Die Bundeswehr hat ihre militärische Operationsführung neu aufgestellt. Maritime Einsätze werden nun allesamt taktisch und truppendienstlich durch die Deutsche Marine geführt. Hierzu zählen die NATO-Unterstützungsmission Ägäis, die Mittelmeer-Operation Irini, die Operation EUNAVFOR Aspides im Roten Meer sowie die Teilnahme an der friedenssichernden Mission der Vereinten Nationen UNIFIL im Libanon. Die Deutsche Marine setzt dabei die Vorgaben des Operativen Führungskommandos der Bundeswehr um.
Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack, hat in diesem Zusammenhang vom 25. bis 26. März 2025 das deutsche Kontingent von UNIFIL besucht, um sich einen eigenen Eindruck der Lage zu verschaffen und sich mit den eingesetzten Soldatinnen und Soldaten auszutauschen.
Hierzu führt er im Nachgang zur Reise aus:
„Die Deutsche Marine leistet in der UNIFIL-Mission einen entscheidenden Beitrag zur Sicherheit und Stabilität des Libanon. Unsere Aufgabe, die Seegrenzen zu sichern und Waffenschmuggel zu unterbinden, ist ein wichtiger Beitrag für Frieden in dieser fragilen Region. Gleichzeitig unterstützen wir die libanesischen Streitkräfte dabei, diese Aufgaben langfristig eigenständig sicherzustellen. Die vor Ort eingesetzten Soldatinnen und Soldaten leisten unter teils wirklich schwierigen Bedingungen eine hervorragende und hochprofessionelle Arbeit – sowohl an Bord, als auch an Land. Davon konnte ich mich selbst überzeugen. Ich bin stolz auf unsere Frauen und Männer!“
Am Sonntag, den 16. März 2025 hat die Fregatte „Brandenburg“ ihren Heimathafen Wilhelmshaven verlassen, um am mandatierten Auslandseinsatz UNIFIL (United Nations Interim Force in Lebanon) vor der libanesischen Küste teilzunehmen.
Unter dem Kommando von Fregattenkapitän Robert Meyer-Brenkhof wird die Besatzung rund sechs Monate vor der libanesischen Küste die Seeraumüberwachung und Ausbildung der libanesischen Marine im Rahmen des Einsatzes durchführen.
„Die Fregatte ‚Brandenburg‘ blickt nach dem letzten Jahr erneut einem mehrmonatigen Einsatz im Rahmen der UN-Mission UNIFIL entgegen. Schiff und Besatzung haben bereits letztes Jahr die See- und Luftraumüberwachung vor dem Libanon übernommen. Aber nicht zuletzt aufgrund der aktuellen sicherheitspolitischen Situation im Raum erhält dieser Einsatz nun eine besondere Brisanz“, sagt der Kommandant. „Ich blicke zuversichtlich auf den Einsatz und bin mir sicher, dass das Schiff und die gut ausgebildete und motivierte Besatzung diesen erfolgreich absolvieren wird. Damit leisten wir unseren Beitrag zu einer ständigen deutschen Präsenz bei UNIFIL, was außenpolitisch von hohem Wert ist“, führt er weiter fort.
Der Rote Adler verlässt Wilhelmshaven mit rund 216 Männern und Frauen. Dabei wird die Stammbesatzung der „Brandenburg“ nicht nur durch Soldaten anderer Fregatten unterstützt, sondern auch durch ein elfköpfiges Team der Bordeinsatzkompanie aus Eckernförde, sowie einem Zahnarztteam. Des Weiteren wird der Kommandeur des 2. Fregattengeschwaders persönlich mit einem zehnköpfigen Ausbildungsteam das Schiff und die Besatzung in der ersten Phase des Einsatzes trainieren.
Die „Brandenburg“ wird die Fregatte „Baden-Württemberg“ ablösen, die anschließend nach Wilhelmshaven zurückkehrt, das erste Mal seit Oktober 2023.
Hintergrundinformationen
UNIFIL:
Die Kernaufgabe der Marinesoldaten ist die Seeraumüberwachung. Neben den deutschen Blauhelmsoldaten sind auch Schiffe und Boote aus Griechenland, Bangladesch, Indonesien und der Türkei an der UN-Mission im Mittelmeer beteiligt. Dazu gehört auch die Zusammenarbeit mit den libanesischen Behörden und weiterhin die Ausbildung der libanesischen Marine im Küstenschutz.
Am 14. März hat das Deutsche Heer die Heimatschutzkräfte der Bundeswehr mit einem feierlichen Appell in Berlin übernommen. Mit der Zeremonie wurde gleichzeitig die Heimatschutzdivision aufgestellt.
Der Appell zur offiziellen Aufstellung der Heimatschutzdivision ist ein zentraler Meilenstein. Das Ereignis markiert nicht nur den symbolischen Beginn der neuen Führungsstruktur, sondern unterstreicht auch die Bedeutung der Heimatschutzkräfte als essenziellen Bestandteil der Landes- und Bündnisverteidigung. Heimatschutzkräfte schützen und verteidigen das eigene Staatsgebiet. Dabei geht es nicht nur um militärische Bedrohungen, sondern auch um Unterstützung in Krisensituationen, etwa bei Naturkatastrophen, großflächigen Stromausfällen oder Pandemien aber auch um Abschreckung. Die Bundeswehr übernimmt im Heimatschutz eine unterstützende Rolle für zivile Behörden, wenn deren Ressourcen an ihre Grenzen stoßen.
„Dieser feierliche Appell ist ein wichtiges Signal für den Schutz unserer Heimat. Mit der Entscheidung, die Heimatschutzkräfte dem Heer zu unterstellen, werden diese erstmals zentral geführt. Ich bin überzeugt, sie sind im Heer gut aufgehoben“, betont der Stellvertreter des Generalinspekteurs der Bundeswehr, Generalleutnant Andreas Hoppe in seiner Rede. Auch der ehemalige Bundespräsident, Joachim Gauck, würdigt den Heimatschutz mit seinen Worten. „Es ist ein sichtbares Zeichen, dass sich unser Land seiner Verantwortung stärker als zuvor stellt. Wir brauchen die Bereitschaft, unsere Art, zu leben zu schützen und, wenn nötig, zu verteidigen. Sie sind das Bindeglied zwischen militärischem Schutz und ziviler Widerstandsfähigkeit“, hob Gauck die wichtige Rolle der vielen Menschen unseres Landes hervor, die im Heimatschutz mitwirken.
Die Maßnahmen sind wichtiger Bestandteil der aktuellen Reorganisation der Bundeswehr. Mit dem Unterstellungswechsel der Heimatschutzkräfte vom Territorialen Führungskommando der Bundeswehr hin zum Heer wird die Führungsstruktur im Bereich der Landes- und Bündnisverteidigung deutlich gestärkt. Bereits am 1. Januar 2025 begann die Aufstellung des Stabes der neuen Heimatschutzdivision (HSchDiv) mit Sitz in der Julius-Leber-Kaserne. Am 13. Dezember 2024 wurde vorbereitend ein sogenannter Aufstellungsstab eingerichtet. Die HSchDiv ist nun die vierte Division des Heeres. Sie wird bald eine Stärke von insgesamt sechs Regimentern haben, die sich in ganz Deutschland verteilen.
Zur nachhaltigen Zukunftssicherung und Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens plant die FFG den Bau eines neuen Werks in Flensburg Handewitt. Dort wird auf einer Fläche von über 100.000 m² in den nächsten Jahren und in mehreren Bauabschnitten ein neues Werk der FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft (FFG) entstehen. Dafür sind Investitionen von bis zu 75 Millionen € geplant.
Die FFG bekennt sich mit dieser Entscheidung mehr denn je zum Standort Flensburg: „Nicht nur mit unserem Namen stehen wir für Flensburg und die Region. Hier kommen unsere exzellenten Fachkräfte her und hier haben wir unsere Wurzeln. Mit dem neuen Werk wird das auch in Zukunft so sein“, so Norbert Erichsen Sprecher der Geschäftsführung. Gleichzeitig sichert und schafft die FFG mit diesem Schritt Arbeitsplätze im Norden.
Auf einer Fläche von ca. 18 Fußballfeldern sollen neue Anlagen und Fähigkeiten entstehen, um den gestiegenen Kundenanforderungen noch besser gerecht zu werden. Getreu des FFG Mottos „innovation made in Flensburg“ wird eine der modernsten, effizientesten und nachhaltigsten Fertigungs- und Instandsetzungsanlagen entstehen, um die Zukunft und Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens zu sichern. Der Baubeginn ist für 2026 geplant und die Produktion soll in 2027 starten.
„Wir haben in den vergangenen Jahren immer solide gewirtschaftet und uns genau für dieses Projekt ein entsprechendes Polster erarbeitet, so dass wir jetzt aus eigener Kraft in die Zukunft unseres Unternehmens investieren können. Dafür haben wir bis zu 75 Millionen € vorgesehen. Das ist auch maßgeblich auf die exzellente Arbeit und hohe Qualität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückzuführen, ohne die dies nicht möglich wäre“, so Erichsen weiter.
Die sehr guten Rahmenbedingungen und das gute Zusammenspiel mit Flensburgs Oberbürgermeister, Dr. Fabian Geyer, Handewitts Bürgermeister Thomas Rasmussen und Handewitts büroleitendem Beamten, Jörg Pantel, haben den Entscheidungsprozess enorm beschleunigt und zeigen, was möglich ist, wenn alle Beteiligten Hand in Hand zusammenarbeiten.
Die FFG wird damit zunächst an drei Standorten in Flensburg aktiv sein. Perspektivisch ist eine Verlagerung der Zentrale von der Werftstraße in das Werk in der Mads-Clausen-Straße vorgesehen, so dass sich die Aktivitäten der FFG langfristig auf die Werke in Flensburg-Handewitt und das Werk in der Mads-Clausen-Straße konzentrieren werden.
Der Düsseldorfer Technologiekonzern Rheinmetall wurde durch die Bundeswehr mit der Lieferung für Ausbildungssimulatoren unter dem Namen Verteilte Trainingsarchitektur der Marine (VTAM) beauftragt.
Der im Dezember 2024 unterzeichnete Auftrag liegt im mittleren zweistelligen MioEUR-Bereich und wurde im selben Monat verbucht. Das Projekt läuft über vier Jahre und hat im Januar 2025 begonnen.
VTAM ist eine vernetzte simulationsbasierte Einsatzausbildungslösung für die Deutsche Marine. Dazu werden Hardware- und Software-Module durch die Rheinmetall Electronic Solutions GmbH an sechs Standorte der Deutschen Marine geliefert und in Betrieb genommen. Mit VTAM wird erstmalig eine Simulation zum Zusammenspiel des äußeren und inneren Gefechts eines Kriegsschiffes (Waffeneinsatz und Schadensbekämpfung) in die Deutsche Marine eingeführt. Damit werden künftig verschiedenste Ausbildungs- und Übungsmöglichkeiten geschaffen, um Besatzungen von Schiffen, Booten und fliegenden Einheiten gemeinsam in einem virtuellen Szenario zu beüben.
Über VTAM
Durch die neuen Systeme wird die Vernetzung in den Dimensionen „Simulation“, „Taktische Datenlinks“, „Sprach-Kommunikation“ und „Web Services“ für simulationsbasierte Übungen zwischen sechs Marine-Standorten und zu NATO-Partnern ermöglicht.
Die in Wilhelmshaven, Rostock-Warnemünde, Bremerhaven, Eckernförde, Kiel und Nordholz zu etablierenden VTAM-Systeme schaffen die Möglichkeit, bereits vorhandene oder zukünftige Simulationssysteme und Landanlagen an die Trainingsarchitektur anzubinden und somit die Teilnahme an gemeinsamen Übungsszenarien sicherzustellen.
Zusätzlich ermöglicht das neue System an den Stützpunkten Rostock-Warnemünde und Wilhelmshaven die Anbindung von Korvetten und Fregatten, so dass Besatzungen an Bord ebenfalls an gemeinsamen Übungen teilnehmen können. Das im Marineunterstützungskommando Wilhelmshaven beheimatete Distributed Training Center (DTC) koordiniert und überwacht künftig die technischen Vernetzungen und Übungsabläufe.
An den Stützpunkten Rostock-Warnemünde und Wilhelmshaven wird die Übungsteilnahme von Korvetten und Fregatten im Hafen durch Funk- und Taktische Datenlink-Komponenten ermöglicht. Diese „Total Ship Training“ Lösung ist angelehnt an das von Rheinmetall in 2023 gelieferte Naval Mission Training Center für einen Exportkunden. Neben der Simulation sind weitere Kernelemente die Einbindung von Korvetten und Fregatten mittels Funksystemen für Sprachkommunikation sowie Taktischen Datenlinks zum Austausch von Lagebildinformationen. Damit können die Besatzungen mittels ihrer Bordsysteme an einer vernetzten virtuellen Übung teilnehmen.
Über die bereits durch Rheinmetall hergestellte Trainings- und Simulationslandschaft hat VTAM strategische Bedeutung, da nun neben der Schullandschaft insbesondere die Einsatzausbildungszentren an den Stützpunkten durch Rheinmetall ausgestattet werden, um der Deutschen Marine eine durchgängige, vernetzte und moderne Ausbildung und Inübunghaltung zu bieten.
Rheinmetall hat von der Bundeswehr einen Großauftrag für die logistische Unterstützung bei der Verlegung von militärischen Kräften innerhalb Deutschlands sowie aus Deutschland heraus erhalten. Die dazu mit dem Bundesamt für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr (BAIUDBw) geschlossene Rahmenvereinbarung hat einen Wert von bis zu 260 MioEUR brutto. Die Vereinbarung gilt zunächst für drei Jahre und kann zwei Mal, um jeweils ein Jahr, bis maximal Ende 2029 verlängert werden.
Ausdrücklich sieht der Vertrag vor, dass die genannten Leistungen auch im Verteidigungs- sowie im Bündnisfall durch Rheinmetall zu erbringen sind. Der Konzern erweitert sein Portfolio damit um den Bereich der logistischen Unterstützung bei der Verlegung von Kräften.
Aufgrund seiner zentralen Lage in Europa ist Deutschland sowohl Transitnation als auch logistische Drehscheibe in Bezug die kollektive Verteidigung. Innerhalb der NATO und der EU fällt dem Land bei der Verlegung von Kräften damit eine zentrale Rolle zu.
Mit dem Auftrag übernimmt die Rheinmetall Project Solutions GmbH als erster industrieller Partner im Rahmen des „Operationsplans Deutschland“ der Bundeswehr die Aufgabe des Aufbaus und des Betriebs von Rast- (Convoy Support Center – CSC) und Sammelräumen entlang von Marschrouten.
Dr. Deniz Akitürk, Geschäftsführer der Rheinmetall Project Solutions GmbH: „Wir freuen uns, dass wir unser Geschäftsfeld in der logistischen Unterstützung der Streitkräfte auch in diesem Bereich ausweiten können.“
Die Leistungserbringung durch Rheinmetall beschränkt sich dabei nicht nur auf die Bundeswehr, sondern gilt auch für verbündete Streitkräfte (NATO-, VN-, EU- und Partnership-for-Peace-Staaten). In den Rast- und Sammelräumen erbringt der Düsseldorfer Technologiekonzern dabei unter anderem die folgenden Teilleistungen: Flächenbereitstellung, Bereitstellung und Betrieb von Unterkünften, Sanitäranlagen und Verpflegungseinrichtungen sowie Betrieb von Verkaufseinrichtungen und Betankungsmöglichkeiten, Energieversorgung, Abfallentsorgung, Bewachungsdienstleistungen.
Der Luft-Luft-Lenkflugkörper IRIS-T (Infra Red Imaging System Tail/Thrust Vector-Controlled) ist die Hauptbewaffnung von Eurofighter und Tornado zur Bekämpfung von Zielen auf kurzer Reichweite. Der mit einem Infrarotsuchkopf und einer Heck- und Schubvektorsteuerung ausgestattete Lenkflugkörper wird bereits seit 2005 durch die Luftwaffe genutzt.
Um die hohe Leistungsfähigkeit und Verfügbarkeit dieser Waffe zu erhalten, unterzeichnete die Präsidentin des Beschaffungsamtes der Bundeswehr, Annette Lehnigk-Emden, kürzlich einen Vertrag mit der Firma Diehl Defence zur Entwicklung des IRIS-T Block II Luft-Luft-Lenkflugkörpers.
Zwei Eurofighter mit angebrachten Luft-Luft Lenkflugkörpern IRIS-T.
Bildrechte: Bundeswehr/Christian Timmig
Der Vertragsschluss erfolgte auf Basis einer internationalen Vereinbarung zwischen Deutschland, Spanien, Italien und Schweden mit dem Ziel der gemeinschaftlichen Weiterentwicklung des Lenkflugkörpers. Die Verbesserung des Systems wird die Wirkungsüberlegenheit der Luftfahrzeuge der IRIS-T-Nutzernationen weiterhin sicherstellen.
Deutschland verantwortet das Projekt mit dem im Beschaffungsamt der Bundeswehr verorteten Projektmanagementbüro für alle Partnerstaaten und leistet damit einen wertvollen Beitrag zur Beschaffungsharmonisierung innerhalb Europas.
Weltweit wird der Lenkflugkörper IRIS-T von 13 Nationen genutzt. Er bildet darüber hinaus die technologische Grundlage für den Effektor des Luftverteidigungssystems IRIS-T SLM.
Vom 5. bis 6. November 2024 fand zum vierten Mal das Symposium „Zuverlässigkeit und Materialerhaltbarkeit von Landsystemen“ am Bildungszentrum der Bundeswehr statt. Unter dem Motto „Die Bundeswehr auf dem Weg zur Verbesserung der Kriegstüchtigkeit“ versammelten sich über 130 Teilnehmer aus verschiedenen Bereichen der Bundeswehr, Ämtern, Dienststellen und relevanten Unternehmen, um aktuelle Herausforderungen und Lösungsansätze zu diskutieren. Die Veranstaltung wurde, wie bereits im Vorjahr, von Brigadegeneral Schmidt, dem Abteilungsleiter Kampf im BAAINBw, und Direktor WTD 41, Simon, eröffnet.
Ein Blick auf die Herausforderungen
In seiner Eröffnungsrede wies Brigadegeneral Schmidt auf die wachsenden Herausforderungen im Beschaffungswesen hin. Der Personalkörper des Beschaffungsamtes wächst nicht im gleichen Maße wie die Anzahl der Beschaffungsprojekte, insbesondere der 25-Millionen-Euro-Vorlagen. Dies führt zu einem Mangel an Experten an neuralgischen Positionen, was die Effizienz der Beschaffungsprozesse beeinträchtigt. Der Ukraine-Konflikt hat zudem zusätzliche Begehrlichkeiten geschaffen, wie etwa eine rasche Ersatzteilversorgung auf Zuruf. Eine weitere Herausforderung stellt die D-LBO dar, die durch die Vielzahl unterschiedlicher Funkgeräteausstattungen in den verschiedenen Fahrzeugen entsteht.
Waffensysteme und ihre Eignung
Die Wehrtechnische Dienststelle für landgebundene Fahrzeugsysteme, Pionier- und Truppentechnik, stellte klar, dass Waffensysteme nach der DIN-Vorschrift Reifegradanalyse betrachtet werden müssen. Diese Analyse ist jedoch keine allumfassende Lösung. Auch marktverfügbare Fahrzeugsysteme müssen ihre Eignung unter militärischen Bedingungen nachweisen. Ein Mindestuntersuchungsintervall von 4000km auf Teststrecken sollte nicht weiter unterschritten werden, wenn verlässliche Aussagen über die Einsatzbereitschaft erwartet werden.
Prognosetool PRADA und Kaltstartfähigkeit
Das Planungsamt der Bundeswehr präsentierte das Prognosetool PRADA, das zeigt, dass mit ausreichend großen Datenmengen Ausfallwahrscheinlichkeiten von Systemen gut vorausgesagt werden können. Am Beispiel der Panzerbrigade 45 wurden Ideen vorgestellt, wie die Herstellung der Einsatzbereitschaft („Kaltstartfähigkeit“) auch auf deutsche Verbände angewandt werden könnte. Notwendige Voraussetzungen müssen jedoch erfüllt sein, um diese Konzepte erfolgreich umzusetzen.
AG Zuverlässigkeit und Leitfaden
Aus der Erkenntnis, dass Zuverlässigkeit und Materialerhaltbarkeit im CPM (Customer Product Management) zu wenig Berücksichtigung fanden, entstand die AG Zuverlässigkeit. Diese hat sich zur Aufgabe gemacht, einen anwendbaren Leitfaden zu erstellen, der bald veröffentlicht werden soll. Dieser Leitfaden wird – inzwischen bei der Beschaffungsvariante nach den Regeln der „Projektbezogene Bedarfsdeckung und Nutzung“ (PBN) – dazu beitragen, die Standards für die Zuverlässigkeit von Waffensystemen zu erhöhen und die Materialerhaltbarkeit zu verbessern.
3D-Druck als Lösung
Eine vielversprechende Möglichkeit zur raschen Ersatzteilbeschaffung ist der 3D-Druck. Dieser ist bereits in die Bundeswehr eingeführt und funktioniert sowohl für Kunststoffe als auch Metalle. Über 4000 Teile wurden bereits erfolgreich gedruckt. Im Rahmen des Symposiums konnte ein entsprechender Drucker live beim Druck in Augenschein genommen werden, was die Möglichkeiten dieser Technologie eindrucksvoll demonstrierte.
Herausforderungen bei der Instandsetzung
Für die Baugruppe Rad gibt es zur Zeit nur zwei Bundeswehr-Standorte, die Radbaugruppen instandsetzen können. Einerseits sollen Radbaugruppen sofort verfügbar sein, andererseits dürfen sie nicht überlagert sein. Die Instandsetzung einer Radbaugruppe ist nicht nur abhängig vom Schaden, sondern auch vom Herstellungsdatum des Reifens und ggf. des Notlaufelementes. In einem scharfen Einsatz ist zu erwarten, dass neue Radbaugruppen angefordert werden, ohne dass ein Schadteil zurückgesandt wird. So ähnlich sieht es bei neu eingeführten Projekten aus: Ein hoher Bedarf wird sehr plötzlich gefordert. Zudem ist eine solche Baugruppe relativ komplex aufgebaut und die Bewirtschaftung geschieht dezentral. Es könnte zu nicht abgestimmter Ersatzteilbeschaffung über verschiedenste Kanäle kommen. Da die Rohmaterialien aus verschiedenen Orten der Welt kommen, kann es unter Umständen viele Monate dauern, bis eine Radbaugruppe geliefert werden kann. Bereits die Covid-Krise hat zu Preiserhöhungen und Lieferketten-Abrissen geführt.
Single-Fuel-Policy
Zur Kriegstüchtigkeit unserer Fahrzeugflotte gehört auch die Umsetzung der Single-Fuel-Policy. Teilweise sind Fahrzeuge oder Bauteile jedoch dafür nur bedingt tauglich. Hier besteht Verbesserungspotential bei der Härtung entsprechender Baugruppen, insbesondere der Einspritzausrüstung. Das Konzept „Landmobilität der Bundeswehr“ liefert noch keine klare Handlungsgrundlage zur Nutzung von F-63 für zukünftige Systeme.
Alle gesetzlichen Vorgaben müssen dennoch weiterhin erfüllt werden; insbesondere bei der Zulassung. Einem Fahrzeug, das den wesentlichen Anforderungen der StVZO nicht entspricht, kann grundsätzlich keine Ausnahmegenehmigung nach § 70 erteilt werden. Dennoch sei zu bemerken, dass das ZKfWBw bisher noch jedes Fahrzeug bis zur Zulassung begleitet hat.
Beispiel Kampfpanzer Leopard
Am Beispiel Kampfpanzer Leopard 2 wurde eindrucksvoll dargestellt, dass es ohne Versorgungsreife keine Einsatzbereitschaft gibt. Wehrmaterial unterliegt ständigen Änderungen, welche die Versorgung nicht vereinfachen. Es stellt sich die Frage, wann der K-Stand festgelegt werden sollte. Es gibt Argumente, die eine möglichst frühe K-Standsfestlegung sinnvoll erscheinen lassen und es gibt Argumente dagegen.
Cybersicherheit
Die Idee eines auch gegen Cyberangriffe resilienten digitalen Versorgungssystems wurde vorgestellt. Der Grundgedanke ist Dezentralisierung: Sämtliche Daten des Versorgungssystems könnten in der Form einer Blockchain in mehreren Knotenpunkten vorhanden sein, die sich im permanenten Informationsaustausch befinden, so dass bei Ausfall eines Knotenpunktes, das Gesamtsystem und die Informationen erhalten bleiben.
Main Ground Combat System (MGCS)
Beim MGCS sollen bereits in der Planung logistischen Vereinfachungen Rechnung getragen werden. Es soll keine hochkomplexe multifunktionale Plattform, sondern ein Systemverbund dreier Plattformen jeweils mit eigenen Funktionen geben. Fahrwerke und Wannen sollen für alle drei Plattformen gleich sein.
Zusammenfassung
Direktor Simon resümierte, dass sich das Thema „hohe Variantenvielfalt“ wie ein roter Faden durch das gesamte Symposium gezogen hat. Selbst vermeintlich gleiche Fahrzeuge, wie z. B. GTK Boxer, unterscheiden sich schon deshalb, nur weil sie in unterschiedlichen Ländern gefertigt werden.
Völlig im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen verschiedene Fahrzeuge baugleiche Baugruppen hatten. Das war bei der Beschaffung bereits so eingeplant. Obwohl es ein Projektelement Logistik gibt, scheint dieses zu wenig beachtet. Probleme entstehen, wenn neue Systeme zwar beschafft, aber die Vorgaben an die Logistik zu ungenau sind. Der Griff zu marktverfügbaren Produkten ist selten die Lösung und führt meist zu anderen Problemen. Die Herausforderungen zum Betrieb bestehender Systeme ist noch nicht gemeistert und schon werden weitere neue Systeme beschafft. Moderne Systeme können mit herkömmlichen Mitteln gar nicht mehr getestet werden, insbesondere dann nicht, wenn Sollwerte unbekannt sind.
Wieder einmal bot das Symposium die Plattform für einen gelungenen Austausch zwischen Bundeswehr und Industrie.
Save the date
Das nächste Symposium findet vom 11.-13. November 2025 statt. Wenn Sie über das Programm der kommenden Veranstaltungen informiert werden möchten, schicken Sie eine E-Mail an
BiZBwSymposiumLand@bundeswehr.org
Text: Jörg Biemann, Wissenschaftlicher Direktor am BiZBw
Rheinmetall hat Ende Januar 2025 termingerecht den ersten Flugabwehrkanonenpanzer Boxer Skyranger 30 an die Bundeswehr übergeben. Bei dem System handelt es sich das sogenannte Nachweismuster. Dieses wird für die erforderliche Zulassung der Bundeswehr genutzt. Nach einer Einweisung des Nutzers in die Bedienung des Fahrzeuges beginnt im Frühjahr 2025 die Zulassungserprobung. Die Serienlieferung wird primär im Jahr 2027 und Anfang 2028 erfolgen.
Die Bundeswehr hatte Rheinmetall Ende Februar 2024 mit der Entwicklung und Lieferung von einem Nachweismuster und 18 Serienfahrzeugen des Flugabwehrkanonenpanzers Skyranger 30 auf dem Fahrzeug Boxer beauftragt.
Das Luftverteidigungssystem Skyranger 30 schließt die aktuelle akute Fähigkeitslücke der mobilen Flugabwehr. Das System bietet eine optimale Kombination aus Mobilität, Schutz, Flexibilität und Präzision, um den wachsenden Anforderungen an herausfordernde Bedrohungsszenarien im Nah- und Nächstbereich gerecht zu werden. Als Hybrid-Lösung vereint sein Turm die wirkungsstarke Revolverkanone 30mmx173 KCE, Boden-Luft-Lenkflugkörper und die erforderliche Sensorik auf einer Plattform. Ausgestattet wird der Skyranger 30 in Deutschland zunächst mit dem Flugkörper Stinger, später soll er auf einen neuentwickelten speziellen Drohnenabwehrflugkörper umgerüstet werden.
Die durchdachte Auslegung verschiedenster Wirkmittel, eine hohe Dynamik und ein großer Elevationsbereich sowie modernste Sensoren ermöglichen sowohl einen autonomen wie auch einen vernetzten Einsatz. Durch die AHEAD-Munition mit programmierbarem Luftsprengpunkt eignet sich das System besonders zur Abwehr von Drohnen. Der kompakte Turm wird auf dem taktischen 8×8 Fahrzeug Boxer integriert.
Der Skyranger 30 ist Teil der European Sky Shield Initiative. Auch weitere NATO- und EU-Mitglieder wollen sich der Beschaffung anschließen oder haben dies bereits auf den Weg gebracht. Im Dezember 2023 hatte Ungarn Rheinmetall mit der konzeptionellen Entwicklung des Skyranger 30-Turms für die zukünftige Flugabwehrvariante des Kettenfahrzeugs Lynx KF41 beauftragt. Inzwischen haben auch die Länder Österreich und Dänemark den Skyranger 30 auf unterschiedlichen Fahrzeugplattformen beauftragt. Weitere EU- und NATO-Staaten haben ebenfalls Interesse. So hat das niederländische Verteidigungsministerium Ende Januar 2025 mitgeteilt, dass auch die Niederlande den Skyranger 30 in einer Stückzahl von 22 Systemen beschaffen werden. Der Vertrag soll noch im Jahr 2025 geschlossen werden.
Im Rahmen des internationalen Common Armoured Vehicle System (CAVS)-Programms wird Deutschland das zukünftige System Indirektes Feuer in der Variante kurze Reichweite schwer (ZukSysIndF kRw schwer) umsetzen. Dieses bedeutende Projekt umfasst sowohl 120mm Mörsersysteme als auch Feuerleitfahrzeuge, die auf der Trägerplattform CAVS basieren.
Mit dem heute im Beschaffungsamt der Bundeswehr unterzeichneten Vertrag wird die Beschaffung von Nachweismustern sowie die Unterstützung der integrierten Nachweisführung vereinbart. Die Teilnahme am internationalen CAVS-Programm gewährleistet einen hohen logistischen Deckungsgrad der Trägerplattform und fördert die Interoperabilität mit anderen NATO-Nationen. Dies legt die Grundlage für zukünftige Kooperationen, insbesondere im Bereich der Mörsersysteme.
Das Projekt ZukSysIndF kRw schwer wird die Ablösung der bestehenden 120mm Mörser und deren Trägerfahrzeuge realisieren. Die grundlegende technische Reife des neuen Systems wurde bereits im Rahmen einer Reifegradanalyse bestätigt.
Das zukünftige System Indirektes Feuer in der Variante kurze Reichweite, schwer.
Bildrechte: Patria Group
„Der Vertrag zur Serienreifemachung und Qualifikation der Nachweismuster stellt einen ersten Meilenstein in der deutschen Beteiligung am internationalen CAVS-Programm dar“, erklärt der zuständige Projektleiter des Beschaffungsamtes. „Nach dem Beitritt Deutschlands zum CAVS-Programm im Jahr 2023 und der Unterzeichnung des Joint Research and Development Agreement im Jahr 2024, ermöglicht dieser Vertrag die Realisierung der deutschen Variante des schweren Mörsers sowie die Qualifikation nationaler Anpassungen.“
Nach dem heutigen Vertragsschluss ist die erste Lieferung der Mörser bereits in der ersten Jahreshälfte 2025 vorgesehen, gefolgt von der zweiten Lieferung im dritten Quartal 2026. Die Lieferung der Feuerleitfahrzeuge wird ebenfalls im dritten Quartal 2026 erwartet. Der Abschluss der Qualifikation ist für Ende 2027 geplant.
Die Umsetzung des Vertrages ist ein wesentlicher Schritt zur Integration deutscher Komponenten, wie beispielsweise Führungs- und Waffeneinsatzsysteme, und zur logistischen Einbindung der Plattform in die Bundeswehr. Nach erfolgreicher Qualifikation ist ab 2028 der erste Serienzulauf von Mörsern und Feuerleitfahrzeugen vorgesehen. Die Details zur Serienbeschaffung werden derzeit in einem separaten Beschaffungsrahmenvertrag verhandelt.
Hintergrund CAVS
Das Kooperationsprogramm CAVS beinhaltet die Entwicklung einer einheitlichen Plattform eines militärischen Radfahrzeugs mit einem 6×6-Antrieb. Die Plattform ist modular ausgelegt und kann ausgehend von einer Basis-Variante über Schnittstellen und Modifikationen in verschiedenen Varianten konfiguriert werden kann. Das Programm umfasst gleichermaßen das Ausbildungs- und logistische Versorgungssystem für die jeweiligen Varianten. Neben Deutschland und der Führungsnation Finnland beteiligen sich auch Lettland und Schweden an der gemeinsamen Initiative. Als neue Variante soll nun der „Schwerer Mörser“ (Heavy Mortar) eingeführt werden.