beteiligten am Projekt noch einiges an Engagement, Kompromissbereitschaft und vor allem Arbeit bevor. Auch hier gilt: „Miteinander reden hilft“ und genau dafür bildet dieses Projekt einer permanenten und strukturierten Zusammenarbeit in Europa einen fruchtbaren Boden und sehr ansprechende Perspektiven.

Autoren:

  • Oberst i.G. Henning Weeke, Fregattenkapitän
  • Frank Hallmann; Logistikkommando der Bundeswehr

Abbildungen: Bundeswehr

Einsatzmedaille UNOSOM II gestiftet – Teilnehmer gesucht!

Einsatzmedaille UNOSOM II gestiftet

Durch die Entscheidung der Bundesministerin, den Stichtag für die Verleihung von Einsatzmedaillen auf den 01. November 1991 vorzuverlegen, können nun auch alle Angehörigen des Einsatzes in Somalia eine Einsatzmedaille erhalten.

Da im Ministerium keine Listen der Teilnehmer an der UNOSOM II Mission mehr verfügbar sind, erfolgt die Verleihung jedoch nur auf Antrag der Betroffenen.

Bei Interesse – Melden Sie sich!

Um die Soldaten, die an diesem Einsatz teilgenommen haben, zeitgerecht über die Möglichkeit der Antragstellung zu informieren, werden zur Zeit die Erreichbarkeiten der Einzelnen ermittelt. Angehörige des Vorkommandos und des 1. Kontingentes sollten sich an Oberst a.D. Jürgen Eigenbrod (w.j.eigenbrod@t-online.de) wenden, Angehörige des 2. Kontingentes an Oberst a.D. Manfred Benkel (manfred.benkel@t-online.de).

Weitere Informationen fiinden Sie auf der Internetseite der Bundeswehr unter:
Neuer Stichtag für Einsatzmedaillen: Anerkennung für Veteranen

Autor: Manfred Benkel
Fotos: Bundeswehr;  Wappen – Wikipedia (gemeinfrei)

Besuch des Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier in GARLSTEDT am 24. Juni

Eine besondere Würdigung

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte die Streitkräftebasis an der Logistikschule der Bundeswehr am 24. Juni 2019 in Garlstedt. Mit seiner Wahl diesen Standort der Streitkräfte zu besuchen, würdigte er unter anderem die professionelle Arbeit in der Lucius D. Clay-Kaserne.

 

 

Der Bundespräsident wurde von Generalinspekteur Schelleis und Brigadegeneral Denk an der LogSBw begrüßt. (Quelle: LogSBw / P. Reiter)

Bundespräsident Steinmeier nahm sich für seinen Antrittsbesuch in der Streitkräftebasis an der Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) insgesamt vier Stunden Zeit, um Eindrücke über die professionelle Arbeit vor Ort zu sammeln. Der Inspekteur der Streitkräftebasis, Generalleutnant Martin Schelleis, und der Schulkommandeur, Brigadegeneral André Erich Denk, empfingen das Staatsoberhaupt mit militärischen Ehren. Die Ehrenkompanie wurde durch das Logistikbataillon 161 aus Delmenhorst gestellt und durch das Heeresmusikkorps Hannover, verstärkt mit einem Spielmannszug des Musikkorps der Bundeswehr, unterstützt.

Besuch von höchster Ebene

Nach einem gemeinsamen Auftaktgespräch, zu dem auch Landrat Bernd Lütjen, Bürgermeister Torsten Rohde und Ortsvorsteherin Marie Jordan geladen waren, begleiteten Schelleis und Denk den Bundespräsidenten durch die Kaserne. Hierbei nahm sich Steinmeier an jeder Station die Zeit für Händeschütteln und ein kurzes Gespräch. Die Soldaten erklärten Steinmeier in persönlichen Gesprächen die technischen und personellen Besonderheiten ihres jeweiligen Aufgabengebietes.

Der Kommandeur der LogSBw, Brigadegeneral André Erich Denk, (2. v. l.) ließ es sich nicht nehmen, den Bundespräsidenten persönlich die Logistik zu präsentieren. (Quelle: LogSBw / P. Reiter)

„Das logistische Rückgrat“

„Die Streitkräftebasis ist der zweitgrößte Organisationsbereich der Bundeswehr. Das wissen viele Bürger nicht“, so Frank-Walter Steinmeier vor laufender Kamera im Pressestatement. Die Streitkräftebasis (SKB) sichert mit ihren zentralen Fähigkeiten die gemeinsame Auftragserfüllung der Bundeswehr im In- und Ausland. Wie eine Art Dienstleister ermöglicht die SKB viele Abläufe innerhalb der Bundeswehr erst. „Die Logistik ist ein unterschätztes Rückgrat der deutschen Bundeswehr…“, so Steinmeier.

Im Logistischen Übungszentrum erfährt Steinmeier wie Soldaten für ihren logistischen Einsatz im Ausland vor- und nachbereitet werden. (Quelle: LogSBw / P. Reiter)

Um die Fähigkeiten der SKB aufzuzeigen, sind Vertreter dieser aus dem gesamten Bundesgebiet nach Garlstedt gereist. Die Schule für ABC – Abwehr und Gesetzliche Schutzaufgaben in Sonthofen im Allgäu, kurz „SABCAbw / GSchAufg“, zeigte, wie in Einsatzgebieten aus belastetem Wasser z.B. aus Brunnen oder anderen größeren Wasserquellen sicheres Trinkwasser für Soldaten gewonnen und bevorratet wird. „Und das kann man jetzt trinken?“, erkundigte sich Steinmeier mit einem Glas des finalen Produktes. „Ohne vorherige Prüfung sei dies nicht zu empfehlen“, so Stabsfeldwebel Christian Gabel, Ausbilder im Team 4 Dekontamination und Wasseraufbereitung. „Ah, mit Brausepulver dann“, scherzte der Bundespräsident.

Steinmeier nimmt das Produkt der Trinkwasseraufbereitungsanlage in Augenschein. (Quelle: LogSBw / P. Reiter)

Die Feldjäger vom Kommando Feldjäger der Bundeswehr in Hannover – die Polizei der Bundeswehr – erläuterten ihm, wie sie einen Sprengstoffanschlag auf ein Bundeswehrfahrzeug analysieren und dokumentieren. Hierzu stellten sie ein mögliches Szenario mit Hilfe eines ausgedienten Dingos. Diese Fahrzeuge werden noch heute in den Einsätzen genutzt und stetig gegen derartige Situationen verbessert. Hierbei hilft auch das detektivische Wissen der Feldjäger.

Tierischer Höhepunkt

Haarig wurde es an der letzten Station vor dem Essen: Lotta, Amadeus, Erec und Koi zeigten eindrucksvoll ihr erlerntes Können von der Schule für Diensthundewesen. Dort wurden sie für unterschiedlichste Einsatzszenarien ausgebildet. Vom Aufspüren von versteckten Sprengstoffen bis zum Stellen und Festsetzen von Verdächtigen, arbeiten Hunde wie diese täglich erfolgreich mit Soldaten zusammen. Über dieses breite Einsatzspektrum zeigte sich auch Steinmeier sichtlich erstaunt.

Haarig wurde es an der letzten Station vor dem Essen: Lotta, Amadeus, Erec und Koi zeigten eindrucksvoll ihr erlerntes Können von der Schule für Diensthundewesen. (Quelle: LogSBw / P. Reiter)

Logistisches Wissen trainieren

Im Logistischen Übungszentrum (LogÜbZ) empfing Oberstleutnant Dirk Bollinger, Leiter Logistisches Übungszentrum, den Bundespräsidenten. Oberstleutnant Bollinger zeigte hierbei wo und wie die Soldaten ihre fachliche Einsatzvorbereitung erhalten. Auch die Inübunghaltung von bereits ausgebildetem militärischem Personal in Form von Übungen mit Material und Wissen aus den aktuellen Einsatzgebieten, bekam Bundespräsident Steinmeier präsentiert.

Oberstleutnant Bollinger weist Bundespräsident Steinmeier in die Ausbildungsräume des LogÜbZ ein. (Quelle: LogÜbZ / P. Reiter)

Nicht nur Gast, sondern Teilnehmer

Neben einem gemeinsamen Mittagessen mit Soldaten in der Truppenküche der LogSBw, besuchte der Bundespräsident auch die Ausbildung junger Logistikoffiziere in der Lucius D. Clay – Kaserne. Hier nahm Steinmeier in einer abschließenden Diskussionsrunde zur „Vielfalt in der Bundeswehr“ teil. „Ich stelle fest, dass im Vergleich zu meiner Zeit als Hilfsausbilder bei der Bundeswehr, das Ausbildungsmaterial viel umfangreicher und intelligenter zusammengestellt ist.“, so Steinmeier.
Er zeigte sich zufrieden, dass die LogSBw die Werte der inneren Führung eines demokratischen Landes aktiv in die Ausbildung mit einbindet.

Autor LogSBw Redaktionsteam B. Melzer, Fotos LogSBw P. Reiter

Besichtigung des Aachener Rathauses

Um eines der weithin bekannten Wahrzeichen Aachens näher kennen zu lernen, führte die Kameradschaft Aachen/Eschweiler des bB e.V. am Mittwoch, den 08. Mai 2019 eine Führung und Besichtigung des Historischen Rathauses Aachen durch.

Der Leiter des Fachbereichs Verwaltungsleitung und persönliche Referent des Oberbürgermeisters, Herr Alexander Lohe M. A., hatte sich bereit erklärt eine ganz besondere Führung zu gestalten. Durch seine jahrzehntelange Erfahrung in diesem geschichtsträchtigen Haus erläuterte Herr Lohe in einer knapp dreistündigen Führung äußerst lebhaft und zugleich unterhaltsam eine große Zahl an Hintergründen aus der eindrucksvollen Geschichte des Hauses und dessen Vorgängers. Wenn auch bis heute noch ungeklärte Detailfragen bestehen, so ist doch belegt, dass Karl der Große um das Jahr 800 in Aachen eine monumentale Pfalz baute, die er nach seiner Kaiserkrönung in Rom nicht nur zu seiner Lieblingspfalz, sondern auch zu seinem Machtzentrum wählte. Sie wurde im Süden durch die Marienkirche und im Norden durch die Königshalle, auf deren Grundmauern das heutige Rathaus steht, begrenzt.

Nach dem Verfall und weitgehenden Abriss der karolingischen Königshalle im 13. Jahrhundert vereinbarte der Magistrat mit Kaiser Ludwig dem Bayern einen Neubau, der eine doppelte Funktion haben sollte: Verwaltungssitz der Freien Reichsstadt und Festsaal für die größten Feste des Reiches, die Krönungsmähler. Als der Bau um 1350 vollendet war, galt er als eine der großartigsten und kühnsten Leistungen der Profanarchitektur. Auf den Fundamenten und in einigen erhaltenen Resten der Außenwände der Pfalz entstand streng in West-Ost-Ausrichtung ein dreigeschossiger Palastbau. Die beiden Hauptgeschosse waren in je fünf fast quadratische Joche mit Kreuzrippen-Gewölben unterteilt: Der noch aus der Zeit Karls des Großen erhaltene Granusturm wurde um drei Geschosse aufgestockt und in das Gebäude integriert. Die Nordfassade war mit rund 60 Figuren geschmückt, die farbig gefasst und teilweise vergoldet waren. In der Zeit zwischen 936 und 1531 wurden in Aachen 30 Könige gekrönt, wobei die Festlichkeiten stets hier stattfanden. In der wechselvollen Geschichte wurde das ursprünglich im gotischen Stil erbaute Rathaus im 18. Jahrhundert „barockisiert“ und vor allem auch an der Außenfassade seines intensiven „Figurenschmucks“ beraubt. Im 19. Jahrhundert hat die dem Marktplatz zugewandte Seite jedoch weitgehend die heutige Form durch Anbringung der Statuen von 50 Königen zurückgewonnen. Brände und Kriegsfolgen fügten dem Rathaus immer wieder teilweise schwerste Schäden zu. Die intensiven Arbeiten zur Wiederherstellung des Rathauses nach dem 2. Weltkrieg sind, trotz erster Nutzung von Teilen ab 1950, mit der Eindeckung der beiden Türme erst 1979 abgeschlossen worden.

Im Rahmen unserer Führung konnten wir mit Ausnahme der unmittelbaren Büros des Oberbürgermeisters alle Bereiche des Rathauses besichtigen und erhielten nicht-alltägliche Einblicke in dieses geschichtsträchtige und berühmte Rathaus.

In jedem Saal dieses Hauses erfuhren wir politische, historische und künstlerische Besonderheiten bis hin zur Aufarbeitung der aktuellsten Aachener Geschichte. Diese Besonderheiten kann man sich wirklich nur durch einen Besuch oder eine Führung erschließen. Für uns war der Aufstieg im Granusturm gleichermaßen geschichtlich und bautechnisch interessant wie auch beschwerlich. Nach dem Gang unter dem kunstvoll eingedeckten Schieferdach, bei dem uns der ungewöhnliche Anblick der Deckengewölbe des Krönungssaales von oben und die Statik des Daches beeindruckten, erreichten wir als vorletzte Station die Spitze des Marienturms. Der Ausblick von dort rund um das Rathaus bietet eine ungewohnte und faszinierende Perspektive. Bei einer kleinen Erfrischung nutzten wir die Gelegenheit zu Fragen und Diskussion mit Herrn Lohe. Zugleich bedankten wir uns für diese beeindruckende Führung durch Übergabe einer Spende an den Rathausverein und überreichten Herrn Lohe zur persönlichen Erinnerung an unseren Besuch das Wappen der Kameradschaft. Der Rückweg führte dann durch das Prunkstück des Hauses, den Krönungssaal, der durch die alljährlich stattfindende Verleihung des Karlspreises oder jüngst auch durch die Unterzeichnung des Vertrages über die deutsch-französische Zusammenarbeit und Integration, kurz als Vertrag von Aachen oder Aachener Vertrag bekannt, regelmäßig für internationale Aufmerksamkeit sorgt.

Wir verabschiedeten uns nach dieser hoch interessanten und fordernden Führung nochmals mit großem Dank von Herrn Lohe, dessen ausgeprägte Begeisterung für das Aachener Rathaus uns während der gesamten Zeit faszinierte.

Zum Abschluss hatten wir nach kurzer Überquerung des Marktplatzes und Einkehr im Goldenen Schwan zum Ausklang mit Blick auf das Rathaus reichlich Gelegenheit zum vertiefenden Gespräch.

Autor: Oberst a.D. Günter Selbert, Vorsitzender der Kameradschaft Aachen/Eschweiler,

Bilder: Oberst a.D. Günter Selbert

Besuch der Lebenshilfe AACHEN – Führung durch eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es für Menschen mit geistigen, psychischen oder schweren körperlichen Behinderungen zurzeit etwa 700 anerkannte Werkstätten Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. mit rund 280.000 Plätzen. Auch in der Städteregion AACHEN sind mehrere dieser Einrichtungen ansässig. Und so besuchten 22 Mitglieder und Angehörige der Kameradschaft AACHEN/Eschweiler am 28.März 2019 die Lebenshilfe AACHEN Werkstätten & Service GmbH.

Die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), so die offizielle Bezeichnung nach dem SGB IX, sind keine profitorientierten Erwerbsbetriebe. Sie sind Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation und sollen Menschen mit Behinderungen die Teilnahme am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft unabhängig von ihrer Leistungsfähigkeit ermöglichen. Ein eigener Pflegedienst und soziale Fachdienste unterstützen die individuelle Förderung ebenso wie Unterrichte, Sport und Gymnastik. Eingesetzt werden die Mitarbeiter*innen in vielen Produktions- und Dienstleistungsbereichen wie Metall- und Holzbearbeitung, in der Konfektionierung und Verpackung, sowie Dienstleistungen wie Catering und Gartenbau. Auch Eigenprodukte werden hergestellt und vermarktet. Unterstützt werden sie dabei von Fachpersonal aus den Fachbereichen und sozialen Berufen. Wenn auch nicht auf Gewinn orientiert, so stehen die Werkstätten dennoch im Wettbewerb. Preis und Qualität der Produkte und Dienstleistungen müssen stimmen, Termintreue und guter Service sind Pflicht.

Die Lebenshilfe AACHEN Werkstätten & Service GmbH feierte im letzten Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Sie gründete sich als sogenannte. „Beschützende Werkstatt“ in AACHEN-Brand. Parallel dazu existiert der Verein Lebenshilfe AACHEN e.V. und ist Gesellschafter der Werkstatt. In den folgenden Jahren war sie an mehreren Standorten im Stadtgebiet ansässig. 1988 und 1992 wurden die heutigen Betriebsstätten in AACHEN-EILENDORF (Werk 1) und AACHEN-HAAREN (Werk 2) errichtet. Hier, sowie in den Betriebsintegrierten Arbeitsplätzen auf dem 1. Arbeitsmarkt und in den Integrations-Unternehmen werden rund 800 Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Werkstattrat, Angehörigen-, Eltern- und Betreuerbeirat, Betriebsrat und eine Frauenbeauftragte sind Organe der sozialen Mitbestimmung.

Besuchergruppe beim Anlegen der Hygienebekleidung

Nach einer kurzen Einweisung durch die Sozialarbeiter*in Frau Schweitzer und Herrn Jacoby wurden zunächst alle Besucher mit einem weißen Kittel und einer Kopfhaube ausgestattet (Hygienemaßnahme für den „Lindt-Bereich“). Dann erfolgte die Führung in 2 Gruppen.

Seit über 30 Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Lebenshilfe Werkstätten und dem Süßwarenhersteller Lindt & Sprüngli AG. Die Werkstätten führen hierfür Konfektions- und Verpackungsarbeiten durch. Ausgeführt werden die Arbeiten in mehreren gekühlten Räumen und einem eigenen Warenein- und –ausgangsbereich, der eine direkte Datenanbindung an das Warenwirtschaftssytem der Lindt & Sprügli AG besitzt. Bei diesen Arbeiten handelt es sich um Terminarbeiten mit einem großen Anspruch an Lebensmittelhygiene und Qualität. Regelmäßig werden hierfür Proben gezogen und auf Güte und Quantität geprüft.

Nächste Station waren die holzbearbeitenden Werkstätten. In diesen werden u.a. Verpackungsmittel hergestellt. So z.B. schöne Schmuckkisten für die berühmten AACHENer Printen. Aber auch Möbelherstellung, wie beispielsweise Schreib- und Spieltische oder Küchenmöbel für Kindergärten werden hier gebaut. Und selbst Buden für einen Weihnachtsmarkt entstanden hier. Mit einfachen Arbeiten wie sägen, bohren und schrauben, bis zur Bedienung großer holzbearbeitenden Maschinen werden auch hier behinderte Menschen eingesetzt. Mit hohem Anspruch an die Arbeitssicherheit.

Im Heilpädagogischen Arbeitsbereich (HPA) sind vor allem Menschen mit schweren und Mehrfachbehinderungen eingesetzt. Die Arbeitsgruppen sind meist kleiner und es stehen mehr geschulte Betreuer*innen zur Verfügung. Aber auch gegenseitige Hilfe ist gefragt. Es werden hier beispielsweise Anzündhilfen (kleine Holzstäbchenbündel) konfektioniert und im hauseigenen Basar an jedermann verkauft. Und in der Kunstwerkstatt entstehen handgemachte Gruß- und Weihnachtkarten, eigene Kunstpapiere und viele weitere schöne Dinge.

Zum Schluss gab es dann noch einen Einblick in die hauseigene Großküche. Von dieser werden täglich die Beschäftigten in beiden Werken mit Essen und Getränken versorgt. Die Küche wird darüber hinaus auf Bestellung zum Caterer für Veranstaltungen bis 200 Personen, auf Wunsch auch mit Service-Personal. Hätten Sie es gedacht? Die Lebenshilfe Werkstätten betreiben außerhalb ihrer Werke sogar ein eigenes Cafè, das „Cafè Life“. Es kann für Veranstaltungen bis zu 60 Personen gemietet werden.

Wir haben nicht alles gesehen, da wir nur das Werk 1 besuchten. Aber die Lebenshilfe Werkstätten betreiben auch eine vollausgestattete Metallbearbeitungswerkstatt und Garten- Landschaftsbau, sind im Montage-Service in einem großen Autohaus integriert und unterstützen mit einem Office-Team externe Betriebe. Einnahmen über den eigenen Geschäftsbedarf fließen über den Verein Lebenshilfe e.V. wieder zurück und kommen den behinderten Menschen wieder zugute. Sie erhalten für ihre Arbeit einen Lohn und bereits nach 20 Jahren haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf eine Arbeitsunfähigkeitsrente. Viele arbeiten aber darüber hinaus weiter, einige haben schon ihr 50. Dienstjubiläum erreicht.

Unser 1. Vorsitzende, Herr Oberst a.D. Günter Selbert, hat als Dank für diese interessante und vielfach beeindruckende Veranstaltung das Wappen der Kameradschaft überreicht.

Traditionell haben wir im Anschluss an diese Führung und Besichtigung noch in gemütlicher und angenehmer Atmosphäre den Ausklang im Restaurant BRANDER BAHNHOF gefunden. Dieser, am 1. Dezember 1885 eröffnete Bahnhof war eine Station der Venn-Bahnlinie. Am 29. Mai 1960 wurde der Personenverkehr eingestellt, am 1. April 1980 schließlich auch der Güterverkehr. Später wurden dann auch die Gleise zurückgebaut, heute ist davon bis auf die Trassenführung als Radweg nichts mehr zu sehen. Geblieben ist der Bahnhof, aufgelistet in den Baudenkmälern von AACHEN-BRAND.

Autor: Hauptmann a.D. Gerd Junkersdorf, Fotos: Oberst a.D. Günter Selbert

PESCO-Projekt: Etablieren eines Network of LogHubs in Europe and Support to Operations, Expertengespräche auf ZYPERN

Europaflagge auf dem Reichstag

Das Projekt „Network of LogHubs in Europe and Support to Operations“ ist Teil der ständigen strukturierten Zusammenarbeit (Permanent Structured Cooperation, kurz: PESCO) und soll multinational auf europäischer Ebene die Bereitstellung logistischer Leistungen vereinfachen und angleichen. Neben DEUTSCHLAND und FRANKREICH ist ZYPERN eines der drei projektkoordinierenden Länder. Nach der Auftaktveranstaltung in BERLIN im September 2018 fand Ende Februar 2019 auf ZYPERN ein zweiter Experten-Workshop statt.

Projektziele und Ergebnisse der Gespräche auf ZYPERN

Bei dem ambitionierten Vorhaben geht es im Kern um eine zunehmend gemeinsame logistische Leistungserbringung als essentieller Beitrag zur Stärkung des europäischen Pfeilers innerhalb der NATO. Angesichts der geforderten unverzüglichen und kurzfristigen Verlegung von Truppenteilen durch Europa sowie einer robusten Folgeversorgung, stellt das Projekt einen wichtigen Baustein beim Aufbau eines Netzwerkes multinationaler Unterstützung dar.

Logistische Unterstützung gefragt

Ziel ist, schrittweise ein Netzwerk aus gesicherten logistischen Leistungen und Einrichtungen zu etablieren, das die teilnehmenden Partner effizient und robust hinsichtlich ihrer künftigen Einsätze und auch gegenwärtig im Grundbetrieb logistisch unterstützt. Der Fokus liegt auf dem gesamten Spektrum: Von laufenden sowie zukünftig möglichen Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen über Enhanced Forward Presence im Baltikum bis hin zu Übungen aller Teilstreitkräfte/ militärischen Organisationsbereiche.

Dabei ist es keinesfalls so, dass die Nationen erst bei diesem Vorhaben angefangen haben, eng im Bereich der Logistik zusammenzuarbeiten. Viele erfolgreiche Beispiele der gegenseitigen logistischen Unterstützung und Kooperation aus Vergangenheit und Gegenwart existieren bereits und sind allen durchaus bewusst. Die Teilnehmer des Workshops sehen dennoch vielversprechende Möglichkeiten einer Weiterentwicklung, um die oft anlassbezogene Kooperation, getreu dem PESCO-Motto: „Mit Struktur ans Ziel“, zu verstetigen.

Projektübersicht

 

Nachdem beim „Kickoff-Treffen“ im Herbst letzten Jahres in BERLIN zunächst ein gemeinsames Projektverständnis erarbeitet wurde, konnte daran im Februar 2019 in LIMASSOL direkt angeknüpft werden. Im Ergebnis verständigten sich die Teilnehmer auf einen abgestimmten Projekt-Zeitplan und über mögliche logistische Leistungen des zu etablierenden Netzwerkes.

Kooperationsbereitschaft erklärt

Weiterhin beabsichtigen zahlreiche beteiligte Nationen, sich hinsichtlich der Einrichtung eigener „LogHubs“ auszutauschen. Im nächsten Schritt erklärten sie ihre Bereitschaft, die Leistungen anderer ebenso zu nutzen. Darüber hinaus konnte mit LITAUEN bereits der 15. aktive Teilnehmerstaat im Projekt begrüßt werden. Bezüglich der Teilnehmer ist dieses Vorhaben nach „Military Mobility“ das zweitgrößte der zurzeit 34 PESCO-Projekte. Die hochrangige Teilnahme von Vertretern der Europäischen Verteidigungsagentur und des EU-Militärstabes unterstrichen das breite Interesse und die Bedeutung des Vorhabens.

Zeitliche Abfolge definiert

Teilnehmer 2. Expertengespräch

Die bereits in BERLIN identifizierten sieben Arbeitspakete, wie zum Beispiel Konzepterstellung, Management und Verfahren sowie die Erstellung eines Fähigkeitskataloges des Netzwerks, wurden nun inhaltlich abgegrenzt und mit Zeitlinien verklammert. Damit liegen synchronisierte Meilensteine für die weitere Projektarbeit vor, deren Erreichbarkeit überprüfbar ist und darüber hinaus das jeweilige Engagement nachvollziehen lassen.

Wie geht es weiter?

Die bisherigen Gesprächsformate verliefen sehr konstruktiv, wobei der Handlungsrahmen PESCO eine ganz neue Qualität mit sich bringt. Die Anzahl der Mitgliedsstaaten macht die Projektarbeit zwar komplex, aber im besten Sinne interessant und gerade bezüglich des 360-Grad-Ansatzes besonders glaubwürdig. Nationen haben natürlich eigene Interessen, unterschiedliche Ressourcenlagen und spezielle logistische Bedürfnisse. Hinzu treten die jeweiligen nationalen logistischen Systeme mit ihren Verfahren und IT-Tools. Das alles unter einen Hut bzw. auf einen hohen gemeinsamen Nenner zu bringen ist nicht einfach, hat aber besonderen Reiz.

Die Beiträge der einzelnen Nationen sind in der weiteren Projektarbeit in einem zu erstellenden Leistungskatalog für alle transparent abzubilden und sukzessive abrufbar zu machen. Dies wird ein wesentlicher Meilenstein und ebenso eine „Nagelprobe“ sein. Es gilt, dabei weiterhin aufmerksam und vernetzt zu bleiben, um bei den zahlreichen Initiativen und Projekten im Rahmen von NATO und EU den Überblick zu behalten, Mehrarbeit zu vermeiden und Chancen sowie eben auch mögliche Doppelungen frühzeitig zu erkennen.

 

DEUTSCHLAND logistischer Leistungserbringer

Erste Zeitlinien zur Etablierung der einzelnen „LogHubs“ sowie des Netzwerkes haben die teilnehmenden Nationen bereits grundsätzlich verabredet. Den deutschen Beitrag kennzeichnet dabei die vorgesehene Bereitstellung logistischer Leistungen in zwei Stufen: Ab 2020 Leistungen im Rahmen der Verlegung von Material in Einsatzgebiete, Übungsräume und im Zuge Einsatzgleicher Verpflichtungen sowie ab 2024 die Zwischenlagerung, Vorausstationierung und werterhaltende Lagerung von Material, insbesondere im Rahmen von Stand-by-Verpflichtungen, um die Reaktionsfähigkeit weiter zu steigern. Das Projekt geht mit Schwung weiter und das Lastenheft der multinationalen Projektarbeit bleibt bis zum nächsten Treffen im Juni 2019 in PARIS prall gefüllt.

Autor: Oberst i.G. Henning Weeke

Bildquellen:

  1. Europaflagge auf dem Reichstag       Quelle: Bundeswehr/Andreas Schindler
  2. Projektübersicht                                     Quelle: Bundeswehr/LogKdoBw
  3. Teilnehmer 2. Expertengespräche     Quelle: CYP MOD/Vattis
BrigGen Matz mit Gastgeber

Stellvertretender Divisionskommandeur der 1. Panzerdivision zu Gast auf dem Donnerberg

Donnerberger Gesprächskreis – VJTF (L) 2019

Stellvertretender Divisionskommandeur der 1. Panzerdivision zu Gast auf dem Donnerberg

Der Kommandeur Land/Luft und Kontingentführer des deutschen Anteils der VJTF, Brigadegeneral Michael Matz, Stellvertretender Divisionskommandeur und Kommandeur der Divisionstruppen der 1. Panzerdivision, war am 07.02.2019 zu Gast beim Donnerberger Gesprächskreis und referierte über die VJTF (L) 2019 und die aktuelle Lage der Bundeswehr. Durch den hochkarätigen Referenten und das ausgewählte Thema kamen zahlreiche Zuhörer, die Veranstaltung mit ca. 200 Teilnehmern musste daher kurzfristig in das Kino der Kaserne verlegt werden. Brigadegeneral Michael Matz fand klare Worte, zeigte positive Entwicklungen auf, scheute sich aber nicht davor, auch Negatives anzusprechen.

BrigGen Michael Matz (Stv DivKdr der 1. PzDiv), im Gespräch mit den zahlreichen Zuhörern

Brigadegeneral Matz stellte heraus, dass die Verantwortlichen der Bundeswehr zwar einerseits gezwungen sind, den Mangel zu verwalten, andererseits allerdings immer mehr fordernde Aufgaben und Einsätze weltweit gestellt werden. Im Vergleich zu früheren Zeiten hätten sich die Rahmenbedingungen aus nationaler Sicht verschlechtert, obwohl die Aufträge steigen und die Einsätze herausfordernder werden. Nach der Bestandsaufnahme von Brigadegeneral Matz sei es dringend notwendig, Geld zu investieren, damit die deutschen Streitkräfte diese Aufgaben zukünftig weiterhin meistern können. Aktuelle Signale aus Berlin ließen zwar hoffen, die finanzielle Ausstattung müsse sich aber vor allem langfristig bessern.

Vor diesem Hintergrund sei die Aufstellung der VJTF (L) 2019, der „Speerspitze“ mit dem Auftrag der NATO, innerhalb von 48-72 Stunden an jedem Ort einsatzbereit zu sein, eine große Herausforderung gewesen. Der Auftrag, diese Kräfte personell und materiell aufzustellen, auszubilden sowie zu zertifizieren, verlangte in den zurückliegenden Jahren viel von den Streitkräften.

Im November 2018 fand in Norwegen mit 50.000 Soldatinnen und Soldaten das größte NATO-Manöver seit 20 Jahren statt und galt für die VJTF als Art „Stresstest“. Ein großer Anteil seines Vortrags fiel auf den Bericht und die Auswertung der Übung „Trident Juncture“, bei der die Bundeswehr mit der VJTF 2019 das zweitgrößte Kontingent der teilnehmenden Nationen stellte. Dieser Stresstest sei insgesamt gut bestanden worden. Als Grund dafür sieht er die hervorragende Ausbildung der Soldatinnen und Soldaten und passende Rahmenbedingungen.

Die Teilalarmierung der VJTF (L) 2019 vor wenigen Tagen hätte bewiesen, dass die Verantwortlichen der Bundeswehr den Auftrag sehr ernst nehmen. Der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, machte sich vor Ort ein Bild über den Ablauf und das Ergebnis der Alarmierung. Nach nur 48 Stunden standen 96% der alarmierten Soldaten für eine Verlegung bereit.

Doch Brigadegeneral Matz betonte in diesem Zusammenhang auch, dass nicht nur die finanzielle Ausstattung notwendig sei, um Aufträge erfüllen zu können, von größter Bedeutung dabei sei vor allem die Einsatzbereitschaft des einzelnen Soldaten. „Frauen und Männer der Bundeswehr machen diesen Unterschied aus“, so der General.

Am Ende seines Vortrages ging Brigadegeneral Matz auf die Fragen der Zuhörer ein, welche zahlreich und zu vielfältigen Themen gestellt wurden. Bei der Frage zu dem Thema der Wiedereinführung der Wehrpflicht äußerte er sich dahingehend, dass er diese nicht sinnvoll fände, da er es kaum für möglich hält, einen Wehrpflichtigen innerhalb weniger Monate so auszubilden, dass er den Aufgaben gewachsen wäre, die heute an einen Soldaten gestellt werden. Er ist zwar der Meinung, dass es jedem Menschen gut zu Gesicht stünde, ein Jahr für sein Land Dienst abzuleisten, dies müsste allerdings nicht unbedingt mit dem Tragen einer Uniform einhergehen, sondern dies sei in vielerlei Bereichen möglich, wie z.B. im sozialen.

( v. l. n. r. Oberst Klaus-Dieter Cohrs (Kdr AusbZTLS), BrigGen Michael Matz (Stv DivKdr der 1. PzDiv), Gastgeber Oberstlt Andreas Bock (Kdr LehrGrp A)

Im Anschluss an den Vortrag des Generals spiegelte sich das Interesse an diesem aktuellen Thema in der abschließenden Diskussionsrunde im Barraum der Betreuungsgesellschaft wider. Zahlreiche Teilnehmer nahmen diese Chance wahr, mit Brigadegeneral Matz direkt zu diskutieren. Dies rundete die überaus gelungene Veranstaltung ab.

 

Text:   Hptm Peil, Christian
Fotos: Frau Sensen, Sarah