Eine (multinationale) Versorgungskompanie auf dem Weg nach Litauen
Über ein Jahr an Vorbereitungen und Übungsabschnitten liegen hinter den Soldaten*innen der 3. Kompanie des Versorgungsbataillons 141 aus Rotenburg (W.). Die Absicht des Kompaniechefs, Major Patrick Scholz, war dabei von Anfang an klar formuliert: die vollumfängliche Vorbereitung sicherstellen, erst in den Teileinheiten, dann auf Kompanieebene, um für den Auftrag „enhanced Forward Presence“ (eFP) und den Leitverband, das Panzerbataillon 414 aus Lohheide (Bergen), in Litauen während der 10. Rotation alle logistischen Fähigkeiten der Kompanie zuverlässig bereitstellen zu können. Selbst während der Covid-19 Pandemie galt es Ausbildungen durchzuführen, sowie das Herstellen der Einsatzbereitschaft von Personal und Material erfolgreich umzusetzen.
Ausgehend von der Durchführung der Brigadeführerweiterbildung im urbanen Raum über die Versorgung einer Kampftruppenbrigade und die Raumordnung rückwärtiger Räume in und um den Brigadeversorgungspunkt im Raum Burgwedel, galt es über Ausbildungen an Waffen und Gerät der Teileinheiten und Weiterbildungen des Führungspersonals, die Voraussetzungen für unseren logistischen Kernauftrag zu schaffen. Auch verschiedene Feldeinsatzübungen auf Zug-Ebene auf nahezu allen Übungsplätzen im norddeutschen Raum und Gefechtsschießen gehörten zum Ausbildungs-Portfolio, ebenso wie die Versorgung des Panzerbataillon 414 während des Übungsdurchgangs im Schießübungszentrum (SchÜbZ), durch Instandsetzungs-, Transport- und Nachschubkräfte der Kompanie. Und auch wenn von den rund 290 Soldaten*innen der Kompanie nur etwa die Hälfte in Litauen eingesetzt sein wird, nahmen alle Angehörigen der Kompanie an den Vorhaben teil. Denn für das sogenannte „Team H“, also die Kräfte die am Heimatstandort in Deutschland verbleiben, gehen sowohl die Aufträge im Grundbetrieb als auch Übungsvorhaben und damit die Versorgung der Verbände der Panzerlehrbrigade 9 weiter.
Höhepunkt der Vorbereitung war zweifelsohne die Zertifizierung des multinationalen Gefechtsverbandes während des Übungsdurchgangs im Gefechtsübungszentrum des Heeres in der Colbitz-Letzlinger-Heide (kurz GÜZ) im Mai dieses Jahres. Für die Versorgung des multinationalen Verbandes für enhanced Forward Presence folgerichtig auch als Versorgungskompanie, sprich als Combat-Service-Support Company (CSSCoy) multinational aufgestellt, bot sich hier auch die erste Möglichkeit des Zusammenwirkens mit unseren logistischen Waffenbrüdern aus den Niederlanden. Nach einem in der Kompanie in Rotenburg durchgeführten Integration-Training für Führungskräfte, zusammen mit 40 niederländischen Soldaten*innen, ging es gemeinsam auf in Richtung GÜZ. Und „gemeinsam“ war das Motto der Stunde, oder besser gesagt der Tage und Wochen. Ob in der Instandsetzung, im Transportwesen oder im Bereich Umschlag, überall wurde, bis in die kleinsten Organisationselemente hinein, unbeeindruckt der hin und wieder vorherrschenden Sprachbarriere, auf vollkommen selbstverständliche und natürliche Art und Weise gemeinsam gearbeitet, gemeinsam geschwitzt und letztlich gemeinsam der Auftrag äußerst zuverlässig erfüllt. „Ein äußerst gelungener Auftakt in Sachen Kohäsion und multinationaler Zusammenarbeit – Ein Auftakt, den wir sehr gerne über unseren Auftrag in Litauen gemeinsam weiter gestalten, leben und vertiefen werden.“, stellen sowohl Major Scholz als Kompaniechef der CSSCoy der 10. Rotation, als auch sein niederländischer Stellvertreter, Captain Fontijn, zufrieden fest. Nicht unerwähnt bleiben soll in diesem Zusammenhang auch die tatkräftige und immer wieder zuverlässige Unterstützung im Bereich der Instandsetzung durch unsere Kameraden der 7. Kompanie des Logistikbataillons 467 aus Volkach.
Seit dem äußerst erfolgreichen Abschluss und dem Bestehen der nationalen Zertifizierung im GÜZ, steht die medizinische Überprüfung der persönlichen Einsatzbereitschaft und die technische Überprüfung der materiellen Einsatzbereitschaft auf der Tagesordnung. Und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Alle für die Mission vorgesehenen Soldaten, wie auch das Material, sind einsatzbereit; „Die Soldaten sind voller Vorfreude, einsatzbereit in Körper und Geist und begierig darauf loszulegen – beste Voraussetzungen für die Erfüllung des bevorstehenden Auftrags“, so Major Scholz.
„Gemeinsam ein Ziel“ – im Wirkverbund mit dem Logistikbataillon 161
Seit 01.10.2020 wird die 3./VersBtl 141 als verbrauchender Truppenteil durch das LogBtl 161, im Rahmen eines Pilotprojektes auf Bataillonsebene, folgeversorgt. Dieses Projekt dient zur Verbesserung des Zusammenwirkens der logistischen Ebenen im Inland, mit dem Ziel, Verfahren und Abläufe zu üben und zu beherrschen, sowie ein gemeinsames logistisches Verständnis zu entwickeln und erleben zu können, um letztlich den Anforderungen eines dynamischen Landes-und Bündnisverteidigungs-Szenarios auch in der Versorgung gerecht zu werden.
Neben der Zusammenarbeit im täglichen Dienst konnten die ersten Erfahrungen im Übungsbetrieb während des SchÜbZ gesammelt werden. Darauf aufbauend wurden Verfahren für die weitere Zusammenarbeit beständig angepasst und Festlegung zur Verbesserung der Arbeitsprozesse getroffen. Dabei standen sowohl Major Scholz, als auch seine Teileinheitsführer im stetigen Austausch mit ihren Ansprechstellen beim LogBtl 161, welche im Rahmen des Projektes durch Kapitänleutnant Sagaßer geführt wurden.
Während des GÜZ 09/21 wurde dann eines endgültig deutlich: auf dem logistischen Gefechtsfeld alleine bestehen, ist für die Versorgungskompanie auf sich gestellt nicht möglich. Deshalb waren für den Zeitraum der Übung die Kräfte aus Delmenhorst mit bis zu 50 Soldaten*innen mit vor Ort, von der Führungszelle, über die Disposition bis hin zum Transportbereich mitsamt Straßentankwagen.
Nur so und nur gemeinsam, mit dem gleichen Ziel vor Augen und dem gleichen Verständnis im Herzen, konnte die logistische Unterstützung der nationalen Zertifizierung sichergestellt werden. Hand in Hand konnte jede aufkommende Herausforderung gemeistert und damit ein hervorragender Grundstein für eine hoffentliche Fortsetzung der Zusammenarbeit gelegt werden.
Einblick in den Truppenalttag – Ausbildung für den Führungskräftenachwuchs
Neben, oder gerade im Einklang mit der zeitintensiven und strikt durchgetakteten Vorbereitung für die anstehenden Aufträge, insbesondere die einsatzgleiche Verpflichtung eFP, ergab sich die Möglichkeit, die Ausbildung des logistischen Führungskräftenachwuchses zu unterstützen und den angehenden Offizieren und Offizieranwärtern Einblicke in ihre zukünftigen Tätigkeitsfelder und in die Truppengattung zu gewähren. Insbesondere die Versorgungskompanie des Heeres, die sich in der Einsatzvorbereitung befindet war und ist neben dem Schulalltag eine gute Möglichkeit die an der Logistikschule der Bundeswehr vermittelten Lehraussagen mit der gelebten Praxis im Truppenalltag und im Übungsbetrieb zu verknüpfen. So wurden sowohl Teilnehmer der neu etablierten „Fahnenjunkerlehrgänge“, als auch der Offizierlehrgänge mit den künftigen Zugführer*innen, entweder am Standort Rotenburg (W.), oder sogar während der Übung im GÜZ, durch das Führungspersonal der Kompanie in Punkto „Logistik in der Praxis“ fortgebildet, um durch eigenes Erleben noch besser auf ihre künftigen Verwendungen vorbereitet zu sein. Eine mittlerweile gewachsene, etablierte und gewinnbringende Zusammenarbeit, die es sich lohnt fortzusetzen.
Text und Bilder: Hptm Kruth, 3./VersBtl 141