Gruppenfoto beim ZVBw in Geilenkirchen; Blauer Bund

Kameradschaft Aachen/Eschweiler zu Gast beim ZVBw

Kameradschaft Aachen/Eschweiler zu Gast beim Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr (ZVBw)

Das Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr (ZVBw) befindet sich seit 1991 in der Selfkant-Kaserne in Geilenkirchen und gründet seinen Ursprung aus der damaligen historischen Umbruchssituation, nämlich der „Tauwetterperiode“ und dem späteren Niedergang der Sowjetunion und nachfolgend des Warschauer Pakts sowie der daraus entstandenen Möglichkeit einer sicherheitspolitischen Kooperation und Abrüstung für ganz Europa.

Obwohl die Kameradschaft schon vor ca. 20 Jahren das ZVBw besuchte, fanden sich dennoch 14 Teilnehmer, um sich über neueste Erkenntnissen aus den vielfältigen Verifikationsaufgaben unter der nun doch stark veränderten geopolitischen Situation unterrichten zu lassen.

Gruppenfoto beim ZVBw in Geilenkirchen; Blauer Bund
Gruppenfoto beim ZVBw in Geilenkirchen; © Bundeswehr/ZVBw

Vorstellung Auftrag, Aufgaben und Aktuelles

Wesentliche Aufgabe ist die Implementierung und Verifikation von 21 Rüstungskontrollverträgen und -abkommen, mit besonderem Augenmerk auf die großen Verträge der konventionellen Rüstungskontrolle in Europa (KSE- Vertrag, Wiener Dokument und Vertrag über den Offenen Himmel), im Inland zu begleiten und im Ausland zu überprüfen. Die so gewonnenen Informationen werden ausgewertet an das Bundesministerium der Verteidigung und Auswärtige Amt weitergeleitet sowie anderen Vertragsstaaten zur Verfügung gestellt.

Die rund 185 Angehörigen des Zentrums führen Beobachtungsflüge durch, inspizieren Militäranlagen der Vertragspartner und begleiten ausländische Delegationen, die zur Inspektion nach Deutschland kommen. Von den jährlich rund 300 Rüstungskontrollmaßnahmen des Zentrums finden etwa zwei Drittel im Ausland statt.

Daneben werden am ZVBw deutsche und ausländische Rüstungskontrolleure ausgebildet, in der Summe sind dies bisher ca. 1300 Inspektoren.

Einblicke in die Abteilungen Regionale Rüstungskontrolle (RegRüKo), Globale Rüstungskontrolle (GlobRüKo) und Offener Himmel (OH)

Das Ziel der Rüstungskontrolle ist, durch Transparenz und Vertrauensbildung einen Beitrag zur internationalen Sicherheit und Stabilität zu leisten. Auf Grundlage internationaler Verträge und Abkommen werden beispielsweise Informationen über Waffensysteme wie Art, Anzahl, Standorte oder über bevorstehende militärische Übungen bestimmter Größenordnungen unter den Vertragsstaaten ausgetauscht.

Ein Beispiel ist der Nukleare Nichtverbreitungsvertrag. Dieser ist eine wichtige Grundlage für deutsches Regierungshandeln bei der nuklearen Nichtverbreitung und Abrüstung. Allerdings gestaltet sich eine Verifikation schwierig, da infolge des russischen Angriffskrieges strategische Gespräche zwischen USA und Russland ausgesetzt sind und ein Folgeabkommen für den 2026 auslaufenden New START (Strategic Arms Reduction Treaty) -Vertrag nicht in Aussicht steht. Ein Folgevertrag ist aber für die europäische Sicherheit enorm wichtig, um das Problem der nichtstrategischen Nuklearwaffen in Europa, wo Russland eine sehr große Überlegenheit besäße, anzugehen. Perspektivisch wäre für eine effektive nukleare Rüstungskontrolle eine Beteiligung aller Atomwaffen besitzenden Staaten sinnvoll.

Auf der Grundlage des Wiener Dokuments über Vertrauens- und Sicherheitsbildende Maßnahmen aus dem Jahr 1990 (letzte Anpassung aus 2011) und des KSE-Vertrags werden Inspektionen und Überprüfungen durchgeführt, um festzustellen, ob die Reduzierung des militärischen Großgeräts den vertraglich festgelegten Obergrenzen entspricht. Darüber hinaus dienen die Maßnahmen insbesondere der Vertrauens- und Sicherheitsbildung. Beispiel dafür ist eine 2019 durchgeführte Inspektionsreise nach Armenien, um die Zerstörung von 21 Mannschaftstransportwagen zu überwachen. Selbst 2020 und 2021 führte das ZVBw noch Rüstungskontrollen in die Russische Föderation durch, um als Beobachter die ankündigungspflichtige Großübung KAVKAZ zu inspizieren oder ein Luftsturmregiment zu überprüfen.

Der Vertrag über den Offenen Himmel (OH), der 2002 in Kraft trat, ermöglicht darüber hinaus Beobachtungen aus dem Luftraum über dem Territorium anderer Mitgliedsstaaten durch Kameraaufnahmen aus unterschiedlichen Höhen mit speziell ausgerüsteten Beobachtungsflugzeugen. Dazu hat Deutschland 2021 eine A319 OH beschafft und in 2022 für Beobachtungen im Rahmen OH zertifiziert. Unsere Gruppe konnte sich anhand der Luftaufnahmen von der Detailliertheit und hohen Genauigkeit der Bilder überzeugen. Bis heute wurden über 1.500 Beobachtungen nach dem Vertrag durchgeführt. Deutschland war an über zwölf Prozent dieser Flüge beteiligt.

Zusammenfassend ist festzuhalten, dass wichtige Verträge wie der „Offener Himmel“, der völkerrechtlich verbindliche KSE-Vertrag (Konventionelle Streitkräfte in Europa) oder auch das politisch verbindliche Abkommen Wiener Dokumentnach dem Ausstieg Russlands heute als beschädigt angesehen werden müssen. Das Ziel sei aber, und daran arbeitet das Zentrum als Arbeitsmuskel des BMVg und nach den Vorgaben des Auswärtigem Amtes, diese und andere wichtige Instrumente der Rüstungskontrolle wenigstens zu erhalten, besser noch zu erweitern. Allerdings herrscht die Prämisse vor, keine irreversiblen Schritte zu unternehmen, um den Gegnern der Rüstungskontrolle keine Vorwände zu liefern, die Implementierung von Verträgen zu torpedieren.

Interessant war der Aspekt der „Kleinwaffenkontrolle und deren Munition“. Darunter versteht man die Kontrolle von Handfeuerwaffen unterschiedlichster Herkunft, deren Sicherheit und Lagerung, einschließlich funktionsfähig gemachter Spielzeugwaffen. Besonders in Regionen des Westbalkans, Afrikas und Lateinamerikas kreisen illegal und unkontrolliert Millionen von Handwaffen mit entsprechender Munition. Eine Rüstungskontrolle in diesem Bereich ist auch in schwierigen Zeiten wie den heutigen prinzipiell möglich, besonders angesichts der Gefahren durch die Proliferation von Kleinwaffen dringend notwendig. Hier gibt es durchaus Fortschritte zu verzeichnen. Ziel ist es, Konflikte und Krisen, verursacht durch Kleinwaffen, einzudämmen und Gefahren von Deutschland abzuwenden Einen hoch interessanten Einblick in unterschiedlichste Handwaffen ergab die Führung durch die Waffenlehrsammlung des ZVBw.

Herausforderungen der Zukunft

Der KSE-Vertrag wird durch Russland schon lange nicht mehr implementiert, der russische Austritt aus dem OH-Vertrag wurde vollzogen, die Modernisierung des Wiener Dokuments wird durch Russland blockiert.

Militärische Aggression, Misstrauen und Bedrohungen sind durch das russische Verhalten in den letzten Jahren nach Europa zurückgekehrt. Die Stärkung von Abschreckung und Verteidigung haben angesichts des massiven Vertrauensverlusts in Europa zu Recht eine hohe Priorität seitens der NATO-Staaten erhalten. Mehr Sicherheit und Stabilität benötigen aber auch ein neues Denken für die Rüstungskontrolle, für militärische Vertrauensbildung und für militärische Risikoreduzierung in Europa. Eine Vielzahl politischer, militärischer und vor allem technologischer Veränderungen gestalten die Weiterentwicklung und Anpassung der Rüstungskontrollarchitektur in Europa zu einer mehr als komplexen Aufgabe für die NATO und OSZE.

Hier sticht besonders das Thema „Neue Technologien und Rüstungskontrolle“ ins Auge. Zu benennen sind die Felder Weltraumsicherheit, LAWS (Letale Autonome Waffensysteme) und Künstliche Intelligenz (KI). Es gelte, das teils aggressive Engagement Chinas und Russlands, etwa mit Anti-Satelliten-Raketen, im Blick zu behalten.

Damit fällt dem ZVBw als Durchführender der Implementierung und der Verifikation weiterhin eine zentrale Rolle für die Zukunft der konventionellen Rüstungskontrolle in Europa zu.

Zusammenfassung

Nach 4 Stunden detaillierter Information und Diskussion endete der Nachmittag in einer gemeinsamen Aussprache mit den Teilnehmern des ZVBw in lockerer Kaffeerunde. Oberst a.D. Günter Selbert, Vorsitzender der Kameradschaft Aachen/Eschweiler, bedankte sich bei den Durchführenden des ZVBw für die hochinteressanten und offenen Einblicke in das aktuelle Verifikationsgeschehen. Ganz besonders bedankte er sich bei unserem Truppengattungs- und Vereinskameraden, Oberst i.G. Andreas Kräutner, der uns als Dezernatsleiter des Zentrums begleitete und rundum mit betreute. Alle Teilnehmer der Kameradschaft sind sich einig, eine hoch informative, offene und dem aktuellen Stand zu den Verifikationsaufgaben entsprechende Weiterbildung genossen zu haben. Sie können jetzt ihre Meinung zur aktuellen Sachlage auf diesem Gebiet fundiert kundtun. Schade nur, dass nicht mehr Mitglieder des bB diese Gelegenheit der Gewinnung von Informationen aus erster Hand wahrgenommen haben. Ein besonderer Dank dafür gilt insbesondere Oberstleutnant a.D. Joseph Steibel, der diese Veranstaltung initiiert und durchgehend organisiert hat.

Text: Oberstlt a.D. Joseph Steibel

Termine in den Kameradschaften II./2023

An dieser Stelle möchten wir wieder regelmäßig auf die Veranstaltungen der Kameradschaften im Blauen Bund hinweisen. Die Mitglieder der Kameradschaften erhalten die Details in gesonderter Einladung. Bei Interesse an Veranstaltungen anderer Kameradschaften bitte Verbindung mit dem jeweiligen Vorstand aufnehmen.

Bonn
Besuch der Fa. Conet
Frühsommer 2023
Bonn

Bad Neuenahr/Ahrweiler

Gesellschaft für Sicherheitspolitik e.V. (GSP) – Thema: Indien
24.04.2023
Bad Neuenahr und zusätzlich per Zoom-Meeting

Ulm/Dornstadt
Besuch der Fa. ENTRAK GmbH, Spezialisten für Elektrik, Hydraulik, Mechanik
26.04.2023
Wendelstein

Tag der Bundeswehr 2023, Techn AusbZentrLw
17.06.2023
Kaufbeuren

Aachen/Eschweiler
Containerbahnhof Köln-Eifeltor, mit Motorworld Köln
20.04.2023
Köln

Jahresreise „Regensburg“
18. bis 24.06.2023
Regensburg

Nordwest

Besuch der MWB Fahrzeugtechnik GmbH in Langen
27.04.2023
Langen

Gliederungsbild LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw; Blauer Bund

10 Jahre Logistikkommando der Bundeswehr

10 Jahre Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) –
Ein Blick in die Zukunft

Das Logistikkommando der Bundeswehr (LogKdoBw) blickt nunmehr auf eine 10-jährige Geschichte zurück. Nach zahlreichen Erfolgen in der Vergangenheit, richtet sich der Fokus auf die Herausforderungen der Zukunft. Im weiteren Verlauf des Artikels wird ein Überblick über die notwendigen Rahmenbedingungen der Logistik der Bundeswehr in der Zukunft dargestellt.

Rückblick 10 Jahre LogKdoBw („Wo kommen wir her?“)

Das Logistikkommando der Bundeswehr wurde vor 10 Jahren (15. Januar 2013)[1] in Erfurt als zentrales Fähigkeitskommando der Bundeswehr für Logistik aufgestellt. Die Indienststellung war insofern ein revolutionärer Schritt, als mit der Auflösung des ehemaligen Wehrbereichskommandos III in Erfurt und der Bündelung streitkräftegemeinsamer logistischer Aufgaben aus dem Führungsstab der Streitkräfte des Bundesministeriums der Verteidigung, des Logistikamtes der Bundeswehr sowie der Abteilung Logistik/G4 des ehemaligen Streitkräfteunterstützungskommandos, ein organisationsbereichsübergreifender Ansatz verfolgt wurde. Im Sinne des Aufgaben-Kompetenzen-Verantwortung-Prinzips (AKV-Prinzip) erzielte dieser Ansatz klare Zuständigkeiten und den Abbau dysfunktionaler Verantwortungsdiffusion.

Dem Kommandeur dieses einzigartigen Fähigkeitskommandos wurde zugleich die Rolle des Generals Bundeswehrlogistik (GenBwLog) zugeordnet. Daher zeichnet das LogKdoBw für die logistischen Prozesse und Verfahren der gesamten Bundeswehr verantwortlich.

Dies beinhaltet die Gesamtverantwortung für das Ausgestalten und Weiterentwickeln des Logistischen Systems der Bundeswehr (LogSysBw). Die Leistungsfähigkeit des LogSysBw als bundeswehrgemeinsamer leistungsorientierter Wirkverbund aus Basislogistik (BasisLog), der Einsatzlogistik (EinsLog) der Streitkräfte, der Bundeswehrverwaltung sowie unter Einbindung Dritter (Host Nation, Verbündete, gewerbliche Industrie/Dienstleister, andere staatliche Ressorts/Organisationen etc.) wird dabei täglich in den Einsätzen, einsatzgleichen Verpflichtungen und Übungen im nationalen und multinationalen Umfeld unter Beweis gestellt.

Neben dem Kommandostab in Erfurt bilden die mobLogTr SKB, das Logistikzentrum der Bundeswehr (LogZBw), die Logistikschule der Bundeswehr (LogSBw) und das Zentrum für Kraftfahrtwesen der Bundeswehr (ZKfWBw)[2] die „vier Pfeiler des LogKdoBw“ und damit die Grundlage, um die umfangreichen Aufgaben erfüllen zu können.

Gliederungsbild LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw; Blauer Bund
Gliederungsbild LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw

Übergeordnetes Ziel ist es, die richtige logistische Leistung (Qualität und Quantität), zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Stelle, für den richtigen Bedarfsträger zu erbringen. Die erfolgreiche Rückverlegung unserer Einsatzkontingente der International Security Assistance Force (ISAF) und, später, der Resolute Support Mission (RSM) aus Afghanistan, die Wiederinbetriebnahme zusätzlicher Material- und Munitionslager in Deutschland im Rahmen des Wiedererlangens der vollumfänglichen Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV) sowie der Aufbau eines europäischen Logistiknetzwerks (Network of Logistic Hubs in Europe & Support to Operations) sind nur wenige ausgewählte Beispiele, die die Bedeutung des LogKdoBw für unsere Streitkräfte hervorheben.

Zukünftige Herausforderungen („Wo wollen wir hin?“)

Nach Ende des Kalten Krieges und der damit verbundenen Ausrichtung der Streitkräfte auf Internationales Krisenmanagement (IKM) war die völkerrechtswidrige Annexion der Krim durch die Russische Föderation im Jahr 2014 ein wesentlicher Indikator der sich veränderten globalen sicherheitspolitischen Lage. Der NATO-Gipfel in Wales 2014 sowie daran anschließend die Anpassung der konzeptionellen Rahmenlandschaft waren der Ausgangspunkt für strukturelle Anpassungen der Streitkräfte, an die veränderte sicherheitspolitische Lage. Dies begann mit der Erstellung Weißbuch der Bundeswehr (2016), erstreckte sich über die Konzeption der Bundeswehr bis hin zum Fähigkeitsprofil der Bundeswehr. Diese Unterlagen bildeten den Grundstein für  die Weiterentwicklung des LogSysBw, um den neuen Rahmenbedingungen zukunftsfähig begegnen zu können.

Für den Bereich der mobLogTr SKB bedeutet diese Refokussierung auf Landes- und Bündnisverteidigung eine Veränderung der Ausbildung sowie eine Umgliederung der sechs Logistikbataillone (LogBtl), die konzeptionell auf Einsätze im Rahmen des IKM ausgerichtet waren. Künftig soll es schwere LogBtl, als quasi-stationäre logistische Basen im Einsatzgebiet, sowie leichte LogBtl geben. Diese sind dislozierte, schnell verlegbare- und lageangepasste Logistische Einrichtungen, die den Anschluss der Einsatzlogistik aller militärischen Organisationsbereiche (milOrgBer) sicherstellen.Gemeinsam spannen diese Verbände ein logistisches Netzwerk auf, das die Leistungen der Basislogistik an die Kräfte der Einsatzlogistik anschließt und so die logistische Unterstützung aller milOrgBer ermöglicht. Die notwendige Anzahl der Kräfte der Basislogistik ergibt sich aus den logistischen Bedarfen aller milOrgBer. Gerade unter den Bedingungen LV/BV und den Forderungen an DEU als Bündnispartner ergibt sich die Notwendigkeit der Stärkung der Logistik

Mind Set change; kriegstauglich und kaltstartfähig © Bundeswehr/LogKdoBw ; Blauer Bund
Mind Set change; kriegstauglich und kaltstartfähig © Bundeswehr/LogKdoBw

Drehscheibe Deutschland und Multinationalisierung

Die geographische Lage Deutschlands, als zentrales Land in Europa, und die sicherheitspolitischen Entwicklungen der vergangenen Jahre führen dazu, dass die Bedeutung Deutschlands als strategisches Transitland und logistische Drehscheibe für den Aufmarsch eigener und verbündeter Kräfte in Europa immer weiter zunimmt. Deutschland ist fest in seinen Bündnissen verankert und wird sein Handeln eng mit seinen Bündnispartnern abstimmen und koordinieren. Der Ausbau der multinationalen Zusammenarbeit in den entsprechenden Formaten, der Permanenten Strukturierten Partnerschaft (PESCO) der EU und dem Framework Nations Concept (FNC) der NATO, bietet hierbei die Möglichkeit, knappe Ressourcen zu bündeln und die Interoperabilität zwischen den Nationen deutlich zu verbessern.

Ableitungen aus dem Ukraine-Krieg

Wie elementar wichtig eine durchgängig funktionierende logistische Unterstützung für den Einsatzwert der Streitkräfte ist, lässt sich an dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg der Russischen Föderation auf die Ukraine ableiten. Die Tiefe des Raumes allein bietet keine ausreichende Sicherheit, demzufolge kommt dem Schutz logistischer Einrichtungen und der Mobilität/Flexibilität der logistischen Verbände eine besondere Bedeutung zu.

Ein Schritt zur Stärkung der logistischen Leistungserbringung soll mit der Umgliederung und dem Aufwuchs der mobLogTr SKB perspektivisch auf bis zu 10 LogBtl erreicht werden. Die Stärkung der logistischen Basis im Inland wird über das Projekt „ortsfeste logistische Einrichtungen 2019+ (olE 2019+)“ vorangetrieben und sieht die Wiederinbetriebnahme von acht Material-/Munitionslagereinrichtungen vor. Das ZKfWBw wird eine Ergänzung seiner Fähigkeiten im Hinblick auf die Zulassung neuer innovativer Technologien erfahren. Gleichzeitig machen wir uns auch über den Schutz unserer logistischen Kräfte und Einrichtungen Gedanken, suchen nach technologischen Lösungen, passen unsere Ausbildung und Vorschriften an und stärken den „Mindset LV/BV“ auf allen Ebenen.

Demografischer Wandel und politische Einflussfaktoren

Neben den veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen stellen externe gesellschaftliche aber auch politische Einflussfaktoren (z.B. demografischer Wandel, personelle Obergrenze) Herausforderungen dar, denen es zu begegnen gilt. Demzufolge führt die rückläufige Bevölkerungsentwicklung sowie die sinkende Zahl der Erwerbstätigen in Deutschland dazu, dass sich der buchstäbliche „Kampf“ um Fachkräfte auch auf die Nachwuchsgewinnung der Bundeswehr und damit einhergehend auf den Kommandobereich LogKdoBw auswirkt. Es bedarf insofern neben dem Aufwuchs logistischer Kräfte innovativer Lösungsansätze, auch und vor allem unter der Nutzung (zukünftiger) technologischer Möglichkeiten.

Technologischer Fortschritt und Digitalisierung

Der technische Fortschritt, die voranschreitende Digitalisierung sowie die zunehmende Automatisierung in allen Lebensbereichen sind wesentliche Treiber, die starken Einfluss auf militärische Anwendungsgebiete und Entwicklungen haben werden. Das LogKdoBw beteiligt sich aktiv an vielversprechenden Zukunftsprojekten, wie beispielsweise das Concept Delopment and Experimentation (CD&E-Projekt) des Planungsamts der Bundeswehr (PlgABw) „Unbemanntes Fahren von Landsystemen in der Bundeswehr“ (UFLSBw). Dieses Projekt untersucht Auswirkungen der Integration unbemannter Fahrzeuge auf unser Personal, unsere Organisationformen sowie auf Infrastruktur, Prozesse und Verfahren. Erste Erkenntnisse zeigen, dass mit der Integration unbemannter Fahrzeuge in logistische Transporte eine deutliche Erhöhung der Transportkapazität bei gleichem Personaleinsatz erzielt werden könnte. Das Projekt dient als Beispiel, wie Automatisierung bis hin zu einer möglichen Autonomie weiter vorangetrieben werden kann und bietet Anknüpfpunkte für Folgeprojekte, um die Leistungsfähigkeit der Logistikkräfte zu steigern und gleichzeitig die Bedrohung für das eigene Personal zu reduzieren. Insbesondere der Personalbedarf wird jedoch sorgfältig zu bewerten sein, da Automatisierung/Autonomie durchaus auch zu erhöhtem Bedarf an IT-Spezialisten und/oder Ingenieuren führen kann.

Digitale Transformation im Bereich LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw ; Blauer Bund
Digitale Transformation im Bereich LogKdoBw © Bundeswehr/LogKdoBw

Darüber hinaus werden weitere Digitalisierungsprojekte vorangetrieben, wie die Integration von additiven Fertigungstechniken (3D-Druck) ins LogSysBw, z.B. zur Ersatzteilproduktion im Einsatzland, der Einsatz von Transportdrohnen zur Erhöhung eigener Transportkapazitäten und zur logistischen Versorgung aus der Luft Darüber hinaus gehört dazu auch die Implementierung von Datenbrillen zur Verbesserung der Prozesse in der Instandsetzung sowie die Einführung von Exoskeletten zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Personals.

Das größte Digitalisierungsprojekt im LogSysBw stellt jedoch die Überführung der bestehenden IT-Unterstützung SASPF in die nächste SAP-Generation „S/4HANA“ (HANA steht für High Performance Analytic Appliance; englisch für Hochleistungsanalyseanwendung) dar. Die ortsfesten logistischen Einrichtungen (olE) und die mobLogTr SKB werden schrittweise vom heutigen SASPF in das zukunftssichere SASPF X.0 (SASPF X.O ist die neue bundeswehrspezifische, auf dem neuen SAP-Standard basierende Anwendung) übergehen können. SASPF ist und bleibt für die logistische Leistungserbringung existentiell, deshalb müssen alle Digitalisierungsprojekte der Streitkräfte entweder in SASPF bruchfrei integrierbar und damit kompatibel sein oder dürfen der Nutzung nicht entgegenstehen.

Digitalisierung ist jedoch kein Selbstzweck. Dementsprechend müssen diese Zukunftsprojekte den Anspruch haben, „kriegstauglich“ zu sein, d.h. sie müssen in Einsatz und Gefecht funktionieren. Daher ist es durchaus zielführend, einen Mix aus hoch- und auch weniger technologisierten „Waffen“-Systemen vorzuhalten, um diesen Herausforderungen entsprechend begegnen zu können.

Moderne Ausbildung

Die voranschreitende Digitalisierung wird auch Arbeitsprozesse und Ausbildungslandschaften verändern. In diesem Zusammenhang wird oft von „Bildungsrevolution“ gesprochen. Mit dem Projekt „Modernes Lernen LogSBw“ werden durch konsequente Umsetzung kompetenzorientierter Ausbildung, Aufbau eines gelebten Wissensmanagements sowie zielgerichteter Nutzung von Digitalisierungspotenzialen (hybride Trainings, moderne Lernmanagementsysteme, Simulatoren, innovative Lernformate) die Voraussetzungen für eine attraktive und zeitgemäße Ausbildung sowie für lebenslanges Lernen geschaffen. Modernes Lernen stellt einen Kulturwandel dar und steuert einen „smarten“ Beitrag zu LV/BV durch Stärkung der Resilienz bei.

Einbindung der zivil-gewerblichen Wirtschaft

Aufgrund begrenzter personeller wie auch materieller Ressourcen werden auch zukünftig Fähigkeiten und Leistungen benötigt, die durch die Einbindung der zivil-gewerblichen Wirtschaft – möglichst auch im Rahmen LV/BV – erbracht werden können. Diese Einbindung externer Leistungserbringer ist für eine umfassende und durchhaltefähige logistische Leistungserbringung essentiell, jedoch ist darauf zu achten, dass die bruchfreie Integration („Plug-in“) in das LogSysBw und Kompatibilität mit den etablierten und standardisierten Prozessen und Verfahren der Bundeswehrlogistik gewahrt bleiben. Eine robust ausgestaltete durchgängige logistische Leistungserbringung bedingt jedoch bei entsprechenden Bedrohungslagen und der damit einhergehenden begrenzten Verfügbarkeit von Leistungen Dritter den Einsatz militärischer Kräfte. Demzufolge muss genau geprüft werden, wo die Leistungserbringung durch Dritte einen sinnvollen Beitrag bietet.

Darüber hinaus sind für die zwingend erforderliche militärische Handlungsfähigkeit in Anfangsoperationen für neue Einsätze/Missionen strategische Rückfallpositionen (Backup-Lösungen) auszuplanen, um den Spagat zwischen Abhängigkeiten von externen Leistungserbringern und robusten kriegstauglichen Logistikketten beherrschbar zu halten.

Fazit

Das LogKdoBw blickt auf eine zehnjährige erfolgreiche Vergangenheit zurück. Getreu dem Motto „Stillstand ist Rückschritt“ gilt es nun, die Weichen zu stellen, um auch in der Zukunft den dargestellten Herausforderungen im Bereich der geänderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen, des demografischen Wandels, des technologischen Fortschritts und der zunehmenden Digitalisierung begegnen zu können.

Mit den bereits angestoßenen Projekten und der konsequenten Ausrichtung auf die Zukunft, werden die Voraussetzungen für ein durchgängig robustes LogSysBw geschaffen,welches aufgrund seiner Agilität, Flexibilität und Resilienz auch zukünftig alle milOrgBerim Ergebnis effektiv und im Ressourceneinsatz effizient unterstützen kann. Das übergeordnete Ziel bleibt, die richtige logistische Leistung, zum richtigen Zeitpunkt, an der richtigen Stelle, für den richtigen Bedarfsträger zu erbringen. Dies wird durch einen ausgewogenen Mix aus nationalen und multinationalen militärischen Kräften, Leistungen anderer staatlicher Ressorts sowie aus Leistungen der zivil-gewerblichen Wirtschaft erreicht.

Autor: Oberstleutnant Christian Raue

 

[1] Aufstellungsdatum mit Wirkung zum 01. Januar 2013

[2] Zugeordnete Fachaufgabe

Wechsel des Bundesgeschäftsführers bB

Fast auf den Tag genau nach 3 Jahren beendete Oberst Frank Hartwig im Januar anlässlich seiner Zurruhesetzung zum 31. März 2023 seine Tätigkeit als Bundesgeschäftsführer des blauen Bundes.

Seit 31.03.2023 im verdienten Ruhestand – Oberst a.D. Hartwig

Seine Amtszeit war insbesondere durch die Corona-Pandemie geprägt, die das Herstellen und Halten persönlicher Verbindungen, aber auch die Organisation von Präsenzveranstaltungen des blauen Bundes erheblich erschwert bzw. zum Teil auch unmöglich gemacht hat. Oberst Hartwig ist es aber dennoch gelungen, die Arbeit des Bundesvorstandes gemeinsam mit der Bundesgeschäftsstelle wirkungsvoll zu unterstützen und somit den blauen Bund zum Wohle aller Mitglieder „auf Kurs zu halten“.

Oberst Hartwig hatte als Stellvertretender Schulkommandeur und Leiter des Bereichs Lehre/Ausbildung zeitgleich große Herausforderungen zu bewältigen, neben der Corona-Pandemie sind vor allem die Flutkatastrophe im Jahr 2021 und die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Ausbildung an der TSH im Jahr 2022 zu nennen.

Der Bundesvorstand bedankt sich daher im Namen aller Mitglieder herzlich für seine engagierte Arbeit und wünscht Oberst Hartwig in seinem neuen Lebensabschnitt für die Zukunft alles erdenklich Gute.

Am 23.01.2023 zum neuen Geschäftsführer des bB gewählt – Oberst Klaus Engel

Im Rahmen der Sitzung des Bundesvorstandes am 23. Januar 2023  wurde Oberst Klaus Engel zum neuen Bundesgeschäftsführer gewählt. Als Leiter des Bereichs Technik/Logistik an der TSH und langjähriges Mitglied des blauen Bundes bringt er für sein neues Amt alle notwendigen Voraussetzungen mit. Der Bundesvorstand wünscht Oberst Engel für seine Tätigkeit viel Erfolg und freut sich auf die Zusammenarbeit.

Text: Oberst a.D. Thomas Mönninghoff, Vizepräsident im bB

Bilder: Bundeswehr, TSH, FMZ

 

Das Wappen des JCTC; Blauer Bund

JCTC: We train multinational

Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre (JCTC): We train multinational

Das Joint Logistic Support Group Coordination and Training Centre (JCTC) wurde im Oktober 2017 an der Logistikschule der Bundeswehr aufgestellt. Nachdem sich Deutschland innerhalb des sogenannten Framework Nations Concept im Cluster Logistic verpflichtet hat, bis 2024 eine Joint Logistic Support Group (JLSG) mit einem JLSG Headquarters (JLSG HQ) aufzubauen, wurde die Ausbildungseinrichtung JCTC in Dienst gestellt. Hier wird das Personal eines JLSG HQ als multinationaler taktischer Gefechtsstand umfassend, standardisiert und den Einsatzerfordernissen angepasst ausgebildet und zertifiziert.

Die Gliederungdes JCTC; Blauer Bund
Die Gliederung des JCTC

Das multinationale Übungszentrum ist in verschiedene Bereiche (Sektionen) gegliedert: Ausbildung und Übung, Steuerung JLSG HQ Personalpool sowie konzeptionelle Grundlagenarbeit. Weiterhin gehört ein Unterstützungselement dazu, welches in der Zielstruktur 2024 befähigt sein wird, einen verlegefähigen Gefechtsstand mit entsprechender IT-Ausstattung für die Aufstellung eines JLSG HQ jederzeit abrufbar vorzuhalten. Im Bereich der konzeptionellen Grundlagenarbeit unterstützt Personal derzeit die Fortschreibung des politischen Grundlagendokumentes zur NATO-Logistik.

„Rotes Netz“

Aufgabenschwerpunkt des JCTC als Ausbildungseinrichtung ist es, verstärkt Übungsvorhaben der NATO zu unterstützen. Ziel ist es dabei, dass beide große JLSGs der HQ Brunssum und Neapel jährlich nach Garlstedt kommen, um dort ausgebildet und sofern erforderlich im Rahmen von Übungen zertifiziert zu werden. Dies ist beispielsweise für die Standby-Phasen der NRF der Fall. Für solche Zertifizierungen kann das JCTC die dazu notwendige Übungsumgebung idealtypisch bereitstellen. So auch in der Übung Steadfast Jupiter 22, an deren Ende das JLSG HQ Neapel zertifiziert wurde. Das JLSG HQ Brunssum hat ebenfalls bereits beantragt, das JCTC entsprechend zu nutzen. Im Oktober 2023 werden Angehörige des HQs nach Garlstedt kommen, um in einer vergleichbaren Übung im Ausbildungsgefechtsstand des JCTC überprüft zu werden.

Die Ausbildungsanlage JCTC an der Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt, Blauer Bund
Die Ausbildungsanlage JCTC an der Logistikschule der Bundeswehr in Garlstedt

NATO-Übungen werden in der IT- Sicherheitsdomäne NATO Secret durchgeführt. Umgangssprachlich wird hier vom „Roten Netz“ gesprochen, ohne welches keine gesicherte Kommunikation möglich ist.
Bereits seit längerer Zeit initiiert, nun durch Staatssekretärweisung angestoßen, wird das JCTC diese Fähigkeit erhalten und kann so künftig auch Übungen in der Sicherheitsdomäne NATO Secret durchführen.
Dies ist der erste Schritt der Weiterentwicklung des JCTC von seiner Anfangsbefähigung hin zur Zielbefähigung.

SatComm Antenne des JCTC; Blauer Bund
Weitreichende Verbindung über Satellitenkommunikation

Für Steadfast Jupiter 22 wurde, wie bereits bei der Zertifizierung des I. Deutsch-Niederländischen Korps im Dezember 2020, durch eines der NATO Fernmelde/ IT-Bataillone diese Rote Informationstechnik inklusive einer Satellitenkommunikationsmöglichkeit aufgebaut und betrieben um die direkte Anbindung an das NATO-Führungsinformationssystem sicher zu stellen.

Mit dem Angebot dauerhaft verfügbarer und verbesserter „roter IT“ in der stationären Übungsumgebung des JCTC wird es als permanente und hochwertige Übungseinrichtung innerhalb der NATO nachhaltig Akzeptanz finden.

Arbeit in der JLOC (Joint Logistic Operation Centre) während des Trainings; Blauer Bund
Arbeit in der JLOC (Joint Logistic Operation Centre) während des Trainings

Wichtiger Bestandteil des JCTC ist auch die Individualausbildung im Bereich des NATO-Grundlagentrainings. In JLSG Orientation Trainings wird innerhalb ihrer eigenen Nationen national ausgebildetes Personal darauf vorbereitet, in einem multinationalen JLSG HQ zusammen zu arbeiten. In diesen Trainings werden Grundlagen der NATO-Logistik sowie die komplexen Arbeitsweisen eines solchen HQ vermittelt. Zudem werden Spezialisten, die in den HQs mitarbeiten sollen, in der logistischen Unterstützungs- und Führungssoftware Logistic Functional Area Services (LOGFAS) der NATO ausgebildet und unterrichtet. In verschieden Trainings findet die Ausbildung für die Anwender der Module für die Verlege-, Transport- und Folgeversorgungsplanung und -durchführung, welche LOGFAS bietet, statt. Dabei hat die Bundeswehr und die NATO einen immer größer werdenden Bedarf innerhalb der Spezialisten. Entsprechende Ausbildungskapazitäten innerhalb der NATO sind eine gesuchte Mangelressource.

Die Idee des JCTC: Mindestens ein „Zweiklang“

Das „Rote Netz“ wird das JCTC befähigen, eine Zusammenarbeit zwischen dem JCTC in Garlstedt und dem NATO Joint Warfare Centre Stavanger in Norwegen, und gegebenenfalls anderen internationalen Institutionen, an denen unterstützende Einheiten üben können, zu ermöglichen.
Hinter dieser Idee steckt ein einfacher Grundgedanke: Ist ein Allied Joint Force Command (JFC) beauftragt, in einem Einsatz operativ zu führen und ein JLSG HQ ist als logistische Führungselement vorgesehen, wird das JFC im Schulungs- und Trainingszentrum der NATO in Stavanger zertifiziert. Entsprechend ist auch das dazugehörige JLSG HQ zu zertifizieren. Aus Kapazitätsgründen, insbesondere im Bereich der logistischen Fachexpertise, welche ein solches Übungsvorhaben abverlangt, bietet es sich an, dies in einer hierfür spezialisierten Ausbildungseinrichtung mit entsprechenden Trainern zu tun.

Der ideale Ort für eine Zertifizierungsübung einer JLSG. Blauer Bund
Der ideale Ort für eine Zertifizierungsübung einer JLSG.

Für eine gemeinsam Zertifizierungsübung mit dem JFC HQ ist die Rote Informationstechnik Grundvoraussetzung.
Mit Blick auf eine Weiterentwicklung der Ausbildung am JCTC ist es vorstellbar, die einem JLSG HQ unterstellten Truppenteile, beispielsweise im Logistischen Übungszentrum an der Logistikschule der Bundeswehr, im gleichen Übungsszenario trainieren.
So entsteht durch Dislozierung der Beteiligten ein reales Szenario, welches ähnlich wie bei einer großen Feldeinsatzübung ist.

Mit dem JCTC in Garlstedt bietet der Bundeswehr eine in der NATO in dieser Form einmalige Einrichtung, die sich – Dank des außergewöhnlichen Engagements und der Begeisterung des hier tätigen Personal – innerhalb kürzester Zeit eine hervorragende Reputation erarbeitet hat.

Erstmals erschienen im Hardthöhenkurier Ausgabe 6/2022

Autor: Kathleen Boungard

Bilder: © Bundeswehr/LogSBw

Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. Blauer Bund

ÜBUNG BLUE BRIDGE 22

Bei der ÜBUNG BLUE BRIDGE 22 üben Logistikbataillon 163 RSOM und Logistikbataillon 172 erstmalig die gemeinsame strategische Verlegung.

Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. Blauer Bund
Gemeinsam geübt, gemeinsam verbessert. Oberstleutnant Tobias Schmidt, Kommandeur Logistikbataillon 163, dankt Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann, Kommandeurin Logistikbataillon 172, für die Kooperation bei der Übung. © Bundeswehr/Christopher Preloznik

Für die mobilen Logistiktruppen der Streitkräftebasis hat sich seit wenigen Jahren der Fokus von der Versorgung von Einsatzkontingenten in fernen Regionen hin zur Steigerung der Einsatzbereitschaft in einem Szenar der Landes- und Bündnisverteidigung gewandelt. Die Basislogistik ist heute mehr denn je darin gefordert, Großverbände der Landstreitkräfte und Geschwader der Luftwaffe in einem konventionellen Konflikt versorgen zu können. Gleichzeitig haben die Logistikbataillone den Auftrag, einen Beitrag zur „Drehscheibe Deutschland“, der Sicherstellung des Aufmarsches von NATO-Partnern durch Deutschland zu unterstützen. Beide Aufgabenbereichen fordern die Logistik bereits im Grundbetrieb und erfordern es, die Truppe kaltstartfähig auszubilden und auszurüsten.

Ein wesentlicher Bestandteil dafür, dass sie in einem konventionellen Krieg zur Wirkung kommen können, ist deren Verlegung über große Entfernungen und unter Nutzung verschiedener Verkehrsträger wie Eisenbahn, Flugzeug und Fähre. Um diesen komplexen Anteil des Aufmarsches zu üben, haben das Logistikbataillon 163 RSOM aus Delmenhorst und das Logistikbataillon 172 aus Beelitz im September 2022 mit der Übung BLUE BRIDGE 22 eine komplexe Feldeinsatzübung unter Einbindung von Truppenteilen aus Heer, Luftwaffe und dem Zentralen Sanitätsdienst durchgeführt.

Die Ausgangslage dieser Übung war ein Szenar der Bündnisverteidigung, bei dem das RSOM-Bataillon in Nordwestdeutschland verschiedene logistische Einsatzräume eingerichtet und betrieben hat und das Beelitzer Logistikbataillon per Eisenbahn und Flugzeug als Teil von Folgekräften der NATO Response Force in das fiktive Einsatzland ALTRAVERDO verlegt hat. Das Logistikbataillon 163 bot somit die „Blaue Brücke“, über die das Logistikbataillon 172 ins Einsatzgebiet verlegen konnte.

Der Einsatzraum von BLUE BRIDGE 22; Blauer Bund
Der Einsatzraum von BLUE BRIDGE 22; © Bundeswehr / OTL Tobias Schmidt

Dazu haben die Beelitzer Fahrzeuge, Gerät und Waffen des gesamten Bataillons vorab für den Eisenbahntransport vorbereitet und nach ALTRAVERDO per Schiene transportiert. Die Soldaten wurden anschließend vom Airport of Embarkation BERLIN-SCHÖNEFELD mit A400-M zum Airport of Debarkation in NORDHOLZ geflogen. Dort angekommen, durchliefen sie den sogenannten RSOM-Prozess (Reception-Staging-Onward Movement), der durch das Logistikbataillon 163 RSOM durchgeführt wurde. Im Kern lag die Herausforderung dabei auf der Zusammenführung von Personal und den per Eisenbahn nach HESEDORF verbrachten Fahrzeuge der Beelitzer Logistiker. Zudem galt es, für die Männer und Frauen des Logistikbataillon 163 ihre Kameraden für den bevorstehenden Straßenmarsch in einen einsatznahen Verfügungsraum im Osten ALTRAVERDOs vorzubereiten. Dazu erfolgten umfangreiche Einweisungen in die Lage, die Übergabe von Material und Versorgungsgütern sowie die Bereitstellung von Ruheräumen. Nachdem die Marschteileinheiten des Logistikbataillons 172 in der sogenannten Staging Area in ROTHENBURG/WÜMME auffrischen konnten, erfolgte der fast 400 Kilometer lange Straßenmarsch zum Convoy Support Center in TROLLENHAGEN, der den Marschteileinheiten vieles abverlangte. In der Nacht und bei strömendem Regen bewegten sich hunderte Großfahrzeuge auf Autobahn und Landstraßen nach Osten. Regelmäßig wurden Technische Halte durchgeführt um Mensch und Material einsatzbereit zu halten. Im Convoy Support Center angekommen konnten die Marschteileinheiten des Logistikbataillon 172 auftanken, verpflegen und ruhen, bevor sie ihren letzten Verlegesprung in den einsatznahen Verfügungsraum JÄGERBRÜCK bewältigten. Die logistische Einrichtung wurde ebenfalls durch das RSOM-Bataillon betrieben und war wesentlicher Garant dafür, dass der Marsch der Beelitzer Logistiker gelingen konnte.

Alle Fahrzeuge der Übung aneinander gereiht ergeben 3000 Meter. Blauer Bund
Alle Fahrzeuge der Übung aneinander gereiht ergeben eine Strecke von 3000 Meter. ©Bundeswehr/Christopher Preloznik

Insgesamt ist festzuhalten, dass es sich bei BLUE BRIDGE 22 um eine der größten logistischen Übungen der letzten Jahre gehandelt hat. Die Besonderheit hierbei war neben dem komplexen Koordinierungsaufwand in der Vorbereitung das Einrichten von insgesamt sechs großen logistischen Knoten und die Verlegung eines Logistikbataillons auf Schiene, Straße und auf dem Luftweg.

Text: Oberstleutnant Tobias Schmidt und Oberstleutnant Anja Buresch-Hamann

Simulatorgestützte Meisterausbildung an der TSH

Eine große Variantenvielfalt an Landsystemen bei zum Teil kleinen Stückzahlen bringt große Herausforderungen für die Ausbildung der Instandsetzer mit sich. Durch die Nutzung moderner Technologien von 3D-Animationen über Mixed Reality bis hin zum Einsatz von Fehlersimulatoren komplexer Systeme stellt die Technische Schule des Heeres eine qualitativ hochwertige, zukunftsfähige Ausbildung sicher.

Dieser Artikel ist erstmals erschienen in Europäische Sicherheit und Technik, Ausgabe 12/2022.

Die Technische Schule des Heeres (TSH) in Aachen ist das Kompetenzzentrum für die technische Ausbildung an Landsystemen der Bundeswehr. Sie führt neben den system- und gerätespezifischen technischen Trainings im Rahmen der Individual- und Führerausbildung auch die zivilberufliche Weiterbildung für das Instandsetzungspersonal der Streitkräfte durch.

Unteroffiziere der Instandsetzungstruppe werden in der Fachschule des Heeres für Technik (FSHT), die zur Technischen Schule des Heeres gehört, zu Industrie- bzw. Handwerksmeistern ausgebildet. Hierbei erfordern die im Rahmen der zivilen Ausbildungen stetig steigenden  technischen Anforderungen der Industrie und der Streitkräfte eine ständige Optimierung der Ausbildung. Die hierfür an der Technischen Schule des Heeres eingeführte vielfältige simulatorgestützte und digitalisierte Ausbildung trägt diesen Erfordernissen Rechnung.

Digitalisierung der Ausbildung

Um die theoretische und praktische Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres attraktiv und zukunftsorientiert zu gestalten, wurde an der Schule ein Gesamtkonzept zur Digitalisierung der Ausbildung entwickelt und etabliert. Dieses Konzept ist an die aktuellen Anforderungen der zivilen Wirtschaft und der Bundeswehr angepasst. Es basiert auf Handlungsorientierung und weitreichender Digitalisierung. Die Bildungsträger in der Meisterausbildung an der Fachschule des Heeres für Technik sind die Handwerks- sowie die Industrie- und Handelskammer. Sie unterstützen diese moderne Entwicklung in vollem Umfang. So wird gewährleistet, dass an der Heeresschule ausgebildete Meister über aktuelles Wissen verfügen, welches ihnen nach der Bundeswehrzeit eine hervorragende Ausgangsposition für den zivilen Arbeitsmarkt verschafft. Gleichzeitig bleibt die heutige Landsystemtechnik der Bundeswehr trotz zunehmender Komplexität zuverlässig beherrschbar.

Um dieses Konzept umsetzen zu können, sind u. a. Ausbilder, Dozenten und Trainingsteilnehmer mit modernen Tablets ausgestattet. Zusätzlich stehen für die Ausbildung Smart-Board-Varianten zur Verfügung. Basierend auf dem Lernmanagementsystem „moodle“ als Lernplattform erfolgt auch die Nutzung unterschiedlicher digitaler Simulationsprodukte über das Aus- und Fortbildungsportal der Bundeswehr. Dies ermöglicht eine hohe Flexibilität und Vielfalt in der Ausbildungsgestaltung. Einerseits werden Hard- und Softwarekomponenten zur Ergänzung der Präsenzausbildung und im Rahmen des Selbststudiums zur Stoffvertiefung genutzt. Andererseits eröffnen sie Möglichkeiten zur Durchführung von Distanzschulungen. Trainingsteilnehmer und Lehrpersonal können die Ausbildung an technische Möglichkeiten angepasst ortsunabhängig durchführen und gestalten. Nebenbei besteht auch die Möglichkeit für Dozenten,per Video in einem Hörsaal präsent zu sein, wodurch Zeit und Kosten eingespart werden können. Gerade die letzten Jahre unter den pandemiebedingten Einschränkungen haben die Vorteile dieser Form des Lehrens und Lernens deutlich aufgezeigt.

Grenzen sind hierbei allerdings insoweit gesetzt, als dass die praktische Ausbildung am Gerät, also das praktische „Anfassen des Problems“ nicht vernachlässigt werden darf. Die Haptik und die Fertigkeiten im Umgang mit den Werkzeugen und Geräten über das digitale Training hinaus ist und bleibt von entscheidender Bedeutung für eine wirksame, handlungsorientierte Ausbildung, gerade in der Instandsetzung.

Die Nutzung digitaler Simulationsprodukte ermöglicht durch eine gezielte Visualisierung eine bessere Erfassung komplexer technischer Vorgänge und Abläufe. Das so erreichte Systemverständnis ist die entscheidende Voraussetzung für eine zielgerichtete Fehlerlokalisierung und Fehlerbehebung an Schadgerät innerhalb kürzester Zeit. Allerdings ergänzen digitale Simulationsprodukte und Realsystemsimulatoren die technische Ausbildung am Originalgerät, ersetzen sie aber nicht. Die Priorität in der Ausbildung liegt weiterhin beim praktischen, auch drillmäßigen Handeln, um auch unter Stress wie z. B. in Gefechtssituationen bestehen zu können.

3D-Explosionsdarstellung eines Höhenrichtantriebs des Kampfpanzers Leopard 2, Bundeswehr/MAT-Autoren-Team TSH, BlauerBund
3D-Explosionsdarstellung eines Höhenrichtantriebs des Kampfpanzers Leopard 2

Daher sind Simulationen ein unverzichtbarer Bestandteil der Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres. Sie werden bei der technischen Individualausbildung seit Jahrzehnten genutzt und stetig weiterentwickelt. Die Spannbreite reicht von der Nutzung digitaler Simulationsprodukte am Computer bis zu komplexen Nachbauten von Realsystemen.

Visualisierung und Animation von 3D bis AR/VR

Das an der Technischen Schule des Heeres etablierte MAT-Autorenteam (Moderne Ausbildungstechnologie) besitzt die Kompetenz, technische Ausbildungsinhalte durch 3D-Software so zu visualisieren und physikalisch richtig zu animieren, dass diese anschließend digital in der Ausbildung genutzt werden können. Das bedeutet, dass technische Bewegungsabläufe, aber auch funktionale Abhängigkeiten gezielt dargestellt werden können.

Darüber hinaus werden durch das Autorenteam moderne Ausbildungshilfsmittel von Tablets bis MR-Brillen erprobt und deren Nutzen für die technische Ausbildung bewertet. Mixed Reality (MR) umfasst hierbei die Technologien der Augmented Reality (AR) und des Virtual Reality (VR).

Eine besondere Form von simulationsgestützter Ausbildung wird aktuell im Rahmen der Ausbildung am Brückenlegepanzer Leguan angewandt. Hierbei werden die Möglichkeiten eines der modernsten, derzeit in der Industrie verfügbaren technischen Ausbildungshilfsmittels genutzt: Durch Rückgriff auf Anwendungen der erweiterten Realität (AR) werden komplexe technische Vorgänge, welche bauartbedingt von außen nicht sichtbar im Verborgenen ablaufen, für die Ausbildung aufbereitet, digital animiert und in das Sichtfeld des Trainingsteilnehmer an der richtigen Stelle des Originalsystems eingeblendet. Beispielsweise wird das hydraulische System zur Ansteuerung des Brückenantriebs des Leguan am Realsystem visualisiert. Hierdurch werden die Ausbilder befähigt, Ausbildungsthemen des Brückenantriebs effektiv zu behandeln, ohne das Gerät zerlegen zu müssen oder es zerlegt in der Präsenzausbildung vor Ort verfügbar zu haben.

Anwendung Augmented Reality beim Brückenlegepanzer Leguan; Blauer Bund
Anwendung Augmented Reality beim Brückenlegepanzer Leguan

Mittels MR-Brillen werden durch eine überlagerte Simulation der hydraulischen Vorgänge Bewegungsabläufe der Legebrücke auf das reale Fahrzeug projiziert und so verdeckte Abläufe und Mechanismen realitätsgetreu virtuell dargestellt. Diese Verbindung von realem Fahrzeug und der Überlagerung mit virtuellen Elementen wird als erweiterte Realität (AR) bezeichnet. Darüber hinaus erfolgt eine Bearbeitung weiterer technischer Ausbildungsthemen des Brückenlegepanzers auch ohne Vorhandensein des realen Fahrzeugs. In diesem Fall wird zusätzlich zur Visualisierung, beispielsweise des hydraulischen Systems, das gesamte restliche Fahrzeug im Raum dargestellt und animiert. Würde neben der umfänglichen Visualisierung des gesamten Fahrzeugs auch der Raum visualisiert, würde dies als virtuelle Realität (VR) bezeichnet werden. Augmented Reality, Virtual Reality und deren Kombination Mixed Reality bieten völlig neue Ansätze, um Inhalte der technischen Ausbildung zu realisieren und zu ergänzen. Durch die Nutzung dieser Möglichkeiten an der Technische Schule des Heeres kann auf individuell unterschiedliche Lernfortschritte der Teilnehmer künftig noch flexibler reagiert werden.

Simulatoren als Nachbauten von Realsystemen

An der Heeres-Technik-Schule werden bereits seit Anfang der 1980er-Jahre Nachbauten von Realsystemen in der Ausbildung eingesetzt. Hier erfolgte z. B. die Einführung komplexer Ausbildungssimulatoren für den Turmbetrieb sowie für das Fahrgestell des Kampfpanzers Leopard 2. Der Turmsimulator bietet die Möglichkeit, Systemzustände und Systemfehler für verschiedene Szenarien zu simulieren. Somit ist man beispielsweise in der Lage, die komplexen Funktionen in der vollstabilisierten Waffenanlage während einer Geländefahrt umfänglich darzustellen. In Verbindung mit dem Einsatz von fehlerbeschalteten Baugruppen wird über ein breites Funktionsspektrum hinweg eine intensive Ausbildung im Bereich der Taxonomie zur Lokalisierung von sogenannten statischen und dynamischen Fehlern ermöglicht. Dadurch wird ein hoher Grad an Systemverständnis gefördert, der Simulator ersetzt das Vollsystem.

Frame Electric System – Ausbildungssimulator für die Technik des Ungeschützten Transportfahrzeugs; Blauer Bund
Frame Electric System – Ausbildungssimulator für die Technik des Ungeschützten Transportfahrzeugs

Ein weiteres Beispiel eines bei der Meisterausbildung genutzten Ausbildungssimulators ist FELS (Frame Electric Systems). Seit 2021 wird der UTF-Simulator (Ungeschütztes Transportfahrzeug) der Firma Rheinmetall MAN Military Vehicles an der Schule in Aachen genutzt.

Ein richtungsweisender Vorteil des Systems ist die hohe Verfügbarkeit in der täglichen technischen Ausbildung. Dieser auf einer rollfähigen Stahlträgerplattform installierte Simulator ist flexibel und 24/7 uneingeschränkt nutzbar. Er unterliegt nicht der durch wiederkehrende technische Prüfungen eingeschränkten Nutzbarkeit eines realen Fahrzeugs. Darüber hinaus werden Materialermüdungen der Peripherie infolge zahlreicher Ein- und Ausbauten und Zerlegearbeiten der Baugruppen während der Ausbildung durch Fehlerbeschaltungen und Funktionssimulationen signifikant reduziert. Die praktische Ausbildung der Kraftfahrzeugtechnikmeister erfolgt in einem kompetenzorientierten Ausbildungsansatz. Dabei ergibt sich für die Trainingsteilnehmer nach einer Fehlermeldung des Nutzers die Aufgabe, handlungsorientiert selbstständig Prüfschemata anzuwenden und somit eine zielgerichtete Fehlerlokalisierung an einem defekten Fahrzeug durchzuführen.

Der neu eingeführte FELS ermöglicht die Fehlersimulation mittels vernetzter Bauteile und einer mobilen Workstation. Der Trainer bietet somit eine schnelle, umfangreiche, reproduzierbare und präzise Fehlersimulation für die technische Ausbildung am UTF. Alle für die Funktionalität und Ausbildung notwendigen Komponenten (Motorsteuerung, Getriebesteuerung, Beleuchtung, Klimaanlage, Standheizung und Druckluftbremsanlage) sind in FELS integriert und didaktisch zweckmäßig angeordnet.

FELS verfügt über die gesamte elektrische und pneumatische Anlage des Ungeschützten Transportfahrzeugs. Der Trainer bildet die Funktionsweise und Steuerung aller Subsysteme des Gesamtsystems ab.

Für die Fehlersimulation lassen sich systemseitig bis zu 75 elektronische und bis zu sieben pneumatische Fehler schalten. Kombinationen mehrerer Funktionsfehler ermöglichen eine fast unbegrenzte Erweiterung der für die Ausbildung notwendigen Schadensbilder. Zudem sind alle Schäden verlässlich reproduzierbar.

Über eine OBD-Schnittstelle (On-Board- Diagnose) können vollumfänglich Messsignale der Fahrzeugsensorik, der Steuergeräte und der Datenübertragung der einzelnen Bussysteme diagnostiziert werden. Dazu kann das Diagnosesystem MAN-CATS III, das in der realen Instandsetzung in der Truppe ebenfalls angewendet wird, mit dem Simulationstrainer verbunden werden. Somit werden die Trainingsteilnehmer optimal auf die Praxis vorbereitet. Zwei 80‘‘ große Smart-Boards zur visuellen Darstellung von Schaltplänen ermöglichen eine Ausbildung im Gruppenrahmen.

Ausbildungsstation UTF mit Ausbildungssimulator Frame Electric System

Ausblick

Der hohe Anspruch der Technischen Schule des Heeres an eine moderne, attraktive und zukunftsorientierte Ausbildung erfordert eine ständige Bewertung neuer, in der Ausbildung nutzbarer Verfahren. Den Möglichkeiten einer simulationsbasierten und netzwerkgestützten Ausbildung – auch und speziell im internationalen Rahmen – wird dabei besondere Beachtung geschenkt. Hier besteht insbesondere bei Systemen mit steigender Komplexität weiteres Innovationspotenzial.

Allerdings muss neben den hohen Kosten der Entwicklung derartiger Systeme auch immer berücksichtigt werden, dass Simulatoren niemals die praktische Ausbildung am Gerät vollends ersetzen können. Das Handwerk der Instandsetzung muss zu einem großen Anteil auch Handwerk bleiben.

In der technischen Ausbildung an der Technischen Schule des Heeres tragen moderne Ausbildungstechnologien einschließlich der simulatorgestützten Anteile zunehmend dazu bei, die Trainingsteilnehmerzeitgemäß und didaktisch geschickt auf zukünftige Anforderungen in den Streitkräften und auf dem zivilen Arbeitsmarkt effizient vorzubereiten.

Text: Major Jörg Eutin, Stabshauptmann Frank Schmitt, Hauptmann Enrico Hansen und Hauptmann Raik Rieger, Technischen Schule des Heeres.

Fotos: Bundeswehr/ MAT-Autorenteam TSH

Das Wechselladersystem ZLK 15t mil gl ungeschützt; Blauer Bund

TLEP am MULTI 2 Wechselladersystem

Bei der Fahrzeugfamilie WLS ZLK 15t mil gl handelt es sich um ein geschütztes und ungeschütztes Wechselladersystem, auf der Basis des UTF mil ZLK 15t zum Transport von Wechselladerpritschen, 20ft Funktionscontainern und 20ft Standardcontainern über die standardisierten ISO-Schnittstellen.

Die ersten Fahrzeuge wurden bereits im IV. Quartal 2021 ausgeliefert. Die neuen geschützten Lkw ergänzen die bereits eingeführten Lkw 15t mil gl MULTI A4 FSA. Die ungeschützten Lkw sollen die älteren Lkw 15t mil gl MULTI A1.1 ersetzen.

Das neue Wechselladersystem ist zum Selbstschutz für die Aufnahme einer fernbedienbaren Waffenstation und der Wirkmittelwurfanlage ROSY (dient u.a. zum Verschießen von Nebelmitteln) vorbereitet. Darüber hinaus sind die Fahrzeuge zur Aufnahme von modernen Kommunikations- und Führungsausstattungen mit den dazu notwendigen Komponenten vorgerüstet.

Der Wirkmittelwerfer ROSY auf dem geschützten Fahrerhaus; Blauer Bund
Der Wirkmittelwerfer ROSY auf dem geschützten Fahrerhaus

Im Herbst 2022 wurde durch den Bereich Technik/Logistik, Dezernat U die TLEP (Technisch-logistische Einsatzprüfung) am neuen Lkw 15t mil gl MULTI 2 (alt WLS) geschützt durchgeführt. Da die Fahrzeuge zur Integration diverser Gerätesätze vorgesehen sind, waren im Rahmen der TLEP die Dezernate F (Fm und Füm), S (Klima und ABC-Schutz) und W (Waffenstation) bei der Durchführung der TLEP maßgeblich beteiligt. Aufgrund der bis zu 85%-igen Baugleichheit zum UTF mil ZLK 15t und der zum LKW 15t mil gl MULTI A4 FSA lediglich leicht modifizierten Wechselladereinrichtung, wurde nur eine ergänzende Untersuchung (Delta-Anteil) an der geschützten Variante durchgeführt. Dabei wurde unter anderem anhand der handelsüblichen Dokumentation und Vorabversionen von Datenmodulen der interaktiven elektronischen technischen Dokumentation, die Instandhaltbarkeit durch militärische Instandhaltungskräfte überprüft und bewertet. Zudem wurden abschließende Erkenntnisse zur Diagnosefähigkeit, Prüfbarkeit, Ausbildung der militärischen Instandhaltungskräfte und zur technischen Materialprüfung gewonnen.

Anschlagversuch Hebegeschirr der Fa. Tiger am geschützten Fahrerhaus; Blauer Bund
Anschlagversuch Hebegeschirr der Fa. Tiger am geschützten Fahrerhaus

 

Erkenntnisse aus der TLEP:

Die technische Gleichheit zum UTF mil ZLK 15t wird die Versorgung und Logistik erheblich erleichtern. Unterschiede gibt es unter anderem bei dem geschützten Fahrerhaus der Firma RMMV, dem Heckunterfahrschutz und der elektro-hydraulischen Fahrerhauskippvorrichtung in der geschützten Variante. Die Beschaffung eines neuen eigenständigen Sonderwerkzeugsatzes ist nicht erforderlich. Vielmehr sind die wenigen zusätzlichen Sonderwerkzeuge als Ergänzungssatz in Verbindung mit dem bereits in großer Stückzahl eingeführten Sonderwerkzeugsatz UTF für die Instandhaltung ausreichend. Die Prüf- und Diagnosefähigkeit ist durch den Einsatz eines internen Prüfsystems und des Diagnosesystems MAN Cats III sichergestellt. In der zur TLEP bereitgestellten Dokumentation waren inhaltliche Mängel vorhanden die noch nachzuarbeiten waren. Die Bereiche Klimatechnik, Anteile der technischen Materialprüfung und Wirkmittelwurfanlage ROSY waren hierbei besonders betroffen.

Das Wechselladersystem ZLK 15t mil gl ungeschützt; Blauer Bund
Das Wechselladersystem ZLK 15t mil gl ungeschützt

In der abschließenden Bewertung ist eine umfängliche Instandhaltung durch militärische Kräfte, nach Umsetzung der im Rahmen der TLEP gewonnenen Erkenntnisse und gestellten Änderungsforderungen, möglich. Als Gesamtergebnis bleibt festzuhalten, dass der neue Lkw 15t mil gl MULTI 2 aufgrund der technischen Gleichheit zum UTF mil ZLK 15t insgesamt gesehen gut instandhaltbar ist.

Text und Bilder: TSH, Bereich Techn/Log, Dez U, OStFw Martin Coersten

Das neue Sturmgewehr HK416 A8 von Heckler & Koch; Blauer Bund

Beschaffung des neuen Sturmgewehrs für die Bundeswehr läuft an

Die Bundeswehr erhält das neue „System Sturmgewehr“ für die Truppe.
Auf Einladung der Vizepräsidentin des Bundesamtes für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr kamen am 23. Januar 2023 sowohl Vertreter der Geschäftsführung des Hersteller Heckler und Koch als auch die Projektleitenden des BAAINBw zum Abschluss von letzten vertraglichen Details zusammen. Der Grundstein für das Projekt wurde mit der Billigung des geschlossenen Vertrages durch den Haushalts- und Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages im Dezember 2022 zur Beschaffung der zukünftigen Standard-Bewaffnung der Soldatinnen und Soldaten gelegt.

Ab 2026 erhält die Bundeswehr das Gewehr mit der Bezeichnung G95A1 als neue Standardwaffe und das G95KA1 in einer kurzen Ausführung für spezialisierte Kräfte. Im Rahmen dieses Vorhabens können nunmehr in den kommenden Jahren neue Sturmgewehre für die gesamte Bundeswehr beschafft werden. Das neue Gewehr basiert auf dem HK416 A8 des Herstellers Heckler und Koch.

Das neue Sturmgewehr HK416 A8 von Heckler & Koch; Blauer Bund
Das neue Sturmgewehr HK416 A8 von Heckler & Koch

Die Auswahlentscheidung für diese Waffe fiel bereits im Frühjahr 2021.
Aufgrund eines längeren Nachprüfungsverfahrens kam es zu Verzögerungen. Der Rechtsprechung des Bundesgerichtshofes für solche Fälle folgend wurden mit der Vertragszeichnung die durch die Verfahrensdauer erforderlichen vertraglichen Anpassungen vorgenommen.

In einem ersten Schritt werden 390 Nachweismuster an die Bundeswehr ausgeliefert. Hiervon werden der Wehrtechnischen Dienststelle für Waffen und Munition 40 Sturmgewehre zur Qualifizierung übergeben. Die restlichen 350 Waffen erhält die Truppe zur Einsatzprüfung, welche unter anderem in verschiedenen Klimazonen stattfinden wird. Die umfangreiche Erprobung dient dem Vergleich mit der durch den Hersteller im Vergabeverfahren eingereichten Waffen.

Text: PIZ AIN
Bild: Bundeswehr/Heckler & Koch

Soldaten versorgen einen Schützenpanzer Puma mit Munition an der Station Versorgung eines Kampftruppenbataillons im Rahmen der Ausbildungslehrübung Landoperationen auf dem Truppenübungsplatz Bergen am 07.10.2022. Blauer Bund

Neue Munition für den Schützenpanzer Puma

Die Bundeswehr erhält weitere Munition des NATO-Standardkaliber 30 mm x 173. Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr hat dazu bereits im Dezember 2022 einen Rahmenvertrag mit dem Hersteller Rheinmetall Waffe Munition GmbH abgeschlossen. Insgesamt können hieraus über die kommenden Jahre mehr als 600.000 Patronen beschafft werden. Die ersten rund 25.000 Patronen wurden noch in 2022 abgerufen und  der Truppe seit Januar 2023 zur Verfügung.

Die neue Munition dient der Aufstockung der Einsatzbevorratung, darüber hinaus zur Ausbildung und für Übungen der Truppe. Mit Schwerpunkt werden die Kräfte der schnellen NATO-Eingreiftruppe VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) 2023 ausgestattet.

Soldaten versorgen einen Schützenpanzer Puma mit Munition an der Station Versorgung eines Kampftruppenbataillons im Rahmen der Ausbildungslehrübung Landoperationen auf dem Truppenübungsplatz Bergen am 07.10.2022. Blauer Bund
Mit der vom BAAINBw beschafften Munition wird unter anderem die Einsatzbevorratung aufgestockt / Bundeswehr/Marco Dorow

Der Vertrag hat bei Beauftragung der maximalen Munitionsmenge ein Volumen von rund 576 Millionen Euro und wird aus Haushaltsmitteln des Einzelplans 14 finanziert.

Im Gegensatz zu den vergangenen Verträgen ist die kürzlich abgeschlossene Vereinbarung mit einer Laufzeit von sieben Jahren versehen, um einen jährlich flexiblen Abruf der Munition anhand des identifizierten Bedarfes für die Truppe zu ermöglichen.

Die Patrone 30 mm x 173 Splitter mit Zeitzünder kann Ziele effektiv bis zu einer Entfernung von mehr als 2.000 m bekämpfen. Sie wird vom Schützenpanzer Puma mit der 30-mm-Maschinenkanone des Typs MK 30-2/ABM verschossen. Mit der Waffe können Ziele im Einzel- als auch im Dauerfeuer mit hoher Präzision bekämpft werden.

Die Maschinenkanone des Schützenpanzers Puma bekämpft Ziele im Einzel- und Dauerfeuer / Bundeswehr/Marco Dorow Blauer Bund
Die Maschinenkanone des Schützenpanzers Puma bekämpft Ziele im Einzel- und Dauerfeuer / Bundeswehr/Marco Dorow

 

Text: PIZ AIN
Bilder: Bundeswehr/Marco Dorow