Der von der FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH (FFG) von Grund auf neu entwickelte WiSENT 2 ist die derzeit modernste und erste multifunktionale Fahrzeugplattform in der Klasse der schweren gepanzerten Unterstützungsfahrzeuge.
Bereits fünf Nationen, darunter mit Kanada, Norwegen und Ungarn drei NATO-Staaten, haben den WiSENT 2 als ihre neue Kernplattform für die Zukunft ausgewählt und führen ihn seit 2015 in ihre Streitkräfte ein. Das Fahrzeug bietet unerreichte Vielseitigkeit und überragende Leistungsdaten und ist damit FFGs Spitzenkandidat für die Nachfolge des in die Jahre gekommenen Pionierpanzer Dachs der Bundeswehr.
Eine Plattform – mehrrollenfähig und modular
Basierend auf dem bewährten Chassis des KPz Leopard 2, bietet die modulare Auslegung des WiSENT 2 und die Verwendung von moderner CAN-Bus Technologie dem Nutzer bisher unerreichte operationelle Flexibilität bei hoher logistischer Gleichheit mit dem Leopard 2. Unterschiedliche Fähigkeiten können so auf einem gemeinsamen Grundfahrzeug vereint werden, welches in kürzester Zeit mittels spezifischer Mission-Kits für die jeweils gewünschte Einsatzrolle als Pionier-, Berge-, Minenräum- und Brückenpanzer ausgerüstet werden kann.
Ein zentrales Hydraulikmodul, kombiniert mit intuitiver Fahrzeugbedienung über interaktive Touchscreen Displays, bildet dabei das Herzstück der WiSENT 2-Fahrzeugarchitektur. Alle hydraulischen Hauptkomponenten sind zentral in einem Hydraulikmodul als eine leicht austauschbare Einheit (LAE) im Hydraulikraum zusammengefasst, mühelos zugänglich und einfach zu warten. Sofern ein Wechsel der Einsatzrolle mittels der o. a. Mission-Kits durchgeführt wird, erkennt das Fahrzeug die bestehende Konfiguration automatisch, ohne dass eine Neuprogrammierung von Systemparametern notwendig ist („Plug & Play“).
Standardmäßig verfügt die WiSENT 2-Plattform über eine leistungsfähige Hauptwinde mit 40 t konstanter Zugkraft im Einzelzug. Neben der bordeigenen Trenn- und Schweißausrüstung und einer Vielzahl an mitgeführten Werkzeugen kann der WiSENT 2 entweder mit einer konventionellen Auxiliary Power Unit (APU) oder mit einem batteriebasierten Auxilliary Power Boost (APB) System ausgerüstet werden. Dies erlaubt im Einsatz längerfristige, nahezu geräuschlose Bereitschaftszeiträume (Silent Watch), ohne dass dafür das Haupttriebwerk laufen muss.
Ein hoch geschützter gemeinsamer Kampfraum sichert der dreiköpfigen Besatzung jederzeit die uneingeschränkte direkte Kommunikation untereinander, die Möglichkeit gegenseitiger Unterstützung und Hilfeleistung in Notsituationen unter Schutz sowie die fortgesetzte Einsatzfähigkeit des Fahrzeugs auch bei Ausfall eines Besatzungsmitglieds.
WiSENT 2 als Pionierpanzer
In der Pionierpanzervariante ermöglichen ein mehrteiliger Hochleistungsbaggerarm mit einer Reichweite von 9,4 m eine Förderleistung von mehr als 260 m3/h und ein Standard Baggerlöffel mit 1,3 m3 Fassungsvermögen eine Grabtiefe von über 4 m. Der gepanzerte Baggerarm verfügt über eine hydraulische Schnellkupplung für die Aufnahme von alternativen Löffeln oder Werkzeugen wie Greifern, Hämmern, oder Scheren etc. Der Werkzeugwechsel kann halbautomatisch unter Schutz durchgeführt werden, was insbesondere beim Einsatz in feindlicher urbaner Umgebung von Vorteil ist.
Je nach kundenspezifischen Anforderungen an das Pioniersystem stehen für den WiSENT 2 verschiedene Räumschildtypen zur Auswahl, vom einfachen Räumschild bis zum verstellbaren Pionierschild mit variablem Schnitt-, Neigungs- und Schiebewinkel.
Für taktisches Minenräumen kann der WiSENT 2 statt des Räumschildes mit einem Mine Breaching System (MBS) ausgerüstet werden, das aus einem Minenpflug mit Magnetsignaturduplikatoren und einem automatischen Gassenmarkierungssystem zur Kenntlichmachung der geräumten Spur für nachfolgende Einheiten besteht. Ergänzend kann der WiSENT 2 auch Minengassensprengsysteme wie z.B. das Plofadder Mine Clearing Line Charge (MCLIC) System verbringen.
Mit einem weiteren Kit erhält der WiSENT 2 die zusätzliche Fähigkeit, mittels der hydraulischen Schnellkupplung des Baggerarms taktische Kurzbrücken mitführen und verlegen zu können.
Höchstes Schutzniveau
Bereits das Grundfahrzeug bietet sehr hohen Schutz gegen Minen und ballistische Bedrohungen. Dieses hohe Schutzniveau kann durch den Anbau verschiedener optionaler Zusatzschutzsysteme gegen Bedrohungen wie Rocket Propelled Grenades (RPG) oder Improvised Explosive Devices (IED) weiter gesteigert werden.
Weitere Schutzoptionen umfassen ABC Schutzsysteme, Klimaanlage und/oder individuelle Kühlsysteme für die Besatzungsmitglieder (Chiller), vollautomatische Brandunterdrückungs- und Feuerlöschanlagen, sowie verschiedene 360°- Sensorlösungen für Tag und Nacht.
Optionale Wurfanlagen für den Einsatz von Nebelmitteln oder Sprenggranaten zum Selbstschutz sowie verschiedene ferngesteuerte Waffenstationen vervollständigen das Schutzkonzept des WiSENT 2.
Logistische Gleichheit und Aufwuchspotenzial
Das ausgereifte Chassis des Leopard 2 garantiert höchste Mobilität und Fahrleistungen inklusive der Tiefwat- und Tauchfähigkeiten ebenso wie ein hohes Maß an logistischer Gleichheit mit der Kampfpanzerflotte.
Die gemeinsame Fahrzeugplattform aller WiSENT 2-Konfigurationen reduziert ferner den Bedarf an spezifischen Teilen und Sonderwerkzeugen ebenso wie den Bedarf an spezieller Ausbildung.
Der WiSENT 2 ist bereits standardmäßig mit dem MLC 80 Fahrwerk und Antriebsstrang des KPz Leopard 2 A7V mit verstärkten Drehstäben und hydraulischen Anschlagsdämpfern sowie neuer Gleiskette und neuen Seitenvorgelegen mit stärkerem Drehmoment ausgestattet und bietet damit Aufwuchspotential für die Zukunft.
Die auf CAN-Bus-Architektur basierende Plattform erlaubt darüber hinaus die schnelle Integration von verschiedenen kundenspezifischen C4ISTAR Systemen und ermöglicht so die schnelle Anpassung des WiSENT 2 auch an zukünftige Einsatzszenarien im Wirkverbund.
Aktuell bewährt sich der WiSENT 2 u. a. im Einsatz bei der NATO Enhanced Forward Presence (eFP).
Quelle:
Text und Bilder: FFG Flensburger Fahrzeugbau Gesellschaft mbH