ALDENHOVEN Testing Center – Gemeinsame Informationsveranstaltung der Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER im Blauer Bund e.V. und des Ausbildungszentrum Technik Landsysteme

Am 16.April 2019 besuchte die Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER das ALDENHOVEN Testing Center of RWTH AACHEN University GmbH (ATC). Das Ausbildungszentrum Technik Landsysteme (AusbZTLS) nutzte diese Veranstaltung für eine Offizier-/ Unteroffizierweiterbildung. Das große Interesse an der Thematik belegt die Tatsache, dass mit insgesamt 44 Teilnehmern die verfügbaren Plätze vollständig ausgenutzt wurden.

Herr Dipl.-Ing. Micha Lesemann, einer der vier Geschäftsführer und Sprecher der Geschäftsführung, nahm sich die Zeit, die Informationsveranstaltung persönlich durchzuführen. Nach der Begrüßung wurde zunächst das Testgelände befahren, sodass sich die Teilnehmer einen ersten Eindruck von den komplexen Testmöglichkeiten machen konnten. Neben dem zwei Kilometer langen Oval mit Steilkurven bietet das ATC eine Fahrdynamikfläche mit 210 m Durchmesser, einen Hügel mit Steigungen bis 30 % sowie einen Kreuzungsbereich, der im letzten Jahr zu einer vollwertigen städtischen Testumgebung ausgebaut wurde.

In der Folge stellte Herr Dipl.-Ing. Micha Lesemann den Teilnehmern sowohl die Entstehungsgeschichte als auch die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des ATC dar.

Mit dem Betriebsende der Zeche „Emil Mayrisch“ im Dezember 1992 endete die Ära der Steinkohle im AACHENer Revier. Um die Folgen des Strukturwandels zu kompensieren entstand auf dem ehemaligen Zechengelände der Industriepark „Emil Mayrisch“. Seit 2005 betreibt die Film- und Test Location Germany (FTL Germany) einen 1,2 km Autobahnabschnitt zu Filmzwecken. Dieser schließt unmittelbar an das Gelände des ATC an.

Das ATC, ein Joint Venture des Kreises DÜREN und der RWTH AACHEN, wurde am 11.April 2014 als modernes, interdisziplinäres Testzentrum für Mobilität eröffnet. Zu den Kunden gehören Fahrzeughersteller und -zulieferer, Forschungs- und Entwicklungsdienstleister sowie Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Das ATC bietet allen interessierten Kunden, insbesondere kleinen und mittleren Unternehmen sowie Start-Ups, die Möglichkeit annähernd alle Situationen aus dem Realverkehr nachzubilden.

Durch die Zusammenarbeit mit dem 5G Mobility Lab des Telekommunikationsunternehmens Vodafone, in dem der 5G-Mobilfunkstandard getestet wird, steht eine der modernsten Mobilfunk-Entwicklungs- und Prüfumgebungen für den vernetzten und autonomen Verkehr der Zukunft zur Verfügung. In Verbindung mit weiteren Funkstandards kann die Vernetzung der Fahrzeuge im Verkehr auf dem Gelände des ATC umfassend dargestellt und quasi unter Laborbedingen getestet werden. Das ATC bietet seine Leistungen kommerziell an, ist jedoch auf Bundes- und Landesmittel angewiesen.

In der abschließenden Frage-Antwort-Runde ging es vornehmlich um die Themen „Weiterentwicklung des ATC“ sowie „E-Mobilität“ und „autonomes Fahren“. Nach rund 90 Minuten endete die informative, interessante Veranstaltung rund um das Zukunftsthema „Digitalisierung der Mobilität“.

Autor: Oberstleutnant a.D. Joachim Mörs

Besuch der Lebenshilfe AACHEN – Führung durch eine Werkstatt für Menschen mit Behinderung

In der Bundesrepublik Deutschland gibt es für Menschen mit geistigen, psychischen oder schweren körperlichen Behinderungen zurzeit etwa 700 anerkannte Werkstätten Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. mit rund 280.000 Plätzen. Auch in der Städteregion AACHEN sind mehrere dieser Einrichtungen ansässig. Und so besuchten 22 Mitglieder und Angehörige der Kameradschaft AACHEN/Eschweiler am 28.März 2019 die Lebenshilfe AACHEN Werkstätten & Service GmbH.

Die Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), so die offizielle Bezeichnung nach dem SGB IX, sind keine profitorientierten Erwerbsbetriebe. Sie sind Einrichtungen der beruflichen Rehabilitation und sollen Menschen mit Behinderungen die Teilnahme am Arbeitsleben und am Leben in der Gemeinschaft unabhängig von ihrer Leistungsfähigkeit ermöglichen. Ein eigener Pflegedienst und soziale Fachdienste unterstützen die individuelle Förderung ebenso wie Unterrichte, Sport und Gymnastik. Eingesetzt werden die Mitarbeiter*innen in vielen Produktions- und Dienstleistungsbereichen wie Metall- und Holzbearbeitung, in der Konfektionierung und Verpackung, sowie Dienstleistungen wie Catering und Gartenbau. Auch Eigenprodukte werden hergestellt und vermarktet. Unterstützt werden sie dabei von Fachpersonal aus den Fachbereichen und sozialen Berufen. Wenn auch nicht auf Gewinn orientiert, so stehen die Werkstätten dennoch im Wettbewerb. Preis und Qualität der Produkte und Dienstleistungen müssen stimmen, Termintreue und guter Service sind Pflicht.

Die Lebenshilfe AACHEN Werkstätten & Service GmbH feierte im letzten Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. Sie gründete sich als sogenannte. „Beschützende Werkstatt“ in AACHEN-Brand. Parallel dazu existiert der Verein Lebenshilfe AACHEN e.V. und ist Gesellschafter der Werkstatt. In den folgenden Jahren war sie an mehreren Standorten im Stadtgebiet ansässig. 1988 und 1992 wurden die heutigen Betriebsstätten in AACHEN-EILENDORF (Werk 1) und AACHEN-HAAREN (Werk 2) errichtet. Hier, sowie in den Betriebsintegrierten Arbeitsplätzen auf dem 1. Arbeitsmarkt und in den Integrations-Unternehmen werden rund 800 Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Werkstattrat, Angehörigen-, Eltern- und Betreuerbeirat, Betriebsrat und eine Frauenbeauftragte sind Organe der sozialen Mitbestimmung.

Besuchergruppe beim Anlegen der Hygienebekleidung

Nach einer kurzen Einweisung durch die Sozialarbeiter*in Frau Schweitzer und Herrn Jacoby wurden zunächst alle Besucher mit einem weißen Kittel und einer Kopfhaube ausgestattet (Hygienemaßnahme für den „Lindt-Bereich“). Dann erfolgte die Führung in 2 Gruppen.

Seit über 30 Jahren besteht eine enge Zusammenarbeit zwischen den Lebenshilfe Werkstätten und dem Süßwarenhersteller Lindt & Sprüngli AG. Die Werkstätten führen hierfür Konfektions- und Verpackungsarbeiten durch. Ausgeführt werden die Arbeiten in mehreren gekühlten Räumen und einem eigenen Warenein- und –ausgangsbereich, der eine direkte Datenanbindung an das Warenwirtschaftssytem der Lindt & Sprügli AG besitzt. Bei diesen Arbeiten handelt es sich um Terminarbeiten mit einem großen Anspruch an Lebensmittelhygiene und Qualität. Regelmäßig werden hierfür Proben gezogen und auf Güte und Quantität geprüft.

Nächste Station waren die holzbearbeitenden Werkstätten. In diesen werden u.a. Verpackungsmittel hergestellt. So z.B. schöne Schmuckkisten für die berühmten AACHENer Printen. Aber auch Möbelherstellung, wie beispielsweise Schreib- und Spieltische oder Küchenmöbel für Kindergärten werden hier gebaut. Und selbst Buden für einen Weihnachtsmarkt entstanden hier. Mit einfachen Arbeiten wie sägen, bohren und schrauben, bis zur Bedienung großer holzbearbeitenden Maschinen werden auch hier behinderte Menschen eingesetzt. Mit hohem Anspruch an die Arbeitssicherheit.

Im Heilpädagogischen Arbeitsbereich (HPA) sind vor allem Menschen mit schweren und Mehrfachbehinderungen eingesetzt. Die Arbeitsgruppen sind meist kleiner und es stehen mehr geschulte Betreuer*innen zur Verfügung. Aber auch gegenseitige Hilfe ist gefragt. Es werden hier beispielsweise Anzündhilfen (kleine Holzstäbchenbündel) konfektioniert und im hauseigenen Basar an jedermann verkauft. Und in der Kunstwerkstatt entstehen handgemachte Gruß- und Weihnachtkarten, eigene Kunstpapiere und viele weitere schöne Dinge.

Zum Schluss gab es dann noch einen Einblick in die hauseigene Großküche. Von dieser werden täglich die Beschäftigten in beiden Werken mit Essen und Getränken versorgt. Die Küche wird darüber hinaus auf Bestellung zum Caterer für Veranstaltungen bis 200 Personen, auf Wunsch auch mit Service-Personal. Hätten Sie es gedacht? Die Lebenshilfe Werkstätten betreiben außerhalb ihrer Werke sogar ein eigenes Cafè, das „Cafè Life“. Es kann für Veranstaltungen bis zu 60 Personen gemietet werden.

Wir haben nicht alles gesehen, da wir nur das Werk 1 besuchten. Aber die Lebenshilfe Werkstätten betreiben auch eine vollausgestattete Metallbearbeitungswerkstatt und Garten- Landschaftsbau, sind im Montage-Service in einem großen Autohaus integriert und unterstützen mit einem Office-Team externe Betriebe. Einnahmen über den eigenen Geschäftsbedarf fließen über den Verein Lebenshilfe e.V. wieder zurück und kommen den behinderten Menschen wieder zugute. Sie erhalten für ihre Arbeit einen Lohn und bereits nach 20 Jahren haben sie einen gesetzlichen Anspruch auf eine Arbeitsunfähigkeitsrente. Viele arbeiten aber darüber hinaus weiter, einige haben schon ihr 50. Dienstjubiläum erreicht.

Unser 1. Vorsitzende, Herr Oberst a.D. Günter Selbert, hat als Dank für diese interessante und vielfach beeindruckende Veranstaltung das Wappen der Kameradschaft überreicht.

Traditionell haben wir im Anschluss an diese Führung und Besichtigung noch in gemütlicher und angenehmer Atmosphäre den Ausklang im Restaurant BRANDER BAHNHOF gefunden. Dieser, am 1. Dezember 1885 eröffnete Bahnhof war eine Station der Venn-Bahnlinie. Am 29. Mai 1960 wurde der Personenverkehr eingestellt, am 1. April 1980 schließlich auch der Güterverkehr. Später wurden dann auch die Gleise zurückgebaut, heute ist davon bis auf die Trassenführung als Radweg nichts mehr zu sehen. Geblieben ist der Bahnhof, aufgelistet in den Baudenkmälern von AACHEN-BRAND.

Autor: Hauptmann a.D. Gerd Junkersdorf, Fotos: Oberst a.D. Günter Selbert

PESCO-Projekt: Etablieren eines Network of LogHubs in Europe and Support to Operations, Expertengespräche auf ZYPERN

Europaflagge auf dem Reichstag

Das Projekt „Network of LogHubs in Europe and Support to Operations“ ist Teil der ständigen strukturierten Zusammenarbeit (Permanent Structured Cooperation, kurz: PESCO) und soll multinational auf europäischer Ebene die Bereitstellung logistischer Leistungen vereinfachen und angleichen. Neben DEUTSCHLAND und FRANKREICH ist ZYPERN eines der drei projektkoordinierenden Länder. Nach der Auftaktveranstaltung in BERLIN im September 2018 fand Ende Februar 2019 auf ZYPERN ein zweiter Experten-Workshop statt.

Projektziele und Ergebnisse der Gespräche auf ZYPERN

Bei dem ambitionierten Vorhaben geht es im Kern um eine zunehmend gemeinsame logistische Leistungserbringung als essentieller Beitrag zur Stärkung des europäischen Pfeilers innerhalb der NATO. Angesichts der geforderten unverzüglichen und kurzfristigen Verlegung von Truppenteilen durch Europa sowie einer robusten Folgeversorgung, stellt das Projekt einen wichtigen Baustein beim Aufbau eines Netzwerkes multinationaler Unterstützung dar.

Logistische Unterstützung gefragt

Ziel ist, schrittweise ein Netzwerk aus gesicherten logistischen Leistungen und Einrichtungen zu etablieren, das die teilnehmenden Partner effizient und robust hinsichtlich ihrer künftigen Einsätze und auch gegenwärtig im Grundbetrieb logistisch unterstützt. Der Fokus liegt auf dem gesamten Spektrum: Von laufenden sowie zukünftig möglichen Einsätzen und einsatzgleichen Verpflichtungen über Enhanced Forward Presence im Baltikum bis hin zu Übungen aller Teilstreitkräfte/ militärischen Organisationsbereiche.

Dabei ist es keinesfalls so, dass die Nationen erst bei diesem Vorhaben angefangen haben, eng im Bereich der Logistik zusammenzuarbeiten. Viele erfolgreiche Beispiele der gegenseitigen logistischen Unterstützung und Kooperation aus Vergangenheit und Gegenwart existieren bereits und sind allen durchaus bewusst. Die Teilnehmer des Workshops sehen dennoch vielversprechende Möglichkeiten einer Weiterentwicklung, um die oft anlassbezogene Kooperation, getreu dem PESCO-Motto: „Mit Struktur ans Ziel“, zu verstetigen.

Projektübersicht

 

Nachdem beim „Kickoff-Treffen“ im Herbst letzten Jahres in BERLIN zunächst ein gemeinsames Projektverständnis erarbeitet wurde, konnte daran im Februar 2019 in LIMASSOL direkt angeknüpft werden. Im Ergebnis verständigten sich die Teilnehmer auf einen abgestimmten Projekt-Zeitplan und über mögliche logistische Leistungen des zu etablierenden Netzwerkes.

Kooperationsbereitschaft erklärt

Weiterhin beabsichtigen zahlreiche beteiligte Nationen, sich hinsichtlich der Einrichtung eigener „LogHubs“ auszutauschen. Im nächsten Schritt erklärten sie ihre Bereitschaft, die Leistungen anderer ebenso zu nutzen. Darüber hinaus konnte mit LITAUEN bereits der 15. aktive Teilnehmerstaat im Projekt begrüßt werden. Bezüglich der Teilnehmer ist dieses Vorhaben nach „Military Mobility“ das zweitgrößte der zurzeit 34 PESCO-Projekte. Die hochrangige Teilnahme von Vertretern der Europäischen Verteidigungsagentur und des EU-Militärstabes unterstrichen das breite Interesse und die Bedeutung des Vorhabens.

Zeitliche Abfolge definiert

Teilnehmer 2. Expertengespräch

Die bereits in BERLIN identifizierten sieben Arbeitspakete, wie zum Beispiel Konzepterstellung, Management und Verfahren sowie die Erstellung eines Fähigkeitskataloges des Netzwerks, wurden nun inhaltlich abgegrenzt und mit Zeitlinien verklammert. Damit liegen synchronisierte Meilensteine für die weitere Projektarbeit vor, deren Erreichbarkeit überprüfbar ist und darüber hinaus das jeweilige Engagement nachvollziehen lassen.

Wie geht es weiter?

Die bisherigen Gesprächsformate verliefen sehr konstruktiv, wobei der Handlungsrahmen PESCO eine ganz neue Qualität mit sich bringt. Die Anzahl der Mitgliedsstaaten macht die Projektarbeit zwar komplex, aber im besten Sinne interessant und gerade bezüglich des 360-Grad-Ansatzes besonders glaubwürdig. Nationen haben natürlich eigene Interessen, unterschiedliche Ressourcenlagen und spezielle logistische Bedürfnisse. Hinzu treten die jeweiligen nationalen logistischen Systeme mit ihren Verfahren und IT-Tools. Das alles unter einen Hut bzw. auf einen hohen gemeinsamen Nenner zu bringen ist nicht einfach, hat aber besonderen Reiz.

Die Beiträge der einzelnen Nationen sind in der weiteren Projektarbeit in einem zu erstellenden Leistungskatalog für alle transparent abzubilden und sukzessive abrufbar zu machen. Dies wird ein wesentlicher Meilenstein und ebenso eine „Nagelprobe“ sein. Es gilt, dabei weiterhin aufmerksam und vernetzt zu bleiben, um bei den zahlreichen Initiativen und Projekten im Rahmen von NATO und EU den Überblick zu behalten, Mehrarbeit zu vermeiden und Chancen sowie eben auch mögliche Doppelungen frühzeitig zu erkennen.

 

DEUTSCHLAND logistischer Leistungserbringer

Erste Zeitlinien zur Etablierung der einzelnen „LogHubs“ sowie des Netzwerkes haben die teilnehmenden Nationen bereits grundsätzlich verabredet. Den deutschen Beitrag kennzeichnet dabei die vorgesehene Bereitstellung logistischer Leistungen in zwei Stufen: Ab 2020 Leistungen im Rahmen der Verlegung von Material in Einsatzgebiete, Übungsräume und im Zuge Einsatzgleicher Verpflichtungen sowie ab 2024 die Zwischenlagerung, Vorausstationierung und werterhaltende Lagerung von Material, insbesondere im Rahmen von Stand-by-Verpflichtungen, um die Reaktionsfähigkeit weiter zu steigern. Das Projekt geht mit Schwung weiter und das Lastenheft der multinationalen Projektarbeit bleibt bis zum nächsten Treffen im Juni 2019 in PARIS prall gefüllt.

Autor: Oberst i.G. Henning Weeke

Bildquellen:

  1. Europaflagge auf dem Reichstag       Quelle: Bundeswehr/Andreas Schindler
  2. Projektübersicht                                     Quelle: Bundeswehr/LogKdoBw
  3. Teilnehmer 2. Expertengespräche     Quelle: CYP MOD/Vattis

Besuch der Versandapotheke DocMorris

Vor einigen Jahren wurde sehr kontrovers darüber diskutiert, ob Versandapotheken in Deutschland erlaubt werden müssen. Natürlich gibt es eine Menge Argumente, die für eine Versandapotheke sprechen. Genauso gibt es aber auch Argumente für die Apotheke vor Ort. Egal wie man dazu steht, eins ist aber gewiss, wer mitreden will in dieser teils unsachlich geführten Diskussion, der muss sich erst einmal beide Seiten anhören. Daher besuchte Ende Januar die Kameradschaft AACHEN/ESCHWEILER im „blauer Bund e.V.“ mit 39 Teilnehmern den Hauptsitz der größten Versandapotheke in Europa, nämlich DocMorris, in HEERLEN (NL).

Hier hat DocMorris im Jahre 2015 auf etwa 16.000 m² seine neue Logistik- und Verwaltungszentrale im European Business Park AVANTIS eröffnet. Erwartet wurden wir von Herrn Matthias Stromberg, dem Vice President Operations und ehemaligen Offizier der Nachschubtruppe, der auch diesen Besuch vorbereitet hat und ihn selbst mit durchführte.

Zahlen, Daten, Fakten

DocMorris gehört hierzulande zu den bekanntesten Versandapotheken überhaupt. Dies liegt wohl auch daran, dass die Apotheke einst der Vorreiter für die heute florierende Branche des Medikamentenversandhandels gewesen ist.

An den Start im Jahr 2000 ging die Versandapotheke mit fünf Mitarbeitern – und jede Menge Engagement und Mut zur Innovation. Der Erfolg gab den Gründern schon bald Recht: Bereits ein Jahr nach der Gründung gab es mehr als 60.000 Kunden. Im Jahr 2005 war die Apotheke bereits bei über 600.000 Kunden angelangt, hatte mehrere Auszeichnungen gewonnen und freute sich über starke Umsätze.

Heute ist DocMorris Europas größte Versandapotheke und ein Tochterunternehmen der Zur Rose Group AG, die neben DocMorris auch die Versandapotheken Vitalsana, apo-rot, Eurapon und medpex zu ihrem Portfolio zählt. Zur Rose erzielte im Jahr 2018 in Deutschland einen Umsatz von 581 Mio €. Davon entfallen 262 Mio. € auf rezeptpflichtige Arzneimittel. Insgesamt liegt der Anteil aller EU-ausländischen Versandapotheken bei ca. 1% am gesamten deutschen Apothekenmarkt für verschreibungspflichtige Arzneimittel.

Die Apotheke DocMorris hat bis zu 180.000 Gesundheitsprodukte auf Lager, darunter rezeptpflichtige Arzneimittel (Rx) und frei verkäufliche Medikamente (OTC) sowie Gesundheits- und Körperpflegeprodukte. Am Standort HEERLEN arbeiten ca. 600 Mitarbeiter für das Unternehmen.

Wer über das Internet bestellt, muss nicht lange auf sein Päckchen warten – alle Aufträge verlassen in der Regel innerhalb von 24 Stunden das Haus einschließlich der besonders zu behandelnden kühlpflichtigen Medikamenten. Dass dabei eine durchdachte Logistik und ein effizientes Supply Chain Management mit einem hohen Level an Automatisierung und Digitalisierung überragende Rollen spielen, versteht sich von selbst.

Die Führung durch den Betreib orientierte sich am Weg des Rezeptes, d.h. vom Eingang einer Rezept-Bestellung, über die pharmazeutische Prüfung bis zur Kommissionierung und Endkontrolle der Medikamente bis zur Übergabe des Paketes an den Logistikdienstleister.

Auftragsmanagement, Pharmazeutische Prüfung und Customer Service

Täglich werden neben den online oder in anderer Form erfolgten Bestellungen noch tausende in Papierform vorliegende Rezepte bearbeitet. Dazu sind schon in den frühen Morgenstunden die Briefe bei der Poststelle abzuholen, zu öffnen und zu scannen, um sie anschließend als elektronischen Auftrag ins Firmensystem einzuspeisen. Nach dieser Digitalisierung und Vorsortierung als erste Schritte beginnt die Korrekturlesung mit anschließender Belegerstellung.

Im zweiten Schritt erfolgt die pharmazeutische Auftragsprüfung. Im 4-Augenprinzip wird jedes Detail der Bestellung von Pharmazeuten doppelt geprüft. Dazu sind ca. 90 Apotheker und Pharmazeuten vor Ort. Sie kontrollieren nicht nur jede Bestellung nach pharmazeutischen Sicherheitsstandards, sondern beraten auch die Kunden persönlich. Sollten mehrere Medikamente verordnet worden sein, kontrolliert DocMorris, ob sich die Wirkstoffe in den Medikamenten miteinander vertragen. Dabei werden die Bestellungen der letzten 3 Monate miteinbezogen.

Diese Wechselwirkungsprüfung mit Langzeitbetrachtung garantiert mehr Sicherheit bei der Medikamenteneinnahme. Kontrolliert wird ebenfalls die Plausibilität der verordneten Wirkstoffstärke und – falls auf dem Rezept vermerkt – auch die Dosierung. Dabei wird auch berücksichtigt, ob eventuell von verschiedenen Ärzten der gleiche Wirkstoff verschrieben wurde. Diese Dosierungsprüfung mit Doppelverordnungskontrolle ergibt somit besseren Schutz vor Überdosierung. Alle wichtigen Hinweise zu den Medikamenten nebst Rezeptduplikaten werden schriftlich – zum Nachlesen und Abheften – mit versandt. Schriftliche Einnahmeempfehlungen informieren über die verordnete Dosis des Arztes, über eventuelle Beeinträchtigungen, über Unverträglichkeiten mit Nahrungsmitteln etc.

Durch den Betrieb von eigenen Callcentern kann eine pharmazeutische Beratung per Video-Live-Chat, telefonisch und schriftlich erfolgen. Damit kann jeder Kunde ausführlich, anschaulich und individuell, bequem und diskret von zu Hause aus beraten werden.

Lagerlogistik

Sie umfasst alle Aufgaben zur Planung, Steuerung, Bereitstellung und Optimierung von Prozessen entlang der Wertschöpfungskette. Somit bestimmt sie die Art und Weise, wie Waren im Lager aufbewahrt und verwaltet werden. Bei DocMorris werden im Lager mehrere tausend stock keeping units (SKU), also Bestandseinheiten oder unterschiedliche Artikel im Lager, vorgehalten. Aus diesem zuvor richtig einsortierten Bestand werden die Arzneimittel automatisch kommissioniert oder Mitarbeiter entnehmen per Hand die bestellten Waren, legen sie auf Förderbändern in Auftragskörben bereit und führen sie der Endkontrolle zu. So werden täglich bis zu 25.000 Aufträge abgearbeitet. Dahinter stehen natürlich großteils automatisierte, aber auch manuelle Verfahren, ohne die eine Lagerung, Kommissionierung und der Warentransport vom Wareneingang bis zum Warenausgang nicht durchführbar wäre. Trotz der komplexen Prozesse liegt der Anteil der Retouren unter erfreulichen 1% der Versandpakete. Wesentlich zu diesem guten Ergebnis trägt eine effektive, doppelte Qualitätskontrolle bei.

Zurzeit verlassen jährlich bis zu 6 Mio. Pakete, korrekt adressiert, kommissioniert und den Vorschriften entsprechend verpackt, das Lager. Um das zukünftige Wachstum in der Logistik (Logistik 4.0) verwirklichen zu können, ist ein Erweiterungsbau bzw. Neubau in unmittelbarer Nähe zur jetzigen Lagerhalle in Umsetzung.

Zusammenfassung und Ausklang

Natürlich ließ es sich DocMorris nicht nehmen, unsere abschließenden Fragen durch Herrn Max Müller, Mitglied des Vorstandes, beantworten zu lassen. Hochinteressant waren seine Ausführungen zur Weiterentwicklung des Versandapothekenwesens und zu den Arzneidosierungen. So erfuhren wir, dass seit 2004 der Versandhandel mit Medikamenten in Deutschland erlaubt ist. Im Oktober 2016 entschied dann der Europäische Gerichtshof (EuGH) gegen den Widerstand der deutschen Standesvertretung der Apotheker (ABDA), dass EU-ausländische Versandapotheken ihren Kunden auf rezeptpflichtige Medikamente Boni gewähren dürfen.

Bei der Arzneimittelweiterentwicklung sieht er hier zukünftig Arzneimittel, die Wirkstoffe in auf den Patienten exakt zugeschnittenen Dosierungen enthalten. Im Prinzip eine Hülle mit den für den Patienten genau abgemessenen Wirkstoffen, quasi eine Pille für den ganzen Tag.

Nach einem herzlichen Dankeschön unseres Vorsitzenden, Herrn Oberst a.D. Selbert, für diese sehr gut und umfassend vorbereitete sowie insgesamt äußerst gelungene Betriebsführung bei DocMorris begaben wir uns zum Ausklang in die „zwarte Madonna“.

Am Westrand von VAALS liegt in einer Senke das neueste Museum VAALS mit einer einzigartigen Sammlung von Heiligenstatuen und -bildern belgischen und niederländischen Duktus aus katholischen Kirchen und Klöstern. Gegenüber befindet sich das pittoreske Museumscafé „De Zwarte Madonna“. Hier wurde in lockerer Atmosphäre und in intensiven Tischgesprächen der hochinteressante Besuch bei DocMorris nochmals nachbereitet.

Autor und Bilder: OTL a.D. J. Steibel

Neuer Vorstand der Kameradschaft NORDWEST

Am 07. März 2019 führte die Kameradschaft NORDWEST ihre Mitgliederversammlung mit Neuwahl des Vorstandes durch.

Auftakt dazu war eine Weiterbildungsveranstaltung für Offiziere und Unteroffiziere der Logistikschule der Bundeswehr. Dazu konnte als Referent Oberst Bischoff, Vorsitzender Kameradschaft NORDWEST und Kommandeur LogmobTr des LogKdo Bw, gewonnen werden.

Vortragender Oberst Bischoff zu: Rückblick auf die NATO-Übung TRIDENT JUNCTURE 2018

Er trug vor ca. 60 Teilnehmern zur „Planung und Durchführung der Großübung Trident Juncture 2018“ vor. Von großem Interesse waren dazu seine Ausführungen zum Einsatz der Logistikbataillone der mobTr des LogKdo’s der Bw und der dabei geübte und umgesetzte Multinationale Ansatz in der Logistik. Sein Ausblick in 2020 bis 2023 zeigte jedem auf, wie herausfordernd und wechselhaft die Logistik in den nächsten Jahren sein wird und welche großen Erwartungen dabei in Richtung Logistik gerichtet sind.

Im Anschluss ging das Auditorium zur Mitgliederversammlung und Neuwahl des Vorstandes über, dazu nahmen die Mitglieder der Kameradschaft NORDWEST in einer Stärke von 20 Mitgliedern weiterhin teil.

Oberst Bischoff ging als noch Vorsitzender der Kameradschaft in seinem Rechenschaftsbericht auf die in den letzten zwei Jahren durchgeführten Aktivitäten der Kameradschaft NORDWEST ein.

Als erstes stellte er die weiter sehr rege und intensive Zusammenarbeit mit der BVL, im Besonderen mit der Regionalgruppe WESER/EMS der BVL, dar. Diese besteht seit 2014, was einmalig im gesamten Netzwerk des bB ist. So konnten die erfolgreichen gegenseitigen Besuche in 2017, z.B. mit einem Besuch im MatWiZ Einsatz in HESEDORF im Dezember mit 40 Vertretern aus der zivilen Logistik durchgeführt werden.

In 2018 wurde die Kooperation weiterhin durch regelmäßige Teilnahme an Veranstaltungen der BVL gepflegt. Ausdruck der sehr guten Zusammenarbeit war auch die Teilnahme jeweils eines Vertreters der Kameradschaft an den vier Logistik – Kongressen der BVL in BERLIN (2015- 2018).

 

Weitere Aktivitäten und Schwerpunkt in der Vereinsarbeit war die Gewinnung von jungen Mitgliedern aus den Lehrgangsteilnehmern der LogSBw und dem Stammpersonal. Dazu gelang es der Kameradschaft, ihre Mitgliederstärke teilweise auf 315 Mitgliedern zu steigern.

Dank dazu an alle, die sich im Umgang mit den jungen Mitgliedern einbringen und eine Kontaktpflege auch nach ihrer Verwendung an der LogSBw unterhalten.

Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit lag und wird auch 2019 von Bedeutung sein, die jeweilige „Logistik Challenge“ zwischen jungen Offizieren und Managern aus der Industrie. Diese konnte bisher dreimal erfolgreich durchgeführt werden. Letzter Sieger 2018 war unsere Mitgliedsfirma EAFT – EMDER Anlagen u. Fahrzeugtechnik, die sich auf diesen Event intensiv vorbereitet hatte, um bei der dritten Teilnahme auch das Siegerteam zu stellen.

Da entsprechend dem Bericht des Kassenprüfers dem Kassenführer und damit auch dem Vorstand eine ordnungsgemäße Kassenführung bescheinigt wurde, stand einer Entlastung des alten Vorstandes nichts mehr im Wege.

In der anschließenden Neuwahl des Vorstandes wurden Oberst Arnd Frie zum neuen Vorstandsvorsitzenden, Oberstleutnant Christoph Schladt zum stellvertretenden Vorsitzenden und Oberstleutnant Michael Janczyk zum neuen Geschäftsführer gewählt.

Im Anschluss kam der neue Vorstand zur ersten Vorstandssitzung zusammen. Vorrangiges Thema war die aktive und attraktive Umsetzung des Jahresprogramms 2019.

Autor und Bild: Oberstleutnant a.D. Michael Janczyk, Geschäftsführer der Kameradschaft NORDWEST

Was bietet eigentlich meine örtliche Kameradschaft im „blauer Bund e.V.“?

Auszüge der geplanten Vorhaben

AACHEN/ESCHWEILER

  • 16.04.2019: Besuch des ATC – „Aldenhoven Testing Center“ in ALDENHOVEN,
  • 08.05.2019: Exklusiv-Führung durch das AACHENER Rathaus,
  • 15.06.2019: Besuch der WDR-Studios in KÖLN-BOCKLEMÜND,
  • Ende Juni 2019: Vorbereitungsabend für die Erlebnisreise „BODENSEE“,
  • 07.07. – 14.07.2019: Erlebnisreise „BODENSEE“.

MITTELDEUTSCHLAND

  • 22.05.2019: Logistischer Stammtisch,
  • 17.07.2019: Logistischer Stammtisch.

NORDWEST

  • Besuch des BREMER Airport/Zoll, noch nicht terminiert,
  • Besuch der BREMER METRO, noch nicht terminiert,
  • 04./05.06.2019: 4. Logistik Challenge Offiziere & Manager,
  • 22.06.2019: Tag der offenen Tür-Logistikschule der Bundeswehr in GARLSTEDT

Kameradschaft Aachen/Eschweiler besucht Theaterwerkstätten

Nachdem wir im letzten Jahr aufgrund des großen Andrangs mit zwei Besuchergruppen die interessante und kurzweilige Führung im Theater AACHEN mit „Blick hinter die Kulissen“ genießen durften, kam verständlicherweise der Wunsch auf, nun in der Folge einmal einen Blick in die Werkstätten des Theaters zu werfen.

Daher haben wir eine

Führung durch die Werkstätten des AACHENer Theaters

für den 14. und 19. Februar 2019

geplant.

Nicht dem Stadttheater, einer im Jahre 1825 eröffneten Kultureinrichtung für Schauspiel und Musiktheater der Stadt Aachen mit seinem Sitz in einem von Karl Friedrich Schinkel und Johann Peter Cremer entworfenen klassizistischen Gebäudekomplex am Aachener Kapuzinergraben, sondern dem nicht weit entfernt liegende MÖRGENS, einer weiteren Spielstätte des Stadttheaters, gilt diesmal unser Interesse.

Hier im MÖRGENS, einem ehemaligen Fabrikgelände, sind ausgedehnte Magazine untergebracht. In diesen lagern Kulissen und Requisiten abgespielter Produktionen. So entstand ein Fundus mit einem riesigen Bestand an (zum Teil schon sehr alten) Kostümen oder den dazugehörigen Accessoires. Auf diesen kann dann bei Bedarf immer wieder, ggf. nach leichtem Verändern, zurückgegriffen werden.

Neben den Magazinen befinden sich hier die vielen Werkstätten wie Malersaal, Schreinerei, Schlosserei, Schneiderei, Maskenbildnerei (Kaschierwerkstatt), Elektrowerkstatt sowie die Büros der Verwaltung.

Besonders interessant scheint die Kaschierwerkstatt zu sein. Egal ob falsche Zähne, Hände oder Glatzen – ein Bühnenplastiker muss neben dem Herstellen von Schminkmasken auch zahlreiche andere Fertigkeiten besitzen. Er löst Fragen, wie stellt man künstliche Haut her? Eignet sich der Gips- oder der Alginatabdruck besser zum Abformen von Gesicht und Körper? Aus Styropor lässt er Felsen entstehen, die aussehen wie massiver Marmor öder schwerer Granit, die aber fast nichts wiegen dürfen. Oder ein Helm, der tatsächlich nur aus Stoff geschnitten ist, wirkt auf der Bühne im richtigen Licht so, als sei er aus robustem und starkem Metall. Diese Leichtigkeit hat vor allem für die Darsteller in mehrstündigen Vorstellungen große Vorteile. Liebe zum Detail ist also das Credo der hier arbeitenden „Künstler“ und somit spielen sie mit ihren Produkten eine doch wichtige Rolle am Theater und in der Welt der Illusionen.

Dies alles und weitere Aspekte erleben wir dann unter sachkundiger Führung durch die Magazine und Werkstätten des Stadttheaters AACHEN.

Wie immer finden der Ausklang und die Nachbereitung der Führung in einer originellen AACHENer Lokalität statt. Diesmal haben wir das Bistro „Aposto“ in der alten Post ausgewählt. Dort können wir in ungezwungener Atmosphäre bei einem Cocktail oder sonstigen Angeboten unsere Eindrücke von diesem Besuch vertiefen.

 

Autor und Bild: OTL a.D. Joseph Steibel

Grußwort des Präsidenten „blauer Bund e.V.“

Sehr geehrte Mitglieder des „blauer Bund e.V.“, meine sehr geehrten Damen und Herren,

zunächst wünsche ich Ihnen ein gesundes, erfolgreiches und glückliches Jahr 2019. Gleichzeitig hoffe ich, dass Sie schöne Feiertage verlebt haben und die Zeit zur Entspannung und zum „Auftanken“ nutzen konnten, denn das neue Jahr wird sicher nicht weniger spannend, interessant, abwechslungsreich aber auch anstrengend als das vergangene. Auch in 2019 kommt es auf ein gemeinsames und zielorientiertes Vorgehen an.

Für die Logistik der Bundeswehr bleiben die Themen, die wir bereits im vergangenen Jahr nach vorn getrieben haben, auf der Tagesordnung. Im Schwerpunkt stehen dabei die Bereitstellung einsatzbereiter Kräfte für die und die logistische Versorgung der Very High Readiness Joint Task Force 2019 und unserer Stabilisierungseinsätze.

Die Erfahrungen aus den laufenden Einsätzen aber insbesondere auch aus der Übung TRIDENT JUNCTURE 2018 in NORWEGEN – einer sehr erfolgreichen Übung gerade auch in der organisationsübergreifenden und multinationalen logistischen Zusammenarbeit – werden uns bei der Bewältigung dieser großen Herausforderungen helfen.

Die vor dem Hintergrund der Neugewichtung der Aufgaben im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung notwendigen Anpassungen und Weiterentwicklungen werden in 2019 nicht nur weiter ausgeplant, sondern bereits in ersten Schritten realisiert. Im Rahmen der Einnahme des Fähigkeitsprofils der Bundeswehr werden die ersten Maßnahmen zur Aufstellung eines RSOM-Verbandes in diesem Jahr ergriffen. Mit dem RSOM-Btl schaffen wir einen zusätzlichen Verband, der gerade in der multinationalen logistischen Leistungserbringung in einer Joint Logistic Support Group besondere Bedeutung besitzt. Hier setzt Deutschland als Rahmennation ein Zeichen in der gemeinsamen Arbeit im Cluster Logistics des Framework Nation Concept‘s der NATO.

Unsere Arbeiten in der PESCO Initiative „Network of Logistic Hubs in Europe and Support to Operations“ schreiten mit großen Schritten weiter voran. Bereits in diesem Jahr wird im Logistikzentrum der Bundeswehr in WILHELMSHAVEN ein Joint Coordination Centre als ein Steuerungselement in diesem Netzwerk eingerichtet. Die Arbeiten zur Aufstellung eines Deutschen LogHubs in PFUNGSTADT werden so forciert, dass IOC für diesen LogHub bereits in 2020 und FOC in 2024 erreicht werden kann. Dies umfasst personelle, materielle, infrastrukturelle und organisatorische Maßnahmen.

Um für Aufgaben im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung vorbereitet zu sein, ist es erforderlich, erheblich höhere Mengen an Munition und Material (NVG/EVG) zu bevorraten. Hierzu werden wir sehr schnell zusätzliche Kapazitäten für die Lagerung und Bewirtschaftung dieser Güter sowohl in unseren ortsfesten logistischen Einrichtungen als auch in Kooperationen mit der Wirtschaft schaffen.

Darüber hinaus gilt es, zukunftsorientierte Kooperationen mit der Wirtschaft rahmenvertraglich zu fixieren, nicht etwa um eigene Kapazitäten zu ersetzen, sondern um die Gesamtkapazitäten der Logistik zu erweitern. Als Bespiele mögen die Erweiterung der Zusammenarbeit bei der Unterbringung von Soldaten in Einsätzen und Übungen oder aber auch die logistische Unterstützung eigener Streitkräfte als auch Alliierter bei Aufmarsch, Verlegung und Transit durch Deutschland dienen. Weitere Kooperationen werden im Bereich der Instandsetzung vorangetrieben.

Die Stärkung und Anpassung bestehender Strukturen beinhalten auch den Zulauf neuer Fahrzeuge und neuen Geräts für logistische Verbände, Einheiten und Dienststellen der militärischen Organisationsbereiche. Auch in diesem Bereich werden erste wesentliche Schritte bereits 2019 realisiert.

Gleichzeitig dürfen wir in unseren Anstrengungen zum Halten und Gewinnen aktiver Soldatinnen und Soldaten, ziviler Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und Reservistinnen und Reservisten nicht nachlassen, wollen wir unsere Aufgaben auch in Zukunft meistern.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich habe nur einige wenige der in diesem Jahr relevanten Themen angerissen. Wie Sie erkennen, bleibt auch 2019 für uns Logistiker mehr als interessant. Es gilt erneut, die Zukunft gemeinsam zu gestalten. Ich freue mich auf die Arbeit und Diskussionen mit Ihnen und verbleibe

mit freundlichen Grüßen

Ihr

V. Thomas

Generalmajor und Präsident „blauer Bund e.V.“

Die Konzeption der Bundeswehr und das Fähigkeitsprofil der Bundeswehr

Die Bundeswehr verfügt seit dem 3. September 2018 über ein „neues“ Fähigkeitsprofil der Bundeswehr (FPBw). Auch wenn das FPBw als „neu“ bezeichnet werden kann, ist es viel mehr als das: Es ist „neuartig“ in seiner Funktion und Zielsetzung. Vor einigen Jahren wurde von einem sogenannten Priorisierten Fähigkeitsprofil gesprochen, um alle wesentlichen Aufgaben zu erfüllen und um den Einsatzverpflichtungen nachzukommen. Spätestens jedoch mit der Veröffentlichung des Weißbuches 2016 wurde klar, dass ein neuer Ansatz notwendig ist, da sich die wesentlichen strategisch-politischen Vorgaben geändert haben und neue strategische Prioritäten festgelegt wurden. Im Kern steht hierbei nun die Refokussierung auf die Befähigung zur Landes- und Bündnisverteidigung (LV/BV).

Mit dem FPBw 2018 liegt jetzt erstmalig ein Gesamtkonzept vor, das in drei Zwischenschritten (ZS) für die Jahre 2023, 2027 und 2031 detailliert die Bedarfe festlegt, um die von Deutschland akzeptierten NATO Planungsziele, die Anforderungen der EU, sowie eigene nationale Erfordernisse im Rahmen der gesamtstaatlichen Sicherheitsvorsorge sicherzustellen. Das FPBw beschreibt damit das perspektivisch zu erreichende qualitative und quantitative Soll der Bundeswehr und formuliert als Zielvorgabe die Nationale Ambition, die Bundeswehr bis Ende 2031 materiell, personell, infrastrukturell und organisatorisch zu ertüchtigen ihre Aufgaben – ausgerichtet an der anspruchsvollsten Aufgabe LV/BV – vollumfänglich zu erfüllen.

In seinem Vortrag im Rahmen der Informationsveranstaltung des „Blauen Bundes“ in Garlstedt am 08.11.2018 trug Oberst i.G. Draber (Referatsleiter BMVg Plg I 1) zu den mit dem Weißbuch 2016, der Konzeption der Bundeswehr (KdB) vom 20. Juli 2018 und dem FPBw neu gelegten konzeptionellen Grundlagen der Bundeswehr vor.

Dabei ging Oberst i.G. Draber nach einer Darstellung des aktuellen sicherheitspolitischen Umfeldes zunächst auf die konzeptionellen Ausgangspunkte der KdB sowie der durch die KdB formulierten Vorgaben für das FPBw ein. Daran anschließend folgte eine Einordnung der aktuellen Medienberichterstattung in Zusammenhang mit dem FPBw, bevor Oberst i.G. Draber die Nationale Ambition für das Jahr 2031 inklusive der geplanten schrittweisen Umsetzung in den Systemverbünden Land, Luft, See, Unterstützung und Basis Inland mit einem besonderen Fokus auf logistische Aspekte erläuterte.

Quelle: Oberst i.G. Draber, BMVG – Planung I1, Bild: LogSBw, Fachmedienzentrum

 

Umsetzung des Fähigkeitsprofiles in die Logistik aus der Sicht BMVg

Der Artikel ist die nachträglich erstellte Kurzfassung des Vortrages mit gleichem Titel, gehalten anläßlich der Informationsveranstaltung des „blauer Bund e.V.“ am 08. November 2018 in GARLSTEDT.

Abb. 1: Rahmen für die Fähigkeitsentwicklung der Logistik

Das im Herbst 2018 veröffentlichte Fähigkeitsprofil 2018 macht einige richtungsweisende Vorgaben, bedarf aber insbesondere für die Systemverbünde (SysV) im Inland noch weiterer Ausplanung und Ausgestaltung. Dieses gilt auch und insbesondere für die logistischen Anteile des SysV „Basis Inland“. Der SysV „Basis Inland“ umfasst dabei wesentlich mehr als die „Logistische Basis Inland“ und ist daher in Federführung (FF) von BMVg Plg I 1. Während die oberhalb der Trennlinie auf der Abb 1 liegenden SysV überwiegend aus aktivem Personal bestehen, muss für die SysV im Inland ein Gesamtansatz aus überwiegend stationären Einrichtungen der Bundeswehr, Reservisten, bis in die Bündnisverteidigung nutzbaren Vertragskonstruktionen mit Industrie und gewerblicher Logistik und letztlich auch Leistungs- und Sicherstellungsgesetzen ausgeplant werden. Unabhängig davon, ob Deutschland Lead Nation einer VJTF ist und kleinere oder größere deutsche Truppenteile für die Bündnisverteidigung eingesetzt und verlegt werden, wird Deutschland immer Transitland und Drehscheibe für Personal und Material Alliierter sein. Der SysV Basis Inland muss daher in einer Mischung aus staatlichen, gewerblichen und bundeswehreigenen Fähigkeiten nicht nur die eigenen Verlegungen und Folgeversorgung eigener Kräfte sicherstellen, sondern auch HNS und Military Mobility für Alliierte unterstützen.

Die vom Generalinspekteur im Oktober 2018 gebilligte Fachstrategie Logistik macht richtungsweisende Vorgaben für die Ausgestaltung des Logistischen Systems der Bundeswehr (LogSysBw) für die nächsten 15 Jahre. Es ist aber bereits heute erkennbar, dass die Fachstrategie Logistik im Zwei- oder Dreijahrstakt fortgeschrieben werden muss. Gleiches gilt für das in I/2019 noch zu erstellende Fachkonzept Logistik, in dem die Aufgabenteilung der Akteure im LogSysBw beschrieben wird. Fachstrategie und Fachkonzept werden dann die TK Logistik ersetzen. Es ist absehbar nicht möglich, die von vielen in der Logistik der Bundeswehr ersehnte Stabilität und Planbarkeit des Aufwuchses zu erreichen sowie  ein Ende der seit Jahren laufenden manchmal überraschenden Veränderungen zuzusagen.

Abb. 2: Einflussgrößen

Die Gründe sind vielfältig. Technologische, politische und gesellschaftliche Entwicklungen sowie eine Weiterentwicklung des zu erwartenden Bildes zukünftiger Einsätze (des zukünftigen Gefechtsfeldes) haben in den nächsten Jahren eine hohe Dynamik. Technogisch bietet die Digitalisierung und Automatisierung erhebliche Chancen auch für die gewerbliche und militärische Logistik, wird aber auch erhebliche Veränderungen bewirken. Eindeutig und nicht veränderbar ist dagegen die demographische Entwicklung in Deutschland in den nächsten 15 Jahren und damit der zukünftig immer kleiner werdende Pool für die Gewinnung von Soldaten für die Bundeswehr. Während die Wirtschaft die EU-Arbeitnehmerfreizügigkeit nutzen kann, gibt es derzeit keine vergleichbaren Mechanismen für die Gewinnung von Soldaten für die Bundeswehr. Unabhängig davon, ob man das aus politischen und anderen Gründen gut finden würde oder nicht.

Derzeit und für die nächsten Jahre bestimmen daher aus Sicht FüSK II 4 die in Abb. 3 darstellten Entwicklungslinien die weitere Ausgestaltung und die Weiterentwicklung des LogSysBw. Materielle Einsatzbereitschaft ist ein politisch bedeutsames Thema. Da sind auch die Ressourcenbereiche erheblich gefordert. Großprojekte wie insbesondere Agenda Nutzung und die „Task Force Optimierung der Beschaffungs- und Nutzungsorganisation“ (TF BschO) werden mit ihren Maßnahmen und Vorschlägen in derzeit noch nicht abschließbar bewertbarer Art und unbekanntem Umfang Maßnahmen zur Verbesserung der materiellen Einsatzbereitschaft einbringen.

Abb. 3: Entwicklungslinien

In der Kombination aus bekannten und unbekannten Entwicklungen konzentriert sich FüSK II 4 als das für Grundlagen und Weiterentwicklung zuständige Referat im BMVg derzeit auf in die Abb 4 dargestellten vorrangigen Maßnahmenfelder zur Umsetzung des Fähigkeitsprofiles 2018. Hierbei erfolgt im BMVg eine enge Abstimmung mit den Referaten Planung I 1 (u.a. SysV Basis Inland), Planung II 5 (u.a. Weiterentwicklung SKB, EU LogHubs, strategische Transportmittel) und A IV 1 (u.a. Agenda Nutzung, Performance Based Logistics).

Abb 4: Umsetzung des FPBw

Die Logistik der Bundeswehr bleibt somit auch in den nächsten Jahren eine Großbaustelle. Das Bild, was die Logistik der Bundeswehr leisten muss und benötigt, wird zunehmend klarer. Was der Logistik der Bundeswehr an personellen, materiellen und finanziellen Ressourcen für die Erfüllung ihres Auftrages zugestanden wird, bleibt abzuwarten.

Quelle und Abbildungen: Oberst i.G. Dipl.-Ing Michael Mittelstädt, BMVg – FüSK II 4 (Grundlagen LogSysBw, LogFü, Strategische Mobilität, Multinationale Logistik, Military Mobilty)